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Freiheit in Krähwinkel

ein freiheitliches Musical nach einer tollen Posse von Johann Nepomuk Nestroy


Musik von Rudolf Mors
Text von Hans Dieter Hüsch

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 14. November 1957 
Städtische Bühnen, Ulm, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Rudolf Mors
  • Regie: Helmut Kissel
  • Bühnenbild: Hansheinrich Palitzsch
  • Kostüme: Lotte Glauninger

 

Besetzung:  

  • Der Bürgermeister: Günther Epperlein
  • Sperling, Edler von Spatz, ein Dichter: Dieter Möbius / Helmut Fischer
  • Rummelpuff, Kommandant der Krähwinkler Stadtsoldaten: Peter Böhlke
  • Pfiffspitz, Redakteur der Krähwinkler Zeitung: Will Court
  • Eberhard Ultra, dessen Mitarbeiter: Rolf Johanning
  • Reakzerl, Edler von Zopfen, Geheimer Stadtsekretär: Walther Fr. Peters
  • Frau von Frankenfrey, eine reiche Witwe: Waltraud Schink
  • Sigmund Siegl, subalterner Beamter: Eberhard Mondry
  • Willibald Wachs, subalterner Beamter: Peter Ehrlich
  • Klaus, Ratsdiener: Hermann Schober
  • Emerenzia, dessen Gattin: Gertrud Probst
  • Cäcilie, beider Tochter: Josette Genet-Bollinger
  • Nachtwächter: Günther Hanke
  • Walpurga, seine Tochter: Käthe Druba
  • Pemperl, Klempnermeister: Georg Hartl
  • Schabenfellner, Schneidermeister: Joachim Scherbening
  • Frau Pemperl: Julia Basalla
  • Frau Schabenfellner: Astrid Boner
  • Frau von Schnabelbeiss, Geheimrätin: Friedel Heizmann
  • Ein Kellner: Hans Erich Briese

 

 

 

 

Premierenchronik

D UA 14. November 1957 Städtische Bühnen, Ulm

 

 

 

Inhaltsangabe


"Heiterkeit ist Trumpf, wenn die Bürger auf die Barrikaden steigen, wenn sie ihrem despotischen Bürgermeister einen Denkzettel geben, besonders aber wenn die beiden charmanten Heldinnen, Töchter des revolutionären Nachtwächters und seines Feindes, des reaktionären Ratsdieners Klaus, die Forderung erheben, daß neben der allgemeinen Freiheit auch die Liebe wieder an die Macht komme und dabei von ihren freiheitlich gesonnenen Liebhabern von den Barrikaden weggeheiratet werden."

NL: Freiheit in Krähwinkel. Premiere in der Städt. Bühne. In: Ulmer Nachrichten, 14. November 1957

 

 

 

 

Kritiken

 
"Diesmal, zur jüngsten Ulmer Uraufführung, wurde Nestroys 'Freiheit in Krähwinkel' aus dem Biedermeier-Schrank hervorgekramt. Historische Reminiszenzen werden zaghaft wach, März 1848, Metternich, Reaktion, Barrikaden; weitere Geschichtslektionen erteilt das Programmheft. Johann Nepomuk Nestroy sah diese Revolution wohl ziemlich hoffnungslos, aber nicht ernst, und lieferte in seiner Art ein vergnügt-aggressives Scharmützel gegen Intoleranz und Spießbürgertum.

[...] Hundert Jahre danach unternimmt es Hanns Dieter Hüsch, namhafter Kabarettist mit Lust zur literarisch-politischen Attacke, die Posse aufzufrischen und ins Aktuelle zu steigern, kaum mit Lokalkolorit, vielmehr mit seiner satirischen Zeitkritik, scharf, bisweilen schneidend und gallig. Ein Scharmützel à la Biedermeier, wie es Nestroy meint, mit derlei modernen Waffen, wie Hüsch sie führt, ist eine ungereimte Vorstellung. Der Stilbruch ist deutlich, die Parodie wirkt paradox, der Wiener Volkspoet und der Mainzer Intelektual-Kabarettist können sich nicht finden, auch wenn die herrlich gekonnte Musik von Rudolf Mors vermittelt und versöhnt."

Dr. Sc.: Satirische Zeitkritik im Biedermeierfrack. 'Freiheit in Krähwinkel' von Nestroy-Hüsch-Mors als Musical. In: Süddeutsche Zeitung, 19. November 1957.

 

"Die Ulmer hatten, wie bekannt, dem renommierten Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch den Auftrag gegeben, Nestroys politisierende Posse 'Freiheit in Krähwinkel' up to date zu bringen. Ein solcher Auftrag ist lobenswert, denn so, wie Nestroys Posse ist und im Wien vom Freiheitsdatum 1848 an bis zum Reaktionsdatum 1866 hin Erfolg hatte, käme das Stück heute schwerlich an. Eine die Gegenwart treffende Umarbeitung ist also durchaus zu bejahen; sie entspricht sogar Nestroys aktualitätsbeflissenem Geist.

Aber Hüsch hat Nestroy nicht neu bearbeitet, sondern ein 'freiheitliches Musical' nach der Posse Nestroys geschrieben. Er verfuhr dabei nach Mixer-Rezept: ein Schuß biedermeiernder Kleinstadtmuffigkeit, zwei Schuß Gartenlaubenlimonade, drei Schuß zeitsatirische Songs, ein zaghaftes Quentchen Bert-Brecht-Anklänge und ein halber Liter Kabarettulk. Hätte er wenigstens diese Mixtur kräftig durchgeschüttelt, so hätten sich ihre Substanzen vielleicht zu einem süffigen Kabarettgetränk vermischen und vereinheitlichen können; ein solches Ergebnis hätte man dann gerne bejaht. Da er es nicht tat, kriegt man die Teile einzeln auf die Zunge. Das war kein Cocktail. Das schmeckte - literarisch genommen - weder nach Nestroy noch nach Hüsch, weder nach Bühnenstück noch nach Kabarett. Es schmeckte nach aufgepäppelten Wiener Vorstadtnockerln in Musicalsauce."

Dr. H. Baumhauer: Ein 'Musical' allzu frei nach Nestroy. Die Ulmer Bühne zeigt 'Freiheit in Krähwinkel'. In: Schwäbische Post, 6. Dezember 1957.

 

"Rudolf Mors hat eine köstlich pointierende und vorallem Herms Niels parodierende Musik dazu geschrieben. Die Inszenierung von Helmut Kissel in den hübsch eine Kleinstadt von einst skizzierenden Bühnenbildern von Hansheinrich Pallitzsch besaß Charme und Leichtigkeit.

[...] Hüsch hat einiges umgestellt, auch weggelassen, vor allem aber neue Songs dazu geschrieben, die jedoch einen aktuellen, aber auch harten Klang in das Stück hineinbringen. Das bedeutet einen gewissen Stilbruch."

H.D.: Freiheit in Krähwinkel. Ein Musical von Hüsch nach Nestroy in Ulm. In: Schwäbische Landeszeitung, Ausgabe Augsburg, 26. November 1957.

 

 

 

Medien / Publikationen

 

Literatur

 

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Freiheit in Krähwinkel". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 11. Januar 2022.