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Schöne neue Welt

Musical


Musik von Achim Gieseler
zusätzliche Kompositionen von Thomas Zaufke
Text von Volker Ludwig
nach dem Roman von Aldous Huxley

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 2. November 2006
GRIPS Theater, Berlin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Achim Gieseler
  • Regie: Matthias Davids
  • Choreographie: Neva Howard
  • Bühnenbild: Matthias Fischer-Dieskau
  • Kostüme: Barbara Kremer

 

Besetzung:  

  • Mustafa Bond, World Controller / Tom, Pilot: Claudius Freyer
  • Benedikt Danone, Präsident: Roland Wolf
  • Helena Watson: Ester Daniel
  • Bernhard Marx: Daniel Jeroma
  • Henry Foster: Robert Neumanni
  • Lenina: Kathrin Osterode
  • Fanny, Leninas Freundin / Sabrina, Krankenschwester: Julia Schubert
  • Lizzy / Dalida, Danones Sekretärin: Katja Götz
  • Joe, Ranger / Soma-Verteiler: Jörg Westphal
  • John, der Wilde: Christoph Letkowski
  • Linda, Johns Mutter: Michael Hanser
  • Greiser Wilder: Manfred Grashof
  • Band "No Worries": Georg Kranz / Michael Brandt / Robert Neumann / Beathoven

 

 

 

Premierenchronik

D UA 2. November 2006 GRIPS Theater, Berlin
CH EA 18. April 2008 Schiffbau Halle 3, Zürich

 

 

 

Inhaltsangabe


"Alles ist gut! Die schöne neue Welt ist eine sorgenfreie, konsequent verwirklichte Wohlstandsgesellschaft, in der die Menschen nicht mehr geboren, sondern gezüchtet werden. Ganz nach dem jeweiligen Bedarf werden sie für ihr Leben konditioniert: Außer den Angehörigen der Alpha-Kaste, den intelligentesten der gezüchteten Menschen, haben alle eine vorbestimmte Aufgabe. So sind alle glücklich und zufrieden mit dem, was sie haben, das Leben besteht neben der Arbeit nur aus Party, Sex und Drogen. Eine allwissende Weltregierung wacht schützend über die genormte Sorglosigkeit. Mit Ausnahme einiger Alpha-Menschen ist so keinem bewusst, dass diese Welt auf dem Verzicht von Freiheit, Liebe und Individualität beruht – warum auch, wenn's Spaß macht.

Bernard Marx, ein hochrangiger Funktionär der Brut- und Normzentrale Berlin, ist einer dieser Alphas und hat so als 'asozialer' Individualist seine Probleme. Gemeinsam mit der reizend pneumatischen Lenina reist er in ein Reservat von Wilden, wie man die wenigen Menschen bezeichnet, die als Genpool für die neue Welt noch elendiglich in der alten Form leben. Dort treffen sie auf John, der von den Wilden ausgegrenzt wird, da er angeblich aus der neuen Welt stammt. Bernhard und Lenina können dies verifizieren und nehmen ihn in die neue Welt mit. Dort sorgt der 'Wilde' für jede Menge Wirbel, wird zunächst zum Star der Society und der Medien, dann aber schnell zur Gefahr für die Weltordnung, da er mit seinen Wertevorstellungen und der Forderung nach individueller Menschenwürde an den Grundlagen der schönen neuen Welt kratzt."

Inhaltsangabe des Verlag Felix Bloch Erben, Berlin.

 

 

 

Kritiken

 
"Achim Gieseler hat für 'Schöne Neue Welt' eine durchweg eingängige Musik komponiert, in der poppig-rockige Töne dominieren. Es erklingen aber auch eine große Hymne (Schöne Neue Welt), Country-Musik (Song der Wilden) und ein schmachtendes Liebesduett (Und ich lieb dich doch) mit echten Ohrwurm-Qualitäten. [...] Die auf der Balustrade über der Bühne postierte Band 'No Worries' powert sich unter Gieselers Leitung durch die Partitur, dass es eine wahre Freude ist.

