Sunset Boulevard
Musical
Musik von Andrew Lloyd Webber
Buch und Liedtexte von Don Black und Christopher Hampton
Basierend auf dem Film von Billy Wilder
Instrumentierung von David Cullen und Andrew Lloyd Webber
Deutsche Übersetzung von Michael Kunze
Inszenierung
Österreichische Erstaufführung: 28. März 2013
Stadttheater Klagenfurt, Österreich
- Musikalische Leitung: Mitsugo Hoshino
- Regie: Patrick Schlösser
- Choreografie: Michael Langeneckert
- Bühnenbild: Jürgen Kirner
- Kostüme: Katja Wetzel
- Lichtdesign: Christian Franzen
- Video: Iwalio Nikolov
Besetzung:
- Norma Desmond: Susan Rigvava-Dumas
- Joe Gilles: David Arnsperger
- Betty Schaefer: Elisabeth Hübert
- Max von Mayerling: Harald Serafin / Hardy Rudolz
- Artie Green: Jörn Linnenbröker
- Sheldrake: Thomas Tischler
- Cecil B. De Mille: Dirk Smits
- Ensemble: Jennifer Julia Caron, Magdalena Hartl, Adrienn Szegö, Jane-Lynn Steinbrunn, Lisa Greslehner, Bettina Schurek, Jasmin Bilek, Karin Dangl, Christoph Apfelbeck, Andrew Pan, Arcangelo Vigneri, Bernhard Viktorin, Mario Zuber, Challenge Gumbodete, Yannik Badier, Matthias Kreinz, Anton Graner
Susan Rigvava-Dumas als Norma Desmond © Stadttheater Klagenfurt / Fotograf: Aljosa Rebolj |
Premierenchronik
GB | UA | 12. Juli 1993 | Adelphi Theatre, London |
USA | EA | 17. November 1994 | Minskoff Theater, New York |
D | Dspr. EA | 8. Dezember 1995 | Rhein-Main-Theater, Niedernhausen |
A | EA | 28. März 2013 | Stadttheater Klagenfurt |
I | Dspr. EA | 16. Mai 2019 | Vereinigte Bühnen Bozen |
Inhaltsangabe
Die Geschichte spielt in den Jahren 1949/50 in Hollywood. Der junge, erfolglose Drehbuchautor Joe Gilles kommt durch Zufall auf ein Villengrundstück am Sunset Boulevard, das von Norma Desmond und ihrem Butler Max bewohnt wird. Sie ist ein ehemaliger Stummfilmstar und zog sich nach Einführung des Tonfilms zwanzig Jahre zuvor in ihre Traumwelt zurück, unterstützt von Max, der sich als ihr früherer Regisseur und Ehemann herausstellt. Er unterstützt die ältere Norma, in dem er jede Wirklichkeit außerhalb der Villa von ihr fernhält.
Norman hat ein Drehbuch für einen Stummfilm verfasst, in dem es um die junge Salome und deren Verführungskünste geht. Sie selbst will die Rolle verkörpern und wartet auf den Anruf aus den Filmstudios, dass mit den Arbeiten begonnen werden kann.
Gilles wird von ihr für die Überarbeitung engagiert. Schon bald beginnt das ungleiche Paar ein erotisches Verhältnis, das Gilles aufgrund des Reichtums von Norma zunächst genießt, das ihm jedoch durch ihre Besitzansprüche zunehmend lästig wird. Schließlich kommt es zur Eskalation, als er seine Kollegin Betty Schaeffer, die sich in ihn verliebt hat, in die Villa einlädt und mit der weltfremden Norma konfrontiert. Als Betty entsetzt das Haus verlässt, packt auch Gilles seine Sachen, wird aber von Norma, die endgültig verrückt geworden ist, erschossen.
(Wolfgang Jansen)
Elisabeth Hübert als Betty Schaefer © Stadttheater Klagenfurt / Fotograf: Aljosa Rebolj |
Kritiken
"Überregional medienpräsent war die Produktion seit Bekanntgabe der Besetzung: Keine Geringere als Dagmar Koller sollte die Rolle der alternden Stummfilmdiva spielen und als Norma Desmond ihr Comeback auf der großen Musicalbühne feiern. Außerdem wurde an ihrer Seite Hardy Rudolz als Max von Mayerling angekündigt, was manchem Musicalbegeisterten vermutlich schon Grund genug gewesen sein dürfte, um einen Besuch in Klagenfurt einzuplanen. Doch wenige Wochen vor der Premiere schien die Produktion unter keinem guten Stern zu stehen, denn die Koller sah sich aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, während der Proben abzubrechen und ´auszusteigen´, und kurz darauf musste auch noch Hardy Rudolz für die ersten zehn Vorstellungen ersetzt werden.
Doch das Stadttheater Klagenfurt hatte Glück im Unglück: Susan Rigvava-Dumas, die sich durch ihre einprägsame Darstellung der Mrs. Danvers in ´Rebecca´ in die erste Riege der hierzulande so beliebten niederländischen Leading Ladies einreihen konnte, übernahm den Part der Norma Desmond, und Harald Serafin, der 74-jährige Kammersänger und Ex-Intendant der Seefestspiele Mörbisch, konnte als Max von Mayerling verpflichtet werden. [...]
