Ciao Ticino
Musical
Musik von Renato Bui / Nella Martinetti / Hans Moeckel / Emil Moser / René Wicky / Alexander Krannhals
Text von Hans Gmür
Inszenierung
Uraufführung: 26. Oktober 1978
Bernhard-Theater, Zürich, Schweiz
- Musikalische Leitung: Robi Weber / Renato Bui
- Regie: Hans Gmür
- Bühnenbild: Heini Ehrensperger
- Kostüme: Erna Gmür
Besetzung:
- Röbi Bräm, Kameramann beim Schweizer Fernsehen: Ueli Beck
- Tino Bernasconi: Dany Bolla
- Mamma Mazzolini: Elisabeth Schnell
- Nella Mazzolini, ihre Tochter: Nella Martinetti
- Renate Plotzheimer: Eike Konold
- Emil Dürst: Ueli Studer
- Jack Brummer: John Ward
- Baba, seine Freundin: Barbara Rhode
- Frau Hofer: Maria Pfeiffer
- Dr. Meier: Erich Reichle
- Zweitbesetzung Robi Bräm / Emil Dürst: René Besson
Premierenchronik
CH | UA | 26. Oktober 1978 | Bernhard-Theater, Zürich |
Inhaltsangabe
"Kameramann Röbi Bräm und Jungregisseur Tino Bernasconi sollen im Tessin einen Film fürs Schweizer Fernsehen drehen. Tino will es nicht gelingen, seinen Schulschatz Nella wiederzusehen, denn das gute Kind muss den im Grotto seiner Mamma auf ihren Risotto wartenden Gästen die Zeit mit Liedern verkürzen. Mit seiner rettenden Idee, die singende Nella in ihren Streifen einzubauen, bringt Röbi den etwas hölzernen Liebhaber und den pummeligen Wirbelwind zusammen. Die Aufnahmen behagen den Gästen allerdings gar nicht, denn Liebespaare sind ausnahmslos anderweitig verheiratet und befürchten deshalb Konflikte, wenn der 'Dokumentarfilm' ausgestrahlt wird. Sie überreden den Röbi, sie aus dem Film herauszuschneiden. Der behauptet, keinen Film eingelegt zu haben und bekommt deswegen Differenzen mit den Damen Mazzolini. Aber über die Risotto-Denkpause und eine handgreifliche Keilerei hinweg löst sich der Knäuel - Happy-End." [der besseren Lesbarkeit wurden die Darstellernamen ausgelassen]
Hannes Maurer: Viel Applaus für den Risotto - nicht für das Stück. Uraufführung des Schweizer Musicals "Ciao Ticino" im Bernhard-Theater. In: Tagi, 28. Oktober 1978, Seite 23.
Kritiken
"Als Vor- und Nachspeise zum Risotto, von Marzio Rondelli aus dem 'Croce Federale' in Bellinzona nach eigenem Rezept zubereitet, wird eine harmlose Geschichte serviert. [...] Autor und Regisseur Hans Gmür will die Stimmung eines Tessiner Sommerabends in das mit ein paar Tabakblättern, Chiantiflaschen, Körben und bunten Tüchern in einen Grotto verwandelte Bernhard-Theater bringen [...]. Zugleich sollte die seit 'Hochzeit in Hägglingen' keimende Idee eines 'Esstheaters' verwirklicht werden. Drittens musste er um den Showblock der erstmals in einem Musical mitwirkenden Nella Martinetti eine Geschichte schreiben und zugleich noch Nummern für Showman John Ward (als Künstleragent Jack Brummer) einbauen. [...] Das ergab ein vorwiegend etwas mühsames Warten auf Risotto, aus dem sich indessen zu ein paar gelungenen Lieder und bemerkenswerte Einzelleistungen herausheben.
[...] Und Nella Martinetti erfüllt mit ihrem angeborenen Temperament die ihr zugedachte Aufgabe: das Publikum beim Warten aufs Risotto in Stimmung zu bringen, es zum Mitsingen und Schunkeln anzuregen und für die Polonaise durch den Saal und hinter die Bühne von den Stühlen zu reissen."
