Wonderland
Musical
Musik von Frank Wildhorn
Gesangstexte von Jack Murphy
Buch von Jennifer Paulson-Lee und Gabriel Barr
nach dem Original-Buch von Gregory Boyd und Jack Murphy
Deutsche Übersetzung von Wolfgang Adenberg
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 8. September 2024
Landestheater, Linz, Österreich
- Musikalische Leitung: Tom Bitterlich
- Regie: Christoph Drewitz
- Choreografie: David Hartland
- Bühne: Andrew D. Edwards
- Kostüme: Adam Nee
- Lichtdesign: Michael Grundner
- Videodesign: Leo Flint
Besetzung:
- Alice: Valerie Luksch / Alexandra-Yoana Alexandrova
- Chloe / Kind im Wunderland / Junge Alice: Rosa Gruber / Helena Unger / Eva Winkelhofer / Greta Winkelhofer
- Everheart / Herzkönigin: Daniela Dett
- Ms Maddie Quizzle / Verrückter Hutmacher: Sanne Mieloo
- Jack / Weißer Ritter: Max Niemeyer
- Richard Hopper / Kaninchen: Christian Fröhlich
- Tyrell Leggett / Raupe: Karsten Kenzel
- Jose Purrez / El Gato: Lukas Sandmann
- Mo / Morris March Hare / Chaz: Enrico Treuse
- Ensemble: Alexandra-Yoana Alexandrova, Valerie Luksch, Lynsey Thurgar, Astrid Nowak, Sophia Aregger, Kenia Bernal Gonzalez, Katharina Theil, Luuk Hartog, Matteo Vigna, Romeo Salazar, Evan Livesey, Danilo Aieello, Davide Vanier, Jan Ungar
Valerie Luksch (als Alice), Ensemble |
Premierenchronik
USA | UA | 17. April 2011 | Marquis Theatre, New York |
UK | EA | 20. Januar 2017 | Playhouse, Edinburgh (Start UK-Tour) |
A | Dspr. EA | 8. September 2024 | Landestheater, Linz |
Inhaltsangabe
"Das Musical 'Wonderland' erzählt von einer Frau, Alice, die eine gescheiterte Ehe, Muttersein und ihren Job in der Werbebranche in den Griff zu bekommen versucht, bis ihr alles über den Kopf wächst. In einem wilden Traum verbündet sie sich mit Lewis Carrolls berühmter 'Alice im Wunderland'. Wirklichkeit und Traum verschwimmen, und Alice kämpft mit den Hindernissen, die ihr eine lange Reihe exzentrischer Figuren in den Weg legen: die Grinsekatze El Gato mit Latino-Flair, die schrullige Herzkönigin, die Verrückte Hutmacherin und viele mehr. Alice hat trotz (oder wegen?) der unglaublichen Erlebnisse im Wunderland eines am Ende wiedergefunden: den Glauben an die Liebe."
(aus: Homepage des Landestheaters Linz, 2024)
Valerie Luksch (als Alice), Eva Winkelhofer (als Chloe) © Landestheater Linz / Foto: Herwig Prammer |
Kritiken
"Kunterbunt ist das Linzer Musiktheater am Sonntag in die neue Spielsaison gestartet. Das Broadway-Musical 'Wonderland' von Frank Wildhorn entführte in eine fantastische Welt, die schön anzuschauen und anzuhören ist. Das hauseigene Musicalensemble zeigte mit der europäischen und deutschsprachigen Erstaufführung, was es drauf hat, und bekam dafür Standing Ovations vom Publikum.
Frei nach, aber inspiriert vom Original 'Alice im Wunderland' - 1865 als Kinderbuch des britischen Autors Lewis Carroll erschienen - wurde die Protagonistin ins Heute und ins Erwachsenenalter geholt. So fällt kein Mädchen in einen Kaninchenbau, sondern eine alleinerziehende 30-Jährige, die als Spieleentwicklerin in einer Gamingfirma vor einem Karrieresprung steht, in ein emotionales Loch. [...] Wildhorns Musical-Adaption von der Suche nach dem verloren gegangenen Ich fand in den USA wenig Anklang und wurde bereits einen Monat nach der Premiere im April 2011 wieder eingestellt. In Linz ist es vor allem die Freude am Spiel der Darsteller und die schwungvolle Inszenierung von Christoph Drewitz, die einen vergnüglichen Abend bescherten. So wie Kindergeschichten eben sind, geht auch 'Wonderland' gut aus, muss dafür nicht logisch sein und lässt der Fantasie freien Lauf. Vor allem Letzteres hat Adam Nee bei den Kostümen für die Fabelwesen umgesetzt.
[...] 'Wonderland' in Linz besticht vor allem durch fröhliche Ausgelassenheit, was am wohl letzten lauen Abend in diesem Sommer einfach passend war."
Kerstin Scheller/APA: In Linz hebt ein kunterbuntes "Wonderland" ab. In: Salzburger Nachrichten, 9. September 2024.
"Dieses Musical kam ziemlich zerzaust über den Atlantik: Die amerikanischen Kritiker ließen im April 2011 nach der Premiere am Broadway kein gutes Haar an 'Wonderland' nach dem Kinderbuchklassiker 'Alice im Wunderland' mit der Musik von Frank Wildhorn. Nach gerade mal rund 30 Aufführungen war auf New Yorks Theatermeile Schluss. Auch eine englische Tourneeproduktion floppte 2017 ziemlich unrühmlich, zwei Dutzend Termine wurden gestrichen.
