Das Meisterwerk
ein Musical über Kunst und Liebe
Idee, Songtexte und Musik von Heike Beckmann
Buch von Heike Beckmann und Christoph Kirst
Inszenierung
Uraufführung: 25. September 1996
Burgplatz, Düsseldorf, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung und Orchestration: Heike Beckmann
- Einstudierung: Georg Corman
- Regie: Christoph Kirst
- Ausstattung: Stefanie Lenkewitz
- Choreographische Beratung: Michael Hall
Besetzung:
- Tania, Kunststudentin: Katrin Degenhardt
- Vincent, Kunststudent: Vivian Lüdorf
- Kathy: Sylvia Droste
- George ihr Mann: Anno Lauten
- Zina B., Galeristin: Betty Striewe
- Professor Max Schallmeier: Frank Bahrenberg
Studenten der Akademie / Gäste der Vernissage:
- Lena / Susan: Catharina Marquet
- Sibylle / Pricilla: Katrin Lerche
- Astrid / Eliza: Annette Kreutz
- Christian / Nick: Andreas Ziemans
- Tom / Walter, ein reicher Texaner: Dirk Wenzel
- Barbara, Partylöwin / Cowboyjenny: Barbara Oxenfort
- ein japanischer Geschäftsmann / Snackbarbesitzer: Kiyotaka Mizuno
- Chronos Huge, Rapper / Müllmann: Andy Zingsem
Premierenchronik
D | UA | 25. September 1996 | Burgplatz, Düsseldorf |
Anmerkung: Eine Produktion des Düsseldorfer Altstadt Herbstes in Zusammenarbeit mit der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf und der Hochschule für Musik Köln.
Inhaltsangabe
"Düsseldorf, Kunstakademie: Eine Studentin, Tania, sie malt am liebsten nachts und nur in weiß. Ihr Bild ist weiß, weiß monochrom. Ihre Mitstudenten verstehen sie nicht. Nur Vincent scheint einfühlsam genug und gibt ihr Kraft zu ihrem Bild zu stehen. Die Galeristin Zina B. unterhält ein "vielfältiges" Verhältnis zu Max Schallmeier, Tanias Professor. Sie hat ein hervorragendes Gespür für neue Trends auf dem Kunstmarkt. Sie entdeckt Tanias weißes Bild und will es unbedingt auf einer Vernissage in New York zeigen. Siegessicher überreicht Zina B. Tania ein Flugticket nach New York, denn die Bilder verkaufen sich am Besten, wenn der "Newcomer aus Good Old Germany" direkt vor Ort ist.
New York: Tania ist in Manhatten bei einer Freundin von Zina B. untergebracht, Kathy, eine einflußreiche Gesellschaftsdame. Ihr Mann George ist in der medizinischen Forschung tätig. Das Ehepaar sieht sich selten. Die Vernissage in Soho. Im Vernissagepublikum tummeln sich texanische Ölmilliardäre, japanische Geschäftsleute, Immobilienhaie und Paradiesvögel. Man ergötzt sich an sich selbst, an Champagner und Kaviar. Tanias Bild "Weiß, monochrom" wird grandios interpretiert als die neue Erleuchtung, die Reinheit, das Licht, die Hoffnung der Zukunft, als weißes Blatt, das es für die Zukunft neu zu beschreiben gilt, als Startposition für das bald beginnende neue Jahrtausend. Kaufpreise in schwindelerregender Höhe werden geboten.
Da taucht Vincent auf, mit seinem eigenen "zukunftsweisenden" Bild und bringt die Vernissage zum Platzen. Tania spürt, daß sie von den Ereignissen überrumpelt wurde und eigentlich mit dem weißen Bild ihre eigene Seele verkauft hat. Denn die Gründe, weiß zu malen, haben mit ihrer Vergangenheit zu tun, mit einem traumatischen Erlebnis aus ihrer Kindheit , welches ihre Gefühle vernebelt hat. Sie hat ein Leinentuch des Vergessens, eine "weiße Wand" über ihre Vergangenheit gelegt, um sich gefühlsunempfindlich zu machen. Eine Schneedecke bedeckt alles Düstere. George fängt sie auf, denn er versteht sie. Seine Ehe mit Kathy ist kaputt und seine beruflichen Ziele pervertiert.
