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Der glücklichste Mann der Welt (The Most Happy Fella) [Halle]

Musical


Musik, Buch und Gesangstexte von Frank Loesser
nach Sidney Howards "They knew what they wanted"
Deutsche Übersetzung von Janne Furch

 

 

Inszenierung


DDR-Erstaufführung: 3. Dezember 1976
Landestheater, Halle, DDR

  • Musikalische Leitung: Volker Münch
  • Regie: Klaus Winter
  • Bühnenbild: Rolf Klemm
  • Kostüme: Helga Müller-Steinhoff
  • Choreographie: Hans-Herbert Hoffmann
  • Chöre: Werner Kraßler

 

Besetzung:  

  • Rosabella: Helga Krämer
  • Cleo: Rita Adolph
  • Tony: Jürgen Krassmann
  • Marie: Beate Lenk
  • Hermann: Horst Krüger
  • Joe: Wolf-Eike Bartels
  • Giuseppe: Siegfried Joachim
  • Pasquale: Wolfgang Sommer
  • Cicchio: Johannes Walsinger
  • Arzt: Wolfgang Anton

 

 

 

 

Premierenchronik

USA UA 3. Mai 1956 Imperial Theatre, New York
GB EA 21. April 1960 Coliseum Theatre, London
D Dspr. EA 3. November 1972  Städtische Bühnen, Freiburg
DDR EA 3. Dezember 1976 Landestheater, Halle

 

 

 

Inhaltsangabe


"In einem Restaurant in San Franzisco findet das Serviermädchen Rosabella an einem Tisch statt des üblichen Trinkgeldes eine wertvolle Anstecknadel mit einem Brief, der an sie gerichtet ist. Der Weinbauer Tony Esposito hat sich in sie verliebt und möchte sie heiraten, hat jedoch nicht gewagt, es ihr selbst zu sagen. Rosabella schreibt zurück, schickt ein Foto von sich und erbittet auch eines von Tony. Dieser aber ist nicht mehr der Jüngste und auch nicht besonders schön, so daß er befürchten muß, sein Braut zu verlieren, wenn sie das Foto erhält. So schickt er das Bild seines jungen Vormannes Joe.

Inzwischen wird das Weingut für die Hochzeit geschmückt. Als die Braut ankommt, trifft sie zuerst auf Joe und glaubt, in ihm ihrem Verlobten zu sehen. Als dieser alles aufklärt und die Sache mit dem Foto herauskommt, ist Rosabella wütend und möchte wieder abreisen. Da wird bekannt, daß Tony schwer verünglückt ist. Der Arzt rät Rosabella den Verletzten nicht aufzuregen und alle Wünsche zu erfüllen. Tony befürchtet, vielleicht nicht zu überleben und bittet um die sofortige Trauung. Rosabella bleibt nichts anderes übrig, als einzuwilligen. Als sie nach der Zeremonie weinend aus dem Haus kommt, wartet Joe auf sie und tröstet sie. Und sie läßt sich trösten.

In den folgenden Tagen und Wochen, in denen Tony sich wieder langsam erholt, lernt Rosabella ihren Mann immer besser kennen und achten. Joe geht sie aus dem Wege. Tonys Schwester Marie ist gegen die Verbindung mit einem so jungen Mädchen und redet ihrem Bruder ein, er wäre ein alter Mann und würde nicht zu Rosabella passen. Tony ist nahe daran, diesem Einfluß zu erliegen und sich zurückzuziehen. Da sagt ihm Rosabella, wie sehr sie ihn inzwischen liebt. Überglücklich will er ein Fest zu Ehren seiner Frau geben. Beim übermütigen Tanz mit anderen jungen Leuten bricht Rosabella plötzlich zusammen. Der Arzt sagt ihr, sie würde ein Baby bekommen. Sie ist entsetzt, da sie weiß, daß der noch immer an den Rollstuhl gefesselte Tony nicht der Vater ist, und will sofort abreisen. Zuvor sagt sie ihrem Mann aber die Wahrheit. Tony ist wütend und läßt sie gehen. Als sie aber schon den Bus besteigen hat, holt er sie doch noch zurück und verspricht, alles zu vergessen und mit ihr noch einmal von vorne anzufangen."

Inhaltsangabe aus dem Programmheft der Städtischen Bühnen Freiburg, 1972.

 

 

 

Kritiken

 
"Klaus Winter (Inszenierung) gestaltet die DDR-Erstaufführung des vielen Anforderungen stellenden Stückes in einer sehr würdigen Weise aus. Er verband sich dazu ganz mit der Drehbühne, die ihm eine schnelle Aufeinanderfolge der einzelnen Schauplätze ermöglicht. [...] Wichtig vor allem die Ausleuchtung, die der Musik gerecht wird. Die Ballettszenen (Choreografie: Hans-Herbert Hoffmann) nutzte Winter als stimmungsfördernde Höhepunkte zwischen denen die Handlung sich weiterentwickelt. Hervorragend die sichere Erfassung der individuellen Charaktere, Gefühle, Situationen und der ihnen entsprechende Einsatz der Darsteller.

