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Der reichste Mann der Welt

Ein Stück mit Musik in fünf Bildern


Musik von Ralph Benatzky
Text von Hans Müller 
Neuorchestrierung von Wolfgang Böhmer

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 30. Oktober 2021 
Eduard-von-Winterstein-Theater, Annaberg-Buchholz, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Jens Georg Bachmann / Karl Friedrich Winter
  • Regie und Ausstattung: Christian von Götz
  • Choreographie: Leszek Kuligowski
  • Chorleitung: Jens Olaf Buhrow

 

Besetzung:  

  • Thassilo: László Varga
  • Marie: Bettina Grothkopf
  • Bandi: Christian Wincierz
  • Ilka: Madelaine Vogt
  • Anselm Hugelmann: Leander de Marel
  • Philippine: Judith Christ-Küchenmeister / Gisa Kümmerling
  • Ludwig Reingruber: Jason-Nandor Tomory
  • Schorsch: Richard Glöckner
  • Graf Bronsky: Marvin George
  • Juliska: Nadine Dobbriner
  • Zenzi: Stephanie Ritter
  • Schlafwagenkondukteur: Matthias Stephan Hildebrandt / Christian Wincierz
  • Männerquartett: Uli Heim / Yuta Kimura / Jens Langhals / Jinsei Park / Matthias Pohl / Volker Tancke
  • Opernchor des Eduard-von-Winterstein-Theaters

 

 

 

Reichste Mann 1

v.l.n.r.: Leander de Marel (Anselm Hugelmann), Judith Christ-Küchenmeister (Philippine), Stephanie Ritter (Zenzi), Richard Glöckner (Schorsch), Madelaine Vogt (Ilka), Christian Wincierz (Bandi), László Varga (Thassilo) und Bettina Grothkopf (Marie)

© Eduard-von-Winterstein-Theater / Fotograf: Dirk Rückschloß/Pixore Photography

 

 

 

Premierenchronik

A UA 4. April 1936 Volkstheater, Wien
D EA 30. Oktober 2021 Eduard-von-Winterstein-Theater, Annaberg-Buchholz

 

 

 

Inhaltsangabe


"Der ungarische Gutsbesitzer und Rittmeister a.D. von Gymrey ist pleite. Um die Finanzen der Familie zu sanieren, heckt seine energische Schwiegermutter einen Plan aus: Gymreys Tochter soll Schorsch, Sohn des Wiener Großindustriellen Ludwig Reingruber heiraten. Schorsch und Ilka sind sich zwar nie begegnet, wissen aber beide, dass sie sich nicht leiden können. Schorsch möchte auch gar nicht heiraten, sondern als Sänger zum Theater gehen. Er fügt sich jedoch den Wünschen seines Vaters und reist nach Budapest, um dort um Ilka zu werben. Ilka hingegen ist entsetzt, als sie von den Plänen der Familie erfährt, empört reist sie ab. Im Zug nach Venedig treffen Schorsch und Ilka sich dann aber doch, ihre Schlafwagenabteile liegen zufällig nebeneinander …"

Inhaltsangabe des Felix Bloch Erben Bühnenverlags, Berlin, 2023

 

 

 

Reichste Mann 2

v.l.n.r.: Madelaine Vogt (Ilka), Richard Glöckner (Schorsch) und Jason-Nandor Tomory (Ludwig Reingruber) 

© Eduard-von-Winterstein-Theater / Fotograf: Dirk Rückschloß/Pixore Photography

 

 

 

Kritiken

 
"Christian von Götz rettet diese Standardsituation einer Operette mit deren ureigenen Mitteln und zum Schluss mit etwas Nachdenklichkeit. Die Handlung ist dem Regisseur schnuppe, dafür nutzt er den internationalen Assoziationsmix der Musik ebenso exzessiv wie intelligent. Geschliffene Pointen und zärtliche Augenblicksmomente zählen mehr als Erbsenzählerei betreffend Handlungslogik. Der Choreograph Leszek Kuligowski hat extrem viel zu tun – Blicke und Berührungen sprechen weitaus deutlicher als das Textbuch.

[...] So wird 'Der reichste Man der Welt' zur Feier eines Miteinander verschiedener Ethnien und Religionen. Nicht nur, weil Schorsch Tenor ist und sein Schwiegervater in spe mal Kammersänger war, wechseln Wiener Dialekt, ungarischer Akzent und Jiddisch. Bewegtheit und Kostüme in allen Regenbogenfarben zeigen, was für ein buntes Gemisch an Unterhaltungs- und Alltagskultur in den 1930-er Jahren von den Nationalsozialisten vernichtet wurde. Auch von Götz’ Ausstattung bedient sich einer klaren Symbolik. Queere Assoziationen sind als filigranes Mittel beabsichtigt, aber nur eine gleichberechtigte Symbolmarke von mehreren. Auf der Drehbühne steht ein Türen-Karussell – darüber schwebt ein Kranz mit bunten Glühbirnen wie zum Jahrmarkt. Alles so schön bunt hier, bis die Szene sich am Ende bedrohlich rötet und – Fanal dessen, was im Holocaust kommen wird – aschgrauer Rauch steigt.

