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Die letzte Kommune

Schauspiel mit Musik


Musik von Thomas Zaufke
Text von Peter Lund

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 21. September 2013
GRIPS Theater, Berlin, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Einstudierung: Bettina Koch
  • Regie: Franziska Steiof
  • Choreographie: Clébio Oliveira
  • Bühnenbild: Jan A. Schroeder
  • Kostüme: Sibylle Meyer

 

Besetzung:  

  • Friedrich Puhlmann: Dietrich Lehmann
  • Heidi: Regine Seidler
  • Georg: Réne Schubert
  • Philipp: Paul Jumin Hoffmann
  • Hannes Majowski: Christian Giese
  • Michael: Jens Mondalski
  • Charlotte: Maria Perlick
  • Josephine Bouvier, genannt Josi: Regina Lemnitz
  • Arthur Funcke, genannt Atze: Kilian Ponert

 

 

 

Premierenchronik

D UA 21. September 2013 GRIPS Theater, Berlin

 

 

 

Inhaltsangabe


"Opa Friedrich soll ins Heim. denn er hat mal wieder den Herd angelassen und dabei fast die Wohnung in Brand gesetzt. Opa will aber nicht ins Heim, das weiß der emeritierte Professor für Sozialarbeit nach der Besichtigung einer Seniorenresidenz, die Tochter Heidi arrangiert hat, ganz genau. Als Alt-68er mit Kommunenerfahrung schmiedet er eigene Pläne und beschließt, zusammen mit seinem Kumpel Hannes, seine Achtzimmerwohnung zu einer Wohngemeinschaft umzufunktionieren. Schnell sind die Mitbewohner gefunden: Philipp und Lotte, die Enkel der beiden Senioren, Atze, ein Obdachloser und Josephine Bouvier, genannt Josi, eine aus der Residenz geflüchtete alte Dame. Welche Situationen und Beziehungskonstellationen sich in diesem Mehrgenerationenhaushalt entwickeln, beschreiben Autor Peter Lund und Komponist Thomas Zaufke in ihrem Schauspiel mit Musik."

Karin Coper: In die Jahre gekommen, aber oho. "Die letzte Kommune" Uraufführung im GRIPS Theater Berlin. In: blickpunkt musical, Ausgabe 67, Nr. 06,2013, November 2013 - Januar 2014, Seite 8-9.

 

 

 

Kritiken

 
"Die Regisseurin Franziska Steiof hat für ihre Inszenierungen am Grips ('Rosa', 'Norway Today' und 'Baden gehen') schon mehrfach Auszeichnungen erhalten. Auch die 'Letzte Kommune' entspricht ganz der Handschrift des Hauses, ist unterhaltsam, witzig, berührend besonders in den Momenten, wenn die neue Mitbewohnerin Josie, die aus einem Seniorenheim weggelaufen ist, mit dem Verlust ihres Gedächtnisses kämpft, gut getimt im Wechsel von Dialog, Tanz und Song.

Aber weder diese Routine noch die liebevolle Interpretation der Figuren können darüber hinwegtäuschen, dass Geschichte und Charaktere schablonenhaft gezeichnet sind. So beschränkt auf eine altersbedingte Perspektive sind weder 17- noch 75-Jährige. Vor allem Dietrich Lehmann, nicht nur seit 44 Jahren am Grips, sondern dort oft schon in der Rolle des Älteren besetzt, wirkt als Friedrich unterfordert. So wird ästhetisch gerade das, wovon das Stück erzählen will, der Zusammenprall von unterschiedlichen Lebensentwürfen, nicht fruchtbar. Es bleibt, auch musikalisch, zu sehr eine Soße. Und es fehlt dem Stück die Schärfe, im Blick auf Alte wie Junge."

Katrin Bettina Müller: Sie nervt mit jeder Floskel. Linkes Altern. In: taz, Die Tageszeitung, 23. September 2013, Seite 24.

 

"Bis sich die wilde Mischung gefunden hat, braucht es etwas Anlauf. Nach vierzig von gut hundertachtzig Minuten kommt erst der zweite Song, der eigentlich einen Auftakt signalisiert: 'Red nicht. Mach es!' Aber dann hebt der Abend in der Regie von Franziska Steiof ab, findet den idealtypischen Grips-Rhythmus im Wechsel von Sentimentalität und Schnodderigkeit.

