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Die Tante aus Brasilien (Aunti Charleya)

Musikalische Farce in 3 Akten


Musik von Oskar Felzman
Buch von Wladimir Poljakow 
nach dem Bühnenstück "Charley's Tante" von Brandon Thomas
Liedtexte von Robert Roshdestwenski
Deutsche Bearbeitung und Nachdichtung von Hans-Joachim Martens
Regiefassung von Walter Niklaus

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 21. September 1984 
Metropol-Theater, Berlin, DDR

  • Musikalische Leitung: Jochen Allihn
  • Regie: Walter Niklaus
  • Bühnenbild und Kostüme: Manfred Bitterlich
  • Choreographie: Lothar Hanff und Dietrich Stüve

 

Besetzung:  

  • Sir Francis Chesney, Oberst a. D.: Fritz Hille
  • Jack Chesney, sein Sohn: Rainer Luhn
  • Stephan Spetlike, Advokat: Hans-Joachim Blochwitz
  • Anny, seine Nichte: Bianka Sattler
  • Kitty Verdun, sein Mündel: Gundula Gouby
  • Charley Wykeham, Student: Klaus-Peter Pleßow
  • Donna Lucia d'Alvadorez, Charley's Tante: Heidemarie Ringk-Lippert
  • Ella Delahay, ihre Gesellschafterin: Sigrid Olischer
  • Lord Francourt Babberly, genannt Babbs, Student: Wolfgang Ostberg
  • Brassett, Butler: Wolfgang Borkenhagen

 

 

 

Charleys Tante Programm

Programmheft UA, Metropol-Theater,Berlin 1984

 

 

Premierenchronik

UdSSR UA ?.?.1979 Moskaut
DDR Dspr. EA 21. September 1984 Metropol-Theater, Berlin

 

Anmerkung: Es gab bereits im März 1984 zwei Inszenierungen von "Die Tante aus Brasilien" (s.u, Kommentar)

 

 

Inhaltsangabe


Charley Wykeham und sein Freund Jack Chesney, beides Studenten, benötigen für ein geplante Date mit ihren Freundinnen Amy und Kitty unbedingtt eine Anstandsdame. Charley's Tante, Donna Lucia d’Alvadorez, aus Brasilien zu Besuch, trifft allerdings nicht rechtzeitig zur Verabredung ein. Daher überreden die Studenten ihren Freund Lord Fancourt Babberly, genannt Babbs, sich verkleidet als Donna Lucia auszugeben. Und damit beginnen die aus Theater und Film allseits bekannten Verwicklungen.

Klaus Baberg

 

 

 

 

Kritiken

 
"Walter Niklaus inszenierte die neue Fassung der deutschen Version des damaligen Regisseurs Hans-Joachim Martens. Der Ausstatter Manfred Bitterlich blieb, aber man sieht ein völlig neues Bühnenbild. Auch der musikalische Leiter Jochen Allihn ist der gleiche, nur es klingt in vielem anders - keine Frage der Interpretation sondern der Arrangements. [...] Hut ab vor jenen, die dramaturgisch, inszenatorisch, darstellerisch, instrumentatorisch das aus dem Stück gemacht haben, was man jetzt sehen und hören, worüber man guten Gewissens amüsiert sein kann und was auch der Rezensent freundlich quittieren muß.

[...] Was man jetzt im Metropol sieht, ist weniger Musical denn Lustspiel mit Musik. Niklaus setzt vorwiegen aufs Wort, tilgte Überwucherungen, Weitschweifigkeiten, liefert mit guten Darstellern im Grunde genommen das ab, was Berlins Schauspielbühnen uns jahrzehntelang vorenthielten."

Vera Wohlgemuth: Erfolgs-Comeback der Bühnen-Tante. Felzmans "Die Tante aus Brasilien" im Metropol. In: Berliner Zeitung, Nr. 229, 27. September 1984, Seite 7.