[...] Für die musikalische Interpretation ist Volker Münch zuständig. Er hat sich erstaunliche Kenntnisse über die verblüffende und ungewöhliche Musikalität Frank Loessers, der musikalischer Autodidakt ist, erworben. Man spürt es am frisch-energischen, auch lyrisch-sentimentalen Klang der Partitur, daß die Oper nahe ist. Harmonische Gewagtheiten gehen dem Alltäglichen in der Musik aus dem Weg, verbinden Jazzelemente mit südamerikanischer Folklore, Kontrapunktische Tricks und Formkünste machen die über dem Ganzen liegende Moll-Stimmung zum Ausgangspunkt für prächtig geschlossene Tanzszenen und Chöre, in denen die Dur-Tonarten durchaus nicht fehlen."

Dr. Hans Walkhoff: Musical mit Opern-Einschlag. DDR-Erstaufführung von "Der glücklichste Mann der Welt". In: Mitteldeutsche Neueste Nachrichten, Nr. 300, 17. Dezember 1976.

 

 

"Die Entwicklungsgeschichte des Musical-Ensembles in Halle, unter Klaus Winters Leitung, ließ uns in den zurückliegenden Jahren eine Vielzahl an Höhepunkten erleben. Doch kein Weg kann auf die Dauer nur über Gipfel führen. Diese Premiere wird wohl kaum dazu zählen. Die etwas kühle Aufnahme des Stückes durch das Publikum zeigte, wie schwierig es in diesem Genre ist, ständig künstlerische Kontinuität zu garantieren.

[...] Es wird viel gesungen in diesem Stück, dessen Buch, Verse und Musik Frank Loesser in Personalunion schuf. Leider bleibt nicht eine der vielen durchaus gesangliche Anforderungen stellenden Melodien (musikalische Leitung: Volker Münch) im Ohr haften. Sie ziehen vorüber und sind vergessen.

Die Stückvorlage, angesiedelt zwischen Oper und Operette, ohne die musikalische Qualität ersterer und ohne Bekenntnis zu letzterer, bedingt zwangsläufig den Inszenierungsstil und muß auch da zur Unentschiedenheit führen. Regisseur Klaus Winter und sein Ensemble haben mit großem Engagement gearbeitet, das spürt man. Es gibt schöne szenische Details, ein geschicktes Bühnenbild Rolf Klemms, das ein zügiges Spiel gestattet, und zwei liebenswürdig gezeichnete Hauptgestalten: Helga Krämer und Jürgen Krassmann. Beiden hätte man eine ehrlichere Geschichte gewünscht, einen echten Kampf ums Lebensglück, in einer Atmosphäre von Existenznot, Hektik und Angst ums Morgen, das diese Gesellschaft ja auszeichnet. So müssen beide nur im Rosa einer ländlichen Beschaulichkeit sich zu ihrer Liebe bekennen."

Gerd Focke: Rosa Idylle in einer scheinbar heilen Welt. "Der glücklichste Mann der Welt" beschert kein ungetrübtes Glück - Zur Musical-Premiere im Landestheater. In: Freiheit, Nr. 295, 11. Dezember 1976.

 

 

"Westliche Chronisten scheuen sich nicht, Loessers Schnulze mit Gershwins Volksoper 'Porgy und Bess' zu vergleichen. Was dort jedoch ein sozial motivierter Liebeskonflikt vor dem Hintergrund von Politilk, Arbeit und Religion ist, gerät hier zum rührseligen Seelenschmonzes.

Allerdings wird der Librettist Loesser vom Komponisten Loesser übertroffen. 'Der glücklichste Mann der Welt' ist nahezu durchkomponiert, hat Arien, Rezitative, Chorensembles in der Partitur und bedient sich nur in den italofolkloristischen Tänzen und in den amerikanisch swingenden Buffoszenen des eingängigen Musical-Sounds.

[...] Schon für den Broadway hat man seinerzeit Anleihen bei der Metropolitan Opera aufgenommen. Klaus Winter folgt diesem Beispiel, wenn er den sehr schön singenden, aber sehr oberflächlich spielenden Jürgen Krassmann für den Tony einsetzt  und Helga Krämer überzeugend die Rosabella singen und spielen läßt. Trotz dieser Leistungen kommen die stärkeren Impulse jedoch vom Stamm der Musicalakteure."

Georg Antosch: Das neue Bühnenstück - Allzuviel Herz. Frank Loessers "Der glücklichste Mann der Welt". In: Der Neue Weg, Ausgabe 297, 14. Dezember 1976.

 

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "The Most Happy Fella". Original Broadway Cast, 1956. Sony Broadway S2K 48010. (2xCD).
  • "The Most Happy Fella". Original London Cast, 1960. Sepia Records SEPIA 1154. (1xCD).
  • "The Most Happy Fella". The New Broadway Cast, 1992. RCA 09026-61294-2. (1xCD).
  • "The Most Happy Fella". Studio Cast, 1999. Jay 1306. (3xCD).

 

Literatur

  • Thomas L. Riis: Frank Loesser. Biography. Yale University Press, 2015.

 

 

Kommentar

 
Da das Programmheft zur DDR-Erstaufführung aktuell nicht vorliegt, wurden die Angaben zur Inszenierung der seinerzeitigen Presseveröffentlichungen entnommen und werden ggf. später ergänzt.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Der glücklichste Mann der Welt (The Most Happy Fella) [Halle]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 6. Dezember 2023.