Der 35. Mai
Musical
Musik und Liedtexte von Martin G. Berger, Jasper Sonne und Michael Ellis Ingram
Text von Martin G. Berger
nach Erich Kästner
Inszenierung
Uraufführung: 20. Oktober 2024
Theater am Goetheplatz, Bremen, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Stefan Klingele
- Regie: Martin G. Berger
- Bühne: Sarah-Katharina Karl
- Kostüme: Esther Bialas
- Choreografie: Marie-Christin Zeisset
- Chöre: Karl Bernewitz
- Licht: Marius Lorenzen
- Ton: Charel Bourkel
- Video: Stefan Kück
Besetzung:
- Konrad: Claudio Gottschalk-Schmitt
- Onkel Ringelhuth: Christoph Heinrich
- Nero Caballo: Stefanie Dietrich
- Herr Brückner / Karl der Große / Mama Rabenaas: Arvid Fagerfjäll
- Kussmann / August der Starke / Zukunftsmann: Ian Spinetti
- Herr Waffelbruch / Fußballmann / Hannibal / Zukunftsmensch 2: Fabian Düberg
- Frau Borgmeister / Hauptsoldatin: Elisa Birkenheier
- Präsident Seidelbast / Fleischermeisterin Sauertopf / Zukunftsmensch 1: Ulrike Mayer
- Julius Cäsar: Wolfgang von Borries
- Napoleon: Yosuke Kodama
- Babette: Madoka Kodama / Carlotta Böhnke
- Johann: Arian Bünnagel / Enes Sieling
- Mädchen und Jungen: Miron Heidmann / Emira Mdiourat / Enes Sieling / Madoka Kodama / Carlotta Böhnke / Merle Meister / Arian Bünnagel / Noah Roth
- Musicalensemble: Anniel Agramonte Rivero / Clara Maria Determann / Steffen Gerstle / Pascal D. Schmid / Martina Vinazza / Muriel Willfurth / Fabio Toraldo
- Opernchor des Theater Bremen
- Bremer Philharmoniker
35. Mai - Gottschalk-Schmitt; Heinrich; Mayer; Dietrich; Musicalensemble |
Premierenchronik
D | UA | 20. Oktober 2024 | Theater am Goetheplatz, Bremen |
Anmerkung: Das Musical "Der 35. Mai" ist ein Auftragswerk für das Theater Bremen.
Inhaltsangabe
"Konrad ist gut in Mathe, schlecht im Aufsatzschreiben. Und jetzt soll er einen Text über die Südsee schreiben. Furchtbar! Wie gut, dass Onkel Ringelhuth überaus unternehmungslustig ist und gerade ein singendes, steppendes Zirkuspferd vorbeikommt, das beherzt einen Ortstermin anberaumt: Also auf in die Südsee, zuerst durch den Schrank ins Schlaraffenland mit seinen bewegungsarmen Bewohner:innen, dann zu einer Rittergesellschaft mit kräftemessenden Männern, durch eine verkehrte Welt, in der Kinder ihre missratenen Eltern erziehen, und vorbei an einer vollautomatisierten Stadt.
Quelle: Theater Bremen
35. Mai - Dietrich; Gottschalk-Schmitt; Heinrich; Fagerfjäll; Musicalensemble Theater Bremen / Foto: Jörg Landsberg |
Kritiken
"Bei der Premiere geht die Produktion noch gebremst über die Bühne, hat nicht den Esprit und die Leichtigkeit, um schwebend zu funkeln. Aber das spielt sich bestimmt noch ein. Und was spielen die Bremer Philharmoniker? Regisseur Berger hat mit Jasper Sonne und Michael Ellis Ingram eine nicht autonome, eher funktionale Musik komponiert, ein Potpourri aus Zitaten, Anspielungen, Nachahmungen, Verfremdungen erfolgreichen Musical- und Opernmaterials, wobei auch Ohrwurmiges zu Gehör kommt.
Mit den ansprechenden Oberflächenreizen der unterschiedlichen Ausdrucksformen lassen sich zwar die kontrastierenden Welten untermalen, Personen und Handlung aber nicht präzise charakterisieren und tiefenscharf durchleuchten. Es geht der Regie – im Widerspruch zur sprachlichen Klarheit der Vorlage – eher um große Showgesten mit Chor und Tanz. Ein dafür engagiertes Sextett darf aber leider nur mit einer kümmerlichen Choreografie als mobile Ornamente die Ausstattungsopulenz bereichern. Ambivalent kommt die Uraufführung also daher, leicht konsumierbar in schwieriger Zeit. Vom Publikum mit stehend geäußertem Applaus bedacht.
