Heidi
Musical
Musik, Liedtexte und Schweizer Dialoge von Patrick Scott
Libretto in Zusammenarbeit mit dem Gallissas Theaterverlag, Berlin
Nach Johanna Spyri´s gleichnamigen Roman
Inszenierung
Uraufführung: 12. Juni 2024
Seebühne Walenstadt, Schweiz
- Regie: Stanislav Moša
- Musikalische Leitung: Gaudens Bieri
- Bühnenbild: Christoph Weyers
- Kostüme: Andrea Kučerová
- Maske: Sandra Wartenberg
- Lichtdesign: David Kachlíř
- Tondesign: Andreas Brüll
- Choreografie: Tihana Strmečki
Besetzung:
- Heidi: Kim Fölmli
- Peter: Stephan Luethy
- Alpöhi: Christoph Wettstein
- Klara Sesemann: Jasmin Reif
- Doktor Classen: Thomas Christ
- Fräulein Rottenmeier: Pia Lustenberger
- Herr Sesemann: Nathanael Schaer
- Grossmutter: Isabel Florido
- Dete: Ronja Katzmann
- Kandidat: Patric Scott
- Sebastian / Ensemble: Christian Bartels
- Pfarrer / Ensemble: Oliver Frischknecht
- Tinette / Ensemble: Marua Oricchio
- Barbel /Ensemble: Daniela Moser
- Dance Captain / Ensemble: Julia Werbick
- Ensemble: Mareen Danya Beutler, Adrian Burri, Corinne Decurtins, Sven Geiger, Lisa Maria Hanselmann, Nathanaël Mägli, Liviana Degen, Melanie Loher, Alexander Mikliss
Ensemble (c) Seebühne Walenstadt / Foto: Andy Mettler |
Premierenchronik
CH | UA | 12. Juni 2024 | Seebühne, Walenstadt |
Inhalt
"Das 5-jährige Waisenkind Heidi wird von seiner Tante Dete, die bis anhin die Aufsicht über das Kind ihrer verstorbenen Schwester hatte, zum Grossvater auf die Alp gebracht. Dete hat in Frankfurt eine Stelle in Aussicht und will Heidi loswerden. Der kauzige Alpöhi ist zunächst wenig begeistert, kümmert sich aber von Anfang an liebevoll um Heidi. Die beiden gewöhnen sich schnell aneinander und der Alpöhi hat viel Freude an dem kleinen, aufgeweckten Mädchen. Heidi ist zum ersten Mal in seinem Leben wirklich glücklich. Es liebt seinen Grossvater und das Leben auf der Alp und wandert regelmässig mit dem Geissenpeter und dessen Ziegenherde zu den hochgelegenen Weiden. Heidi besucht auch häufig Peters blinde Grossmutter und bringt viel Licht und Freude in ihr Leben. Nach zwei Jahren kommt der Dorfpfarrer auf Besuch, um den Alpöhi zu ermahnen, Heidi in die Schule zu schicken. Dieser weigert sich aber, denn er müsste dafür im Winterhalbjahr ins Dörfli ziehen. Die Idylle auf der Alp findet trotzdem ein jähes Ende, als Dete wieder auftaucht und Heidi gegen Alpöhis Willen nach Frankfurt mitnimmt, wo es der gelähmten Klara Sesemann Gesellschaft leisten soll.
In Frankfurt erwartet Heidi eine völlig andere Welt. Statt Berge und Wiesen gibt es nur hohe Häuser und breite Strassen. Klara und Heidi schliessen schnell Freundschaft, aber das strenge Fräulein Rottenmeier ist über Heidis Unwissenheit entsetzt. Klaras lebenskluge Grossmama schliesst Heidi jedoch sofort ins Herz und bringt ihm das Lesen und Beten bei. Nach einem Jahr in Frankfurt wird Heidi vor Heimweh krank, denn es sehnt sich nach seinem Grossvater und den Bergen. Es geistert nachts durch das Haus und wird auf Anraten des verständnisvollen Doktor Classen auf die Alp zurückgebracht. Heidis überraschende Rückkehr versöhnt den Alpöhi mit Gott und der Welt. Er geht nach Jahren zum ersten Mal wieder in die Kirche und wird von den Dorfbewohnern herzlich empfangen. Er verspricht dem Pfarrer, den Winter fortan im Dörfli zu verbringen, damit Heidi dort die Schule besuchen kann.
