Ich trete aus der Weltgeschichte aus (Kilépek a történelemböl)
Stück mit Musik
Musik von Julia Majlath
Text von Margit Gáspár
Deutsche Fassung von Rudolf Schraps
Liedtexte von Klaus Eidam
Arrangement von Walter Göpfert
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 24. Oktober 1975
Staatsoperette, Dresden, DDR
- Musikalische Leitung: Karl-Heinz Hanicke
- Regie: Rudolf Schraps
- Ausstattung: Siegfried Rennert
- Tänzerische Einstudierung: Ingeborg Kassner
Besetzung:
- Takaćs: Peter Herden
- Jani, sein Sohn: Jürgen Muck / Heinz Zimmer
- Adamek: Günter Fritzsche
- Cikó: Hans-Rudolf Schwarze
- Hugo: Maja-Rosewith Riemer
- Baucis: Helene Gramont
- Die Bevölkerung: Reinhold Stövesand
Premierenchronik
HUN | UA | 19. August 1973 | Staatliche Déryné-Theater, Budapest |
DDR | Dspr. EA | 24. Oktober 1975 | Staatsoperette, Dresden |
Inhaltsangabe
"Das Stück handelt vom verdienstvollen Kommunisten Takaćs, der einst in der antifastischen Illegalität kämpfte, maßgeblich am Aufbau eines neuen Ungarn beteiligt war und die modernste Möbelfabrik in Lande geschaffen hat. Die Jahre sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Er geht frühzeitig in den Ruhestand, als ihm die Meinung des jungen Chefingenieurs zu seinen 'Veteranen'-Methoden hintertragen wird und sein Sohn Jani ihm vorwirft, das Leben nicht zu kennen. Takaćs tritt nicht nur aus der Weltgeschichte aus, sondern auch seine Budapester Wohnung an seinen alten Freund und Kampfgefährten Adamek ab, der ihm sein Häuschen im keinen Erholungsort Remete überläßt. Doch hier wird er mit einer Erscheinung konfrontiert, die ihn wieder in die Weltgeschichte eintreten läßt. In Remete wird nämlich "gezickt"...!? Remete wird beherrscht vom 'sozialistischen Manager' Cikó, dem Siedlungsverwalter. Er ist einer von der übelsten Sorte, die einen sicheren Instinkt für jene Verbindungen und Beziehungen entwickelt, die es ermöglichen, Versorgungsengpässe so zu überwinden, daß man für sich Profit herausschlägt. Cikó hat im Laufe der Zeit die Remeter von sich abhängig gemacht, er arbeitet mit Erpressung und Intrige. Und alle wissen, daß das kein sauberes Geschäft ist, was Cikó mit ihnen betreibt. Aber aus Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit beläßt man es bei diesem Zustand. Bis Takaćs in Remete ansässig wird. Er sagt der 'Zickerei' den Kampf an, gewinnt mit seiner konsequenten Redlichkeit, Uneigennützigkeit und Überzeugungskraft durch Taten das Vertrauen der Remeter und schlägt Cikó in die Flucht. Man wird künftig diese Engpässe und Lücken überwinden, indem man sich gegenseitig hilft. Remete ist nicht nur ein schönes, sondern wieder ein sauberes Dorf."
Wolfgang Lange: Ich trete aus der Weltgeschichte aus. In: Theater der Zeit, Heft 2/1976, Seite 36-37.
Kritiken
"Man hatte ein Sück mit Musik gesehen, das einen zwar insofern froh stimmte, als es sich unverblümt des thematischen Gegenstandes "Moralisches Verhalten in der sozialistischen Gesellschaften" annimmt, der so oft noch ncht behandelt wurde im heiteren musikalischen Theater - und das doch viele Fragen zur Gestaltung und zur Aufführung aufwarf.
[...] Was an dem Stück interessant ist: Es zeigt den Sozialismus nicht als idyllische Welt menschlicher Harmonie, es durchleuchtet gegenwärtig Reales im Zusammenleben der Menschen, verweist auf noch vorhandenes Menschlich-Rudimentäres. Es zeigt Menschen, die noch ihrem Egoismus frönen, die, um bequemer leben zu können, lieber in zweifelhaften Abhängigkeiten und steriler Gleichgültigkeit leben, die aus Selbsucht eher bereit sind, ihr Gesicht einzusparen, als eins zu bekommen.
[...] Die Aufführung gehört nicht zu den nachhaltigen des Regisseurs Rudolf Schraps. Sie litt meines Erachtens vor allem unter der dynamischen Gleichförmigkeit des Spiels, und so gesehen nimmt es nicht Wunder, daß die Aufführung dann am meisten zu fesseln vermochte, wenn das Stück das rein Komödische verließ und in Bereiche vorstieß, in denen es um grundsätzliche ethische Handlungen geht."
Wolfgang Lange: Ich trete aus der Weltgeschichte aus. In: Theater der Zeit, Heft 2/1976, Seite 36-37.
Empfohlene Zitierweise
"Ich trete aus der Weltgeschichte aus (Kilépek a történelemböl)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 8. April 2022.