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Polnische Hochzeit

Operette in drei Akten und einem Prolog


Musik von Joseph Beer
Text von Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald

 

 

Inszenierung


Deutsche Erstaufführung: 22. April 2023
Staatsoperette, Dresden, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Johannes Pell
  • Regie: Julia Hübner
  • Bühne: Esther Dandani
  • Kostüme: Dinah Ehm
  • Choreographie: Jörn-Felix Alt
  • Chöre: Thomas Runge

 

Besetzung:  

  • Mietek Oginsky: Markus Liske / Bryan Rothfuss
  • Jadja, seine Tochter: Sieglinde Feldhofer / Steffi Lehmann
  • Staschek Zagorsky: Elmar Andree / Markus Butter
  • Boleslav Zagorsky: Matthias Koziorowski / Daniel Pataky
  • Suza: Dimitra Kalaitzi / Jolana Slaviková
  • Casimir: Nikolaus Nitzsche / Andreas Sauerzapf
  • Alter Boleslav: Herbert G. Adami
  • Korossoff, Leutnant: Michael Günther
  • Mazurkiewitsch: Dietrich Seydlitz
  • Stasi: Paulina Bielarczyk / Antje Ligeti
  • Stani: Daniel Müller
  • Bühnenmusik: Justus Czarnikow / Kevin Knödler / Olessya Skorokhod / Elias Störr
  • Ballett / Chor / Kinderchor und Orchester der Staatsoperette Dresden

 

 

Polnische Hochzeit Bild 3

"Polnische Hochzeit" - Ensemble
©  Staatsoperette Dresden / Fotograf: Pawel Sosnowski

 

 

 

Premierenchronik

CH UA 3. April 1937 Opernhaus, Zürich
A EA 6. November 1937 Theater, Linz
D EA 22. April 2023 Staatsoperette, Dresden

 

 

 

Inhaltsangabe

 

„Am Grenzübergang zu Polen. Boleslav Zagorsky, der Sohn eines bekannten polnischen Dissidenten, will nach Jahren des Exils in die Heimat zurückkehren, um seine Jugendliebe Jadja zu heiraten. Er muss befürchten, verhaftet zu werden, doch ein Kaufmann erkennt ihn, händigt ihm einen falschen Pass aus und lotst ihn über die Grenze. Im Oginskiego herrscht Feiertagslaune. Mietek Oginsky – Wirt und Vater von Jadja – begießt mit seinem Neffen Casimir die gut gehenden Geschäfte. Die plötzliche Ankunft der Buchhalterin Suza, genannt 'die Wildkatze‘, unterbricht die ausgelassene Stimmung. Während sie wieder die Führung des maroden Betriebs übernimmt und keine Gelegenheit zum Flirt mit Casimir auslässt, schmiedet Oginsky ambitionierte Pläne: Jadja soll Staschek, den reichsten Mann des Landes heiraten und der Familie so Reichtum und Luxus bescheren. Das Problem ist nur: Staschek ist nicht nur deutlich älter als Jadja, sondern auch bereits fünfmal geschieden. Außerdem ist Jadjas Herz längst vergeben – an Boleslav, auf den sie seit ihrem Abschied vor vielen Jahren sehnsüchtig wartet. In der Rolle des ‚Jan Borutsky‘ taucht Boleslav auf und wird von Oginsky sogleich als Dienstbote eingestellt. Suza erkennt ihn als die große Liebe ihrer besten Freundin Jadja und arrangiert ein Treffen. Zugleich warnt sie Boleslav vor Staschek, seinem Onkel. Bald muss Boleslav selbst mitanhören, dass Staschek nicht nur das Boleslav zustehende Erbe seines Vaters an sich gerissen hat, sondern zudem fest entschlossen ist, Jadja zu heiraten. Boleslav lüftet sein Inkognito und ein Streit mit Staschek entbrennt. Als unvermittelt Hauptmann Korossoff auftaucht, nutzt Staschek die Gelegenheit für eine Erpressung: Sollte Jadja ihn nicht heiraten, wird er Boleslavs Identität verraten und so eine Verhaftung erwirken. Jadja willigt in die Hochzeit ein und die Vorbereitungen nehmen ihren Lauf.

Abseits der Feierlichkeiten weiht Suza Casimir in eine Intrige ein: Er soll Staschek unter den Tisch trinken, während Jadja und Boleslav türmen und in einer abgeschiedenen Kapelle heiraten. Casimir wirft sich mit Elan in seinen Auftrag und läutet das Gelage ein. Jadja und Boleslav gelingt derweil die Flucht mit dem Mofa des Nachbarn. Casimir geht zwar als Verlierer aus dem Trinkduell hervor, aber als eine Leuchtrakete am Himmel aufsteigt – das vereinbarte Zeichen –, feiert er mit Suza die geglückte Rettung des Liebespaars. Doch zu früh gefreut: Staschek erklärt, er habe den Plan durchschaut und Jadja entführen lassen. Er ordnet die sofortige Hochzeit an. Boleslav bleibt nichts übrig, als zuzusehen, wie die Braut an Stascheks Arm aus der Kirche geführt wird. Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten: Als Staschek den Schleier lüftet, um seine Frau zu küssen, erlebt er eine Überraschung – Suza!

