Der Instrukteur soll heiraten
Lustspieloperette
Musik von Guido Masanetz
Text von Jan Hall
Inszenierung
Uraufführung: 7. Oktober 1959
Operettentheater, Leipzig, DDR
- Musikalische Leitung: Adolf Hofmann
- Regie: Hans-Dieter Schmidt
- Bühnenbild: Max Elten
- Kostüme: Hanna Reichelt
Besetzung:
- Maria Maiwald, Einzelbäuerin: Irmely Halay
- Karl Hellwig, genannt Kalle: Karl-Heinz Lewicki
- Bärbel: Brigitte Kreuzer
- Fritz: Johannes Fritsch
- Georg Sterz, Mittelbauer: Curt Hertsch
- Gustav Holzmann: Otto Stübler
- Wilhelm Rose: Walter Ofiera
- Johannes Perka: Heinz Starck
- Ägyptologe: Werner Ebert
- Musiklehrer: Paul Bresser
- LPG-Huhn "Emma": Gertraude Hettwer-Rauhe
Premierenchronik
DDR | UA | 7. Oktober 1959 | Operettentheater, Leipzig |
Inhaltsangabe
Die Handlung spielt in den Jahren 1956 bis 1958 und behandelt die Kollektivierung der Landwirtschaft. Maria, eine Witwe mittleren Alters, deren Mann im Krieg gefallen ist, hat sich in den Instrukteur Kalle verliebt. Er erwidert diese Liebe, kann es ihr aber nicht sagen. Einig sind sich hingegen die junge Bärbel, die Tochter Marias, und der Techniker Fritz. Ungeduldig warten sie, dass die Älteren sich endlich aussprechen und Maria ihren Hof in die Genossenschaft einbringt. Bärbel will studieren. Nur die Genossenschaft kann dafür die Kosten aufbringen. Kalle, ganz aufrechter Kommunist, denkt zunächst an seinen politischen Auftrag; das Privatleben muss noch warten. Für Maria jedoch gilt genau die umgekehrte Reihenfolge.
Es geht um die Verwirklichung der ersten dörflichen Vollgenossenschaft in der Republik, dem sogenannten Typ III. Auf Ablehnung stößt Kalle dabei unter den Mittelbauern, die nach einigem Zögern zwar eine LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) gründen, doch unter sich bleiben wollen und niemand anderes beitreten lassen. Zum Leitwesen des Instrukteurs konkurrieren nun mehrere Genossenschaften miteinander, denn auch der Vorsitzende der VdgB hat mit einigen Kleinbauern eine LPG gegründet. Darüber hinaus bekommt er Krach mit Maria, die nicht länger warten will, und beschließt, ihm zu beweisen, dass sie ihm auch politisch das Wasser reichen kann. So stellt sie ihren Hof auf Viehwirtschaft um und wird innerhalb eines Jahres zur staatlichen Meisterin mit Auszeichnung. Auch anderenorts ist der ökonomische Fortschritt unübersehbar: Aus der vormals desolaten Dorfkneipe wird ein Konsum-Geschäft, die Wohnungseinrichtungen sind aufgehübscht, und selbst die Kegelbahn erstrahlt in neuem Glanz. Die Richtigkeit der Genossenschaftspolitik wird somit hinreichend bestätigt. Am Ende söhnen sich Kalle und Maria aus, Kalle kommt als Bauer aufs Land, und die konkurrierenden Genossenschaften werden zu einem Typ III zusammengeschlossen.
(Wolfgang Jansen)
Kritiken
"Und nun, nach dem das Werk schon einige Male über die Bretter gegangen ist, sitzen wir im Leipziger Operettentheater und sind mitgerissen, beschwingt, schmunzeln und lachen - eine ´Stimmung´ ist im Publikum, wie ich sie noch nirgendwo und bei keiner neuen Operette erlebt habe. Klamauk? Billige Gags? - Keine Spur! Aber dafür echtes, wirkliches Leben, von seiner heiter-besinnlichen Seite genommen, verbunden mit den guten, kritischen Elementen der klassischen Operette, mit dem treffsicheren Witz des Kabaretts.
