Titanic [Thun]
Musical
Musik und Gesangstexte von Maury Yeston
Buch von Peter Stone
Deutsche Übersetzung von Wolfgang Adenberg
Zusätzliche schweizerdeutsche Übersetzung von Tinu Heiniger
Inszenierung
Schweizer Erstaufführung: 11. Juli 2012
Seebühne, Thun, Schweiz
- Regie: Max Sieber
- Musikalische Leitung: Iwan Wassilevski
- Choreografie: Simon Eichenberger
- Bühnenbild: Ueli Binggeli
- Kostüme: Regina Staiger / Bettina Steiner
- Lichtgestaltung: Guido Petzold
- Tongestaltung: Thomas Strebel
Besetzung:
- Edward J. Smith, Kapitän: Michael Flöth / Nils-Holger Bock
- William Murdoch, 1. Offizier: Jörn Linnenbröker
- Charles Lightoller, 2. Offizier: Patrick Adrian Stamme
- Herbert Pitman, 3. Offizier: Martin Christoph Rönnebeck
- Frederick Barrett, Heizer: Philipp Hägeli / Sasha Di Capri
- Harold Bride, Funker: Wolfgang Türks / Tim David Hüning
- Henry Etches, Chef-Butler: Werner Bauer / Joachim Völpel
- Frederick Fleet, Ausguck / John B. Thayer: Tim David Hüning / Thorsten Ritz
- Wallace Hartley: Jens Janke / Jörg Hilger
- Katharina, Page: Antje Eckermann
- Andrew Latimer, Chefsteward: Benjamin Fröhlich
- Robert Hichens, Quartiermeister: Jan Messerli
- Swing: Kristian Lucas
- Kate McGowan: Katja Uhlig / Anna Müllerleile
- Jim Farrell: Sasha Di Capri / Patrick Adrian Stamme
- Kate Mullins: Anna Müllerleile
- Kate Murohy: Marion Wulf
- J. Bruce Ismay, Eigentümer: David Morell / Jörn Linnenbröker
- Thomas Andrews, Konstrukteur: Lucius Wolter / Florian Fetterle
- Ida Straus: Christine Rothacker / Isabella Rapp
- Isidor Straus: Klaus Brantzen / Martin Christopher Rönnebeck
- Charlotte Cardoza: Kiki Maeder / Julia Saner
- Jay Yates: Thorsten Ritz
- Madeleine Astor: Jeannine Michele Wacker
- John J. Astor: Joachim Völpel
- Mme Aubert: Marleen de Vries / Silke Braas-Wolter
- Benjamin Guggenheim: Nils-Holger Bock
- Eleanor Widener: Diana Spadarotto
- George Widener: Jörg Hilger
- Marion Thayer: Isabelle Rapp
- Bertha Lehmann: Bea Rohner / Isabella Rapp
- Johann Lehmann: Roland Herrmann / Benjamin Fröhlich
- Caroline Neville: Saskia Philipps
- Charles Clarke: Florian Fetterle
Premierenchronik
USA | UA | 23. April 1997 | Lunt-Fontanne Theatre, New York |
Belgien | EA | 15. Dezember 2000 | Opéra Royal de Wallonie, Liège |
D | Dspr. EA | 8. Dezember 2002 | Neue Flora, Hamburg |
CH | EA | 11. Juli 2012 | Seebühne Thun, Thuner Seespiele |
Ö | EA | 20. Juli 2012 | Felsenbühne, Staatz |
Die Belgische Premiere war zugleich die europäische Erstaufführung.
