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Der König David Bericht (A Krónikás)

Rock-Oper in zwei Teilen


Musik von Gábor Kemenéy und Tibor Kocsák
Text von Tibor Miklós, nach dem gleichnamigen Roman von Stefan Heym
Deutsche Bühnenfassung von Kurt Demmler

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 3. Februar 1989 
Volkstheater Halberstadt, DDR  

  • Musikalische Leitung: Dieter Schulze
  • Leitung der Bandaufnahme: Hans Auenmüller
  • Regie: Hans-Hermann Krug
  • Bühnenbild: Franz Hofmann
  • Kostüme: Edda Naumann-Colditz
  • Chöre: Johannes Garbe
  • Choreographie: Rosemarie Büchner

 

Besetzung:  

  • Ethan, Chronist: Giso Weißbach
  • Esther, seine Frau: Dagmar Gelbke
  • Shem, deren Sohn: Ralf Mildner
  • Sheleph, deren Sohn: Michael Klame
  • Lilith, Ethans Nebenfrau: Uta Reinhold / Sabine Töpfer
  • König Salomon: Jörg Schörner
  • Benaja,Feldherr: Peter Petzold
  • Der Obereunuch: Thomas Hälbig
  • Josaphat, Kanzler: Gunther Henze
  • Joab, Davids Feldherr / Der Geist Königs Sauls: Knut Weigmann
  • Zadok, Hohepriester / Der Geist König Davids: Steffen Löser
  • Prinzessin Michal: Renate Zürn
  • Hexe: Edith Jeschke / Gabriele Schneider
  • Nathan, Prophet: Hans-Joachim Landow
  • Hauptmann: Klaus Heydenbluth / Nikolai Müller
  • 1. Sänger / 1. Zuhälter: Matthias Junghans / Daniel Ratschew
  • 2. Sänger / 2. Zuhälter: Thomas Schultz
  • 1. Schreiber: Rudolf Albrecht
  • 2. Schreiber / Wächter: Lothar Heise
  • Offizier: Norbert Krug
  • Hure: Mona-Susann Boxberger  
  • Chor und Ballett des Volkstheaters


Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge  

 

 

Volkstheater Halberstadt, Premierenapplaus am 3. Februar 1989
Privatbesitz: Hans-Hermann Krug

 

 

Premierenchronik

HUN UA 15. Mai 1984 Vörösmarthy-Theater, Székesfehérvár
DDR Dspr. EA 3. Februar 1989 Volkstheater Halberstadt
D 22. Mai 1990 Theater Wolfsburg

 

Die bundesdeutsche Erstaufführung war ein Gastspiel des Volkstheaters Halberstadt.           

 

 

Inhaltsangabe


Die Handlung spielt in Israel in biblischer Zeit. Salomo, der Sohn Davids, regiert und will über seinen Vater eine historische Chronik erstellen lassen, die dessen Herrschaft in strahlendes Licht tauchen und Salomos Erbfolge als von Gott gewollt legitimieren soll. Als einzig wahre Geschichtsschreibung soll sie alle anderen Erzählungen, die im Umlauf sind, verdrängen. Beauftragt wird Ethan, ein Schriftgelehrter, dessen Ruf als untadeliger Wahrheitssucher allgemein bekannt ist. Doch als dieser mit seinen Recherchen beginnt, zeichnet sich schon sehr bald ab, dass David nichts anderes als ein skrupelloser Tyrann war, der nur durch Heimtücke und Brutalität vom Viehhirten zum König aufsteigen konnte. Ein den hohen moralischen Lehren Gottes verpflichtendes Verhalten zeigt sich ihm nirgends. Je mehr Ethan aber aus dem Leben Davids und seines Sohnes erfährt, desto gefährlicher wird es für ihn, sieht er sich doch vom staatlichen Sicherheitsdienst unter Benaja überwacht, der auch vor der Ermordung unliebsamer Oppositioneller nicht zurückschreckt. Zudem scheint ihm der aufbrechende Konflikt zwischen der Schilderung der Wirklichkeit und den inhaltlichen Absichten seines Auftraggebers kaum lösbar. "Es gibt, wie es scheint, zwei Arten von Wahrheit", wird ihm bei einem Gespräch am Hofe wütend entgegengehalten: "die eine, die unser Freund Ethan zu finden wünscht, und die andere, welche sich auf das Wort HErrn Jahwehs gründet, wie es von seinen Propheten und seinen Priestern vermittelt wird. […] Und wo die zwei Arten von Wahrheit nicht übereinstimmen, muß ich [der Priester Zadok] verlangen, daß wir der Lehre folgen. Wohin würden wir geraten, wenn jeder alles bezweifelte und sich selbst auf die Suche nach der Wahrheit machte? Der große und glanzvolle Tempel, den wir errichten, würde zusammenbrechen, bevor noch sein Bau beendet ist; der Thron, den König David schuf und auf dem sein Sohn Salomo sitzt, würde stürzen!" Schließlich entpuppt sich auch Salomo als banaler Gewaltherrscher, der ebenfalls die göttlichen Vorschriften nach Bedarf auslegt. Denn noch vor Abschluss des Berichts lässt er Ethan verhaften und verurteilt ihn zum Tode, als Verräter, der Zweifel säht, wo er Zuversicht zu liefern hatte. Doch angesichts der Möglichkeit, das dessen Hinrichtung Gerüchten Vorschub leisten könnte, er, der "weise" Salomo, unterdrücke Gedanken oder verfolge Schriftgelehrte, ändert er das Urteil auf "salomonische" Art ab: Ethan bleibe am Leben, behalte auch seine Freiheit und könne zurückkehren in sein Dorf. Doch er werde künftig totgeschwiegen, seine Existenz geleugnet und alle seine Schriften vernichtet. Einzig ein Loblied, das er auf König David im Sinne des ursprünglichen Auftrags geschrieben hatte, soll künftig seinen Namen tragen. So geschieht es.

