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Tarantella Siciliana

Operette in einem Vorspiel und drei Akten


Musik von Alo Koll
Text von Franz Felder

 

 

Inszenierung


Uraufführung: 19. Januar 1964
Theater (Kleines Haus Dreilindenstraße), Leipzig, DDR

  • Musikalische Leitung: Werner Feder
  • Regie: Erhard Fischer
  • Ausstattung: Wilfried Werz
  • Choreographie: Wolfgang Baumann
  • Chöre: Armin Oeser

 

Besetzung:  

  • Carlo, Angestellter des Hotels San Domenico: Achim Wichert
  • Luigi,  Angestellter des Hotels San Domenico: Dieter Scholz
  • Antonella,  Angestellte des Hotels San Domenico: Christa Nowak
  • Carolina, Luigis Braut Ilha Kürten
  • Tonio, Student an der Kunsthochschule: Harry Dalgas
  • Senor Balaguer, Modeschöpfer aus Rio de Janeiro: ***
  • Donna Francesca, Besitzerin des Hotels San Domenico: Lisa Thomas-Muscha
  • Menotti, Hersteller von Musikboxen und Schallplattenproduzent: Otto Stübler
  • Venturelli, Sohn eines Abgeordneten: Gert Fahl
  • von Schneifensiedel, General a.D.: Helmut Polze
  • Calucci, zeitweise in der Rolle eines Pater Marcello: Johannes Fritsch
  • Coscienzo, ein Leierkastenmann: Wolfgang Günther
  • Pontever, Polizeiinspektor: Wolfgang Fuchß
  • Drei Reporter: Heinz Petters / Rudolf Cordes / Heinz Kilian
  • Zwei Hoteliers: Gerhard Hüter / Werner Schröter
  • Mannequins / Hotelgäste / Hotelpersonal und Bewohner von Catamina / eine Postbeamtin / ein Fremdenführer / Touristen / die Blasmusik der freiwilligen Feuerwehr von Catamina / ein Esel

 

 

 

Premierenchronik

DDR UA 19. Januar 1964 Theater (Kleines Haus Dreilindenstraße), Leipzig

 

 

 

Inhaltsangabe


"In Leipzig versuchen Franz Felder als Librettist und Alo Koll als Komponist den Italia-Tourismo und das Dolce vita der oberen Zehntausend mit dem gesunden sizilianischen Volksleben und -empfinden zu konfrontieren. Sie erfinden zu diesem Zweck drei Tausendsassas - einen Komponisten, einen Modeschöpfer und einen Fotografen aus diesem Volk -, die durch eine groß angelegte Hochstapelei die hohen Herren übers Ohr hauen und sich auf diese Weise Ruhm Erfolg und Aufträge verschaffen, die sie dann als brave Kinder des sizilianischen Volks ausführen werden. Dabei entlarven sie so ganz nebenbei noch die Schändlichkeiten der hochgestellten Dunkelmänner, deren treffende Zusammensetzung aus Musicbox-Fabrikant, Playboy und altem General ihnen schließlich das Feld räumen muß."

Waltraud Lewin: An fremden Gestaden. Neue Operetten in Leipzig und Magdeburg. In: Theater der Zeit, Heft 4/1964, Seite 21 - 23.

 

 

 

Kritiken

 
"Gegenüber der vom Henschelverlag offerierten Fassung, in der eine immerhin erkennbaren Verwechslungskomödie und teilweise recht witzige, ins Kabarettistisch-Parodistische gehende Texte zu fesseln vermögen, hat man in Leipzig noch einmal bearbeitet - sehr zum Nachteil der Klarheit der Fabel. [...] Man hat offensichtlich in Leipzig den Versuch gemacht, etwas Neues zu unternehmen. Davon zeugt schon das Bühnenbild - eine von Reiseprospekt-Reklame halb überkleisterte, antikisch-verspielte Mittelmeerlandschaft (Blumen wachsen aus den zerborstenen Säulen) -, das Wilfried Werz mit Charme und Witz ausstaffiert hatte; der Mangel an Verwandlungsmöglichkeit ließ nur das Interesse daran schon im zweiten Bild erlöschen.

[...] Alo Kolls Musik kommt mit dem Witz der Texte nicht ganz mit. [...] Die Affinität zur italienischen Volksmusik in Ehren - aber auch darunter gibt's Schulzen. [...] 'Tarantella Sicilian' versuchte, die Operette - jedenfalls streckenweise - ins Satirisch-Überhöhte zu entführen und scheiterte an der substanzlosen Fabel und der allzu äußerlich-bunten Regielösung. Ein Weg, der es wert wäre, beschritten zu werden, ist, so scheint es, falsch beschritten worden, vielleicht auch mit ungeeignetem Schuhzeug."

Waltraud Lewin: An fremden Gestaden. Neue Operetten in Leipzig und Magdeburg. In: Theater der Zeit, Heft 4/1964, Seite 21 - 23.

 

 

"Das Ganze ist natürlich nicht in erster Linie eine Formfrage, sondern ein Problem des Inhalts. Felder und der 'gewiefte', aber immer geschmackvolle Komponist Alo Koll haben eine rund drei Stunden währende Operette verfaßt. Von ihr könnte man den ersten - eine Stunde dauernde - Akt im Sinne der Gewährleistung eines Theater-Abends gleich streichen. Denn es geschieht darin in Bezug auf die Fabel oder ein mögliches Anliegen des Stückes weiter nichts, als daß in einem Hotel jemand ankommt. [...] Natürlich gibt es so etwas wie eine Idee  wir wollen sie nicht ins Lächerliche ziehen, aber sie ist jeweils mit einem Satz umschrieben: 'Schaut nicht immer auf die Zugereisten (in diesem Falle: einen südamerikanischen Modekönig), sondern pflegt die eigenen Werte!'

[...] Mit Einfällen, Turbulenz, Spielfreude und bunter Fülle wurde hier wahrlich nicht gespart. Bühnenbild und Regie (Wilfried Werz, Erhard Fischer) bewiesen zudem den guten Geschmack, der für viele Aufführungen auch der heiteren Muse in Leipzig seit langem kennzeichnend ist. Werner Feder betreute die nicht eben feurige, aber frische und rhythmisch vielseitige Musik Alo Kolls (die manche musikalische Situation dem Dialog überließ). Dennoch kam im Publikum keine echte Stimmung auf. Es fehlte die Handlung und damit die Grundlage für echte Erlebnismöglichkeiten des Theaters."

Horst Seeger: Da wir es mit einer Operette zu tun haben. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der SED, Nr. 26, 26. Januar 1964, Seite 6.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Tarantella Siciliana". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 22. August 2024.