Cinderella
Ein Musical für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Musik und Text von Thomas Pigor
nach dem Märchen "Das Aschenputtel" der Gebrüder Grimm
Inszenierung
Uraufführung: 6. Oktober 1990
Städtische Bühnen, Regensburg, Bundesrepublik Deutschland
- Musikalische Leitung und Arrangements: Ulli Forster
- Regie: Josef Köpplinger
- Choreographie: Karina Koppenhöfer
- Bühnenbild: Christian Floeren
- Kostüme: Alexander Wisantini
- Licht: Klaus Zimmermann
Besetzung:
- Cinderella: Christina Knaus / Claudia Wauschke
- Prinz: Harald Hofbauer / Matthias Kostya
- Die böse Stiefmuttter: Günter Beyer / Berthold Gronwald
- Olga, Cinderellas Stiefschwester: Angelika Sedlmeier
- Emilie, Cinderellas Stiefschwester: Josefine Merkatz / Michaela Caspar
- Herr Zinder, Cinderellas Vater und Oppositionsführer: Frank Hangen / Michael Heuberger
- König Karlheinz, der Große, Vater des Prinzen: Wolfgang Schubert
- Oberhofmeister: Albert Ledoux
- Köchin: Andrea Mink
- Putzfrau 1: Karin Haber
- Putzfrau 2: Sonja Schwürzenbeck
- Pic, die Taube: Andrea Mink
- Pic, die andere Taube / Frau Pfab: Rosemarie Hees / Brigitte Umlauf
- Horst, das Pferd des Prinzen: Karin Haber / Sonja Schwürzenbeck
- Hannelore / Balldame: Andrea Mink
- Die Bürgermeisterin / Balldame: Rosemarie Hees / Brigitte Umlauf
- Opppositionspolitiker: Matthias Hüstebeck
- Erwin, Oppositionsmitglied: Johannes Eule
- Nachtwächter: Albert Ledoux
- Betrunkener: Matthias Hüstebeck
- Bäcker: Johannes Eule
- Mädchen mit Milchkanne: Rosemarie Hees / Brigitte Umlauf
- Ein Bauer: Harald Hofbauer
Premierenchronik
D | UA | 6. Oktober 1990 | Städtische Bühnen, Regensburg |
A | EA | 11. August 2002 | Musicalfestival, Bruck an der Leitha |
CH | EA | 20. Februar 2006 | Theater, St. Gallen |
Inhaltsangabe
"Schluss mit Märchen! So fängt das Märchen an. Sofort befinden wir uns in einer Welt der Veränderungen. Es gibt eine anti-royalistische Opposition gegen König Karlheinz den Kleinen, Sohn von Karlheinz dem Großen, der auch Vater von Karlheinz dem Anderen ist. Die Opposition drängt darauf, dass der Prinz sich mit einer Bürgerlichen vermählt. Doch der Prinz will sich nicht vermählen, er beschäftigt sich nur mit Märchen. Cinderella übrigens auch. Beide sind vom vielen Lesen extrem kurzsichtig geworden. Trotzdem treffen sie aufeinander - das heißt, eigentlich laufen sie sich regelrecht übern Haufen. Beim Gehen sollte man das Buch eben lieber weglegen. Bei der Zusammenführung der beiden Bücherwürmer ist Horst, das steppende Pferd und treuer Begleiter des Prinzen behilflich. Die böse Stiefmutter und die grässlichen Stiefschwestern finden kein Mittel, sich dem Glück der Beiden in den Weg zu stellen. Da hat sich nichts geändert."
Homepage Thomas Pigor, 2007.
Kritiken
"Thomas Pigor bezeichnet sich selbst als 'Wortakrobaten'; Wortspiele und raffinierte Binnenreime in den Songs gelten als sein Markenzeichen. Den 'Akrobaten' halte ich zwar für gespreizt, aber ganz sicher versteht sich Pigor sehr gut (und zum Großteil für eine Kinderpublikum nachvollziehbar) darauf, Worte witzig beim Wort zu nehmen [...] Dieser Kunstgriff zieht sich wie ein roter Faden durch den Text und die kongeniale Inszenierung von Josef Köpplinger, d.h. zum (Tanz-)Ball gesellen sich Fuß- und andere Bälle. die beiden Tauben, die Cinderella gerne unter die Armje greifen, sind u.a. fast taub usw. usf..