Hannes Maurer: Viel Applaus für den Risotto - nicht für das Stück. Uraufführung des Schweizer Musicals "Ciao Ticino" im Bernhard-Theater. In: Tagi, 28. Oktober 1978, Seite 23.
"Wahnsinnig witzig, was sich Hans Gmür für sein neuestes 'Musical' 'Ciao Ticino' einfallen liess: Da wird mit etwas Werbung für das Tessin, vermischt mit einigen (allzu) seichten Liedchen, etwas Ehebruch und einer ach so rührseligen Liebesgeschichte ein Süppchen zubereitet, das einen nur fragen lässt: Entschuldigung, Herr Gmür, soll das lustig und gut sein? [...]
Klingende Namen [...] liessen ja auch einiges erwarten - Erwartungen, die - das zeigte sich bald einmal - in diesem Musical aber nicht nur absolut nicht erfüllt werden, sondern sogar noch massivstens unterboten. [...] Peinlich ist, dass sich eine Vollbluttessinerin wie Nella Martinetti für derartiges hergibt (das Stück dient unter anderem als Vehikel für sie, um sie noch bekannter zu machen). Peinlich ist, dass das Stück über sehr dünne und sehr wenige Pointen verfügt. Peinlich ist, dass man ausgerechnet das Thema 'Wie betrüge ich meine Frau?' zu einem 'Musical' zerdehnt hat. Peinlich die vielen allzu banalen Liedchen mit den allzu peinlichen Textchen.
[...] Alles in allem: Hoffentlich sagt das 'Musical' 'Ciao Ticino' von Hans Gmür bals 'tschau'. Schade wäre es nicht."
maw.: Hoffentlich sagt Gmür-Musical "Ciao Ticino" bald "tschau". Ein 'heiteres' Spielchen im Zürcher Berhard-Theater um Risotto und Ehebruch. In: Ustermer Zeitung, 28. Oktober 1978.
"Mit Blumen und anhaltendem Applaus bedankte sich am Donnerstag im Bernhard-Theater ein offensichtlich begeistertes Premierenpublikum für das Vergnügen, das ihm ein vielköpfiges Team mit dem neuen Musical 'Ciao Ticino' bereitet hatte. Die Absicht, mit einer eigenschöpferischen Produktion, und nicht mit einem aus der Mottenkiste geholten Schwank, Unterhaltung anzubieten, ist glänzend gelungen.
Zuschauerraum und Bühne sind in einen Tessiner Grotto verwandelt, Ferienstimmung wird herbeigezaubert, Tanz und viel Musik, Risotto und Merlot, Luganighe und Boccalini: Der Illusion, einen unbeschwerten, freien Abend zu geniessen, müssen sogar die Kritiker unterlegen sein. [...] Im Bühnenbild von Heini Ehrensperger und zeitweise auch im Zuschauerraum tummelte sich ein Ensemble, das von allem Anfang an die gute Laune verbreitete.
[...] Was sich Hans Gmür an 'Ereignissen' im Grotto ausgedacht hat, ist nicht weltbewegend - soll es auch nicht sein; eine kleine Liebesgeschichte, ein bisschen Gaunerkomödie, durchaus genügend, um die musikalischen Nummern miteinander zu verbinden. Auch die Libretti weltberühmter Musicals sind, wenn ihre Autoren nicht auf Shaw oder Shakespeare zurückgegriffen haben, oft nicht mehr als ein Gerüst, das der Montage von Musik, Gesang und Tanz dienen muss; so ist das auch bei 'Ciao Ticino'."
pz.: Im Grotto bei Merlot und Risotto. Uraufführung des Musicals "Ciao Ticino" im Bernhard-Theater. In: Neue Zürcher Zeitung; 28. Oktober 1978.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Ciao Ticino". Original Cast Switzerland, 1978. Polydor – 2377 324. (1xLP).
Empfohlene Zitierweise
"Ciao Ticino". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 28. Juli 2023.