Wedding Mary
Revue
Musik von Peter Kreuder
Text von Günther Schwenn und Erika Lanz
Inszenierung
Uraufführung: 25. Dezember 1976
Schleswig-Holsteinisches Landestheater, Rendsburg, Bundesrepublik Deutschland
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- Musikalische Leitung: Peter Kreuder / Erich Krenn
- Regie: Rudolf Schmitz
- Choreografie: Margarita Dimitrova / Simeon Dimitrov
- Bühnenbild und Kostüme: Werner Schachteli
Besetzung:
- Madame Pfennigberg / Die rote Gisa: Angèle Durand
- Dr. Zimmerli: Hans Paul Schmeling
- Martina Binder, Reporterin / Mariechen / Wedding Mary: Claudia Caspar
- Hinterhofsänger / Emigrant / Partygast: Burkhard Heim
- Mariechen / BDM-Mädchen / Straßenjunge / Fotografin: Barbara Krabbe
- Manuel / HJ-Junge / Fotograf: Kurt Schwarz
- Eine Frau / Nummerngirl BDM-Mädchen / Straßenjunge / Irene / Emigrant: Sylvia Nentwig
- Plakat-Ankleber / Polizist / ein Mann / ein Herr im Ledermantel / Partygast: Wolfgang Feustel
- Lumpensammler / Marcio Wendt / Partygast: Ulrich Fischer
- Arbeitsloser / HJ-Junge / Emigrant Polizist / Partygast: Wilfried Hünnemeyer
- Walter Loll / Max: Raymond Joob
- Max Rudien / Loll: Günter Mildenstrey
- Emigrant / Belinda: Gisela Zok
- Ballett / Partygäste / Mannequins: Margarita Dimitrova, Zbigniew Kreszowiak, Karin Brenn, Chela Castro, Vanessa Curtis, Ines Sladeczek, Kristina Stansen, Victoria Tasso, Kurt Bandtsen, Lech Michaelski, Norberto Neira
Premierenchronik
D | UA | 25. Dezember 1976 | Schleswig-Holsteinisches Landestheater, Rendsburg |
Inhaltsangabe
1970, in ihrem Hotel-Sanatorium am Genfer See gibt die schwerreiche Madame Pfennigberg, der jungen Reporterin Martina eine "Homestory". In Rückblenden erinnert sie sich an die Zeit Anfang der 30er Jahre, als sie als Mariechen in einem armseligen Hinterhof in Berlin-Wedding aufwuchs. Mit ihrer Jugendliebe Manuel, dem Conférencier Walter und dem Impressario Max flüchtet sie 1936 vor dem Naziterror in Richtung Paris. Mit Manuel am Klavier startet Mariechen ihre Karriere als Sängerin in kleinen Cafés und Nachtclubs, um 1939 kurz vor Toresschluss mit ihren drei Freunden Richtung Südamerika weiterzufliehen. In Caracas steigt Mariechen als "Wedding Mary" zum absoluten Showstar auf und Manuel wird erfolgreicher Komponist. Beide werden ein Paar, sie schwanger, er untreu. Sie gibt ihr Kind zur Adoption frei, nachdem Manuel sich mit einem Showgirl in Richtung Amerika abgesetzt hat. Durch dreifache Hochzeit ("Wedding" vom Autorenteam hier wunderbar als Doppeldeutigkeit eingesetzt) steigt Mariechen zu Rechtschaffenheit und finanziellem Wohlstand auf. Zum Schluss des Stückes gibt es das übliche Happyend – Marie heiratet letztendlich doch noch ihre Jugendliebe Manuel und erkennt sogar in der jungen Journalistin ihre Tochter.
(Klaus Baberg, 2020)
Kritiken
"Das Ergebnis dieser künstlerischen Bemühungen ist ein vordergründig wirkungsvoller und lockerer Bilderbogen von 14 Szenen aus der Karriere des kleinen Weddinger Hinterhof-Mariechen zu der (einfluß-)reichen Madame Pfennigberg. Dieser Bilderbogen bevorzugt entschieden das Idyllische, dem das Soziale (wie z. B. das angebliche ´Zille-Miljöh´) oder gar das Politische (Nazizeit) aus Mangel an Verständnis oder an pointierter Satire nicht gegeben ist.
So bleibt dramaturgisch sowohl in der Story wie in der Rollengestaltung die fast ausschließliche Hinwendung zum Spaßeffekt, den die Inszenierung tatsächlich erreicht, in ihrer Anspruchslosigkeit unterstützt von Meister Kreuders Partitur."
Horst Schwarze: Welt-Uraufführung! Kreuder Revue gut aufgenommen. In: Rendsburg Avis, 30. Dezember 1976.
"Dabei wäre schon allein die Tatsache aufregenswert gewesen, daß diese ´Welturaufführung´ (Regie: Rudolf Schmitz) im Grunde nichts anderes ist als ein einziges aufgeblasenes Fest für den alternden Komponisten Peter Kreuder (´Sag zum Abschied leise 'Servus' ...´). Er ist es nämlich, der die Musik zu diesem beklemmenden Theaterabend geschrieben hat, und er ist es folglich auch, dem der ganze Stolz des schleswig-holsteinischen Dreistädteunternehmens gilt - davon ablenkend, daß die Nationalsozialisten Kreuder ernster genommen haben als sein 'Musical' die Nationalisten; davon zehrend, daß der musikalische Horizont nördlich der Elbe offenbar noch immer der von 1930 ist; davon profitierend, daß Schauspieler augenscheinlich zu den allerletzten gehören werden, die begreifen, daß Faschismus mit Sicherheit erst da anfängt, wo seine öffentliche Verbrämung aufhört."
Jürgen Schmidt: Talmi - "welturaufgeführt", Die Peter-Kreuder-Revue in Schleswig. In: Badische Neueste Nachrichten, 20. Januar 1977.
"Peter Kreuder dirigierte die Uraufführung selbst und nahm gemeinsam mit den Darstellern und den Librettisten Günter Schwenn und Erika Lanz den Beifall entgegen."
F. R.: Musikrevue von Kreuder. In: Berliner Morgenpost, 28. Dezember 1976.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- Peter Kreuder spielt und singt aus seiner Revue "Wedding Mary". Limitierte 7'' Single (999 Exemplare), herausgegeben vom Komponisten.
Literatur
- Klaus Baberg: Musikalisches Kleinod aus Deutschlands hohem Norden. Aus der Sammlung des Deutschen Musicalarchivs - Teil 2: 'Wedding Mary', 1976 in Rendsburg. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 160, April/Mai 2013, Seite 70-71.
- Peter Kreuder: Nur Puppen haben keine Tränen, Ein Lebensbericht. Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe 1973.
Kommentar
Nach der Uraufführung in Rendsburg war "Wedding Mary" auch in den beiden anderen Spielstätten des Schleswig-Holsteinisches Landestheaters in Flensburg und Schleswig zu sehen.
Empfohlene Zitierweise
"Wedding Mary". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 1. August 2020.