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West Side Story

Musical


Nach einer Idee von Jerome Robbins 
Buch von Arthur Laurents
Musik von Leonard Bernstein
Gesangstexte von Stephen Sondheim 
Deutsches Buch und Gesangstexte von Marcel Prawy

 

 

Inszenierung


DDR-Erstaufführung: 15. März 1984  
Opernhaus am Karl-Marx-Platz, Leipzig, DDR

  • Musikalische Leitung: Robert Hanell
  • Co-Dirigent: Roland Seiffarth
  • Inszenierung: Günter Lohse / Dietmar Seyffert
  • Choreografie: Dietmar Seyffert
  • Bühnenbild: Bernhard Schröter
  • Kostüme: Christa Hahn
  • Chor: Andreas Pieske

 

Besetzung:  

  • Maria: Dagmar Schellenberger
  • Tony: Stephan Spiewok

 

Die J e t s  ("Düsenjäger")

  • Riff, Anführer: Dietrich Hergt
  • Action: Siegfried Martin Wende
  • Arab: Arndt Mädler
  • Baby John: Mario Schröder
  • Snowboy: Ingolf Ahrndt
  • Professor: Werner Stiefel
  • Diesel: Frank Faulhaber
  • Gee-Tar: Robby Stolle
  • Mouthpiece: Nicol Püschl
  • Snake: Peter Bochardt
  • Rusty: Mario Kretschmer
  • Joe: Werner Loose

 

Mädchen der Jets

  • Anybodys: Manon Rockstroh
  • Velma: Christina Brückner
  • Graziella: Monika Zelazo
  • Swinggirl: Elke Dost
  • Jean: Sylvia Holler
  • Pretty: Ursula Hertwig
  • Shuggarbaby: Ilona Mildner

 

Die S h a r k s ("Haie")

  • Bernardo, Anführer: Dirk Vondran
  • Chino: Thomas Vollmer
  • Pepe: Rudi Himmel
  • Indio: Mario Reimann
  • Nibbles: Roland Schmidt
  • Anxious: Reiner Böttcher
  • Juano: Burkhard Melchior
  • Toro: Michael Schulz
  • Luis: Jörg Hohmann
  • Moose: Fred Kleber

 

Mädchen der Sharks

  • Anita: Astrid Bless
  • Rosalia: Constanze Mädler
  • Lolita: Ines Gleibs
  • Consuela: Yvette Kagelmann
  • Francisca: Karin Dick
  • Ines: Ramona Nestler
  • Dolores: Roswitha von Matter
  • Teresita: Anette Rostig
  • Manuela: Carola Hochbaum
  • Isadora: Heike Bastian
  • Camilla: Jana Mammach
  • Violetta: Simone Nitschke
  • Bella: Kerstin Teichert
  • Conochita: Andrea Lerche
  • Luisa: Manuela Löwe
  • Carla: Sybille Rothkirch
  • Isabel: Maren Schroedter

 

Die Erwachsenen

  • Doc, Drugstorebesitzer: Hans-Peter Schwarzbach
  • Gladhand, Jugendklubleiter: Paul Glahn
  • Lieutenant Schrank: Siegfried Pappelbaum
  • Inspektor Krupke: Guntfried Speck
  • Besitzerin des Ateliers für Brautkleider: Annerose Schulz

 

 

Premierenchronik

USA UA 26. September 1957 Winter Garden Theatre, New York
GB EA 12. Dezember 1958 Her Majesty´s Theatre, London
D EA (i. Engl.) 15. Juni 1961 Deutsches Theater, München
A EA (i. ? ) 8. April 1965 Theater an der Wien, Wien
A Dspr. EA 28. Februar 1968 Volksoper Wien
CH EA 2. Mai 1970 Opernhaus Zürich
D EA (i. Deutsch) 29. Oktober 1972 Opernhaus Nürnberg
DDR EA 15. März 1984 Opernhaus Leipzig

 

 

Inhaltsangabe

 

Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren in New York City. Zwei Jugendgangs befehden sich, ohne erkennbaren Anlass und erklärtes Ziel. Es eint sie jedoch die Ablehnung der behördlichen Autorität, etwa in Form der Polizei. Die Jets sind Weiße, stammen aber aus desolaten Sozialverhältnissen. Die Sharks sind Farbige, stammen aus Puerto Rico und sind erst kurze Zeit in den Vereinigten Staaten.

