Der geschenkte Gaul
Musical
Musik von Udo Becker
Text von Hildegard Knef, Udo Becker, Paul von Schell und Reinhardt Friese
Inszenierung
Uraufführung: 22. Februar 2003
Landesbühne Niedersachsen-Nord, Wilhelmshaven, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Udo Becker
- Regie: Reinhardt Friese
- Bühne und Kostüme: Annette Mahlendorf
- Choreographie und Songstaging: Iris Limbarth
Besetzung:
- Das Mädchen: Franca Berlin
- Der Irre: Stefan Ostertag
- Irre / Deutsche Frau / Trümmerfrau / 1. Nutte / 1. Revuegirl / Schneiderin / Agentin / Marilyn Monroe / Dietlinde Lehmann/ u.a.: Verena Held
- Trümmerfrau / Japanerin / 2. Nutte / 2. Revuegirl / Else Bongers / Marlene Dietrich / Reporterin / Waltraud Spurzem / u.a.: Susanne Menner
- Russischer Soldat / Viktor de Kowa / Kurt / Reporter / Tonio / Jungpionier / 1. Arzt / Paul von Schell / u.a.: Ireneusz Rosinski
- Russischer Soldat / Stiefvater / amerikanischer Offizier / 1. Transvestit / Erich Pommer / David Selznick / Sportreporter / Ernie Martin / Ufa-Produzent / Zeitungsausrufer / Jungpionier / Doktor / Gerhard Schröder / u.a.: Tobias Wessler
- Mischa von Demandowsky / Irrer / Großvater / franz. Offizier / 2. Transvestit / Journalist / Max / Cy Feuer / Ufa-Regisseur / Zeitungsausrufer / Jungpionier / Friseur / Ansager / u.a.: Sven Kaschte
- Irrer / russischer Offizier / Kellner / Partygast / Jungpionier / u.a.: Frank P. Huhn
- Musical-Liveband
Premierenchronik
D | UA | 22. Februar 2003 | Landesbühne Niedersachsen-Nord, Wilhelmshaven |
Inhaltsangabe
"Zur Diva Hilde gesellt sich ein Herr in einer Zwangsjacke, ein Irrer, dem sie ihr Leben erzählt, mit dem sie über ihre Gedankengänge diskutieren kann und der gelegentlich in die Handlung einzugreifen vermag, wenn es passend erscheint. Und schon geht es los: 1925 in Ulm geboren – in Berlin aufgewachsen – der Beginn der jungen Schauspielerin in dieser Stadt – der Alptraum des Zweiten Weltkrieges – die ersten wichtigen Filme im zerstörten Nachkriegsdeutschland – der erfolglose USA-Aufenthalt und die Rückkehr nach Deutschland – die Sekunden dauernde Nacktszene der Fünfundzwanzigjährigen im Film 'Die Sünderin', die zum Skandal wird – der darauf folgende Boykott – Ninotschka in Cole Porters Silk Stockings – die Rückkehr nach Deutschland – ihr Durchbruch als Chanson-Sängerin.
In einer kaleidoskopartigen Bilderfolge zeichnet das Musical den Lebensweg Hildegard Knefs gleich einer Achterbahnfahrt über zwei Kontinente und mehr als 50 Jahre Zeitgeschichte. Für die Musical-Fassung ihres Bestsellers Der geschenkte Gaul arbeitete Hildegard Knef zusammen mit ihrem Mann Paul von Schell noch bis kurz vor ihrem Tod. Die bereits beschlossene Zusammenarbeit mit dem Komponisten Udo Becker und dem Oberspielleiter des Theaters in Wilhelmshaven Reinhardt Friese, die Handlung bis zum Jahr 2002 zu ergänzen, konnte mit Hildegard Knef nicht mehr stattfinden. Das Team erarbeitete daraufhin u. a. mit der Beratung des Witwers ein Werk, welches 2003 eine umjubelte Uraufführung in Wilhelmshaven hatte."
Verlagsangaben Felix Bloch Erben, Berlin 2023.