(Wolfgang Jansen) 

 

 

Titelseite des Programmheft, Mit freundlicher Genehmigung des Nordharzer Städtebundtheaters

 

 

Kritiken

 
"Die Inszenierung eröffnet weite Assoziationsfelder, verweist vielfältig auf Parallelen aus der Geschichte wie aus der heutigen kapitalistischen Welt, erinnert auch an lateinamerikanische Diktaturen. Dabei gehen Regie und Ausstattung oftmals weit über das Libretto [...] hinaus. Den Komponisten gelang eine ansprechende Musik mit hervorgehobenen Einzeltiteln [...] Doch besonders im zweiten Teil stützt die Musik die Dramatik der Handlung wenig, gleitet ins Melodiös-Unverbindliche, fast Schlagernahe ab [...] obwohl die Sprache der deutschen Bearbeitung eigentlich eine gleichermaßen überzeugende, hart akzentuierte Musiksprache forderte [...] herausfordernde Ensembleleistung [...]"

Horst Berner, Hans Walter: Das letzte Wort hat der wahrheitssuchende Ethan, Zur erfolgreichen DDR-Erstaufführung "Der König David Bericht" am Volkstheater Halberstadt. In: Volksstimme, Organ der Bezirksleitung Magdeburg der SED, Nr. 32, 7. Februar 1989.


"[...] drängt den Zuschauer auf kritische Durchleuchtung großer gesellschaftlicher Prozesse [...] Es fällt auf, wie der Umgang mit dem Medium Rockmusik die Sänger neue Ausdrucksmittel finden ließ [...] Freilich war der Grad der Professionalität dabei unterschiedlich. [...] Die fast durchkomponierte Musik von Gábor Kemény und Tibor Koscák [sic] bevorzugt einfache Strukturen, ist abwechslungsreich, kann sich zu Expressivität aufschwingen. [...] Es wurde im Halb-Playback-Verfahren gearbeitet, einige Dialogpassagen kamen geschlossen vom Band. Neben den noch zu langen Szenenwechseln störte das am meisten, weil live-Musik bei einem Rock-Projekt wesentlich ist. [...] „Der König David Bericht“ ist im höchsten Grade aktuelles Theater. Er zeigt, welche Chance das Genre Rockoper für ein Zeitstück haben kann.

Moritz Jähnig: Die Wahrheitssuche Ethans, Interessantes Rockoper-Projekt am Volkstheater Halberstadt. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Nr. 57, 8. März 1989, Seite 4.

 

"[...] die musikalische Substanz ordnet sich sehr (zu sehr?) der Handlung unter, positiv, weil Textverständlichkeit gegeben ist, negativ, weil es wenig Reibungen, Provokationen und Steigerungen gibt. [...] es wurde durchweg mit Playback und Halb-Playback gearbeitet [...] der Umgang der Protagonisten mit musikalischen Formen im Dienste der jeweiligen szenischen Situation erstaunlich frei und selbstverständlich [...] Bühnenbildlösung [...] hielt Bewachung und Bedrohung durch Mauerwerk, Tiefstrahler und Elektrozäune ständig präsent [...] souveräner, kaum einmal bemüht wirkender Umgang mit den umfangreichen musikalischen Anforderungen des fast durchkomponierten Werkes [...] jeder agiert in seinen festgelegten Mustern, echte Kommunikation ist zerstört, findet höchstens noch in ganz intimen Beziehungen statt [...]"

Elke Schneider: Menschliche Integrität- -unter welchen Opfern? - DDR-Erstaufführung der Rock-Oper "Der König David Bericht" (nach Stefan Heym) von Gábor Kémeny/Tibor Kocsák (Musik) und Tibor Miklós (Text) am Volkstheater Halberstadt. In: Theater der Zeit, Organ des Verbandes der Theaterschaffenden der DDR, Heft 4 (April), 1989, Seite 43-46.

 

 

Der König David Bericht, Halberstadt, Gefängnisszene.jpg
Gefängnisszene mit Giso Weißbach (r.) und Knut Weigmann, 3. Februar 1989,
Privatbesitz: Giso Weißbach


  

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "A Krónikás". Rockopera. Bravo, SLPM 17904-905, Hungary 1985. (2xVinyl/LP/Album).

 

Literatur

  • Wolfgang Jansen: "…das falsch tönende Lobgedicht", Zur deutschsprachigen Erstaufführung der Rockoper "Der König David Bericht" 1989 in Halberstadt. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 187, Oktober/November 2017, Seite 66-68.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Der König David Bericht" ("A Krónikás"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 19. November 2019.