Anführer der Sharks ist Bernardo, dessen jüngere Schwester Maria frisch eingetroffen ist und im Geschäft von Anita, seiner Freundin, arbeitet. Als älterer Bruder hat er die Verantwortung über Maria, die er ernst nimmt.

Anführer der Jets ist Riff, der seinen Vorgänger, Tony, bittet, bei der nächsten Schlägerei mit den Sharks wieder dabei zu sein. Tony hat aber bei Doc, einem Drugstore-Inhaber, einen Job gefunden, den er nicht aufs Spiel setzen will. Doch er lässt sich überreden, beim nächsten Treffen dabei zu sein.

Die Gangs treffen sich mit ihren Freundinnen zum Tanz in einer Turnhalle, um im harmlosen Ambiente alles zu bereden. Maria ist zum ersten Mal dabei. Sie und Tony treffen aufeinander und verlieben sich spontan. Bernardo geht dazwischen und schickt Maria nach Hause. Tony läuft verzückt durch die Nacht und hat den anstehenden Kampf völlig vergessen. Maria und er treffen sich zufällig auf der Rückseite ihres Wohnhauses, worauf er die Feuerleiter erklimmt und sie einander ihre Liebe erklären.

Sie verabreden sich für den nächsten Tag zu Feierabend in Anitas Geschäft für Brautbekleidung. Anita erkennt, was los ist, schweigt aber. Angeregt von der Schaufensterbekleidung vollziehen Tony und Maria spielerisch die Ehe-Zeremonie. Maria weiß, dass die Jungs sich schlagen wollen und bittet Tony, dem Kampf aufzuhalten. Er verspricht es ihr.

Tony erscheint am verabredeten Ort, als man gerade anfangen will. Er geht dazwischen, will sich auch nicht von Bernardo provozieren lassen, ist dieser doch der Bruder der geliebten Maria, ein künftiger Verwandter, mit dem Tony sich gut stellen will. Doch die Situation gerät außer Kontrolle, Bernardo ersticht Riff, worauf Tony voller Wut über den Tod seines Freundes Bernardo umbringt.

Polizeisirenen erschallen, alles flieht, zurück bleiben zwei Leichname.

Tony geht zu Maria, die von Anita bereits alles erfahren hat. Ihre Liebe zu ihm ist aber größer als ihr Schrecken. Sie nimmt ihn in die Arme. Die beiden vollziehen gleichsam ihre Hochzeitsnacht. Am nächsten Morgen geht Tony zu Doc, bittet ihn um Geld. Er will mit Maria abhauen.

Die Polizei kommt zu Anita und fragt nach Tony. Auf Mord steht die Todesstrafe. Maria bittet ausgerechnet Anita, den Mörder ihres Geliebten zu warnen. Anita geht trotzdem, trifft im Drugstore jedoch auf die Jets, die sie vergewaltigen. Doc geht dazwischen, worauf Anita, angeekelt und voller Hass, verkündet, dass Maria von Chino, einem Mitglied der Sharks, erschossen worden sei. Tony rennt daraufhin durch die Stadt, auf der Suche nach Chino, um sich ebenfalls erschießen zu lassen. Es kommt zufällig zum Zusammentreffen aller drei: Chino erschießt Tony, der Maria, die ihn suchte, für eine Halluzination hält. Tony stirbt in ihren Armen. Die Jets und Sharks treffen ein, und auf Veranlassung von Maria tragen beide Gruppen gemeinsam den Leichnam von der Bühne – ein Hoffnungszeichen.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken

