Nostradamus
Musical
Musik von Roger Boggasch
Text von Johannes Reitmeier
Inszenierung
Österreichische Erstaufführung: 17. Dezember 2016
Tiroler Landestheater, Innsbruck, Österreich
- Musikalische Leitung: Hansjörg Sofka
- Regie: Johannes Reitmeier
- Ausstattung: Michael D. Zimmermann
- Choreographie: Enrique Gasa Valga
- Orchestration und Musical Supervision: Jürgen Tauber
- Chöre: Michel Roberge
- Licht-Design: Ralph Kopp
Besetzung:
- König Heinrich II.: Florian Stern / Daniel Raschinsky
- Katharina di Medici: Astrid Vosberg
- Der Inquisitor von Lyon: Johannes Wimmer
- Michel de Notredame, genannt Nostradamus: Uwe Kröger
- Henriette Marie, seine erste Frau / Anna Ponsard, seine zweite Frau: Adrienn Čunka
- Jules Scaliger: Dale Albright
- Gianna, Kammerzofe der Königin: Susann Hagel / Diana Selma Krauss
- Graf Montgomery / César, Nostradamus Sohn: Lukas Thurnwalder
- Diane de Poitiers: Renate Fankhauser
- Drei Mönche: Michael Gann / William Tyler Clark / Jannis Dervenis
- Chor und Statisterie des Tiroler Landestheaters
Premierenchronik
D | UA | 6. Mai 2000 | Südostbayerisches Städtetheater, Passau |
A | EA Neufassung | 17. Dezember 2016 | Tiroler Landestheater, Innsbruck |
Inhaltsangabe
"Das Musical dreht sich um Michel de Notredame, einen französischen Apotheker, der im 16. Jahrhundert als Arzt und Astronom gearbeitet hat und unter seinem latinisierten Namen Nostradamus Prophezeiungen veröffentlichte, für die er bis heute wetberühmt ist. In einer Art Rahmenhandlung erzählt der alte Nostradamus (als Stimme aus dem Off) seinem Sohn César sein Leben
Nostradamus macht zunächst als Apotheker auf sich aufmerksam, als er im von der Pest gebeutelten Südfrankreich ein Mittel gegen den Schwarzen Tod verkauft. Erst in späteren Jahren wird er von Visionen heimgesucht, die er dann auch mit großem Erfolg publiziert und die ihm zu Reichtum verhelfen. Als ihn der Großinquisitor wegen dieser Prophezeiungen der Ketzerei und Hexerei beschuldigt, bedarf es des Einspruchs der Königin Katharina von Medici, um ihn vor der Inquisition zu retten. Katharina holt Nostradamus an ihren Hof, richtet ihm Laboratorien für seine Forschungen ein und macht ihn zu einem engen Vertrauten und Ratgeber. Seine ursprüngliche Freundschaft mit dem italienischen Naturforscher Jules Scaliger kehrt sich im Laufe der Jahre in eine erbitterte Feindschaft um, weil Scaliger die Prophezeiungen für Scharlantanerie hält und am Ende sogar gemeinsam mit dem Großinquisitor dafür sorgt, dass Nostradamus den Königshof verlässt und sich in die Provinz zurückzieht. Dort stirbt er 1566 einsam, von Gicht und seinen Visionen gequält."
(aus: Klaus-Dieter Kräft: Nostradamus. Historien-Musical mit Uwe Kröger in der Titelrolle. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 183, Februar/März 2017, Seite 18-19)
Kritiken
"Wenn sich der Vorhang öffnet, blickt der Zuschauer auf eine riesige Treppe, die im Laufe des Abends um verschiedene Kulissen und Hintergrundprospekte ergänzt wird - so schafft der für die Ausstattung verantwortliche Michael D. Zimmermann schnelle Übergänge zwischen den einzelnen Schauplätzen. Während die Bühne noch relativ schlicht wirkt, hat Zimmermann bei den historischen Kostümen aus dem Vollen geschöpft und gerade die diversen Massenszenen beeindrucken so mit ihrer Opulenz. Aber auch die stimmungsvolle Beleuchtung von Ralph Kopp trägt entscheidend dazu bei, dass die mittelalterliche Atmosphäre in jeder Szene überzeugend über die Rampe kommt.
Die eher konventionelle Inszenierung von Johannes Reitmeier verzichtet auf jegliche Regietheater-Mätzchen, ist flüssig, treibt die Handlung zügig voran und sorgt dafür, dass während der zweieinhalbstündigen Aufführung keine nennswerten Längen auftreten."