Inhaltsangabe
"Prolog: Thomas Andrews, Konstrukteur und Schiffsbauer, ruft uns die technischen Wunderwerke der Menschheitsgeschichte ins Gedächtnis und präsentiert dann das neue Weltwunder, das er selbst geschaffen hat... (´Zu allen Zeiten´)
Erster Akt, 1. Szene: Wir schreiben den 10. April 1912. Am Pier von Southhampton, England, liegt das größte Schiff aller Zeiten für seine Jungfernfahrt bereit: Der Royal Mail Steamer Titanic, ausgerüstet mit der neuesten Sicherheitstechnik, die ein Sinken praktisch unmöglich machen soll. Der Heizer Frederick Barrett erscheint als einer der ersten am Pier und steht überwältigt vor der Schönheit und Imposanz des Schiffes (´Bist du ein Traum, Titanic?´). Die Besatzungsmitglieder verabschieden sich von ihren Lieben an Land (´Lebe wohl´). Sie brennen darauf, endlich mit diesem Wunderwerk der Technik ablegen zu können (´Stolz der See´), und freudig werden alle Vorbereitungen getroffen (´Das Schiff wird beladen´). Kapitän E. J. Smith, Konstrukteur Thomas Andrews und Reeder J. Bruce Ismay beglückwünschen sich gegenseitig zu ihrem bahnbrechenden Beitrag zum 20. Jahrhundert (´Das gewaltigste bewegliche Objekt´). Die Passagiere der Dritten und Zweiten Klasse treffen ein (´Ich muss auf dieses Schiff´). Unter ihnen ist auch Alice Beane, die an Bord vor allem die Nähe zu den Reichen und Mächtigen der Welt genießen will. Sie kennt den Lebenslauf eines jeden einzelnen Millionärs aus der Klatschpressse, und als die Passagiere der Ersten Klasse eintreffen, kann sie ebenso fundiert wie erschöpfend Auskunft geben (´Mrs. Beane / Aufmarsch der Ersten Klasse´). Beladen mit den Träumen und Hoffnungen ihrer Passagiere, legt die Titanic schließlich zu ihrer ersten Überfahrt ab (´Gute Fahrt´).
2. Szene: Schon kurz nach der Abfahrt kommt J. Bruce Ismay auf die Brücke und verlangt vom Kapitän Smith, die Geschwindigkeit zu steigern. Er will in Rekordzeit in New York ankommen und die Titanic damit einmal mehr in die Schlagzeilen bringen. Smith fügt sich nur widerwillig seinen Wünschen und gibt den Heizern die Anweisung, den Kesseldruck zu erhöhen. Der Heizer Barrett hat große Bedenken, das Tempo so früh schon zu steigern. Doch ihm wird unmissverständlich klar gemacht, dass er nichts weiter als ein Befehlsempfänger ist. Barrett fragt sich, warum er einst von den Kohleminen Englands in den Kesselraum eines Schiffes gewechselt ist, wenn er dort doch nur wieder Kohle schaufeln muss (´Barretts Lied´).
3. Szene: Die Passagiere der Zweiten Klasse bestaunen durch ein Bullauge den Luxus des Erste-Klasse-Speisesaals. Dort weist der Chefsteward Henry Etches gerade das Personal in seine Aufgaben ein, bevor die edlen Gäste zum Diner erscheinen (´Eine Zeit voller Glanz und Pracht´). Vor den Augen der Ersten Klasse muss sich Kapitän Smith von Ismay demütigen lassen.
4. Szene: Auf der Brücke erhält Kapitän Smith eine weitere Eisbergwarnung, die für ihn jedoch keinen Grund zur Besorgnis darstellt. Der Erste Offizier William Murdoch bewundert seinen Kapitän für die Last der Verantwortung, die er übernimmt (´Die Last des Kapitäns´).
5. Szene: Im Speisesaal der Dritten Klasse geht es ausgelassen zu. Die junge Irin Kate McGowan hofft wie alle anderen Auswanderer auf ein besseres Leben in der neuen Welt (´In Amerika´).
6 Szene: Ismay erscheint wieder auf der Brücke und verlangt eine weitere Erhöhung der Geschwindigkeit. Wutentbrannt beschimpft er seine Crew.
7. Szene: Am Samstag Abend gelingt es Barrett, sich in den Funkraum des Schiffes zu schleichen, wo er seiner Freundin Darlene in England eine Nachricht übermitteln lässt (´Der Heiratsantrag´). Der junge Funker Harold Bride schildert, wie glücklich es ihn macht, dass er über seinen Telegraphen mit der ganzen Welt verbunden ist (´Die Nacht hallte wieder´).
8. Szene: Nach dem Sonntagsgottesdienst (´Gott steh mir bei´) erfreut sich die Erste Klasse an den modernen Klängen des Ragtime (´Beim Klang der Ragtime-Band´). Alice Beane aus der Zweiten Klasse kann sich unbemerkt unter ihre Idole mischen. Aber ihr kurzer Einblick in die glitzernde Welt des Reichtums macht sie umso unzufriedener mit ihrem eigenen Leben (´Ich will mehr´).
9. Szene: Inzwischen ist es Nacht geworden. Sonntag, der 14. April 1912. Die Titanic fährt in völliger Dunkelheit mit Höchstgeschwindigkeit über die spiegelglatte See. Der Ausguck Frederick Fleet kann kaum die Hand vor Augen sehen (´Kein Mond´). Während sich viele Passagiere an Deck versammeln, steuert die Titanic unaufhaltsam ihrem Schicksal entgegen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich ein gigantischer Eisberg vor dem Bug auf. Fleet entdeckt ihn in letzter Sekunde. Die Titanic versucht auszuweichen, aber sie schrammt mit ihrer Flanke an dem Eisberg vorbei, so dass ihr Rumpf über eine Länge von 90 Metern aufgerissen wird.