Vincent ist eifersüchtig und liefert sich auf einer Vernissage ein schlagkräftiges Duell mit George. Als Kathy sich in den Streit einmischt und Zina B. entdeckt, daß der Professor sie auf hinterhältige Art reingelegt hat befindet sich das Musical über Kunst, Liebe, Geld und die feine Gesellschaft auf dem Höhepunkt des Konflikts."
aus dem Programmheft zur UA, 1996.
Kritiken
"Mit sicherer Hand komponierte sie querfeldein durch die Stile, als sei sie überall zu Haus. Popsong, Jazzballade, Country, stilechte Rap-Nummer, selbst ruhige spätromantische Orchesterklänge streift sie, daß Richard Strauss grüßen ließ. [..] Zwar sucht die Story keinen Tiefgang, doch geht es zu weit, wenn Kunst und Kunstszene mit just den Mitteln dargestellt werden, gegen die hier opponiert wird: Oberflächlichkeit. Da stolpern die Klischees übereinander, so daß der Smalltalk auf der Vernissage kritisch differenziert anmutet. Und in einer zumal holprigen Dramaturgie ist auch noch das gesamte Personal ein Sammelsurium der Gemeinplätze, so daß auch die Liebesgeschichte, die das titelgebende Gemälde umranken, zufällig und unglaubwürdig wirken. All dies wäre akzeptabel, wenn die Macher bei Karikatur und Witz sichere Hand bewiesen hätten, aber auch hier ist man vor Plattitüden nicht sicher."
Eduardo Marx: Die Kunst der Klischees. Uraufführung zum Altstadt Herbst: Das Musical "Meisterwerk" von Heike Beckmann und Christoph Kirst. In: Westdeutsche Zeitung, Kultur in Düsseldorf, 28. September 1996.
"Sie heißt nicht Lloyd-Webber. Für ihre Werke werden keine Theaterpaläste gebaut. In einem Zelt am Rhein jedoch verblüfft Heike Beckmann das Publikum mit einem pfiffigen Musical voller musikalischer Höhepunkte: "Das Meisterwerk". Die hochbegabte Komponistin, musikalische Leiterin des Kabaretts "Kom(m)ödchen", schrieb auch die Story selbst - und dirigierte beim Festival "Düsseldorfer Altstadtherbst" ein spritziges Orchester.
[...] Ein bißchen langatmig wurde es nach 23 Uhr, wenn sich die Happy-End-Hymne mit schmalziger Lyric ('Welche Farbe hat dein Herz') wiederholt in die Höhen schwingt. Aber jeder Ton sitzt - und "Das Meisterwerk" hat eine feste Bühne verdient."
Birgit Kölgen: Ein leeres Bild und die Fülle der Musik. Beim Düsseldorfer Altstadtherbst wurde Heike Beckmanns Musical "Das Meisterwerk" uraufgeführt. In: Westfälische Rundschau, Kultur, 28. September 1996.
"Selbstverliebt und gelackt der glatzköpfige Akademie-Professor. Das ist doch der Lüpertz, flüstert eine Zuschauerin. Treffsicher bannt die Ausstatterin Stefanie Lenkewitz (unterstützt von Mode- und Design-Studenten) das Akademieleben zwischen roter, blauer und weißer Leinwand, wie die schrille Vernissagegesellschaft. Egal wo. Denn von Düsseldorf nach New York ist's ja nur ein Katzensprung - per rotem Touristen-Bomber, der en miniature durch die Luft fliegt.
Obwohl Beckmann und Regisseur Christoph Kirst die Typen kräftig überzeichnen und gerne auf Karikaturen setzen, berühren die meisten Figuren: der Chinese, der Curry-Würste verkauft, oder der schwarze Knabe, der ein virtuoses Rap-Solo hinlegt."
Michael-G. Müller: New York ist der Trend. Meisterwerk-Musical. In: Neue Rhein Zeitung, Kultur in Düsseldorf, 27. September 1996.
Empfohlene Zitierweise
"Das Meisterwerk". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 24. November 2021.