 
"Der amerikanische Musical-Klassiker ´West Side Story´ bot sich nach dem ausdauernden Erfolg von ´Porgy and Bess´ in Leipzig direkt an. Aber diesmal waren die Schwierigkeiten noch beträchtlich größer. Mit dem eigenen Opernensemble allein war das nicht zu bewältigen. Tatsächlich verbietet sich, von einer Inszenierung des Opernhauses zu reden. Denn: Hier singen, tanzen, sprechen und spielen wohl zum erstenmal in der Geschichte der Leipziger Oper nicht nur die Mitglieder dieses Hauses. Regisseur Günter Lohse und sein Koregisseur und Choreograph Dietmar Seyffert entdeckten für diese DDR-Erstaufführung die immensen Möglichkeiten des Leipziger Theater-´Kombinats´. Die musikalische Komödie mit ihrem Musicalpersonal, die Schauspielhäuser und überdies der Nachwuchs von Theater- und Musikhochschule wurden regelrecht nach geeigneten Talenten durchforstet.

Das Ergebnis liegt vor. Leonard Bernsteins so aufregende wie anhörenswerte ´West Side Story´, 1957 am Broadway uraufgeführt und inzwischen ein Welterfolg geworden, erweist sich auch in Leipzig als Treffer. [...]

Aber die armen Burschen, die sich gegenseitig umbringen, sind nun zugleich die stummen Ankläger solcher inhumanen gesellschaftlichen Verhältnisse. ´West Side Story´ läßt keinen Raum für bloße Beklemmung oder pure Unterhaltung. Es geht aufs Ganze, die Fetzen fliegen, und das bißchen Glück und das Leid zwischen dem Burschen Tony und dem Mädchen Maria gewinnen erst am Schluß die ihnen zukommende tiefe Bedeutung. Sicher ist ´West Side Story´ ein perfektes Abbild der New-Yorker Nachkriegswirklichkeit. Nur ob sich die Bandenkämpfe damals schon mit solcher brutalen Gewalt äußerten, wie sie heute auf der Musical-Szene vorgezeigt werden, erscheint fraglich. Da ist an rücksichtsloser Härte sicher auch in der Realität vieles hinzugekommen."

Ernst Krause: Musical-Klassiker wurde mitreißend inszeniert, Bernsteins ´West Side Story´ am Leipziger Opernhaus. In: Neues Deutschland, Organ des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, 29. März 1984. 

 

"Die Stückfassung, die sich durch zahlreiche Umstellungen in der musikalischen Reihenfolge von bekannten Fassungen unterscheidet, empfand ich als sehr schlüssig. Daß zum Beispiel im Anschluß an die Katastrophe, mit der der Kampf der feindlichen Gangs endet, die Pause folgt und ´Cool boys´ nach dieser die bedrückende Situation erneut umreißt, verleiht dem folgenden ´I feel pretty´ ganz andere Bedeutung, der Zuschauer erlebt die fröhliche Ausgelassenheit der verliebten Maria stärker im Bewußtsein der massiven Bedrohung dieser Liebe, Spannung und Kontrast sind größer. Daß zum Stückende hin auf retardierende Momente verzichtet, z.B. die Officer-Krupke-Parodie in die erste Stückhälfte verlegt wurde, trägt nach meinem Dafürhalten ebenfalls zu großer Dichte der zu erzählenden Vorgänge bei. [...]

Mit der Frage, ob die Machart dem Anliegen entsprechen könne, fuhr ich erwartungsvoll-skeptisch nach Leipzig. Jeder weiß, daß die ´West Side Story´ allround-Darsteller braucht, über die wir kaum verfügen. Konsequentes Suchen über Spartengrenzen hinweg, harte Arbeit brachten ein beeindruckendes Ergebnis zustande. Ich sah Sänger, die choreographisch so gut geführt waren, daß Grenzen im tänzerischen Bereich ganz und gar kaschiert wurden, Tänzer, die sich mit großer Intensität szenisch äußerten (Schwächen im Dialog wurden durch Einfühlungsvermögen und Spielfreude überdeckt), Schauspieler, die tänzerisch Erstaunliches vollbrachten, und auch mit musikalischem feeling genau auf der Situation lagen.Vieles war nicht vollkommen und doch war´s ein Ganzes, eine berührende, temporeiche, stellenweise faszinierende Aufführung."