Zweiter Akt, 1. Szene: Andrews untersucht den Schaden, den der Eisberg angerichtet hat, und muss bestürzt feststellen, dass die Titanic sinken wird. Die Passagiere werden unsanft aus dem Schlaf gerissen, als die Besatzungsmitglieder an ihre Türen klopfen und sie bitten, sich anzuziehen. Erste Verwirrung macht sich breit (´Aufstehn, aufstehn!´).
2. Szene: Die Passagiere fühlen sich an Bord des unsinkbaren Schiffes so sicher wie in Abrahams Schoß. Sie haben daher nur wenig Verständnis dafür, dass sie nun mitten in der Nacht im Salon der Ersten Klasse antreten sollen, wo der Steward Etches Sicherheitshinweise gibt (´Im Schlafanzug im großen Saal´). Doch schon bald wird allen klar, dass die Titanic nicht mehr zu retten ist.
3 Szene: Jim Farrell, Kate McGowan und ihre Freundinnen suchen verzweifelt einen Weg zu den Rettungsbooten, doch sie stoßen nur auf zugesperrte Gitter (´Die Treppe´). Barrett entdeckt sie dort und zeigt ihnen den Weg auf das Bootsdeck.
4. Szene: Die ersten Passagiere erreichen das Bootsdeck. Der Funker Bride muss entsetzt feststellen, dass das nächste erreichbare Schiff vier Stunden entfernt ist - zu weit, um noch rechtzeitig am Unglücksort einzutreffen. Kapitän Smith, Konstrukteur Andrews und Reeder Ismay geben sich gegenseitig die Schuld an der Katastrophe (´Die Schuldfrage´).
5. Szene: Allen ist der Ernst der Lage nun bewusst geworden. Es beginnt ein Ansturm auf die wenigen Rettungsboote. Familien und Liebespaare werden auseinander gerissen. Wider besseres Wissen hoffen alle noch auf eine wundersame Rettung (´Wir sehen uns wieder´).
6. Szene: Nachdem alle Rettungsboote abgefiert sind, bleiben mehr als zwei Drittel der Passagiere an Bord zurück. Den meisten ist nun klar, dass ihnen der Tod bevorsteht und es keine Rettung mehr geben wird. Henry Etches legt sein Schicksal in Gottes Hand (´Die Last des Kapitäns - Reprise´).
7. Szene: Auch das Millionärsehepaar Ida und Isidor Straus ist unter den Zurückgebliebenen. Ida Straus hat sich geweigert, in ein Rettungsboot zu steigen, denn nach 40 Jahren Ehe will sie ohne ihren Mann nicht weiterleben. Gestärkt durch ihre Liebe, ergeben sie sich gemeinsam in ihr Schicksal (´Wie vor aller Zeit´).
8. Szene: Im menschenleeren Rauchsalon brütet Thomas Andrews manisch über den Plänen der Titanic, um seinen fatalen Konstruktionsfehler zumindest auf dem Papier noch zu korrigieren. Er, der das Schiff besser kennt als jeder andere, sieht nun in schrecklicher Deutlichkeit die letzten Minuten der Titanic voraus (´Mr. Andrews´ Vision´).
9. Szene: 1.517 Menschen folgen dem stolzen Schiff in den Tod. Die 711 Überlebenden werden von der Carpathia aufgenommen. In Gedanken sehen sie sich wieder mit den Toten vereint am Pier von Southhampton stehen und denken betroffen an ihre großen Träume zurück, die so katastrophal gescheitert sind (´Finale´).
(aus dem Programmheft der deutschsprachigen Erstaufführung)
Kritiken
"[...] 15 Jahre nach der Uraufführung von Maury Yestons Musical am New Yorker Broadway und zehn Jahre nach der deutschen Erstaufführung in Hamburg, ist 'Titanic' endlich da angekommen, wo dieses Musical hingehört: am Wasser.