Klaus-Dieter Kräft: Nostradamus. Historien-Musical mit Uwe Kröger in der Titelrolle. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 183, Februar/März 2017, Seite 18-19.
"Man vermisste dramaturgische Konsequenz in dieser Aneinanderreihung von stets äußerlich reflektierenden Einzelnummern und inhaltsleeren Chören. Zudem sind vor allem deren Songtexte leider nicht nur ohne situativen Bezug, sondern auch ziemlich einfallslos. [...] Leider kann auch die abwechslungsreiche Musik von Roger E. Boggasch die fehlende Dramatik nicht retten. Die Komposition ist von unzähligen Stilen inspiriert. Man hört jazzige Klänge genauso wie Kirchenchoräle, Fanfarenrufe oder Renaissance-Madrigale heraus. Somit gelingt es, die verschiedenen Situationen gut zu untermalen. [...] Aber selbst mit dieser gut ausgeführten Musik bleibt das Stück meist beschreibend und schafft es nicht, die Emotionalität der Szene zu vermitteln.
[...] Mir 'Nostradamus' gibt es also ein unglaublich professionelles wie bildstarkes Spektakel in Innsbruck. Dieses ist nicht nur für Musicalfans sehenswert, sondern auch für alle, die Lust an Theaterereignissen haben und sehen wollen, wozu ein Repertoirehaus fähig ist."
Tim Weber: Bildstarke Vision. Österreichische Erstaufführung von 'Nostradamus' am Tiroler Landestheater Innsbruck. In: blickpunkt musical, Ausgabe 86, 01/2017 Januar-März 2017, Seite 4-6.
"Für ein musikalisch mitreißendes und inszenatorisch überzeugendes Musical braucht es mehrere Ebenen, die perfekt ineinandergreifen und jeweils Meister ihres Fachs, die sich um Musik, Text, Choreographie und Bühnenbild kümmern. Zudem muss die Titelrolle herausragend besetzt sein. Niemand aus dem Ensemble darf merklich negativ aus dem Rahmen fallen. Erst dann ist ein einnehmendes Musicalerlebnis möglich. Dieser seltene Glücksfall konnte bei der Premiere von "Nostradamus" in Innsbruck gehört und bestaunt werden.
[...] Das musikalische Ausgangsmaterial ist, in Musical-Dimensionen gedacht, herausragend. Die Orchestrierung von Jürgen Tauber schaffte einen tollen Gesamtklang. Immer wieder spielte auch Reduktion eine Rolle. Stellenweise glaubte man einer Band zuzuhören, deren Klang und Melodieführung dann subtil und einfühlsam aufgewertet und verdichtet wurde. Gemeinsam schwang man sich auf und bewegte sich in hochemotionale Musical-Passagen. Dabei ließ man aber, Gott sei Dank, Schwulst und Kitsch geflissentlich weg. Für diesen sorgte Uwe Kröger - damit ergab sich eine perfekte Symbiose.
Das Team hinter diesem Musical, dem man jetzt schon zukünftige Erfolge in dieser Inszenierung vorhersagen darf, kann stolz auf sich sein. Das Tiroler Landestheater schöpfte aber auch aus dem Vollen und bot so gut wie alles auf, was an Talent und Möglichkeiten vorhanden ist. Der Intendant selbst, Johannes Reitmeier, inszenierte, Tanz-Guru Enrique Gasa Valga choreografierte und die Musik von Roger E. Boggasch war herausragende Grundlage für diese gelungene Neuinszenierung. Sichtlich genossen alle Mitwirkenden den abschließenden Applaus, der mit wiederkehrenden Bravo-Rufen verfeinert und intensiviert wurde. Ein Abend, den sich Musical-Liebhaber nicht entgehen lassen sollten."
APA [ohne Autorennennung]: "Nostradamus" in Innsbruck: Musicalperfektion mit Uwe Kröger. In: Salzburger Nachrichten, Kultur, 18. Dezember 2016.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Nostradamus - Das Musical". 4-Track-EP, 2003. (1xCD).
- "Nostradamus - Das Musical". Deutschsprachige Gesamtaufnahme Live. Innsbruck, 2017. HitSquad Records. (2xCD).
Empfohlene Zitierweise
"Nostradamus". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 13. Dezember 2021.