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Viel Lärm um Liebe (The Firebrand of Florence)

Broadway-Operette in zwei Akten 


Musik von Kurt Weill
Buch von Edwin Justus Mayer 
Nach dessen Schauspiel "The Firebrand" über Benvenuto Cellini
Gesangstexte von Ira Gershwin  
Deutsche Fassung von Roman Hinze

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 25. Oktober 2013
Staatsoperette Dresden, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Andreas Schüller
  • Regie: Holger Hauer
  • Ausstattung: Christoph Weyers
  • Choreografie: Christopher Tölle
  • Chor: Thomas Runge

 

Besetzung:  

  • Benvenuto Cellini: Christian Grygas / Miljenko Turk
  • Angela, Cellinis Modell und Geliebte: Olivia Delauré / Jessica Glatte
  • Alessandro de´ Medici, Herzog von Florenz: Marcus Günzel / Bryan Rothfuss
  • Die Herzogin von Florenz, seine Gattin: Gala El Hadidi / Elke Kottmair
  • Emilia, Cellinis Gesellin: Jeannette Oswald / Isabell Schmitt
  • Ascanio, Cellinis Geselle: Jannik Harneit
  • Ottaviano de´ Medici, Vetter des Herzogs: Dietrich Seydlitz
  • Marquis Pierre, französischer Botschafter / Ein Anwalt: Frank Ernst
  • Ein Straßenhändler für Süßwaren: Andreas Sauerzapf
  • Ein Straßenhändler für Souvenirs: Insoo Hwoang
  • Vier Sänftenträger der Herzogin / Vier Dichter: Insoo Hwoang, Hauke Möller, Andreas Sauerzapf, Gerd Wiemer
  • Ein Page der Herzogin: Louis Bastille / Jonas Grüner
  • Ein Henker: Frank Blees
  • Zwei Galgenbauer: Hauke Möller, Gerd Wiemer
  • Ein Gerichtsbeamter: Gerd Wiemer
  • Ein Gerichtsschreiber: Hauke Möller
  • Maffio, ein niederträchtiger florentinischer Graf: Elmar Andree
  • Der Haushofmeister des Herzogs von Florenz / Der Haushofmeister des Königs von Frankreich: Hans-Jürgen Wiese
  • Der König von Frankreich: Bernd Franke
  • Modelle Cellinis: Julia Böhme, Josephine Brüning, Christiane Gänßler, Christiane Klotzek, Su Min Lee, Annegret Reißmann, Katja Rosenberg, Josefine Rücker 
  • Zwei Wachsoldaten: Bernd Franke , Stefan Trommler

 

(Doppelbesetzungen in alphabetischer Reihenfolge)

 

 

Premierenchronik

USA UA 22. März 1945 Alvin Theatre, New York
D Dspr. EA 25. Oktober 2013 Staatsoperette Dresden

 

 

Inhaltsangabe


"Wir befinden uns im Florenz des Jahres 1535. Der florentinische Goldschmied und Bildhauer Cellini, wegen Mordes an Graf Maffio angeklagt, soll gehängt werden. Weil jedoch eine Nymphenplastik für den Herzog Alessandro de´ Medici noch nicht vollendet ist, wird die Hinrichtung verschoben. Cellini spielt auf Zeit: wird er mit der Arbeit fertig, hängt man ihn. Die bildhübsche Angela kommt dem Schwerenöter als Modell gerade recht. In hingebungsvoller Liebe dem Maestro verfallen, bringt sie die Ablenkung für Cellini. Ist es wirklich Liebe oder sein Kalkül? Das feinmaschige Geflecht aus Klischee und Wahrheit ist nicht ganz zu entwirren. Auch der Herzog findet bei einem seiner Werkstattbesuche Gefallen an Angela und so nimmt er sie kurzerhand mit in seinen Palast. Cellini weiß, dass der Schlüssel seiner Rettung bei Angela liegt. Er eilt in den Palast und begegnet der Herzogin, einer echten Nymphomanin. Durch dieses Zweck-Tete-à-tete gelingt es dem vermeintlichen Herzensbrecher, Angela zu befreien. Der aufgebrachte Herzog droht erneut mit dem Galgen, dem sich der Bildhauer durch Flucht nach Frankreich entzieht. Dort soll er im Park von Fontainebleau für den französischen König ebenfalls Skulpturen meißeln. Während des Besuchs der Medicis in Fontainebleau, Herzog und Herzogin nebst Angela, erscheint auch der tot geglaubte Graf Maffio und fordert Cellini zum Zweikampf. Herzog Alessandro, endlich von der Unschuld Cellinis überzeugt, begnadigt ihn und gibt ihm - ein Herzog darf das! - Angela zur Frau."

