Der Kongress tanzt
Musikalische Komödie nach dem gleichnamigen Film von Erik Charell
Musik von Werner Richard Heymann
Neue Bühnenfassung von Michael Quast und Rainer Dachselt
Arrangements von Carsten Gerlitz
Inszenierung
Erstaufführung der Bühnenfassung: 25. Mai 2007
Theater, Baden-Baden, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Hans-Georg Wilhelm
- Regie: Stefan Huber
- Bühne: Karel Spanhak
- Kostüme: Heike Seidler
Besetzung:
- Metterich: Edgar M. Marcus
- Pepi: Franz Frickel
- Christel: Patrizia Margagliotta
- Zar Alexander von Russland / Uralsky: Nikolaj Alexander Bruckner
- Bibikoff: Henning Bormann
- Komtesse: Nadine Kettler
- Wellington: Karl Heinz Herber
- Talleyrand: Oliver Jacobs
- König August von Sachsen: Thomas Schumann
- General von Piefke: Lorenz Liebold
- Polnischer Gesandter: Michael Laricchia
- Schweizer Gesandter: Horst Hildebrandt
- Finanzminister: Michael Laricchia
- Bürgermeister: Horst Hildebrand
- Fürstin: Nadine Kettler
- Gräfin: Rosalinde Renn
- Heurigensänger: Karl Heinz Herber
- Beamter im Gefängnis: Michael Laricchia
- Vollstrecker im Gefängnis: Horst Hildebrand
- Russischer Diener: Michael Laricchia
- Ein Bote: Lorenz Liebold
- SalonOrchester Schwanen
- Diener / Leibwächter / Handschuhverkäuferinnen / Ballgäste: Aline Herm / Tirza Härer / Elena Kemptner / Rodica Schmiedinger / Jonas Fathy / Johannes Hellsberg / Richard Reiß / Hans-Peter Wowerath
Premierenchronik
D | UA | 25. Mai 2007 | Theater, Baden-Baden |
A | EA | 20. Februar 2016 | Volksoper, Wien |
Inhaltsangabe
"Auf dem Wiener Kongress, wo Könige, Fürsten und Diplomaten über das Schicksal Napoleons und Europas debattieren, scheint Staatskanzler Fürst Metternich alles im Griff zu haben – außer einigen Kleinigkeiten, die trotz seines exzellenten Spitzelsystems und seiner Sicherheitskräfte noch nicht so ganz funktionieren. Da ist u.a. die Handschuhmacherin Christel, die mit einem besonderen Werbegag auf ihr Geschäft aufmerksam macht: jedem gekrönten Haupt, das in Wien eintrifft, wirft sie einen Blumenstrauß mit ihrer Adresse in die offene Kutsche. Als nun der Zar von Russland kommt, zielt sie nicht richtig und trifft diesen am Kopf. Die Russen vermuten sofort ein Attentat – aber Gott sei Dank haben sie vorgesorgt: Statt des Zaren sitzt ein Double, der tumbe Bauernsohn Uralsky, in der Kutsche. Christel wird verhaftet, doch ihrem Geliebten Pepi, der der engste Mitarbeiter Metternichs ist, gelingt es, dass sich der Zar höchstpersönlich einschaltet und sie der Strafe entgeht.
Zu Pepis Leidwesen verliebt sich der Zar in Christel, führt sie zunächst zum Heurigen aus und lässt sie später in einer prachtvollen Kutsche abholen. Was Pepi immer mehr erzürnt, kommt den Plänen Metternichs äußerst entgegen: so lange der Zar mit Liebschaften beschäftigt ist, stört er seine Pläne auf dem Kongress nicht. Aber die einfältigen, in ihrem System eingefahrenen Diplomaten und Fürsten haben die Rechnung ohne den Zaren und seinen Doppelgänger gemacht, den dieser geschickt benutzt, um sich bei den ballseeligen Diplomaten gegen Metternich durchzusetzen. Christel träumt noch immer von der wahren Liebe an der Seite des russischen Fürsten, als auf dem Höhepunkt des Balls die Nachricht eintrifft, dass Napoleon aus Elba geflohen und als Usurpator in Frankreich gelandet ist. Der Zar muss nach Russland zurückkehren, Christels Traum ist zerplatzt. Rückblickend weiß sie: 'Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder'."
Inhaltsangabe Verlag Felix Bloch Erben, Berlin, 2023
Kritiken
"Ist es nun eine Operette oder ein Musical? Sehen wir hier vielleicht das deutsche Unterhaltungstheater, das die Nazis damals verhindert haben? Was auch immer, die neue alte 'Musikalische Komödie' nach Erik Charells berühmten Schwarzweißfilm aus dem Jahr 1931 macht mit ihrem federleichten Humor, mit feinen satirischen Spitzen und einer wonnigen Inszenierung mindestens so viel Spaß wie ein Gershwin-Musical der 30er-Jahre.
[...] Mit trefflichen Parodien auf die hohle Politikersprache von heute orientieren sich die Dialoge am spöttischen Zynismus von Jacques Offenbachs Operetten. Die in Wien versammelten Diplomaten, Generäle und Schwätzer amüsieren sich köstlich, dass sie 'am Ende doch keiner zur Verantwortung ziehen' kann, ein Quartett von Wiener Bürgern lästert immer wieder hingebungsvoll über den Kongress - da fallen Worte wie 'Politikerstandort Wien' und 'Flair bringt Fun' oder es wird über 'A-Promis' und 'Kongress-Luder' hergezogen. Das Trommelfeuer aus Wortspielen, Running Gags und Zweideutigkeiten führt im idealen Zusammenspiel mit Stefan Hubers temporeicher Regie zu einem unablässigen Glucksen und Kichern im Publikum, vor allem im ersten Akt.
[...] Karel Spanhak hat die kleine Bühne des Baden-Badener Theaters in ein wahres Wunderwerk aus Marmorsäulen und Ballsälen verwandelt, mit reichlich Türen für Verwechslungsspiele, einem Gefängnis, der Heurigenstube und der kuriosen Abhöranlage Metternichs. Die hübschen Empire-Kostüme und feschen Uniformen von Heike Seidler sorgen für weiteren optischen Genuss.
Angela Reinhardt: Der Kongress tanzt. Operette oder Musical? - Beste Unterhaltung allemal. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 126, August/September 2007, Seite 12-13.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Der Kongress tanzt". Cast Volksoper Wien, 2016. Nova MD. (1xCD).
DVD / Video
- "Der Kongress tanzt". Film von Erik Charell, 1931. DeLuxe-Edition, 2019. Leonine Distribution Gmbh. (1xDVD).
Literatur
- Hubert Ortkemper: "Liebling, mein Herz lässt dich grüßen -Der erfolgreichste Komponist der UFA-Zeit erinnert sich". Schott Musik, 2011. Buch und CD.
Empfohlene Zitierweise
"Der Kongress tanzt". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 24. August 2023.