Der bewegte Mann

Inszenierung

Uraufführung: 26. Juli 2017
Thalia Theater, Hamburg, Bundesrepublik Deutschland

• Musikalische Leitung: Christian Gundlach
• Regie: Harald Weiler
• Choreoraphie: Sven Niemeyer
• Ausstattung: Lars Peter

Besetzung:  

• Axel: Elias Krischke
• Doro: Jennifer Siemann
• Norbert: Jan Kersjes
• Waltraud: Mark Weigel
• Metzger / u.a.: Sascha Rotermund
• Fränzchen / u.a.: Michael Ehspanner
• Claudia / u.a.: Tanja Bahmani
• Lisa / u.a.: Luisa Meloni
• Pastor / u.a.: Tobias Brönner
• Elke / u.a.: Madeleine Lauw

Premierenchronik

Anmerkung: "Der bewegte Mann" war eine Produktion des Altonaer Theaters in Zusammenarbeit mit Stage Entertainment im Rahmen von Thalia Sommer.

Inhaltsangabe

Axel ist von seiner schwangeren Freundin beim Seitensprung erwischt worden und wird von ihr aus der gemeinsamen Wohnung rausgeschmissen. Per Zufall kommt er bei dem schwulen Norbert unter, der Gefallen an seinem neuen Mitbewohner findet. Norberts Freunde und Doro, die irgendwann den zukünftigen Vater ihres Kindes doch wiederhaben will, sorgen für eine turbulente Handlung.

Klaus Baberg

Kritiken

 
"König hat bis zur Premiere nichts vom Musical sehen dürfen, weiß man aus sicherer Quelle. Umso gespannter erwartet man die Reaktion des Schöpfers. Hebt er den Daumen? Stürmt er aus dem Saal? Immerhin hatte er Sönke Wortmanns Komödie massiv kritisiert. Die schwulen Helden, damals von Joachim Król, Rufus Beck und Armin Rohde geschauspielert, seien überzeichnet, die Heteros nicht. Die Sitcom 'Bewegte Männer', die ab 2003 bei Sat.1 lief und auf dem Comic basierte, nannte er 'grottenschlecht' und 'schwulenfeindlich'. So schlimm wird es diesmal nicht. Viel besser aber auch nicht. Was wäre nicht alles denkbar gewesen bei diesem Stoff! Man hätte den bewegten Mann ins Jetzt übersetzen, hätte zig Referenzen einbauen können. Bürgermeister, die schwul sind und bei denen das auch gut so ist. Nationalspieler, die sich outen. Die großen und kleinen Volten der vergangenen 20 Jahre.

Stattdessen: Lametta und Gedudel. Das Stück gerät zu einer unfreiwilligen Zeitreise, zu Nostalgie der unangenehmen Sorte. An der Besetzung liegt es nicht. Dafür dass Regisseur Harald Weiler und der musikalischer Leiter Christian Gundlach sie zum Singen zwingen, können die Darsteller nichts.

[...] Aber immer wenn sich einer dieser klugen Ralf-König-Dialoge entspinnt, wird er sofort zersungen, die Pointe ertrinkt im Refrain. Krischke, Kersjes und Jennifer Siemann, die Axels Freundin Doro mimt, müssen singen, allein, im Duett, im Chor, begleitet von einer Hintergrundband, die bosshossige Cowboyhüte trägt, allerdings in Signalrosa, weil – ja, warum eigentlich? Weil das Stück homosexuelle Themen verhandelt? Ist das noch ein Klischee oder schon eine Beleidigung?"

Moritz Herrmann: Auf dem Fummelplatz."Der bewegte Mann" als Musical. Sogar Ralf König kam zur Premiere. Der Arme. In: Zeit Online, 7. August 2017.

"In einem Musical, das 2017 gespielt wird, ist platter Schwulen-Humor wahrlich nicht mehr notwendig - und vor allem nicht mehr zeitgemäß. In einer Zeit, in der es endlich die gleichgeschlechtliche Ehe gibt, wäre auch ein gleichermaßen breit gestreuter Humor auf Kosten aller sexuellen Ausprägungen das einzig richtige Zeichen. Aber nein. In der Musical-Fassung ist das Ganze noch platter, es gibt tatsächlich Grund zum Fremdschämen, noch mehr aber zum Entsetzen über die ausgelassenen Chancen, hier etwas wirklich Gutes zu produzieren.

[...] So platt, wie sich die Zusammenfassung der Geschichte - bearbeitet von Craig Simmons (Buch) und Christian Gundlach (Musik und Liedtexte) - hier liest, so platt war sie leider auch umgesetzt. Einige Schenkelklopfer wurden eingebaut und die entstehende Situationskomik tat ihr übriges, sodass es ganz sicherlich bestimmte Zielgruppen gab, die sich an diesem Abend bestens unterhalten fühlten."

Johanna Klaus: Uninspirierte Komödie als Sommerloch-Füller. Uraufführung von "Der bewegte Mann" in Hamburg. In. blickpunkt musical, Heft 90, 5/2017 September - November 2017, Seite 14-16.

"Jetzt gibt es die Geschichte um die Liebeswirrungen von Homos und Heteros erstmals als turbulentes Musical im Hamburger Thalia Theater - bei der Premiere erhielt die Inszenierung von den Zuschauern begeisterten Applaus.

[...] Autor und Komponist Christian Gundlach steuerte für die kurzweilige Inszenierung sowohl gefühlvolle Balladen als auch rockige Songs dazu - dargeboten von einer sechsköpfigen Band auf einem erhöhten Podest auf der Bühne mit Glitzer-Vorhang. Dabei verlegte er die Geschichte aus den 1980er Jahren behutsam ins heute ...[...] Das sympathische Ensemble zeigt sich spielfreudig, und auch wenn die Gesangsqualitäten mitunter variieren, treibt jede der Figuren doch das Gleiche an: die Sehnsucht nach der großen Liebe."

[ohne Autorennennung] dpa: „Der bewegte Mann“ als Musical: Mach Dich mal frei. Die Comic-Adaption „Der bewegte Mann“ war eine der erfolgreichsten deutschen Kinokomödien der 1990er Jahre. Jetzt gibt es Ralf Königs Geschichte auch als Musical. In: Tagesspiegel (Berlin), 28. Juli 2017.

Medien / Publikationen

Audio-Aufnahmen

• "Der bewegte Mann". Original Cast Hamburg, 2017. Altonaer Theater. (1xCD)

DVD / Video

• "Der bewegte Mann". Spielfilm aus dem Jahr 1994. Constantin. (1xDVD).

Literatur

• Ralf König: Der bewegte Mann. Comic, Rowohlt, 1987.

Kommentar

 
Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt. 

Empfohlene Zitierweise

 
"Der bewegte Mann". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 15. Dezember 2022.