Strike Up the Band
Musical
Musik von George Gershwin
Songtexte von Ira Gershwin
Buch von George S. Kaufman
Wiederherstellung der Fassung von 1927 durch Tommy Krasker
Deutsche Übersetzung von Roman Hinze
Inszenierung
Deutsche Erstaufführung: 8. Dezember 2007
Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Kai Tietje
- Nachdirigat: Salvadore Caro
- Regie: Matthias Davids
- Bühne: Knut Hetzer
- Kostüme: Judith Peter
- Choreografie: Melissa King
- Chöre: Christian Jeub
- Sounddesign: Norbert Labudda
Besetzung:
- Horace J. Fletcher: Joachim Gabriel Maaß
- Joan Fletcher: Leah Gordon / Anke Sieloff
- Jim Townsend: Gaines Hall
- Mrs. Draper: Eva Tamulénas
- Anne Draper: Filipina Henoch
- Timothy Harper: Patrick Schenk
- Colonel Holmes: Wolfgang Beigel
- Edgar C. Sloane: Frank Engelhardt
- George Spelvin: Daniel Drewes
- Vier Soldaten: Sergey Fomenko, Georg Hansen, Wolf-Rüdiger Klimm, Charles E. J. Moulton
- Fabrikarbeiter / Schweizer / Soldaten / Touristen im Krieg etc.: Stephanie Blasius, Ai Boshiyama, Birgit Brusselman, Marika Carena, You-Kyoung Choi, Sabina Detmer, Heike Einhorn, Gabriele Ernesti, Priscilla Fiuza, Sergey Fomenko, Bernd Frings, Wiltrud Gödde, Kostyantyn Grynyuk, Franziska Hackel, Georg Hansen, Judith Hilger, Min-Hung Hsieh, Halina Kempa, Bogdan Khvoynitskiy, Wolf-Rüdiger Klimm, Takashi Kondo, Alina Köppen, Jerzy Kwika, Xiang Li, Yun Liao, Simeon Long, Yasuko Mogi, Charles E. J. Moulton, George Paderta, Patricia Pallmer, Sung-Kwang Park, Felix Hernando Riano, Jeong-Hun Seo, Jakub Spocínski, Nadine Trefzer, Beyong-Il Yun, Artavazd Zakaryan
Premierenchronik
USA | UA | 14. Januar 1930 | Times Square Theatre, New York |
CH | Dspr. EA | 14. Mai 1999 | Theater (Komödie), Basel |
D | EA | 8. Dezember 2007 | Musiktheater im Revier, Gelsenkirchen |
A | EA | 25. März 2024 | Landestheater, Linz |
Inhaltsangabe
"Die Geschichte des Stücks klingt nur beim ersten Hinhören verrückt, birgt aber wunderbare Momente, die sich wie eine Folie auf die gegenwärtige amerikanische Außenpolitik legen lassen. Der US-Käseproduzent Fletcher (Joachim G. Maaß) sieht seinen Profit schwinden, weil die Schweiz sich weigert, den 50-prozentigen Zoll auf Käseprodukte hinzunehmen. Fletcher findet mit seinem Drängen auf militärische Mittel Gehör in Washington – und schon befinden sich US-Soldaten wieder mal auf einem ihrer Auslandseinsätze. Nur dass sie diesmal auf keinen Gegner treffen, weil der sich in den Bergen verschanzt hat und erst einmal die Gewinne durch florierenden Kriegstourismus einheimsen will."
(aus: Arnold Hohmann: Deutsche Erstaufführung. Krieg um Käse, Ruhm und Ehre. In: Westfälische Rundschau, 10. Dezember 2007)
Kritiken
"Gershwin freilich hat den Schweizer Käse mit Blue Notes, jazzigen Rhythmen und karikierender Militärmusik gespickt, die der Musical-versierte Kai Tietje mit der Neuen Philharmonie Westfalen Freude sprühend über die Rampe bringt. Dank der einfallsreichen Inszenierung von Matthias Davids wird der hochgefahrene Orchestergraben zwischenzeitig auch mal zum Überseedampfer der siegreichen Heimkehrer. Überhaupt bekommt das Auge auf der ständig in Bewegung befindlichen Bühne von Knut Hetzer viel zu sehen: sei es Fletchers futuristischen Firmensitz aus Glas und Spiegeln, sei es die heile Bergwelt mit Matterhörnern und Kletterwänden.
Und in den farbprächtigen Kostümen von Judith Peter treiben die – mit Mikroports rundum erfreulich singenden – Akteure die Handlung mit ihren abstrusen, hakenschlagenden Wendungen, Gags und Kalauern so spritzig voran, dass man Tränen lachen kann. Vor allem über Daniel Drewes als total überdrehten Monteur, General und Geheimdienstler in einer Person oder Joachim Gabriel Maaß als größenwahnsinnigen Fletcher. Trefflich besetzt auch die weiteren Rollen wie etwa Anke Sieloff und Gaines Hall.