(aus: Lutz Hesse: Viel Lärm um Liebe, Kurt Weills "The Firebrand Of Florence" erstmals szenisch auf einer europäischen Bühne. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 164, Dezember 2013/Januar 2014, Seite 16-17.) 

 

 

Kritiken

 
"Operette vom ´amerikanischen Weill´, die groß angekündigte Europäische szenische Erstaufführung gab es am Wochenende an der Staatsoperette Dresden. 1945 als ´The Firebrand of Florence´ - also als Brandfackel, Unruhestifter - am Broadway erfolgreich, sollte sie als ´Viel Lärm um Liebe´ in Dresden erneut überzeugen.

Orchesterklänge zwischen Wagner und Lehár, Tanzrhythmen der Goldenen Zwanziger, selbst Coralzitate kann man hören. Weills Musik kommt aus der europäischen Musiktradition, ist aber ganz in Amerika angekommen. Disneys Filmsound wie die eingängigen Musical-Hits von Cole Porter bis Lloyd Webber sind vorherzuahnen. Das ist interessant, aber es gibt Gehaltvolleres vom Weill made in Amerika.

An der Staatsoperette hat der neue Chef Andreas Schüller die musikalische Leitung. Er arbeitet die Klangfarben genau, hat das Orchester gut präpariert, lässt es mächtig aufklingen. Dank Microports muss er sich dabei nicht zurückhalten. Die Sänger klingen gut. [...]

Ein Firebrand ist Weills Broadway-Operette in Leuben nicht. Viel Lärm um nichts trifft den Nagel auf den Kopf. Statt Entdeckung gibt´s Unterhaltung mit erschreckend wenig Tiefsinn und Hintergründigkeit. Wie es euch gefällt."

Jens Daniel Schubert: Viel Lärm um das liebe Nichts. In: Sächsische Zeitung, 28. Oktober 2013.

 

"Die Amerikaner haben sich spätestens seit dem Triumphzug der ´Threepenny Opera´ in den Fünfzigerjahren an den sozialkritischen Kurt Weill seiner Berliner Jahre gewöhnt, wir haben inzwischen den entertainmentverliebten, jazzgeübten Weill seiner US-Jahre zu schätzen gelernt. Schließlich hatte der bei allem Jux seine gesellschaftsverändernden Untertöne nie verborgen. Nur einmal, eben in jenem, 1945 als großer Kostümreigen und aufgepumptes Schauvergnügen sich plusternde ´Firebrand´, da schrieb er quasi eine Wiener Historienoperette à la Suppés ´Boccaccio´ mit Offenbach-Ironie und Swingeinlagen.

Die wohlig klingende, im Walzer- wie Bakarolen-Rhythmus ungebrochen ohne dekonstruktivistischen Zwischenboden sich wiegende Schmonzette ist zudem eine recht derbe Sex-Klamotte. Die floppte fürchterlich, was aber vor allem am unzureichenden Produktionsteam und der falschen Besetzung lag, insbesondere an der borstigen, gar nicht mehr knusprigen Komponistengattin Lotte Lenya als Herzogin. Seither mochte man das Werk selbst in der Neuen Welt kaum mehr anfassen, in der alten gab es nur ein paar konzertante Aufführungen. [...]

Die furchtlose Dresdner Staatsoperette aber hat nun die szenische europäische Erstaufführung auf ihre schmale Bühne gewuchtet. Man nennt es hier, angelehnt an den ursprünglichen, Shakespeare variierenden Titel, ´Viel Lärm um Liebe´. Das kommt, wie so oft an diesem verdienten Haus, mit viel Enthusiasmus und Temperament rüber, aber auch ein wenig puschig und verschwitzt. Die Sinnlichkeit wirkt oftmals angestrengt, wenig kosmopolitisch. Florentiner Flirten wird sächsische Erotikarbeit."

