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Die Wette des Mister Fogg

Musical


Musik von Alo Koll
Text von Helmut Bez und Jürgen Degenhardt 
Liedertexte von Jürgen Degenhardt

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 30. September 1971 
Musikalische Komödie, Leipzig, DDR

  • Musikalische Leitung: Ralph Rank
  • Regie: Erwin Leister
  • Bühnenbild: Gunter Kaiser
  • Kostüme: Elisabeth Selle
  • Choreographie: Wolfgang Baumann
  • Chöre: Martin Brückner

 

Besetzung:  

  • Phileas Fogg: Achim Wichert
  • Passepartout, sein Diener: Dieter Scholz
  • Fix, Detektiv: Gert Fahl
  • Stamp Proctor, Amerikaner: Arthur Krings
  • Aouda: Christa Nowak
  • Jeanette: Ilha Kürten
  • Tsching-Mi: Christel Guck
  • Hanchi-Franchi: Helga Vothel
  • Flugkapitän / Batulcar, Zirkusdirektor / Gefängniswärter: Lothar Froese
  • Glen Ralph / Arabischer Scheich / Inder / Chinesischer Wirt / Reklamemann / Kapitän Speedy: Wolfgang Günther
  • Andrew Stuart / Consul / Beamter / Mister Trip, Reiseführer / Waffenhändler: Werner Schraps
  • Eine Reporterin: Brigitte Kreuzer
  • Reisende / orientalische Händler / Chinesen / Hawaiianer / Cowboys / Matrosen / Damen und Herren der englischen Gesellschaft: Chor der Musikalischen Komödie Leipzig
  • Stewardessen / Pariser Mädchen / Sklavinnen / Bajaderen / Inder / Hula-Mädchen / Indianer: Ballett der Musikalischen Komödie Leipzig
  • Ballett-Soli: Urta Credo, Sabine Weinreich, Jürgen Gasser

 

 

 

Premierenchronik

DDR UA 30. September 1971 Musikalische Komödie, Leipzig

 

 

Inhaltsangabe

 

Die Handlung beginnt in der Gegenwart, auf einem Flughafen in Moskau. Ein sowjetisches Überschall-Passagierflugzeug mit vielen Prominenten an Bord startet zu einem Non-Stop-Flug um die Erde. Mit dabei sind Phileas Fogg und Passperatout, die Enkel jener Männer (gleichen Namens) aus Jule Vernes Erzählung "In 80 Tagen um die Welt". Wie sein Großvater wettet der junge Fogg mit dem Flugkapitän, dass er die Vorgabe, nicht länger als 40 Stunden für die Erdumkreisung zu benötigen, nicht einhalten kann. 

Während des Flugs erleben nun die Zuschauer gleichsam die Ur-Geschichte aus dem 19. Jahrhundert, die sich vor dem inneren Auge der Enkel vollzieht.

Darin will Phileas Fogg - vor Erfindung des Flugzeugs - beweisen, dass er in 80 Tagen per Zug und Schiff um die Erde reisen kann. Die Route führt ihn von London über Paris nach Ägypten. Von dort durch den Suez-Kanal nach Indien, gefolgt von Hongkong und Japan. Über Hawaii erreicht die Gruppe, zu der sich inzwischen auch drei Frauen und zwei weitere Männer gesellt haben, in die USA, nach New York, und schließlich zurück nach London, dem Zentrum des britischen Empires. Fogg gewinnt die Wette und hat zudem in der Inderin Aounda, die er vor ihrer Verbrennung als Witwe schützte, seine große Liebe gefunden. 

Wie Fogg damals gewinnt der russische Flugkapitän zum Schluss die Wette. Was früher Großbritannien war, ist heute die Sowjetunion, soll dies heißen: weltgeschichtlich an der Spitze.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken

 
"Die Autoren haben sich offenbar gescheut, eine genauere Genrebezeichnung zu geben. Nur ganz verschämt an versteckter Stelle im Programmheft taucht der Begriff Musical auf. Hat das seine Ursache darin, daß die Autoren in ihrer Version gar zu sehr nur die Momente herausgearbeitet haben, die wirkungsvolle szenenische und musikalische ausdeutbare Situationen bieten?

[...] Die bescheidenen Versuche, verschiedene Stationen der Reise auch gesellschaftskritisch auszudeuten, muß man mit einem zugedrückten Auge betrachten. Ein tieferes Ausloten hätte in diesem lockeren Rahmen ein Zuviel an Ballast bedeutet; leider muß man aber gleichzeitig auch einige von Jule Verne selbst herrührende gesellschaftliche Fehleinschätzungen, wie die Verteufelung der Indianer, in Kauf nehmen. Es ist aber anzunehmen, daß unser heutiges Publikum kraft seiner gesellschaftshistorischen Kenntnisse sich solche Dinge zurechtrücken kann.

[...] Es war zumindest die Absicht erkennbar, das historische Geschehen in eine Rahmenhandlung aus unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit einzubauen. Als Ort sollte man wohl den Flughafen Moskau annehmen (darauf deutete die mehrmalige Verwendung russischer Brocken hin), ansonsten ließ das neckische Stewardessenballett eher westliche Gefilde annehmen."

Eckart Kröplin: Die Wette des Mister Fogg. In: Theater der Zeit, Heft 1/1972, Seite 49-50.

 

"Bleibt zu fragen, ob man heutzutage das Publikum damit lockt, daß man ihm längst Bekanntes in nicht einmal origineller Machart neu vorsetzt. Den Lücken im Leipziger Parkett nach ist es offenkundig im modischen Kommunikationsangebot nicht der letzte Schrei, mehrfach gewendete Stoffe restlos abzutragen.

Alo Koll blättert in seiner üppig instrumentierten Partitur dem Sujet gemäß Cooks Reiseführer als großformatigen musikalischen Weltatlas vor uns auf, in dem sich die Klubgavotte (Ascot, ich hör dich wiehern!) in britischer Würde spreizt, der Cancan mit den Froufrous raschelt, orientalische Basare vor sich hin schwülen, Liebeslust im Tangoschritt promeniert, Opiumträume visionär verhascht werden, der Wilde Westen jippiet und jeet, die Matrosenmannschaft im Walzertakt schunkelt - Operettenohr, was willst du mehr? Freilich, wenn der urenglische Fogg die Inderwitwe Aouda ansingt wie weiland bei Lehár Goethe seine Friederike, dann beginnt auch im Operettenohr Schmalz zu tröpfeln."

Georg Antosch: Einmal musikalisch um den Globus. 'Die Wette des Mister Fogg' in der Leipziger Musikalischen Komödie. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Nr 260, 4. Novemberr 1971, Seite 4.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Jules Verne: In 80 Tagen um die Welt. Roman. Aus dem Französischen von Gisela Geisler, Ditzingen: Reclam 2021.
  • 150 Jahre Operette in Leipzig. Herausgegeben von den Freunden und Förderern der Musikalischen Komödie Leipzig e.V., Gesamtkonzept und Realisierung: Leonhard Czernetzki, Text: Doris Fischer. Edition Leipzig 2009.

 

 

Kommentar

 

Der Uraufführung voran ging eine Produktion des Stücks als "Palastical" im Friedrichstadt-Palast. Sie trug den Titel "Die Reise um die Erde in 40 Stunden" und feierte am 16. Mai 1970 Premiere.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die Wette des Mister Fogg". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 17. November 2023.