Jens Fischer: Musikalische Traumreise. In: Die Deutsche Bühne, 21. Oktober 2024 [online].
"Der 35. Mai' gehört zu Erichs Kästners unbekannteren Büchern. Darin geht es um eine abenteuerliche Reise. Sie beginnt mit Konrad, der für die Schule einen Aufsatz über die Südsee schreiben muss. Doch der Junge schreibt nicht gern, sondern rechnet lieber. Aber Konrad hat einen Onkel, den Apotheker Ringelhuth. Der ist ein bisschen absonderlich und behauptet, es gäbe den 35. Mai. Doch es wird noch verrückter, als ein Zirkuspferd klingelt und beschließt: 'Wir fahren jetzt alle zusammen in die Südsee!' Und so reist das Trio durch einen Schrank zu fünf verschiedenen Fantasiewelten, bis sie am Ende in der Südsee landen. Das ist keine klassische Südsee mit Palmen, sondern eine Metapher für die Fantasie.
Regisseur Martin G. Berger hat das Musical mit viel Glamour inszeniert. Optisch wurde an nichts gespart. Es gab glitzernde Einteiler für Männer und Frauen, ausdruckstarkes Make-Up und Tänzer und Tänzerinnen im Stil von Mary Poppins. Auch die Musik war beeindruckend: Es klang pompös, mitreißend und hatte teilweise echtes Ohrwurm-Potential.
[...] Der Humor wiederum war stellenweise etwas klamaukig, die Bewegungen zu übertrieben. Es ist eine Gratwanderung zwischen dem was Kindern und Erwachsenen jeweils gefällt. Dass 'Der 35. Mai' nicht als Theaterstück, sondern als Musical auf die Bühne kommt, ist an sich schon sehr spannend. Das Genre hat ja auf der einen Seite etwas eher Leichtes, Seichtes an sich, aber das Stück enthält durchaus auch gesellschaftskritische Aspekte. Das besondere an Kästners Kinderbüchern war ja, dass da Kinder autonom handeln. Kästner nahm Kinder stets als kluge und eigenständige Wesen war – und so traut das Theater Bremen Kindern mit diesem Stück auch etwas zu."
Jana Wagner: Glamourös inszeniert: Kästners "Der 35. Mai" als Musical. In: Bremen Zwei (Radio), Sendung: Der Morgen, 21. Oktober 2024, 10:10 Uhr.
"Die Latte reichlich hoch gelegt hat der Regisseur selbst: Das neue Kästner-Musical 'Der 35. Mai' sei eine Hommage an die großen Meisterwerke des Genres von 'Hello Dolly!' bis 'Mary Poppins', verkündete Martin G. Berger schon vor der Uraufführung im Bremer Theater am Goetheplatz. Sozusagen 'Supercalifragilisticexpialigetisch!', um es mit dem erwähnten berühmtesten Kindermärchen der Welt zu formulieren ...
Doch wer nach den Sternen greift, kann eben auch rasch auf dem harten Bühnenboden landen - und das nicht allein, weil im Gegensatz zum erwähnten Vergleich die Tanznummern in der Hansestadt Welten von klassischen Broadway-Shows entfernt sind. Nein, es ist vor allem die Musik. für die ein Team aus Berger, Jasper Sonne und Michael Ellis Ingram verantwortlich zeichnet. Sie will einfach kaum Spuren hinterlassen: hier ein Zitat, dort eine Nachahmung, dazwischen Wohlbekanntes und - erprobtes aus Oper und Musical (ohne indes wirklich zum Ohrwurm zu taugen). Trotz mancher Anlehnungen an die 1920er Jahre klingt das insgesamt eher funktional als wirklich spritzig. Die Bremer Philharmoniker unter Stefan Klingele mühen sich im Hintergrund der halbrunden (Varieté-)Bühne redlich, doch auch sie vermögen aus dieser Musik keine wirklichen Charakterisierungen oder gar Analysen der Figuren zu schaffen."
Christoph Forsthoff: Durch den Schrank in Traumwelten. "Der 35. Mai" nach Erich Kästners Roman bleibt zu oberflächlich. In: Musical today, 03/2024, Seite 58-59.
35. Mai - Christoph Heinrich; Stefanie Dietrich; Claudio Gottschalk-Schmitt; Musicalensemble Theater Bremen / Foto: Jörg Landsberg |
Medien / Publikationen
Literatur
- Erich Kästner: Der 35. Mai. Mit Illustrationen von Walter Trier und Martina Liebig. Atrium Verlag, 2018.
Empfohlene Zitierweise
"Der 35. Mai". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 18. November 2024.