Die Inszenierung von Max Sieber und Simon Eichenberger wird ohne Pause gespielt, und das Stück ist an vielen Stellen gekürzt, an anderen wurde Ergänzungen eingefügt. Das Buch von Peter Stone erzählt in vielen kleinen Episoden das Leben auf dem Schiff bis zum Untergang und die Umstände, die schließlich zur Katastrophe führen. Die fehlende Kontinuität der Handlung galt schon seit der Uraufführung als Schwachpunkt des Musicals und durch die Änderungen für die Thuner Seespiele verliert die Handlung weiter an Zusammenhalt. Wichtigste Hinzufügung dürfte das Schweizer Ehepaar Lehmann sein. Diese beiden sprechen als einzige Personen im Stück Schweizer Dialekt und sorgen - gespielt von Bea Rohner und Roland Herrmann - zwar für einige Lacher, tragen aber mit ihrer sich immer wiederholenden Nummer wenig zum Stück bei, zumal die Dialektübersetzung (von Tinu Heiniger) eher gezwungen wirkt.
[...] Dafür, dass diese Inszenierung dennoch keinen Schiffbruch erleidet, sorgen - neben der durchweg überzeugenden Darstellern und dem hervorragenden Orchester unter der Leitung von Iwan Wassilevski - auch das gelungene Bühnenbild von Ueli Binggeli, die schönen Kostüme von Regina Staiger und Bettina Steiner sowie das eindrückliche Ende des Stücks. [...] Der Moment des Untergangs, dessen Inszenierung bisher nie richtig gelingen wollte, ist in Thun bestens gelöst. Während die Deckaufbauten im Bühnenboden versinken, hat sich unbemerkt ein Kran über den See hinter der Bühne gedreht, und ein Wasservorhang regnet hinab, auf den ein leider etwas zu bunt geratener Film des untergehenden Schiffs projiziert wird. Kurz darauf erleuchten Rettungsfeuer kleine Boote, die verstreut über den See hinter Bühne liegen und man hört aus der Ferne die Rufe nach Überlebenden. Dieser Moment jagt jedem im Publikum einen Schauer über den Rücken, so eindrücklich ist er."
Konrad Schröder: 100 Jahre nach dem Untergang: Titanic versinkt im Thuner See. Schweizer Erstaufführung - Titanic in Thun. In: blickpunkt musical, Ausgabe 60, Nr. 05/2012, September-November 2012, Seite 10-11.
"Einmal mehr entwarf Ueli Binggeli ein cleveres, variables Bühnenbild für die breite Seebühne. Das imposant dargestellte Schiff bestand aus einem hoch aufragenden Bug in den klassischen Farben Schwarz und Weiß mit deutlich sichtbarem, häufig qualmendem Schornstein. [...] Schon bei den fulminanten Eröffnungsszenen zeigten sich durch entsprechende Kostüme die Unterschiede der Klassen (Regina Staiger und Bettina Steiner), wobei die Passagiere der ersten Klasse sogar in Oldtimern vorfuhren und später standesgemäß hoch oben auf dem Bug des Schiffes zum Abschied winkten.
[...] Zu den Pluspunkte der Aufführung zählte auch die Umsetzung von Maury Yestons Musik durch das Orchester der Thuner Seespiele unter der Leitung von Iwan Wassilevski. Dank des ausgefeilten Sounddesigns von Thomas Strebel kam der Hörgenuss als differenziertes Klangerlebnis auf den 2.700 Plätzen an.
Die in jeglicher Hinsicht trotz Kürzungen stimmige Aufführung begeisterte das inzwischen erfolgsverwöhnte Publikum einmal mehr. 'Titanic' reiht sich mühelos in die besten Produktionen der Seespiele ein. Nur die wenigstens Zuschauer dürften bemerkt haben, dass hier mal eine Strophe und dort mal ein Song ausgelassen wurde, um die gesamte Spieldauer nicht zu überreizen und den von Anwohnern erwirkten Auflagen zu entsprechen."
Gunnar Habitz: Titanic. Der Musical-Luxusliner in Österreich und der Schweiz. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 157, Oktober/November 2012, Seite 16-17.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Titanic". A New Musical. Original Broadway Cast Recording. RCA Victor 09026 68834 2, USA 1997 (CD).
- "Titanic". Das Musical. Deutsche Original-Fassung, Neue Flora Hamburg, Deutschland, Polydor 065 550-2 (18), 2002 (CD).
Literatur
- Peter Stone and Maury Yeston: Titanic, The Complete Book of the Musical. New York: Applause Books 1999.
- John P. Eaton, Charles A. Haas: Titanic, Legende und Wahrheit. Überarbeitete und erweiterte Ausgabe, Königswinter: Heel Verlag 1997.
Kommentar
Da das Programmheft zur Schweizer Erstaufführung aktuell nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt.
Die ursprünglich für den 10. Juli 2012 geplante Premiere musste auf Grund schlechter Wetterlage um einen Tag verschoben werden.
Empfohlene Zitierweise
"Titanic [Thun]". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu.
Letzte inhaltliche Änderung: 2. Januar 2024.