Wesentlich bei Pigors 'Cinderella' ist neben anderen Wortspielen - die Titelheldin heißt mit bürgerlichem Namen Ella Zinder! - der Versuch, die Märchenhandlung für Erwachsenenaugen behutsam persiflierend in die Gegenwart zu verlegen. [...] Es lohnt sich für Menschen jeden Alters, sich diesen Musical-Spaß zu gönnen - auch wegen der eingängigen, gern zitierenden aber ebenso parodierenden Songs; wegen der spritzigen und einfallsreichen Regie von Josef Köpplingen; wegen der stimmungsvollen, mit seinem einfachen Klappmechanismus an Kinderbücher gemahnenden und anspielungsreichenden Bühnenbilds von Christian Floeres; wegen der phantasievollen Kostüme von Alexander Wasantini; wegen Horst, dem Pferd, mit dem Choreographin Karina Koppenhöfer sich besonders viel Mühe gab; schließlich wegen sämtlichen Mitwirkenden, denen man unschwer anmerkt, daß ihnen die Sache selbst großen Spaß macht!"
Monika Beer: König Karlheinz der Große ist wirklich umwerfend. Viel Jubel bei der Uraufführung von Thomas Pigors "Cinderella"-Musical. In: Der Neue Tag (Weiden), 11. Oktober 1990.
"Statt Kutsche mit Pferden rollt ein 'Trabi' auf die Bühne, Cinderella steigt ein, das Gefährt setzt sich rumpelnd in Bewegung. Wegweiser, Wolken und Bäume huschen nur so vorüber. Und dann ist Aschenputtel wirklich im prunkstrahlenden Schloß. Aschenputtel und der Märchenprinz - das ist wie ein ironischer Kommentar zur deutsch-deutschen Vereinigung. [...] Wirklich überzeugende Gags wie mit dem 'Trabi' sind nämlich rar. Die Geschichte schrumpft zusammen auf einige nette szenische Ideen und einige einprägsame Songs. Um Längen, Schwächen und Leerlauf zu überspielen, treibt Regisseur Josef Köpplinger Ironie und Parodie so sehr auf die Spitze, bis es zum Absturz in penetrant überzogenen Klamauk kommt. Das Spiel wirkt angestrengt und bemüht, nicht so beschwingt und locker wie bei den bisherigen Inszenierungen, mit denen der junge Regisseur in Regensburg zum vielbestaunten Tausendsassa avanciert war.
[...] Der Ball im Schloß ermöglicht eine Fülle von musikalischen Zitaten, vom Walzer bis zum Tango, Vom Cha-Cha-Cha bis zum Rock'n'Roll. Bei den Songs dominieren - nicht ganz originell, aber recht passabel - Schlagerseligkeit und ein bunt zusammengemixter Musical-Sound."
Ulrich Kelber: Aschenputtel kommt im 'Trabi'. Thomas Pigors Musical "Cinderella" erlebte jetzt in Regensburg seine Uraufführung. In: Mittelbayerische Zeitung, 8. Oktober 1990.
"Marietheres List und ihr Team wollten von Anfang an weg vom herkömmlichen Weihnachtsmärchen. Sie suchten nach Aktualisierungen alter Stoffe und nach neuen Formen. Mit 'Cinderella' ist ihnen beides geglückt. Daß das Thema 'up to date' ist, beweist die Tatsache, daß eine der vielen 'Cinderella"-Varianten made in Hollywood, nämlich 'Pretty Woman', seit fast vier Monaten in Regensburg vor vollem Haus läuft und in der Bundesrepublik schon mehr als 5 Millionen Zuschauer in die Kinos lockte.
[...] Pigors Stück wird so auch zu einer Anhäufung von Nummern, von Slapstick- und Kabinettstückchen: vom Trabi als Hochzeitskutsche bis zu Günter Beyers Stiefmutter in der Badewanne. Viel Gelächter, viel Neugier und Mitgehbereitschaft bei den Kleinen: Während Pigors Musical, nach all den Vorschußlorbeeren, vielleicht eine kleine Spur enttäuschte, waren die schauspielerischen Leistungen, trotz gelegentlichen Über-Chargierens, bestens.
Und am Ende, wenn sich die beiden kurzsichtigen Weltflüchtlinge und Märchenfreunde am Rande des Balls 'gefunden' haben und alle bloß berechnenden und sich (und andere) verkaufende Egozentriker blamiert sind, rauscht der Beifall los - es gilt auch dem ganzen Team und nicht zuletzt Ulli Forsters Schloßkapelle. Man braucht keine märchenhaften Fähigkeiten zu haben(Prophet etc.), um diesem Märchen-Musical einen starken und andauernden Erfolg beim Regensburger Publikum vorherzusagen."
Helmut Hein: Aschenputtels Sieg. "Cinderella"-Uraufführung. In: Die Woche, 11. Oktober 1990.
Empfohlene Zitierweise
"Cinderella (Pigor)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 2. Mai 2025.