Manuel Brug: Was Sie über Operettensex wissen wollten, Eine herrliche Klamotte: Dresden feiert die europäische Erstaufführung von Kurt Weills "Viel Lärm um Liebe". In: Die Welt, 4. November 2013.

 

"Regisseur Holger Hauer hat diese stilistisch und inhaltlich verquirlte Mixtur in Szene gesetzt. Sein Problem: Auf das englischsprachige Original konnte er für Leuben kaum zurückgreifen, also musste eine deutsche Textfassung her. Die hat Roman Hinze offenbar nach dem Motto ´Was sich nicht reimt, ist keine Stilblüte´ erstellt. Beweise gefällig? ´Im Paradies sein ist halb so schön / wie in Paris sein mit seiner Seine´. Doch lange bevor die Chose zum Finale nach Paris zieht, gibt es in Florenz (´In Firenze / gibt´s Feste und Tänze´) zum Auftakt das Stadtfest einer Hinrichtung. Viel Pöbel ist anwesend, also Plebs, Politik und auch Pfaffen. Cellini jedoch kann seinen Kopf in letzter Minute aus der Schlinge ziehen. 

Das soll dem Künstler - im realen Leben auch dreifacher Mörder - noch mehrmals gelingen. Wozu ist man so be- und geliebt, wenn nicht, um dem Hass zu widerstehen, der einem von Neidern entgegengebracht wird? Der Broadway-Weill hat freilich kein Politikum daraus gemacht, sondern eine Schmonzette. Darin klingt die klassische Operette mit an, sogar Ballettmusik gibt´s, der verwegene Weill ist zu hören, aber auch biedere Zugeständnisse zum schnellen Dollar in der Nacht von New York. Im musikalischen Zugriff von Chefdirigent Andreas Schüller sieht das so aus, dass hauseigene Ensembles wie Orchester und Chor bestens präpariert und sich auch nicht zu schade sind, eher verruchte Themen ganz verrucht klingen zu lassen.

All dies nun in Elbflorenz! Da steckt viel Sarkasmus und Parodie in der Partitur, die zum Blühen gebracht wird. Da ist aber auch jede Menge Banalität mit von der Partie."

Michael Ernst: Florentiner Schnitte, Vom Broadway an die Staatsoperette: Kurt Weills "Viel Lärm um Liebe" als deutsche Erstaufführung. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 28. Oktober 2013.

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "The Firebrand of Florence". World Premiere Recording, Live-Einspielung der konzertanten Aufführung am 16. Januar 2000 in der Barbican Hall, London, Delta Music 2003, Capriccio 60 091. (2xCD)

 

Literatur

  • Johann Wolfgang Goethe (Hrsg.): Leben des Benvenuto Cellini Florentinischen Goldschmieds und Bildhauers von ihm selbst geschrieben. Übersetzt von Johann Wolfgang Goethe, Frankfurt/M.: Insel 1981.
  • David Farneth, Elmar Juchem, Dave Stein (Hrsg.): Kurt Weill, Ein Leben in Bildern und Dokumenten. Aus dem Englischen übersetzt von Elmar Juchem, Berlin: Ullstein 2000.
  • Heiko Cullmann, Michael Heinemann (Hrsg.): "...wie es uns gefällt", Kurt Weill: The Firebrand of Florence, Eine Werkmonografie in Texten und Dokumenten. Herausgegeben im Auftrag der Staatsoperette Dresden (Intendant Wolfgang Schaller), Dresden 2014.
  • Jürgen Schebera: Kurt Weill. Mainz: Schott 2016.

 

 

Kommentar

 
Am 16. Januar 2000 gab es eine konzertante Aufführung in der Barbican Hall, London.

Am 21. Mai 2000 gab es im Wiener Konzerthaus ebenfalls eine konzertante Aufführung.

Die Dresdener Erstaufführung ist zugleich die erste szenische Produktion in Europa.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Viel Lärm um Liebe" ("The Firebrand of Florence"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 31. Januar 2021.