Mit seiner Inszenierung folgt Matthias Davids ganz dem satirischen Ansatz der Vorlage. Dabei nutzt er geschickt den gesamten Theaterraum, in dem die Zuschauer wie in einer Arena an drei Seiten um die kahle, durch sechs schnell wandelbare Prospekte begrenzte, Bühnenfläche (Bühnenbild: Mathias Fischer-Dieskau) herumsitzen. Davids lässt seine Darsteller häufig in Richtung des Publikums abgehen oder wieder auftreten und verlegt die in der Sächsischen Schweiz spielende Szene, in der der Wilde und die von ihm angebetete Lenina zusammenfinden, auf den Umgang mit den Scheinwerfern. Großen Wert legt Davids bei der Darstellerführung in der Charakterisierung der einzelnen Bevölkerungsschichten: Die zum Arbeiten verdonnerten Deltas und Epsilons sind nur noch tumbe Bewegungsroboter, während die Alpha-Führungsriege ganz smart und intellektuell daherkommt. Auch rein optisch lassen sich die einzelnen Bevölkerungsschichten leicht unterscheiden. Kostümbildnerin Barbara Kremer kleidet die genusssüchtigen Beta-Mädels in knappe, knatschrosa Minirock-Outfits à la Paris Hilton, die Mitglieder der Alpha-Kaste erscheinen im seriösen Grau und die regimetreuen Polizisten und Reporter in knalligem Hellgrün mit der Aufschrift Ordnungs- beziehungsweise Info-Team."

Kai Wulfes: Schöne Neue Welt. In: musicalzentrale, 5. November 2006 [https://musicalzentrale.de/79747/schoene-neue-welt/], aufgerufen 23. Mai 2025.

 

"Wer diesen böse warnenden alten Roman als Musical auf die Bühne zu bringen sucht, der müsste versuchen, für dessen historische, jetzt harmlos wirkende Schärfe eine neue satirische Haltung und Form zu finden, die unsere heutige Realität reflektiert und kommentiert. Doch das Grips-Team um Volker Ludwig bastelt aus der alten Vorlage leider nur wieder eines seiner bunten, munteren Wohlfühl-Musicals. Wo bei den früheren Musical-Erfolgen des Grips, zum Beispiel bei „Linie 1“, all die auftretenden, skurril wirkenden Figuren immer doch ihre Wurzeln in der Wirklichkeit hatten, weshalb unter der formalen Glätte des Musicals dann doch immer noch die Realität aufschien, treten in der „Schönen neuen Welt“ am Grips diesmal nur noch pittoresk-lustige Phantasie- und Theaterfiguren auf.

[...] Regisseur Matthias Davids scheucht seine Darsteller zu immer neuen, unkonzentriert wuseligen Arrangements auf die Bühne, und der Komponist Achim Gieseler umspült sie mit einer seifigen Popmusik, bei der kein einziger Song auch nur in die ferne Nähe von Ohrwurmqualität gelangt. Dieser Theaterabend für Menschen ab 16 und Erwachsene versackt ästhetisch in einem peinlich munteren eia-popeia-Kindertheaterstil. Dass das Grips Theater sich gerade bei diesem Thema in, ja fast vor seine ästhetischen Urgründe zurückzieht, statt sich in irgend einer Weise mit den neuen Formen und Wahrnehmungsweisen unserer modernen Medienwelt auseinander zu setzen, ist völlig unverständlich."

Hartmut Krug: "Schöne neue Welt" in Berlin: In: Deutschlandfunk, 3. November 2006 [https://www.deutschlandfunk.de/schoene-neue-welt-in-berlin-100.html], aufgerufen 23. Mai 2025.

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

  • Aldous Huxley: Schöne neue Welt. Ein Roman aus der Zukunft. Übersetzung von Uda Strätling. Fischer Taschenbuch Verlag, 2014.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Schöne neue Welt". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 23. Mai 2025.