Das Collier des Todes
Musical in zwei Teilen
Musik von Manfred Knaak
Text von Rainer Lewandowski
nach der Erzählung "Das Fräulein von Scuderi" von E.T.A. Hoffmann
Inszenierung
Uraufführung: 28. September 2007
Theater am Bismarckplatz, Regensburg, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung: Manfred Knaak
- Regie: Ernö Weil
- Bühne: Ines Nadler
- Kostüme: Frank Lichtenberg
Besetzung:
- Ludwig XIV.: Achim Conrad
- Marquise de Maintenon, seine Mätresse, Freundin der Scuderi: Gesche Geier
- Das Fräulein von Scuderi: Chistiana Knaus-Waldmann
- René Cardillac: Martin-Jan Nijhof
- Madelon Cardillac, seine Tochter: Ilonka Vöckel
- Oliver Brusson, sein Geselle: Karsten Münster
- La Regnie, Präsident der Chambre ardente: Thomas Bayer
- Desgrais, Mitarbeiter der Chambre ardente: Georg Schießl
- Erster Chevalier: Kalle Koiso-Kantilla
- Zweiter Chevalier: Christian Schossig
- Marquis de Miossens: Oliver Severin
- Marquis de Boncy: Bernhard Zellner
- La Martinière, Bediente der Scuderi: Ruth Müller
- Baptiste, Bediente der Scuderi: Thomas Brinkel
- Bedienter der Maintenon: Steffen Köllner
- Bontemps: Philipp Demter
- Vier Gläserne Masken: Ruthe Müller / Elena Lemke / Christian Schossig / Marke Marzecki
- Lemuren: Ballettensemble
- Opernchor und Extrachor des Theaters Regensburg
- Ballettensemble des Theaters Regensburg
- Statisterie und Kleindarsteller
Premierenchronik
D | UA | 28. September 2007 | Theater am Bismarckplatz, Regensburg |
Inhaltsangabe
"Paris zur Zeit Ludwig XIV. Die Stadt ist in Aufruhr: Wohlhabende Bürger werden überfallen, beraubt und getötet. Bei den Ermordeten handelt es sich um Liebhaber auf dem Weg zu ihren heimlichen Geliebten. Diese Männer fordern den König auf, etwas zu ihrer Sicherheit zu unternehmen. Das Fräulein von Scuderi, dessen Charme und Geist auch der König – sehr zum Leidwesen seiner Geliebten, der Marquise Maintenon – schätzt, formuliert spitz, dass „ein Liebender, der die Diebe fürchtet, der Liebe nicht würdig“ sei. Dennoch beauftragt der König eine Sondereinheit der Polizei, die fast genauso viel Schrecken verbreitet wie der Mörder selbst. Eines Nachts bringt ein junger Mann dem Fräulein von Scuderi kostbaren Schmuck und einen Brief in einer Schatulle. In diesem Brief bedankt sich ein anonymer Schreiber für die Worte der Scuderi über die Feigheit der Liebhaber. Das Fräulein ist verängstigt und bittet die Maintenon um Hilfe. Sie finden heraus, dass der Schmuck von René Cardillac, einem angesehenen Pariser Goldschmied, stammt.
Kurz darauf fällt auch Cardillac einem Mord zum Opfer. Alle Indizien deuten auf seinen Lehrling Olivier, der gegen den Willen des Goldschmieds dessen Tochter Madelon heiraten wollte. Ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit beginnt für Madelon und das Fräulein von Scuderi, als Olivier verhaftet und des Mordes angeklagt wird."
Theater Regensburg, 2007.
Kritiken
"Wenn die Statisterie mit angstverzerrten Gesichtern über die Bühne hetzt, weiß man: Die Nacht gehört dem Tod. Erzähler, Chor und Trommelwirbel kündigen das unheimliche Mordgeschehen im Paris zu Zeiten Ludwigs XIV. an - schon im Prolog schießt die Musicalmaschinerie aus vollen Rohren.
[...] Lewandowski hat das komplizierte Geschehen in einfache Reime gebracht. Knaak eine musicaltypische Musik komponiert, die er bei der Uraufführung im Regensburger Orchestergraben selbst dirigierte. Das Philharmonische Orchester folgte ihm mit viel Engagement auf ungewohntes Terrain, die teils virtuose Instrumentierung macht viel Stimmung und Atmosphäre. Im Bühnenbild von Ines Nadler, das die vielen Szenenwechsel schnell bewältigt, ist Martin-Jan Nijhof nur ein mäßig dämonischer Goldschmied. [...] Gegenüber Paul Hindemiths Cardillac-Oper, in der sie überhaupt nicht vorkommt, hat Lewandowski das Fräulein von Scuderi zu einer Art kommunikativen Mittelpunkt der Handlung aufgewertet.
