Evita [Wien]
Musical
Musik von Andrew Lloyd Webber
Text von Tim Rice
Deutsche Übersetzung von Michael Kunze
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 20. Januar 1981
Theater an der Wien, Wien, Österreich
- Musikalische Leitung: Johannes Fehring / Adrian Manz / Herwig Gratzer
- Orchestrierung und Arrangements: Andrew Lloyd Webber & Hershy Kay
- Regie: George Martin
- Choreographie: Larry Fuller
- Tanzeinstudierungen: Linda Papworth
- Bühnenbild und Kostüme: Timothy O'Brien und Tazeena Firth
- Lichtregie: David Hersey
- Tonregie: Abe Jacobs
- Chöre: Xaver Meyer
Besetzung:
- Che: Alexander Goebel
- Che (alternierden): Michael Bukowsky
- Eva: Isabel Weicken
- Eva (alternierend): Vera Gutman
- Peron: Reinhard Glemnitz
- Perons Geliebte: Lilo Raab
- Perons Geliebte (alternierende): Miriam Miller
- Magaldi: Michael Bukowsky
- Magaldie (alternierend): Peter Lindner
- Chor: Lex Alport / Hans Brandtner / Elisabeth Burger / Isolde Engelmayer / Manfred Eser / Helmut Josef Ettl / Johann Gabriel / Ted Gärtner / Heinz Hattinger / Manfred Hauser / Dina Hendrichs / Maria Hildenbrand / Franz Hillebrand / Anne Hooper / Danuta Jaquet / Daniel Jaquet / Giselhaid Koppensteiner / Walter Maier / Richard Mandragona / Angela Murbach / Ono Hiroko / Moore Parker / Horst Reeh / Sue Rosenberg-Temsch / Eva Maria Thies / Richard Weinberger
- Tänzer: Heinz Baumeister / Svetlana Bozic / David Bryant / Samuel Cayne / Laura Edmunds / Jean-Loup Jordan / Gabriella Kocherhans / Jerzy Machalowski / Souhair Mansour / Brigitte Marik / Bianka Modra / Brian Peterson / Anne Rasmussen / Erik Roland / Beatrix Schwarz / James Skeggs / Dalibor Vesely / Liane Zaharia / Nabil Zaki / Walter Zberg
Premierenchronik
GB | UA | 21. Juni 1978 | Prince Edward Theatre, London |
USA | EA | 25. September 1979 | Broadway Theatre, New York |
A | Dspr. EA | 20. Januar 1981 | Theater an der Wien, Wien |
D | EA | 10. September 1982 | Theater des Westens, Berlin |
DDR | EA | 28. Mai 1987 | Staatsoperette, Dresden |
Inhaltsangabe
"Das Musical basiert auf der Biografie von Eva Perón, vom Volk liebevoll 'Evita' genannt. Die Geschichte handelt von ihrem gesellschaftlichen und politischen Aufstieg, vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse in Argentinien zwischen 1934 und 1952. Che, ein junger Mann, führt als Erzähler und Kommentator durch die Geschichte. Die selbst aus einfachen Verhältnissen stammende Evita, bereits zu Lebzeiten von den 'Descamisados', den 'Hemdlosen', wie eine Heilige verehrt, wird von den Bürgerlichen und Intellektuellen verachtet. Ihren Weg nach ganz oben säumen etliche Liebhaber bis sie schließlich auf den Militärattaché Perón trifft. Sie unterstützt ihn tatkräftig bei seinen Aufstiegsplänen zum Präsidenten und wird selbst zur First Lady.
Eva Perón lebt glamourös ihren Traum von Luxus. Ihr Gespür und Geschick öffentlichkeitswirksam ihre Sympathie für die Armen und Unterdrückten zu demonstrieren, macht sie dennoch zur Hoffnungsträgerin und zum Idol für ein ganzes Volk. Trotzdem die sozialen und wirtschaftlichen Spannungen im Land steigen und die Stimmen gegen sie lauter werden, verwandelt sie die drohende Niederlage in einen Triumph.