Man sollte sich diese Musical-Produktion, mit der das Gelsenkirchener Musiktheater wieder einmal Maßstäbe im Revier gesetzt hat, nicht entgehen lassen."
Klaus Albrecht: Käse-Krieg mit Blue-Notes. Über die gelungene deutsche Erstaufführung des Gershwin-Stücks „Strike Up the Band“ in Gelsenkirchen. In: Neue Ruhr Zeitung, 10. Dezember 2007.
"Das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier rekonstruierte nun als erstes deutsches Theater die Originalversion und bestätigte wieder einmal seinen Ruf als deutscher ´Musical-Tempel´ unter den subventionierten Bühnen. Regisseur Matthias Davids versteht es dabei wunderbar, die beiden romantischen Liebesgeschichten in den satirischen Kontext einzufügen. Da buhlt der investigative Journalist Jim (etwas unterbeschäftigt: Gaines Hall) nicht ganz ohne Hintersinn um Fletchers Tochter Joan (ein wenig zu alt für die Rolle aber mit großartiger Stimme: Anke Sieloff). Und Anne (Filipina Henoch) aus einst besserem Haus legt den Vorarbeiter Harper (Philippe Ducloux) im wahrsten Sinne des Wortes flach. Zwei der schönsten Gershwin-Songs ´The Man I love´ und ´Ive got a crush on you´ singen und tanzen sie im Broadway-reifen Bühnenbild von Knut Hetzer. Philippe Ducloux brilliert in den von Melissa King rasant choreografierten Steppnummern zwischen Milchkannen und an Bergsteilwänden. Mit Filipina Henoch, die ein wenig an die junge Natalie Wood in ´West Side Story´ erinnert, erscheint zudem ein neuer Stern am deutschen Musical-Himmel. Alle aber werden überstrahlt von Daniel Drewes, der mit Nonsens-Wortspielen und Slapstick glänzt. Seine an den Anarcho-Komiker Graucho Marx angelehnte Figur gibt dem Abend jenen Tick, der ihn unvergesslich macht."
Rolf-R. Hamacher: An die Gewehre für Käse und Ehre. In: Kölnische Rundschau, 4. Januar 2008.
"Was hätte das für eine herrliche, bitterböse Satire werden können! Aber was im Jahr 1927 gewagt und brisant war, ringt dem Zuschauer 80 Jahre später nurmehr ein müdes Gähnen ab. Hier liegt das Hauptproblem der Aufführung: Regisseur Matthias Davids, der bereits Hits wie Gershwins 'Crazy for you' oder das Schalke-Musical 'Nullvier' in Gelsenkirchen betreute, versucht zwar, hier und da das alte Material von Buchautor George S. Kaufmann und Liedtexter Ira Gershwin (übrigens: warum diese seltsame Mischung aus deutschen und englischen Texten, manchmal mitten im Lied?) auf den Stand von 2007 zu bringen. Weil diese Eingriffe allerdings nur oberflächliche Kosmetik bleiben, ändern sie nichts daran, dass hier ein ziemlich schwaches Musical vorliegt."
Mario Stork: Strike Up the Band, Deutschsprachige Erstaufführung des ziemlich schwachen Gershwin-Musicals. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 129, Februar/März 2008, Seite 18-19.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Strike Up the Band". Studio Cast (1927 version). Elektra 7559-79273-2. (2xCD)
- "Strike Up the Band". Studio Cast (1930 version). PS Classics PS-1100. (1xCD)
Literatur
- Wolfram Schwinger: Gershwin, Eine Biographie. Mainz / München: Schott / Piper 1983.
- Hanspeter Krellmann: George Gershwin. Rowohlt Monographien, Nr. 418. Reinbek: Rowohlt 1988.
- David Ewen: George Gershwin, Vom Erfolg zur Größe. Aus dem Amerikanischen von Wolf Harranth, Andrä-Wördern: Hannibal 1998.
Kommentar
Die Songs werden größtenteils in deutscher Sprache vorgetragen, zum Teil aber auch in englischer Sprache. Die Dialoge sind durchgehend in deutscher Sprache gehalten.
Die Premiere des ersten Tryouts erfolgte am 5. September 1927 im Shubert Theatre, Philadelphia. In einer überarbeiteten Fassung feierte das Stück seine Uraufführung am 14. Januar 1930 in New York, die Tryout-Fassung verschwand.
Empfohlene Zitierweise
"Strike Up the Band" [Gelsenkirchen]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 23. September 2024.