Allerdings macht es bis heute Spaß, die fürchterlichen US-Verrisse zu lesen, wo davon die Rede ist, dass das Ganze eher in einen Freizeitpark als auf die Theaterbühne gehöre. Das Musical verspreche wenig und halte nichts, wurde gewettert. Der Abend sei irgendwann im sprichwörtlichen 'Kaninchenloch' verschwunden. Für die wichtigen US-Theaterpreise wurde die Produktion nicht mal nominiert.
Umso größer die Spannung jetzt bei der Erstaufführung auf dem europäischen Festland am Landestheater in Linz. Und siehe da: Das Publikum war hingerissen. Die Schwächen des Stücks allerdings, die bleiben, unüberhörbar, unübersehbar. Mit großem technischen Aufwand, mit einem mutigen Regisseur wie Christoph Drewitz und unerschrockenen Darstellern sind sie jedoch halbwegs zu überdecken.
An der Musik von Frank Wildhorn (65) wurde auch bei der Uraufführung weniger herumgenörgelt, die ist mehrheitsfähig, rockig, unverbindlich, schnell vergessen, hat wenig Ohrwurmqualitäten, aber auch wenig Verstörungspotenzial. Das eigentliche Problem ist vielmehr das Thema, das dieses Musical stemmen will: Die Suche nach der eigenen Identität sei eine 'knifflige' Angelegenheit, wird eingangs zutreffend und wohl auch etwas augenzwinkernd festgestellt und die karrieresüchtige Computerspiel-Entwicklerin Alice Cornwinkle erst in eine Ehe- und dann in eine Selbstfindungskrise geschickt.
[...] Die Ausstatter Andrew D. Edwards und Adam Nee haben an nichts gespart, scheuen weder Bodennebel, noch Pyrotechnik. Dirigent Tom Bitterlich fängt quasi mit einem Erdbeben an und steigert sich dann langsam, um Hollywood-Regisseur Billy Wilder zu zitieren, das heißt im Orchestergraben ist viel los, aber mitunter artet das eher in Perkussion-Radau aus. Das äußere Gepränge, sowohl das optische, als auch musikalische, trägt wenig zur 'kniffligen' Identitätsfrage bei, zumal wegen der Lautstärke kaum ein Song textverständlich ist."
Peter Jungblut: Schwer ist leicht was: "Alice im Wunderland" als Musical. In: BR24 online (Bayerischer Rundfunk), 9. September 2024.
„Ensemble und Protagonisten kämpfen sich engagiert durch den Abend. Leider fehlen große musikalische Ohrwürmer, aber es gibt schön angelegte Swing-Nummern, und Rock-, Funk- und Soulklänge tönen durch das Haus. Beherzt greifen die Musiker der Club-Wonderland-Band unter der Leitung von Tom Bitterlich in die Saiten und Tasten. Das Orchester ist in einer Szene für das Publikum gut sichtbar, weil es aus dem Orchestergraben auf Bühnenhöhe gefahren wird. Absolute Hauptdarsteller des Abends sind jedoch die fantasievollen und sehr aufwendig gearbeiteten Kostüme von Adam Nee, die man nicht aufhören möchte zu bestaunen. Damit füllen sich auch ´Leerläufe´, wenn das Stück trotz der temporeichen Inszenierung von Christoph Drewitz nicht so recht zündet, obwohl dieser mit flotten Szenenwechseln und komödiantischen Einfällen stets versucht, Schwung in die Sache zu bringen.
Valerie Luksch ist als Alice vielbeschäftigt, steht fast ständig auf der Bühne und bewältigt diese Herausforderung stimmlich wie körperlich hervorragend. Ihr jugendliches Pendant wird von der 13-jährigen Helena Unger bravourös dargestellt. Sehr komisch präsentiert sich der ´Held´, der sich Alice als Begleiter auf ihrer wundersamen Reise empfiehlt und im wirklichen Leben ihr Exmann Jack ist. Max Niemeyer agiert urkomisch, stimmlich bestens disponiert. Ähnlich brilliert die stimmgewaltige Sanne Mieloo als Verrückter Hutmacher in einem sehr ansprechenden Kostüm. Daniela Dett ist eine originelle Herzkönigin, die bemerkenswert in ihrem Hofstaat wütet und gemeinsam mit ihrem Gefolge sicherlich das feinste Outfit tragen darf. Liebenswert hoppelt Christian Fröhlich durch das Wunderland und steht Alice treu zur Seite. Kaum hat die ihren Traum beendet und sich für einen Neustart im Leben entschieden, endet das Stück. Ewas abrupt. Nichtsdestotrotz ist das Publikum hingerissen und entscheidet sich rasch für Standing Ovations.“
Susanne Dressler: Wonderland, Aus dem Hut gezaubert! In: Musical Today, Online, 14. September 2024.
Sanne Mieloo (als Hutmacherin), Daniela Dett (als Herzkönigin) © Landestheater Linz / Foto: Herwig Prammer |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Wonderland". Studio Cast, 2009. Hitsquad 668313. (1xCD)
- "Wonderland". Original Broadway Cast, 2011. Masterworks Broadway 788669. (1xCD)
- "Wonderland". Original Japan Cast, 2012. HoriPro Stage HRFA0001. (1xCD)
Literatur
- Lewis Carroll: Alice im Wunderland. Aus dem Englischen übersetzt von Anita Hüttenmoser, Zürich: Artemis 1947.
- Lewis Carroll: Alice hinter den Spiegeln. Übersetzt von Christian Enzensberger, Frankfurt/M.: Insel 1974.
Kommentar
Previews zu "Wonderland: Alice's New Musical Adventure" fanden 2009 in Tampa, Florida und 2010 in Houston, Texas, statt.
Empfohlene Zitierweise
"Wonderland". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 15. September 2024.