Kritiken
"Acht Schauspieler bewältigen mit Bravour über 70 Rollen ohne aus der Puste zu geraten: Marlene Dietrich mit Suppentopf und guten Ratschlägen, Marilyn Monroe, als sie noch Norma Jean hieß. Produzenten, Agenten, Journalisten, Menschen mit Berliner Schnauze und drei Ehemänner. Zum Schluss kommt - von Tobias Wessler glänzend parodiert - Gerhard Schröder dazu, der sich am 75. Geburtstag der Knef persönlich dafür einsetzte, dass die Schauspielerin wieder einen deutschen Pass erhielt. Seit ihrer Heirat mit David Cameron war die Knef, die in Ulm geboren wurde, britische Staatsbürgerin.
In die Rolle der Diva schlüpft die Musical erfahrene Franca Berlin. Sie trägt bekannte Chansons 'der größten Sängerin der Welt ohne Stimme', wie Ella Fitzgerald über Hildegard Knef befand, mitunter neu arrangiert und manchmal ein bisschen zu schrill vor. Ein starkes Finale hat die Darstellerin, als sie anrührend und leise, nur von einem Piano begleitet, rote Rosen regenen lässt."
APA: Hildegard-Knef-Musical uraufgeführt: Ein "Mädchen" fährt Achterbahn. "Der geschenkte Gaul" im Stadttheater Wilhelmshaven. In: Tiroler Tageszeitung, 23. Februar 2003.
"Regisseur und Mitautor Reinhardt Friese hat im überzeugenden Bühnenbild von Annette Mahlendorf (eine geflügelte Doppeltreppe, in deren Zentrum die Live-Band saß), eine Fülle einzelner Stationen im Leben der Knef unter Einsatz von Videos und Dia-Projektionen prägnant nachgezeichnet. [...] Mit Sentimentalität war er sparsam, wichtig war ihm das Skurrile.
[...] Dass die im Stile des Jazzrock angesiedelte Musik, überwiegend von Udo Becker nach Texten von Hildegard Knef komponiert, oft sehr laut und verzerrt über die Rampe kam, hatte wohl mehr mit Problemen der Tontechnik zu tun als mit der Leistrung der Live-Band."
Norbert Czyz: Das "Mädchen" als deutsche Geschichte. Wilhelmshaven erlebte Uraufführung des Knef-Musicals. In: nordwest net (online-Ausgabe Nordwest-Zeitung), 24. Februar 2003.
"Stille, dann begeisterter Applaus. Beinahe sanft und ruhig lässt das Ensemble nacht gut zweieinhalb Stunden die Geschichte der Hildegard Knef ausklingen. Die Uraufführung des Musicals 'Der geschenkte Gaul' ist geglückt.
[...] Mit nur geringen Mitteln gelingt Regisseur Reinhardt Friese über Kostüme, farbiges Licht und eingespielte Diaprojektionen, das Publikum in die Bühnenwelt der Knef zu entführen. Er freut sich mit ihr über erste Erfolge am Broadway. leidet mit ihr, wenn Morphium und Alkohol sie zerfressen und der Ruhm verblasst. Hildegard Knef war ein Stehaufmännchen, das sich von zahlreichen Schicksalsschlägen nicht hat unterkriegen lassen. Und das zeigt das Musical eindrucksvoll. [...] Mit großen Erwartungen war das Premierenpublikum nach Wilhelmshaven gekommen, um die Musicalfassung der Knefschen Autobiografie zu sehen."
Corinna Laubach: Die letzte deutsche Diva ist zurück. Uraufführung des Knef-Musicals "Der geschenkte Gaul" im Stadttheater Wilhelmshaven. In: Der ZDF-Theaterkanal im Internet, 24. Februar 2003.
Medien / Publikationen
Literatur
- Hildegard Knef: Der geschenkte Gaul. Taschenbuch. Ullstein Verlag, 2009.
Empfohlene Zitierweise
"Der geschenkte Gaul". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 20. September 2023.