Am nächsten Tag: Katerstimmung. Staschek ahnt, dass auch seine sechste Ehe scheitern wird, aber Suza verweigert die Scheidung. Stattdessen quält sie ihn mit kapriziösen Migräne-Anfällen und ruinösen Shopping-Eskapaden. Erst als er sich bereit erklärt, sämtliche ihrer Bedingungen zu erfüllen, löst sie die Ehe auf und Staschek schwört den Frauen ein für alle Mal ab. Im Freudentaumel machen sich Boleslav, Jadja, Casimir und Suza auf den Weg Richtung Zukunft ...“

(aus dem Programmheft zur DEA, Dresden 2023)

 

 

Polnische Hochzeit Bild 2

"Polnische Hochzeit" - Steffi Lehmann (Nadja) & Daniel Pataky (Boleslav Zagorsky)
©  Staatsoperette Dresden / Fotograf: Pawel Sosnowski

 

 

Kritiken

 
"Etwas verwinkelt gelangte die Operette 'Polnische Hochzeit' des österreichisch-jüdischen Komponisten Joseph Beer (1908 bis 1987) an die Staatsoperette Dresden. Im Zuge der von Barrie Kosky mit der Komischen Oper Berlin ausgelösten Operetten-Renaissance hatte 2018 an der Oper Graz deren Intendantin Nora Schmid gemeinsam mit Sebastian Ritschel die 'Polnische Hochzeit' herausgebracht. Voraus gegangen waren eine Produktion beim Wiener Operettensommer (2012) und eine CD mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks und dem Münchner Rundfunkorchester unter seinem damaligen Chefdirigenten Ulf Schirmer (2015). Die Staatsoperette Dresden konnte sich die deutsche Erstproduktion sichern, schon bevor Nora Schmid die Intendanz der Semperoper übernimmt.

[...] Regisseurin Julia Huebner teilte die Heimkehrer-Hauptfigur Boleslav Zagorsky in eine junge (Matthias Koziorowski) und eine 'alte' Figur (Herbert G. Adami). In seiner schmelzenden Romanzen-Melodie reimen sich 'Rosen' und 'Heimatlosen'. Bühnenbildnerin Esther Dandani versetzte das Geschehen aus der Gegenwart Beers sowie seiner Librettisten Fritz Löhner-Beda und Alfred Grünwald vor ein ziemlich nüchternes Folklore-Odeon. Dinah Ehm zieht mit ihren Kostümen Richtung 1980er-Jahre nach.

Das wirkt steril, oft kühl und sehr korrekt, weil alle Kollektive – Chor (Leitung: Thomas Runge), Kinderchor, Ballett (Choreografie: Jörn-Felix Alt) und das Orchester unter Chefdirigent Johannes Pell – blitzblank, brillant und etwas hell bis grell geführt sind. Dabei ist Beers Musik in ihrer dramatischen Pointierung und musikalischen Spannweite von einer äußerst dionysischen Vitalität und diesseitsfreudigen Bodenhaftung. Seine fast dicke Instrumentierung erinnert lebhaft an Emmerich Kálmán. Eine typische Operette der 1930er-Jahre also, welche die Messlatte des Operetten-Möglichen und -Machbaren am späten Lehár und der Glanzzeit Paul Abrahams ausrichtete. Bei Beer gibt es wie bei Künneke und JaromÍr Weinbergers „Frühlingsstürme“ sogar noch Anspruchsvolleres."

Roland H. Dippel: Blitzblank, brillant und etwas grell. „Polnische Hochzeit“ von Joseph Beer an der Staatsoperette Dresden. In: Oper & Tanz, Zeitschrift für Musiktheater und Bühnentanz, Ausgabe 04/2023.

 

 

"Der vertriebene Freiheitskämpfer Boleslav (Daniel Pataky als lyrischer Heißsporn) kehrt illegal ins russisch besetzte Polen zurück, seiner Jugendliebe Jadja wegen (zauberhaft: Steffi Lehmann). […] Lebemann Staschek (Elmar Andree) erobert als Scheusal die Herzen des Publikums. Die dominante Gutsverwalterin Suza (herrlich durchtrieben: JolanaSlavíková) und ihr Geliebter Casimir (witzig: Andreas Sauerzapf) versuchen, Jadjas Hochzeit mit dem Schurken trickreich zu verhindern.

Das opulent choreografierte, in meist traditionellen polnischen Trachten gekleidete Ensemble wirbelt begeisternd, Chefdirigent Johannes Pell formt die musikalische Stilvielfalt von dramatischem Duett, folkloristischem Tanz mit Kinderchor, Klezmer-Einlage und Jazznummer zu einem einheitlichen Guss. Eine unterhaltsame Wiederentdeckung mit mitreißender Musik und großen Stimmen - schön."

Heiko Nemitz: Sehnsucht nach Heimat. Staatsoperette feiert vergessene "Polnische Hochzeit". In: Dresdner Morgenpost, 24. April 2023.

 

 

Polnische Hochzeit 1

"Polnische Hochzeit"  Elmar Andree (Staschek Zagorsky) & Jolana Slaviková (Suza)
©  Staatsoperette Dresden / Fotograf: Pawel Sosnowski



Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Polnische Hochzeit". Aufnahme des Münchner Rundfunkorchesters m. Solisten & Chor. cpo 555 059-2. (2xCD).

 

 

 

 

Kommentar

 
Die Inszenierung anlässlich des Wiener Operettensommers (2012) wird fälschlich oft als ÖEA aufgeführt. 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Polnische Hochzeit". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 29. Dezember 2023.