(Quelle: musicalvienna.at)
Presse
"Nach der Uraufführung in London 1978, nach weiteren Aufführungen dann in Amerika, Australien und Spanien hat das Erfolgsmusical nun Einzug in den deutschen Sprachraum gehalten. Ein Grund zur Freude?
Da ist zuerst die Frage, ob die hier angewandte Form überhaupt für diesen Stoff vom Glanz und Elend der peronistischen Diktatur taugt. Einerseits zeigt sich das Stück nämlich als äußerst geistreich gemacht – sieht man einmal von der sensationsheischenden Verwendung Che Guevaras als Kommentator und alter ego Evitas ab –, andererseits gibt es sich als ekelerregendes Konsum- und Kommerzstück zu erkennen, das auch problemlos verdaut wird. Dieser Vorwurf gilt hauptsächlich der Musik; denn was der Komponist Andrew Lloyd Webber da geschrieben hat, ist eine einlullende Hitparadenmusik par excellence.
Da fällt denn auch kaum ins Gewicht, daß ihre Struktur dem Musical bislang fremd war: das Stück ist durch-komponiert, reine Dialogteile bleiben ausgespart, die schematische Aneinanderreihung einzelner Hitkompositionen ist vermieden; das Publikum wird vielmehr in einen – freilich intelligent gewebten – Klangteppich eingewickelt, der eine Vielzahl an Leitmotiven ausspielt, verarbeitet und entwickelt. Gleichwohl kristallisieren sich des öfteren schon recht hitparadenträchtige Klanggefüge heraus. Gutes Handwerk also, gewiß nicht unbedacht als anspruchslos abzutun, wenn man es mit anderen Musicals vergleicht.
Und doch hat die Komposition platte Züge, wendet man auch nur einen Gedanken an den Stoff, der damit auf die Bühne gebracht wird. Gerade bei der Behandlung des peronistischen 'justicialiswo' wäre der Bruch zwischen Musik und Text ein wichtiger Faktor der Erläuterung gewesen, hätte Ecken und Kanten entstehen lassen und störende, im besten Sinne verstörende Momente bewirkt; so aber entkommt das Publikum dem Wohlklang nicht, findet kaum Gelegenheit zur Reflexion des Geschehens, Das soll nicht heißen, hier werde die peronistische Diktatur verherrlicht, nein, schlimmer noch: Sie wird, in mundgerechten Stückchen ästhetisch dargereicht, verharmlost.
[...] Freilich offenbart die Aufführung ein altes Übel: den Mangel an deutschsprachigen Talenten, deren Fähigkeiten sich nicht auf das Spielen beschrankte, sondern auch Tanz und Gesang einschlössen. So bringt denn Reinhard Glemnitz einen gemütlichen, wenig überzeugenden Peron auf die Bühne. Isabel Weickens Eva glaubt man die Machtgier und den Hunger auf die bedingungslose Liebe ihres Volkes nicht recht. Alexander Goebels läßt als Che Guevara auch Wünsche offen, seine Stimme klingt ein wenig hölzern. Trotz aller Einschränkungen ist das eine spannende Theaterarbeit, thematisch ein Ereignis größter Fraglichkeit."
Jan Peter Gehrekens: Keiner entkommt dem Wohlklang. In: Die Zeit, 13. Februar 1981.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Evita". Konzeptalbum, 1976. Decca 11541. (2xCD).
- "Evita". Original London Cast, 1978. MCA DMCG 3527. (1xCD).
- "Evita". Original Los Angeles Cast, 1979. MCA MCAD2-11007. (2xCD).
- "Evita". Original Wien Cast, 1981. Jupiter 825775. (1xCD).
- "Evita". Original Film Soundtrack, 1996. Warner Brothers / WEA 9362-46432-2. (1xCD).
DVD / Video
- "Evita". Verfilmung von Alan Parker mit Madonna / Antonio Banderas / Jonathan Price, 1996. Cinergi Pictures. (1xDVD).
Literatur
- Ursual Prutsch: Eva Perón. Leben und Sterben einer Legende. Eine Biografie. C.H.Beck; 2015).
Empfohlene Zitierweise
"Evita" [Wien]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 20. Oktober 2024.