[...] Hans-Dieter Schmidt packt das Stück ganz vom Schauspiel her an; er nimmt es in erster Linie als Lustspiel, dann erst als Operette. So kommt das Musikalische tatsächlich ein bißchen kurz weg. Aber das Stück wurde, in dem das Operetten-Problematische darin größtenteils einfach beiseitegestellt oder umgangen worden war, nun auch durchgesetzt. Das Publikum bekommt hier Geschmack an der ach so gefürchteten Gegenwartsoperette, wie noch nie."
Horst Seeger: Der Instrukteur soll heiraten, Leipziger Uraufführung einer Lustspieloperette von Jan Hall und Guido Masanetz. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 22. November 1959.
"Daß diese neue Operette trotz ihrer librettistischen Schwächen dennoch als echter Erfolg gewertet werden muß, ist in bedeutendem Maße der Musik von Guido Masanetz zu danken. Zwar gibt sie keinen Anlaß eine Begegnung mit strahlendem Melodiensegen zu feiern. Doch Masanetz beherrscht Mittel, um diese Erwartung für zwei Stunden vergessen zu machen, mehr noch: er weiß sie stets einfallsreich, voll gezieltem Humors, grazil, unaufdringlich aber treffend einzusetzen. Beherrschend ist eine ryhthmisch fesselnde Motivik, deren Variationen immer neue heitere Wirkungen erzielen. Diese Musik weiß den Sinnkern und Untertext des Wortes nicht nur ergänzend zu beschreiben, sondern zentral bloßzulegen.
[...] daß die Autoren den Versuch wagten, verdient uneingeschränkte Anerkennung. In einem so neuen Gelände ist es nicht verwunderlich, daß Fehler gemacht werden. Erfahrungen helfen, zukünftige zu vermeiden. Doch dem Mut der Autoren verdanken wir die erste Operette, deren Schauplatz eine dörfliche Wohnküche darstellt und deren Akteure werktätige Bauern sind. Im Bereich der heiteren Muse eine ebenso späte wie für die Autoren verdienstliche Emanzipation. Ein neuer Weg wurde entdeckt. Kultivieren wir ihn, pflastern wir ihn gut. Dann wird es eine Freude sein, auf ihm fortzuschreiten. Auch für das Publikum."
Torsten Marfordt: Das Leichte, das schwer zu machen ist, "Der Instrukteur soll heiraten" von Jan Hall und Guido Masanetz im Operettentheater Leipzig. In: Theater der Zeit, Heft 12/1959, Seite 56-58.
Medien / Publikationen
Literatur
- Leonhard Czernetzki, Doris Fischer: 150 Jahre Operette in Leipzig. Hrsg.: Freunde und Förderer der Musikalischen Komödie Leipzig, Text: Doris Fischer. Leipzig: Seemann Henschel 2009.
- Leonard Czernetzki: 100 Jahre Theaterbau Haus "Dreilinden", Spielstätte der Musikalischen Komödie. Hrsg: Freunde und Förderer der Musikalischen Komödie Leipzig, Leipzig 2012.
Kommentar
Bislang liegt das Programmheft mit der Premierenbesetzung nicht vor. Die Angaben werden eingefügt, sobald die fehlenden Unterlagen vorliegen.
Das Premierendatum 7. Oktober = Tag der Gründung der DDR, Nationalfeiertag. 7. Oktober 1959 = 10jähriges Jubiläum der DDR-Staatsgründung.
"Jan Hall" ist ein Pseudonym für Guido Masanetz und Heinz Kufferath.
Das Stück erhielt später den Titel "Der Mann für Maria".
Empfohlene Zitierweise
"Der Instrukteur soll heiraten". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 1. Februar 2022.