Harte Konfliktthemen rund um Altersdemenz, Pflegeverantwortung und Selbstbestimmung bis hin zum Freitod werden mit schnellen, aber sorgfältigen Strichen in das tendenziell sozialharmonische Gemälde eingebracht. Dazu gibt es dezenten Pop-Rock mit Saxophon-Unterstützung, Gruppenchoreographien und einmal gar einen bestechend eleganten Cha Cha Cha, wenn Regine Seidler und Jens Mondalski als Eltern in mittleren Jahren ihre Lasten als 'Sandwich-Generation' besingen. Man denkt sich derzeit häufiger: Die 68er sind eigentlich die neuen Ostfriesen; Witze über das Kommunenleben zünden so sicher wie ein Tischfeuerwerk an Silvester. 

Auch in 'Die letzte Kommune' wird viel mit Stereotypen aus der alten Zeit jongliert, wird viel verlacht. Aber am Grips, dem traditionsreichen Mitbestimmungstheater, wird solch ein Lachen doch selbstreflexiver, authentischer, nie sarkastisch. Und nie nur einseitig rückwärtsgewandt."

[ohne Autorennennung]: "Die letzte Kommune“ am Grips Theater: Alters-WG mit Veteranen der Mitbestimmung. In: Berliner Zeitung, 23. September 2013.

 

"Das eigentliche Thema der 'Letzten Kommune' ist aber ohnehin nicht das Fortwirken kommunistischer Ideale. Peter Lund und Thomas Zaufke nehmen bei ihrer elften Gemeinschaftsarbeit die großen Generationenfragen ins Visier. Mit dem Stück geben die Künstler ihr Debüt als Duo am Grips. Musiker Zaufke hat dort in der Ära Volker Ludwig schon mehrfach komponiert ('Rosa', 'Die Faxen dicke'). Texter Lund, vormals im Leitungsteam der Neuköllner Oper und Professor für Musical an der UdK, schreibt zum ersten Mal für das Jugendtheater. Munter besungen und kritisch beleuchtet wird bei den beiden vor allem der eigene Sandwich-Jahrgang: Friedrichs Tochter Heidi (Regine Seidler) und Hannes’ Sohn Michael (Jens Mondalski) sind als Kommunekinder aufgewachsen. Wo’s zum guten Ton gehörte, dass man abends nicht den leiblichen, sondern anderen WG-Sprösslingen sozialistische Märchen vorlas. Um den blinden Eltern-Kind-Gehorsam zu durchzubrechen. Kein Wunder, dass die Probanden dieser Menschenexperimente heute gestört durch ihre Beziehungen taumeln wie Heidi mit ihrem Versicherungs-Kotzbrocken.

[...] Das utopische Moment versinnbildlicht auf der Bühne von Jan A. Schröder die lange Tafel, an der sich alle Generationen versammeln. Ein Großfamilientraum gelebter Solidarität, mit allen dazugehörigen Neurosen, Kämpfen und Krämpfen. Bis sich diese Gemeinschaft allerdings gefunden hat, vergeht mehr Zeit als bei einer WG-Diskussion über die Abschaffung der Atomkraft. Das Einzige, was man Stück und Regie ankreiden kann: der dreistündige Abend für den Erwachsenenspielplan hat im ersten Teil arge Durchhänger. Umso schärfer werden die Konflikte nach der Pause gezeichnet. Und umso berührender. Mit Josi (sensationell: Regina Lemnitz) bekommt die Seniorenkommune weiblichen Zuwachs. Die sprühend lebensbejahende Dame ist an Demenz erkrankt – und entscheidet sich für einen selbstbestimmten Abgang. Was mit hoher Sensibilität erzählt wird. Wenn’s ums Älterwerden geht, hat der Abend seine stärksten Momente."

Patrick Wildermann: Der junge Sack im alten Sack. Renitenz statt Seniorenresidenz: Zwei Apo-Opas gründen im Grips-Theaterstück "Die letzte Kommune“ eine Wohngemeinschaft. In: Tagesspiegel, 22. September 2013.

 

 

 

Kommentar

 
Da das Programmheft aktuell nicht vorliegt wurden die entsprechenden Informationen der seinerzeitigen Presse entnommen und werden später ggf. ergänzt oder verändert.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die letzte Kommune". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 29. März 2024.