[...] Dreizehn Musiker sitzen vor dem neuen Generalmusikdirektor Jens Georg Bachmann im Graben. Wolfgang Böhmers Instrumentation ist pointiert, ohne Sentimentalität und pikant. Das Klavier untermalt so manche Dialogszene. Wichtig auch: Das Arrangement passt gut in die Überakustik des Hauses und vergröbert nicht einmal dann, wenn es – wie bei Benatzky öfter – eher prall als lyrisch kommt."

Roland H. Dippel: Spiel, Tanz, Nachdenklichkeit: Benatzkys „Der reichste Mann der Welt“ in Annaberg-Buchholz. In: nmz online, neue musikzeitung, 1. November 2021.

 

"Unter der ebenso engagierten wie souveränen Leitung von Jens Georg Bachmann leistet das kleine Orchester Beachtliches, Benatzkys schwungvolle Melodien werden mit viel Verve und dennoch präzise dargeboten, es macht Spaß zuzuhören. Aus einem sehr homogenen Ensemble (an dem kleinen Theater sind der Spielzeit-Broschüre zufolge weniger als zehn Sänger fest engagiert, nur fünf Rollen konnten mit hauseigenen Kräften besetzt werden, die übrigen sind Gäste) ragen Richard Glöckner in der großen, anspruchsvollen Rolle des Schorsch und die attraktive Madeleine Vogt als Ilka heraus: Glöckner vermag den Eindruck zu vermitteln, dass Schorschs Hoffnungen auf eine Opernkarriere nicht unbegründet sind, er überzeugt mit der Strahlkraft seines lyrischen Tenors. Madeleine Vogt zeichnet das nuancierte Portrait einer kapriziösen, energischen und zugleich zu tieferen Gefühlen fähigen jungen Frau.

[...] Da die Orchesterpartitur verlorenging, hat Wolfgang Böhmer das Stück auf der Grundlage von Benatzkys Klavierauszug neu orchestriert. Böhmer und GMD Jens Georg Bachmann, der Dirigent der Aufführung, betonen übereinstimmend, dass die Musik das Idiom der Wiener Operette mit Elementen der amerikanischen Musical Comedy verbindet. Das kleine Orchester in Annaberg-Buchholz besteht aus neunzehn Instrumenten, darunter Orchesterklavier und natürlich Schlagwerk.

[...] 'Der reichste Mann der Welt' ist eine rundum gelungene, musikalisch attraktive und amüsante Operette; dass sich das Theater in Annaberg-Buchholz des vergessenen Werkes annahm, ist sehr verdienstlich, das Ergebnis geriet überzeugend. Einmal mehr wünscht man sich, die Produktion möge den Anstoß geben zu weiteren Inszenierungen, die die im Werk angelegten Möglichkeiten durch andere szenische (und musikalische) Lesarten ausloten könnten."

Albert Gier: Ganz großer Kitsch, aber gigantisch gekonnt: Benatzkys „Der reichste Mann der Welt“ in Annaberg. In: Operetta Research Center, 7. November 2021, aufgerufen 31. März 2023 [http://operetta-research-center.org/ganz-groser-kitsch-aber-gigantisch-gekonnt-benatzkys-der-reichste-mann-der-welt-annaberg/]

 

 

 

Reichste Mann 3

v.l.n.r.: Marvin George (Graf Bronsky), Judith Christ-Küchenmeister (Philippine), Leander de Marel (Anselm Hugelmann), László Varga (Thassilo), Richard Glöckner (Schorsch), Christian Wincierz (Bandi) und Bettina Grothkopf (Marie).

© Eduard-von-Winterstein-Theater / Fotograf: Dirk Rückschloß/Pixore Photography

 

 

Kommentar

 

Der Bayerische Rundfunk zeichnete im November 2022 die Inszenierung "Der reichste Mann der Welt" des Eduard-von-Winterstein-Theaters mit dem renommierten BR-KLASSIK Operettenpreis „Spielzeit-Frosch 2021/2022“ aus.

Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen und vom inszenierenden Theater. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt. 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Der reichste Mann der Welt". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 31. März 2023.