Mein schöner Benjamino
Operette
Musik von Guido Masanetz
Text von Jo Schulz
Inszenierung
Uraufführung: 11. Mai 1963
Metropol-Theater Berlin, DDR
- Musikalische Leitung: Guido Masanetz
- Regie: Hans Pitra
- Ausstattung: Werner Schulz
- Kostüme: Maria Uhlig
- Choreographie: Nina Feist
- Chöre: Erich Großmann
Besetzung:
- Brigitta: Marioara Vaidas / Maria Alexander
- Marlis: Susanne Leiterer
- Dorothy, Dompteuse: Marta Rafael
- Mutti Röschen: Cordy Milowitsch / Jola Siegl
- Barsonny, Dompteur: Alfons Schienemann
- Naptun: Werner Wittmann
- Patsch: Rudi Schiemann
- Sänftig: Wolfgang Borkenhagen / Hans-Jörg Bränder
- Schnauze: Paul Arenkens
- Baby: Rudolf Hentschel
- Milchbart: Günter Weichert
- Strandwächter: Hans Rose
- Ballettsolisten: Helga Wasmer-Witt / Evelyne Lützow / Isabelle von Weech / Helga Dürr / Kurt Kaminski / Dieter Pose / Ronald Mooshammer
Dopplebesetzung in alphabetischer Reihenfolge
Premierenchronik
DDR | UA | 11. Mai 1963 | Metropol-Theater, Berlin |
Inhaltsangabe
Titelgebender Benjamino ist das Turnierpferd der Dressurreiterin und Pferdezüchterin Brigitta. Sie und ihre Zwillingsschwester Marlis wurden als kleine Kinder getrennt. Während Brigitta, ein "selbstständig denkendes und handelndes, modernes junges Mädchen" auf ihrem Gestüt in der DDR lebt, wurde Marlis in Westdeutschland von der Familie ihres Onkels, einem Kleinunternehmer, zu einem Mädchen erzogen, welches später Ehefrau einer guten Partie werden soll. Brigitta hat sich, für sie selbst überraschend, in den früheren Hütejungen des Gestüts verliebt. Dieser Barsonny ist inzwischen Chefdompteur beim Zirkus. Auch Marlis ist in der Absicht reich verheiratet zu werden und mit einem Amerikaner verlobt. Per Zufall treffen die Schwestern an der Ostsee in der DDR zusammen und finden jede für sich zu ihrem zukünftigen Mann.
(Klaus Baberg, 2020)
Kritiken
"Intendant Hans Pitra als Regisseur, Nina Feist als Choreographin und Werner Schulz als Gesamtausstatter ließen wahrhaftig alle Puppen, darunter viele höchst sehenswerte, tanzen.
[...] Guido Masanetz, der selbst mit beachtlichem Feuer als sein eigener Interpret am Pult saß, versteht modern zu schreiben. Seine Musik reißt mit, besonders im Rhythmischen. Die Instrumentation ist gepflegt, gekonnt und überlegen - unangenehme Exzesse werden auch im Parodistischen vermieden. Mit den getragenen Melodien scheint er nicht ganz in den Glückstopf gegriffen zu haben, der Treffer, den das Publikum ohne Notenerinnerung auf dem Weg zur S-Bahn summt, ist nicht dabei.
[...] Des gleichen Autors "Messeschlager Gisela" war bedeutend unverwechselbarer und trug mehr Keime des Neues in sich als das nunmehr vorliegende Resultat zweijähriger, angespannter Kollektivarbeit. Hat die alte politische Feststellung "Einen Schritt vorwärts - zwei Schritte zurück!" auch für die Operette Gültigkeit? Wir hoffen nicht!"
Alf Scorll: Liebe Operette. In: Theater der Zeit, Heft 12, 1963, Seite 15-17.
"Jo Schulz hat allerlei in sein Libretto hineingelegt, um einen 'süffigen' Handlungs-Cocktail zu erzielen: Gestütsmilieu und Zirkusluft, Mittelgebirge und Ostsee, dazu eine doppelte Liebesgeschichte mit einigen Prisen Humor und Phantasie sowie viel tänzerische Auflockerung. Doch die beiden Akte von 'Mein schöner Benjamino', bei dem es sich übrigens um ein durch freudiges Wiehern angedeutetes Pferd handelt, viel zu langgezogen und mit Sprechdialogen überfüttert. Es fehlt dem Stück jene Beschwingtheit des Ablaufs und jener Schuß Paprika, ohne den gerade die Operette nicht auskommen kann.
[...] Die Musik von Masanetz ist von erfreulicher Qualität, frisch zündend und gut instrumentiert; sie kokettiert gerne mit Gershwin und läßt einige nette Melodien stärker im Ohr haften, wie den Titelschlager, ferner 'Aus Liebe kann man so leicht den Kopf verloieren' und 'Gestern sah es noch nach Regen aus'."
H. L.: Doppelte Liebelei - mit Humor gewürzt. Zur Berliner Uraufführung der Masanetz-Operette 'Mein schöner Benjamino'. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, 19. Mai 1963, Seite 4.
"Um so mehr müssen wir bedauern, daß das Werk insgesamt kein ungetrübtes Vergnügen bereitet. Der Grund hierfür liegt im Libretto von Jo Schulz. Die Handlung spielt in Thüringen; der Held ist ein Pferd, das nie auf der Bühne erscheint, aber viele Verwirklungen verursacht. Leider ist der Faden der Handlungsentwicklung so dünn gesponnen, daß er dauern abreißt.
[..] Die Operette als heiteres Musiktheater kam in dieser Uraufführung zu kurz, obwohl in der Musik eine echte Grundlage gegeben war. Dennoch fand der 'Benjamino' herzliche Aufnahme beim Premierenpublikum, dessen Beifall die Schöpfer dieser Operette zu neuen Versuchen ermutigen sollte."
Hansjürgen Schaefer: Ihr schöner Benjamino. Opertten-Uraufführung im Metropol. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 31. Mai 1963, Seite 4.
Empfohlene Zitierweise
"Mein schöner Benjamino". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 22. August 2021.