[...] Auch ohne memorable Ohrwürmer, auch ohne herunterkrachenden Kronleuchter ist aus all diesen Zutaten ein erst ganz unterhaltsamer, sich gegen Ende des branchenüblich arg dehnenden Drei-Stunden-Abend geworden."
Uwe Mitsching: Die Musicalmaschinerie schießt aus vollen Rohren. Welturaufführung in Regensburg: In "Das Collier des Todes" haben Rainer Lewandowski und Manfred Knaak E.T.A. Hoffmanns "Fräulein von Scuderi" weitergedichtet. In: Bayerische Staatszeitung, 5. Oktober 2007.
"Aber das Stück, das sich eng an E.T.A. Hoffmanns Novelle "Das Fräulein von Scuderi" anlehnt, wird den hohen Erwartungen nur teilweise gerecht. So wirken beispielsweise die an der Tonkunst des Barocks orientierten Nummern innovativ und sehr passend für die Dekadenz und den Humor von König Ludwig XIV. Die Liebesduette und Monologe von Oliver und Madelon hingegen weisen sowohl musikalisch als auch in Bezug auf das Libretto eine eher seichte Machart auf. Überhaupt birgt die Partitur hier und da einige Déjà-vu-Stellen, die klischeehaft an andere Musicals oder Filmmusiken der sogenannten "großen Gefühle" erinnert und wenig wirklich Kreatives beinhaltet. Zudem vermisst man Melodien, die wirklich ins Ohr gehen.
Ernö Weil inszeniert diese Uraufführung durchaus kurzweilig und treffend. Geschickt bezieht die Inszenierung die Drehbühne mit ein, was auch die Verwandlungen kurz hält. Die Kostüme von Frank Lichtenberg und das Bühnenbild von Ines Nadler sind von der Zeit Ludwigs XIV. geprägt. Durch die gut durchdachten Bewegungsabläufe weist vor allem der zweite Teil dieser Produktion eine gewisse Spannung auf. Insgesamt sind in dem knapp dreistündigen Werk aber auch Längen enthalten. Das ist aber kein Problem der Inszenierung, sondern des Stückes selbst.
Dass dieser Uraufführungsabend nicht wirklich überzeugen konnte, lag auch an anderen Schwächen. So verstand man die mit Mikroports agierenden Sänger manchmal sehr schlecht. Zudem war die Intonationsreinheit bei einigen Bühnenakteuren nicht immer gegeben."
Stefan Rimek: Wenig wirklich Kreatives. Die Uraufführung von "Das Collier des Todes" in Regensburg. In: Donaupost, 2. Oktober 2007.
"Bei seinen Hauptfiguren muss man in dieser Beziehung Unterschiede machen: Martin-Jan Nijhof kommt in seiner karg mobilierten und atmosphärenlosen Werkstatt über Andeutungen von künstlerischer Dämonie und und Mordlust kaum hinaus. Ilonka Vöckel und Karsten Münster sind ein Liebespaar, wie es frisch und naiv im Musicallehrbuch steht.
Die Gegenwelt am Hofe ist kreischend bunt, prall mit nackten Schenkeln und hoch toupierten Perücken, mittendrin ein tuntiger Ludwig ( Achim Conrad), der schließlich alles zum Guten wendet und zu den Klängen der alten Clavecinisten singen darf. Ein wie üblich abfallender 2. Akt wird durch viele retartierende Momente in die Länge gezogen, und das Finale kombiniert "Fidelio" und "Maskenball".
Was dem 'Collier des Todes' fehlt, ist der große publikumswirksame Knüller: der Leuchter der zu Boden kracht, das Bühnenbild, das in den Schnürboden verschwindet. Aber auch so war das Publikum von der Uraufführung der beiden Franken in der Oberpfalz begeistert und schickten Cardillac als Musical mit viel Applaus an die nachspielwilligen Bühnen."
Uwe Mitsching: Am Hof des Sonnenkönigs herrschen nackte Schenkel vor. E.T.A. Hoffmanns "Fräulein von Scuderi" nun als Musical: In Regensburg wurde "Das Collier des Todes" uraufgeführt. In: Nürnberger Nachrichten, 2. Oktober 2007.
Medien / Publikationen
Literatur
- E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi: Erzählung aus dem Zeitalter Ludwig des Vierzehnten. dtv Verlagsgesellschaft, 1998.
Empfohlene Zitierweise
"Das Collier des Todes". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 7. November 2021.