Alles in allem bietet das Stadttheater Klagenfurt ´Sunset Boulevard´ in einer sehr gelungenen österreichischen Erstaufführung - selbstverständlich mit einem wesentlich kleineren Budget realisiert als die bekannte Originalproduktion, aber künstlerisch mindestens genauso wertvoll."
Sascha Sautner: Sunset Boulevard, Das Lloyd-Webber-Musical endlich auf einer österreichischen Bühne. In: musical, Das Musicalmagazin, Heft 161, Juni/Juli 2013, Seite 8-10.
"Regisseur Patrick Schlösser macht die Träume zum Mittelpunkt. Schon in der ersten Szene sehen wir Norma in ihrem ´Salome´-Traum, und die Statisten dieses Traumbildes werden sie als stumme Zeugen und Publikum durch das Stück begleiten. Aus diesem Traumbild erwacht schließlich Joe Gilles und verspricht dem Publikum die wahre Geschichte. Ab in die nächste Traumwelt - Hollywood, die sich für den erfolglosen Autor schnell zum Alptraum entwickelt. [...]
Es darf ohne Vergleichsmöglichkeit angenommen werden, dass sie [Susan Rigvava-Dumas] eine völlig andere Interpretation der gealterten Diva [als Dagmar Koller] abgibt. Rein optisch ist sie mit ihren 46 Jahren zu jung für die Rolle, doch dies mach wiederum glaubhafter, dass Joe etwas mehr als nur Zuneigung zu dieser ´foolish lady´ empfindet. Als dämonische Haushälterin Mrs. Danvers in ´Rebecca´ erlangte sie in Wien Bekanntheit, nun kann sie erneut in einer Rolle brillieren, in der sie zunehmend dem Wahnsinn verfällt. Ihre Stimme changiert nahtlos zwischen verängstigtem Mädchen und großem Star, zwischen eifersüchtiger Liebe und verletztem Stolz. Jede Facette dieser komplexen Rolle scheint sie auszukosten, um sich in der intensiven Schlussszene endgültig dem Traum hinzugeben. Eine Meisterleistung. [...]
Harald Serafin [...] mag als seltsame Wahl für die Rolle des Max erscheinen. Er verstolpert sich immer wieder im Gesangstempo, mal singt er weit vor dem Orchester, ein anderes Mal verpasst er seinen Einsatz um mehrere Takte. Sein charakteristisches Timbre kann man schätzen oder nicht. Seine gurgelnde Stimme und sein schlürfender Gang konterkarieren das Abgründige der Figur des Max und lassen ihn etwas hilflos wirken. Er ist vielmehr ein schrulliger Butler und wirkt benahe am authentischten, wenn er mit großer Geste auf der unsichtbaren Orgel spielt. Seine Vergangenheit als aufstrebender Regisseur ist kaum vorstellbar. Und doch stimmt der Eindruck im Gesamtbild von Regisseur Patrick Schlösser, denn wir sehen einen Max, der selbst in Normas Traum verloren ist und außerhalb davon keine Lebensmöglichkeit mehr sieht. [...]
Mit dieser erfolgreichen ´Sunset Boulevard´-Inszenierung behauptet das Stadttheater Klagenfurt wiederum seine Position im österreichischen Musicalgeschehen und tritt gleichzeitig den Beweis an, dass ´Sunset Boulevard´ auch als Stadttheater-Inszenierung bestens funktioniert. Hoffentlich wird dieses spannende Stück in Österreich nicht wieder in der Versenkung verschwinden."
Eva Seidl: Träume aus Licht, Sunset Boulevard am Stadttheater Klagenfurt. In: blickpunkt musical, Ausgabe 64, Nr. 03/13, Mai-Juli 2013, Seite 8-9.
David Arnsperger (Joe Gilles), Harald Serafin (Max von Mayerling) © Stadttheater Klagenfurt / Fotograf: Aljosa Rebolj |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- Sunset Boulevard. World Premiere Recording, Studioaufnahme mit den Darstellern der Uraufführung. London 1993, Polydor 519 767-2 (2xCD)
- Sunset Boulevard. Deutsche Originalaufnahme, Studioaufnahme der deutschsprachigen Erstaufführung im Rhein-Main-Theater, 1996, Polydor 531 178-2 (CD)
Literatur
- Michael Walsh: Andrew Lloyd Webber, Der erfolgreichste Komponist unserer Zeit. Mainz: Schott 1989.
- Jonathan Mantle: Fanfare, The Unauthorised Biography of Andrew Lloyd Webber. London: Sphere 1989.
- George Perry: Sunset Boulevard, From Movie to Musical. London: Pavillon 1993.
- Keith Richmond: Die Musicals von Andrew Lloyd Webber. Berlin: Henschel 1996.
- Ulrich Müller (unter Mitarbeit von Peter Back-Vega): Andrew Lloyd Webbers Musicals. München: Beck 2008.
Empfohlene Zitierweise
"Sunset Boulevard" [Klagenfurt]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 9. August 2022.