Tick, tick ... BOOM! [Zürich]
Musical
Idee, Musik und Songtexte von Jonathan Larson
Buch von David Auburn
Deutsche Übersetzung von Timothy Roller
Inszenierung
Schweizer Erstaufführung: 28. September 2023
Theater am Hechtplatz, Zürich, Schweiz
- Musikalische Leitung: Angelo Canonico / Elia Aregger
- Regie: Livio Beyeler
- Choreografie: Isabelle Flachsmann
- Bühne: Gabor Nemeth / Julie Stehen Nieslen / Simon Schmidtmeister
- Kostüme: Julie Stehen Nielsen
- Licht: Simon Schmidtmeister
- Video: Markus Ludstock
Besetzung:
- Jon: Jendrik Sigwart
- Susan: Jessica Trochau
- Michael: Vikrant Subramanian
Premierenchronik
USA | UA | 6. September 1990 | Second Stage Theatre, New York |
USA | UA-NF | 23. Mai 2001 | Jane Street Theatre, New York |
GB | EA | 31. Mai 2005 | Menier Chocolate Factory, London |
D | EA* | 11. März 2010 | Gymnasium der Stadt, Kerpen |
D | Dspr. EA | 1. April 2011 | Katielli-Theater, Datteln |
CH | EA* | 28. März 2012 | Gymnasium Oberwill, Oberwill |
A | EA | 30. September 2013 | Theater Drachengasse, Wien |
CH | EA | 28. September 2023 | Theater am Hechtplatz, Zürich |
Anmerkung: Die deutsche und schweizer Erstaufführungen (2010 und 2012) waren Schultheater-Aufführungen.
Inhaltsangabe
"New York 1990: Jon steht kurz vor seinem 30. Geburtstag. Er arbeitet als Kellner, doch seine Leidenschaft gilt dem Musical. Seit Jahren schreibt er an einem Stück, von dem er sich den grossen Durchbruch erhofft. Nun gerät er immer stärker unter Druck. Seine Freunde haben alle schon etwas erreicht, nur er träumt immer noch von einer Künstlerkarriere und spürt, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleibt seinen Traum zu verwirklichen: Soll er weiter um jeden Preis seinen künstlerischen Träumen nachjagen – oder wäre es Zeit, sich der Realität zu stellen und erwachsen zu werden? Während die Uhr tickt, befindet sich Jon am Wendepunkt seines Lebens und steht vor der Frage, die wir alle kennen: Was machen wir mit der Zeit, die wir haben?"
(Inhaltsangabe Theater am Hechtplatz, 2023 [https://theaterhechtplatz.ch/produktionen/tick-tick-boom/], aufgerufen 6. Dezember 2023.)
Kritiken
"Jendrik Sigwart (Jon) - er vertrat Deutschland mit einem selbst geschriebenen Lied beim Eurovision Song Contest 2021 in Rotterdam -, Jessica Trocha (Susan) und Vikrant Subramanian (Michael) spielen, als würde es um ihr eigenes Leben gehen, was der Handlung ungemein Nachdruck verleiht. [...] Trocha und Subramanian zeichnen neben ihren Hauptrollen auch schillernde Karikaturen diverser anderer Charaktere aus Jons Leben.
[...] Das Bühnenbild von Julie Stehen Nielsen und Gabor Nemeth sowie Simon Schmidmeister holt mit fahr-, falt- und klappbaren Bühnenelementen alles aus dem vorhandenen Platz heraus. Die vierköpfige Band unter der Leitung von Angelo Canonico und Elia Aregger findet derweil hinter einer Videowand Platz, auf der die verschiedenen Spielorte gezeigt werden. Einziger Kritikpunkt bei dieser Show ist lediglich die mit 17 Vorstellungen viel zu kurz angesetzte Spielserie. In unserer kurzlebigen Zeiit brauchen wir viel mehr Shows mit so viel Tiefgang, die dem Zuschauer lange im Gedächtnis bleiben."
Janine Hunziker: Tick, tick ... BOOM! Kleines Musical mit großer Wirkung. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 222, Dezember 2023/Januar 2024, Seite 51.
"So echt und 'alltäglich' die Handlung von tick…tick…BOOM! ist, so alltäglich sind auch die Songtexte von Jonathan Larson, der sich damals der Herausforderung gestellt hatte, Songs über einfach alles zu schreiben, z.B. über Zucker. Aber genau hier zeigt sich sein Genie. Die Zürcher Inszenierung unter der künstlerischen Leitung von Livio Beyeler, seines Zeichens Theater Regisseur und Konzeptkünstler, schafft es dennoch, die Alltagssituationen mit 'Magie' zu füllen. Sei dies durch Projektionen auf der LED-Wand im Hintergrund, multifunktionale Bühnenelemente, die auf überraschende Weise eingesetzt werden oder den Einbezug der Theater-Räumlichkeit, wie z.B. die Türen, die den Zuschauerraum vom Foyer trennen. Hier spürt man Livio Beyelers Verwurzelung im Bereich 'partizipative Performance', da sich der Zuschauer beinahe als Teil des Geschehens fühlt und sich nicht alles nur auf der Bühne abspielt. Und der Video-Gastauftritt von WAM, als Stephen Sondheim, ist ein echtes Highlight. Die Inszenierung ist überraschend und lebendig und voller Schönheit, wenn teilweise auch tragischer Natur.
[...] Fazit: Wer tick…tick…BOOM! im Theater am Hechtplatz noch nicht gesehen hat, sollte dies unbedingt noch tun. Musical-Inszenierungen auf diesem Niveau mit solchem Tiefgang erlebt man tatsächlich nur selten. Natürlich darf Musical auch mal nur der puren Unterhaltung dienen, aber hier präsentiert sich ein kleines Meisterwerk, bei dem auch ein eiskalter Kritiker von Kunst in Reinform sprechen muss. Neben der grandiosen Musik von Jonathan Larson, gespielt von einer atemberaubenden Liveband, der bewegenden, realitätsnahen, semi-autobiografischen Storyline und den hochkarätigen Darstellern überzeugt hier vor allem auch die Inszenierung, bei der Licht, Bühnenbild, LED-Projektionen und Raum zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen und einen unvergesslichen Musical-Abend garantieren."
Charlene und Désirée Lynch: Tick, tick...BOOM! das Musical im Theater am Hechtplatz. In: Les Lynch [https://leslynch.ch/2023/10/10/tick-tick-boom-das-musical-im-theater-am-hechtplatz/], aufgerufen 6. Dezember 2023.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Tick, tick ... BOOM!". Original Off-Broadway Cast, 2001. RCA 09026-63862-2. (1xCD).
- "Tick, tick ... BOOM!". Original Film Soundtrack, 2021. Maisie Music 995212. (1xCD).
DVD / Video
- "Tick, tick ... BOOM!". Netflix, 2021. Streaming Video.
Literatur
- J. Collins:
Kommentar
Die Erstaufführung im Londoner Westend fand am 13. Mai 2009 im Duchess Theatre statt.
Die Uraufführung 1990 im Second Stage Theatre war ein Solo-Abend (workshop) Jonthan Larsons noch unter dem Titel "Boho Days". Erst David Auburns Fassung 2001 wurde zu dem jetzigen Drei-Personen-Stück.
Das Musical wurde 2021 für Netflix verfilmt und Andrew Garfield als Hauptdarsteller mit einem Golden Globe ausgezeichnet.
Empfohlene Zitierweise
"Tick, tick ... BOOM! [Zürich]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 6. Dezember 2023.