Klara möchte Heidi noch im selben Herbst besuchen, aber Doktor Classen rät davon ab, da sich Klaras Gesundheitszustand seit Heidis Rückkehr verschlechtert hat. Im Herbst reist anstatt der Familie Sesemann nur Doktor Classen auf die Alp. Seine einzige Tochter ist kürzlich gestorben und er hat keine Lebensfreude mehr. Heidi gelingt es, ihm Trost zu spenden und ihn aufzumuntern. Er verbringt auch viel Zeit mit dem Alpöhi und nach ein paar Wochen kehrt er gestärkt nach Frankfurt zurück. Im Sommer darauf darf Klara nach einem Kuraufenthalt in Bad Ragaz Heidi besuchen und für eine Weile auf der Alp bleiben. Der Geissenpeter ist eifersüchtig und als Heidi eines Tages Klara mithilfe des Grossvaters auf die Weide mitnehmen will, stösst er in einem unbeobachteten Moment aus Wut ihren Rollstuhl den Berg hinunter. Aber der Alpöhi ist unbeirrt und trägt Klara auf die Weide hinauf, wo sie mit Unterstützung von Heidi und Peter das Gehen lernt, nachdem sie früher schon erste Schritte mit dem Alpöhi geübt hatte. Welch eine Überraschung, als nach ein paar Wochen Klaras Grossmama und Vater Sesemann auf die Alp kommen und ihnen Klara auf eigenen Beinen entgegengeht!
Zum Dank verspricht Herr Sesemann für Heidi zu sorgen, wenn der Alpöhi dereinst nicht mehr da ist. Diesem Versprechen schliesst sich später auch Dr. Classen an. Im nachfolgenden Herbst verlässt er Frankfurt für immer und zieht im Dörfli ob Maienfeld in ein Herrenhaus, wo er fortan vereint mit dem Alpöhi und Heidi unter einem Dach lebt.
(aus: Homepage Walensee Bühne, 2024)
Kim Fölmli (als Heidi) (c) Seebühne Walenstadt / Foto: Andy Mettler |
Kritiken
"Das neue 'Heidi'-Musical basiert wieder auf den Büchern von Johanna Spyri (1827-1901), 'Heidis Lehr- und Wanderjahre' und 'Heidi kann brauchen, was es gelernt hat', die 1880 und 1881 erschienen.
Die neue Musicalversion hält sich eng an die literarische Vorlage, indem in den Songtexten, Dialogen und den Spielorten die markantesten Szenen der beiden Romane im Mittelpunkt stehen. Die Spielorte, das Dorf Marienfeld, die Alp und Frankfurt, verbergen sich im Bühnenbild von Christoph Weyers. Auf der rechten Bühnenhälfte steigt de Bühne wie ein Berg an, auf dem die bescheidene Almhütte des Alpöhi steht. Zugleich hat unterhalb der Erhebung am rechten Bühnenrand das Orchester seinen Raum. Auf der linken Seite der Bühne befindet sich die Drehbühne, die das beschauliche Dorf mit Kirchturm oder die gutbürgerliche Wohnung der Familie Sesemann in Frankfurt zeigt.
[...] Patrick Scott, der die Musik zu 'Knie - Das Circus Musical' komponiert hatte, das 2019 zum 100-jährigen Jubiläum des Schweizer Nationalcircus Gebrüder Knie uraufgeführt wurde, erarbeitete die Musik und schrieb Liedertexte und Dialoge in Schweizerdeutsch [...] Die eingängigen Melodien werden von Musikerinnen und Musikern des Orchesters unter der musikalischen Leitung von Gaudens Bieri perfekt dargeboten.
