Punch & Judy
Eine Family-Soap
Musik von Martyn Jacques & The Tiger Lillies
Text von Michael Simon
Inszenierung
Uraufführung: 22. Mai 2004
Schauspielhaus, Düsseldorf, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Bernd Keul
- Musikalische Einstudierung: Klaus-Lothar Peters
- Regie: Michael Simon
- Kostüme: Anna Eiermann
- Video: Jo Schramm
- Live Sounddesign: Hans-Jürgen Becker
- Licht: Hans-Joachim Börensen / Jörg Paschen
Besetzung:
- Punch 1: Daniel Berger
- Judy 1: Jennifer Julia Caron
- Punch 2: Peter Siegenthaler
- Judy 2: Eva Spott
- Teufel: Heinz Kloss
- Mutter / Frau Doktor / Polly / Pfarrer: Steffi Krautz
- Vater / Doktor / Polizist: Martin Schneider
- Band "The Right Bullets"
Programmheftcover der UA, Düsseldorf 2004
Premierenchronik
D | UA | 22. Mai 2004 | Schauspielhaus, Düsseldorf |
Inhaltsangabe
"Das Leben ist grausam, und wir können uns unsere Eltern nicht aussuchen. Dies ist die Geschichte von George Punch. Von seiner Geburt bis zu seinem endgültigen Ableben. Es treten auf: die versoffene Mutter und der das Kind prügelnde Vater, der Polizist und der Teufel.
Nach Shockheaded Peter bearbeitete und inszenierte Michael Simon das neueste Werk der Tiger Lillies am Düsseldorfer Schauspielhaus: Punch, ein Verwandter des deutschen Kasperle, lebt in einem Fertighaus in der Vorstadt. Die Schule des Lebens lehrt ihn wenig Liebe, aber viel Gewalt. Denn die Welt ist schlecht, und die Menschen sind gemein. Eine aberwitzige Familientragödie, so banal und lächerlich wie eine Soap-Opera, so lustvoll-grausam wie Kasperletheater."
Verlagsangaben S.Fischer Theater Medien, Frankfurt 2023.
Kritiken
"The Schauspielhaus theater in Düsseldorf has given the big stage over to "Punch & Judy" by Martin Jacques and "The Tiger Lillies." Yet the amusing pair cannot feel at home here straight away, although director Michael Simon, who has done his own scene painting, provided them with a prefabricated house that looks as if it is straight out of a catalogue.
[...] Michael Simon's production blows up the glove puppets to life-size proportions and situates them in an open-sided bungalow in which the first weapons that Punch and Judy seize are in the bathroom and the kitchen — they fight a noisy duel with electric shaver and mixer. "Life is cruel, and we cannot choose our parents," croaks the androgynous
devil with the yellow cloven hoof, and so the story takes its course. Punch sits in front of the tube, and Judy has her baby in the bathtub. However, when the television explodes and the "Daaaaarling" squeals even more loudly, he gets a clip round the ear and is banished to the cellar. The screaming child is hurt and takes his revenge. Young Punch murders his parents and locks them in the cupboard, from which they come back as priest, doctor and assistant, policeman and whore, and make life difficult for him. He picks up his girl in his car, and the story begins to repeat itself, although the kitchen furniture is new: wedding, lust of love and a child that screams and falls down into the
cellar. "Life is cruel, and we cannot choose our parents," becomes the leitmotiv of a "family soap" of the less distinguished kind. What could develop a certain charm and keen edge in a smaller format turns into a monstrous choreography that drags on, pregnant with meaning and illustrated by video, on an overlarge scale, despite Anna
Eiermann's original costumes, which put the characters into flesh-colored naked garb with stuck-on cloth genitals and hair made of black thread. The joke flees to the proproom, which makes the household gadgets spit fire, and the corpses in the cupboard are not the only ones in the theater."
Andreas Rossmann: Punch and Judy Lifesize. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), 28. Mai 2004. [entnommen in der englischen Übersetzung dem Onlinemagazin "Around the World with Mr. Punch", aufgerufen 19. September 2023, https://www.punchandjudyworld.org/Vol8No1.pdf]
"Der Titelheld Punch ist ein englischer Kasperl, der seine Wurzeln im italienischen Handpuppentheater hat. Und wie auf einem Jahrmarkt beginnt auch die Uraufführung von 'Punch & Judy' am Schauspielhaus Düsseldorf. Es ist eine derbe und groteske Familientragödie, die Regisseur Michael Simon am Schauspielhaus inszeniert hat. Als ein aus den Fugen geratenes Märchen aus dem Hier und Jetzt, zu dem die englische Kultband The Tiger Lillies Songs zwischen Rock und Varieté komponiert hat. Am Samstagabend wurde 'Punch & Judy' uraufgeführt und löste gemischte Reaktionen aus. Für das auch sängerisch wandlungsfähige Ensemble gab es großen Beifall und für Michael Simon heftige Buhs.
[...] Dass Michael Simon und The Tiger Lillies ein Erfolgsteam bilden können, haben sie am Schauspielhaus schon unter Beweis gestellt. Mit der bitter-bösen Märchen-Show 'Shockheaded Peter' nach dem deutschen 'Struwwelpeter', die in über 80 fast immer ausverkauften Vorstellungen zum Kassenschlager wurde. 'Punch & Judy' ist nun nach einem ähnlichen Konzept angelegt.
[...] Doch obwohl 'Punch & Judy' nicht einmal zwei Stunden dauert, ergeben die zahllosen Ideen von Michael Simon keinen abendfüllende Geschichte. Es sind eher einzelne Momente und Szenen, die durchaus vergnüglich sind. Wenn der junge Punch (Daniel Berger) und der alte Punch (Peter Siegenthaler) in ihren bizarren, nur aus Stoff-Nacktheit und gelber Schlafmütze bestehenden Kostümen sich in surreale Monster verwandeln. Oder wenn Bühnenarbeiter sich als leibhaftige Gartenzwerge präsentieren. Doch selbst den 18 Songs fehlt der letzte Funke, um das Publikum mitzureißen oder es gar zum Zwischenapplaus zu animieren - wie es bei 'Shockheaded Peter' eben regelmäßig der Fall war."
ddp.: Monster-Show am Schauspielhaus. Uraufführung der Family-Soap-Revue "Punch & Judy" von Michael Simon. In: Rheinische Post, 23. Mai 2004.
Empfohlene Zitierweise
"Punch & Judy". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 19. September 2023.