 

 

"Klar, die Sache ist jetzt besser geraten, handwerklich ist das meiste sauberer, genauer gearbeitet, aber all das kann mich dem Stück gegenüber nicht geneigter machen. Je größer der Aktionismus in dieser Klamotte, um so gründlicher wird der Staub aufgewirbelt, der auf dieser Farce liegt. Und Oskar Felzmans Musik wirkt zudem nun wahrlich nicht wie der stürmisch frische Wind, der durch das Werk fegt. Sie ist nicht nur überwiegend farblos arrangiert (und klingt dann wie die billigste Zirkusmusik), sie entbehrt auch bescheidener melodischer Originalität, und noch mehr eines Raffinements, das sich auf ironische Brechung stützt.

[...] Man mußte kein Prophet sein zu wissen, daß für die Rolle der unechten Tante wohl nur Wolfgang Ostberg in Frage käme. Und er macht eben das, was man aus dieser Rolle machen muß, einen großen Jux."

Wolfgang Lange: Die Tante aus Brasilien. In: Theater der Zeit, Heft 12/1984, Seite 15.

 

 

"Der Leipziger Gast hat am Berliner heiteren Musiktheater, wo er mit Taktgefühl schon Heubergers 'Opernball' in Szene setze, nun für eine insgesamt effektvolle Aufführung gesorgt, in enger Anlehnung an das Schauspiel-Original und dessen witzig-turbulenten Geist, Überkommentierungen und Dehnungen meidend, die dem ersten Anlauf des Metropol im Frühjahr angelastet hatten. Da war der deutsche Nachdichter Hans-Joachim Martens der Regisseur, mit manchem wirkunsgvollen Schwank-Gag im einzelnen [...] Aber insgesamt war das Spieltempo allzu gebremst, die Umsetzung allzu grobschlächtig-vordergründig.

Die Intendanz entschied sich damals das Publikum nicht weiter mit diesem ersten Versuch zu behelligen. Der jetzige zweite kann sich sehen (und hören) lassen, und man vermag als Kenner des damaligen zu ermessen, was inzwischen dramaturgisch, inszenatorisch an dem Stück zu seinem Vorteil - auch entsprechend hiesiger Mentalität - gefeilt worden ist. Der Text ist dichter, pointierter, assoziationsreicher geworden; die musikalischen Nummern, z.B. Walzer und Rumba, haben mehr Flair."

Werner Schönsee: Betagte "Bühnendame" noch immer erfolgreich. "Charley's Tante" - Musical im Metropol. In: Neue Zeit, Zentralorgan der Christlich-Demokratischen Union Deutschlands, Nr. 229, 27. September 1984, Seite 4.

 

 

 

 

 

Kommentar

 
Am 9. März 1984 erlebte "Die Tante aus Brasilien" am Metropol-Theater seine erste Inszenierung. Schon am 13. März 1984 berichtete die "Berliner Zeitung" von einem Anruf der Intendanz des Metropol-Theaters, mit der Bitte, auf eine Rezension zu verzichten, da die Produktion (sicher auf Grund schlechter Publikumsreaktionen; Anm. d. Autors) nicht als DDR-Erstaufführung verstanden werden sollte, sondern als "Probe". Zu einem späteren Zeitpunkt würde eine neue Inszenierung erfolgen. Die zweite Metropol-Theater-Inszenierung, nicht mehr unter der Regie Hans-Joachim Martens, betitelt aber immer noch als DDR-Erstaufführung (Programmheft), fand am 21. September 1984 statt.

Allerdings fand am 10. März 1984, einen Tag nach der Berliner EA, an der Staatsoperette Dresden ebenfalls die Premiere der "Tante aus Brasilien" statt, die ggf. als DDR-Erstaufführung angesehen werden könnte. Auch diese Produktion findet daher im Musicallexikon seine Aufnahme (s. "Die Tante aus Brasilien [Dresden]").

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Die Tante aus Brasilien". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 8. April 2023.