[...] Die kurzweilige Inszenierung von Stanislav Moša und die große Spielfreude der Darstellerinnen und Darsteller begeistern das Publikum."
Martina Friedrich: 20 Jahre Walensee-Bühne. "Heidi - Das neue Musical" in Walenstadt.. In: blickpunkt musical, Ausgabe 130, (04/2024), Seite 68-69.
"In der Ouvertüre 'Khöscht du d’Glogga' und dem 'Z’Gaissapeter Liad' ertönen viele Elemente aus der Schweizer Volksmusik, wie gejodelte Passagen. Doch Scott ehrt die Musik seines Heimatlands nur kurz und geht dann in alle Richtungen der modernen Popmusik, mal rockig, mal ruhig, vom Orchester unter Leitung von Gaudens Bieri stilecht interpretiert. Als Nicht-Schweizer muss man sich konzentrieren, um die in der regionalen Mundart gehaltenen Dialoge einigermaßen zu verstehen, was aber möglich ist. Szenen, die in Frankfurt spielen, sind auf Hochdeutsch.
[...] Beim Hinschauen entsteht der Eindruck, dass man zum x-ten Mal die klassische Geschichte erlebt. Patric Scott hat nicht ein einziges innovatives Element in sein Musical eingebaut. Trotzdem klingt die Musik recht gut, besonders 'Die Regeln mache Ich' (gesungen von Fräulein Rottenmeier und dem Ensemble), 'Lesen, Lernen, Träumen' (mit Patric Scott als Lehrerkandidat, Klara und den Bediensteten), 'Wo Khör I Denn Hi?' (Heidi) und 'Sternenhimmel' (gesungen von Heidi und Klara) setzen sich im Gehör fest. Das ganze Ensemble spielt und singt beherzt. Kim Fölmli überzeugt stimmlich und schauspielerisch als Heidi, ebenso Jasmin Reif als Klara. Die Routiniers der Walensee-Bühne, u.a. Christoph Wettstein, Pia Lustenberger und Patric Scott, sind mit Herz und Seele dabei. Regisseur Stanislav Moša, ein weiterer Stammgast, weiß genau, was er von seiner Truppe will, und das geben sie ihm und den Zuschauern auch.
Schade nur, dass sich niemand getraut hat, einmal an Heidis Geschichte zu rütteln und sie ins 21. Jahrhundert zu verlegen. Das wäre sicher möglich, ohne die universalen Werte des Romans von Liebe, Freundschaft und Familie zu vernachlässigen. Der Versuch hätte gelohnt. Trotz seiner klassisch-konventionellen Form bleibt dieses neue 'Heidi'-Musical sehenswert, speziell wegen der Verschmelzung von Musik und schauspielerischem Können."
Christian Spielmann: Heidi - Das neue Musical. In: musical today online, 28. Juni 2024 [https://www.musical-today.de/walenstadt-heidi-das-neue-musical/], aufgerufen 20. August 2024.
Jasmin Reif (als Clara), Christian Bartels (als Sebastian), Kim Fölmli (als Heidi) (c) Seebühne Walenstadt / Foto: Andy Mettler |
Medien / Publikationen
Literatur
- Johanna Spyri: Heidi. Roman, Wien: Ueberreuter 1951.
- Johanna Spyri: Heidis Lehr- und Wanderjahre. Roman, Leipzig: Deutsche Nationalbibliothek 1949.
- Regine Schindler: Johanna Spyri - Spurensuche. Zürich: Pendo 1997.
Kommentar
Bereits 2005 gab es auf der Seebühne Walenstadt eine Uraufführung mit dem Titel "Heidi" nach dem Roman von Johanna Spyri, damals verfasst von Stephen Keeling und Shaun McKenna.
Christoph Weyers wurde von der Deutschen Musical Akademie für den DMA-Award 2024 in der Kategorie "Bestes Bühnenbild" nominiert und Kim Fölmli in der Kategorie "Beste Darstellerin in einer Hauptrolle".
Empfohlene Zitierweise
"Heidi" [Walenstadt, 2024]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 9. Oktober 2024.