Elke Schneider: Ohne Patina, DDR-Erstaufführung der "West Side Story" am Opernhaus Leipzig. In: Theater der Zeit, Organ des Verbandes der Theaterschaffenden der DDR, Heft 6, Juni 1984, Seite 24-25.

 

"Die Massenmedien haben dafür gesorgt, daß Bernsteins geniale Musik weltweit bekannt ist, sei sie auch noch so typisch amerikanisch und von Stan Kentons progressivem Jazz beeinflußt. Welche Forderung allein schon an das in diesem Stil bei uns weithin ungeübte Orchester, selbst wenn es dem Ruf des Gewandhauses verpflichtet ist! Und wieder ein verblüffendes Ergebnis: Das klingt und swingt, das skandiert harte Rhythmen und läßt Melos aufblühen, das ist - so der Titel einer Tanzszene - wahrhaft ´cool´ und in der Abspiegelung der Gefühlswelt der Liebenden wiederum ´sweet´. 

[...] Natürlich korrespondiert der erfahrene Theaterkapellmeister aufs engste mit der Szene, mit der bravourösen Choreinstudierung von Andreas Pieske und den Solovokalisten, vor allem aber mit den Intentionen der Koregisseure Günter Lohse und Dietmar Seyffert.

Schwer abzuwägen, wer von beiden den größeren Anteil an dem immensen Erfolg hat, der Inszenator oder der Choreograph. Aber das ist letzlich auch unerheblich angesichts einer harmonischen Einheit, die sich von der ersten Szene her einstellt und - mit etwa sprödem Anlauf nach der ungebührlich langen Pause - bis zum symbolischen Finale nicht wieder aufhebt. Handlung wird Tanz, Tanz wird Handlung, verschiedene Stilelemente verschmelzen zur Harmonie, an deren Vollendung höchstens der gestellte Dialog einiger Opernsänger stört."

Georg Antosch: Am Ende der Funke Hoffnung, DDR-Erstaufführung von Leonard Bernsteins "West Side Story" im Opernhaus.Die Union, Tageszeitung der Christlich-Demokratischen Union, ? 1984.

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • "West Side Story". Original 1957 Cast Recording, Studio-Einspielung. Naxos 8.120887, published 2009 (1xCD).
  • "West Side Story". Studio-Einspielung mit Gerhard Wendland, 1962, Philipps 345 525 (Vinyl-Single).
  • "West Side Story" / "Porgy and Bess". Studio-Einspielung, u.a. mit Peter Beil und Monika Dahlberg, 1964, Philipps 838 903 SY (Vinyl-LP).
  • "West Side Story", Original Cast Recording, Volksoper Wien 1968, Studio-Einspielung, CBS 70040 (Vinyl-LP).

 

DVD / Video 

  • "West Side Story". DVD der Verfilmung von 1961, United Artists #15930 117.

 

Literatur:

  • William Shakespeare: Romeo und Julia. In: Ders.: Werke in acht Bänden. Frechen: Komet o.J., Band 6, Seite 287-375.
  • Keith Garebian: The Making of West Side Story. Oakville: Mosaic Press 1995. 
  • Misha Berson: Something´s Coming, Somthing Good. West Side Story and the American Imagination. Milwaukee: Applause 2011.
  • Wolfgang Jansen: West Side Story, Vom Wagnis zum Klassiker. In: Ders.: Musicals, Geschichte und Interpretation. Münster u.a.: Waxmann 2020, Seite 93-134.

 

 

Kommentar

 

Die österreichische Erstaufführung war ein Gastspiel des Stadttheaters Tampere (Finnland). Anzunehmen ist, dass die Darsteller englisch sprachen/sangen. Der Beleg dafür fehlt aber noch bislang.

Die Schweizer Erstaufführung war ein Gastspiel der Wiener Volksoper.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"West Side Story" (Leipzig). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 27. Juni 2022.