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Sunset Boulevard

Musical


Musik von Andrew Lloyd Webber
Buch und Liedtexte von Don Black und Christopher Hampton 
Basierend auf dem Film von Billy Wilder 
Instrumentierung von David Cullen und Andrew Lloyd Webber 
Deutsche Übersetzung von Michael Kunze

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 8. Dezember 1995
Rhein-Main-Theater, Niedernhausen, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Regie: Trevor Nunn
  • Musikalische Leitung: David Caddick
  • Bühnenbild: John Napier
  • Kostüme: Anthony Powell
  • Lichtdesign: Andrew Bridge
  • Tondesign: Martin Levan


Besetzung:

  • Norma Desmond: Helen Schneider
  • Joe Gillis: Uwe Kröger
  • Max von Mayerling: Norbert Lamla
  • Betty Schaefer: Barbara Wallner
  • Cecil B. De Mille: Björn Stockhaus
  • Artie Green: Michael Bauer
  • Sheldrake: James Brookes
  • Manfred / Myron: Kenn Derby
  • Haremgirls / Kosmetikerinnen: Maryanne Kelly, Karin Seyfried, Ursula Lysser
  • Joanna / Astrologin: Frédérique Sluyterman van Loo
  • Mary / Masseuse: Ines-Marie Jaeger
  • Heather / Masseuse: Christina Grimandi
  • Kathryn / Psychiaterin: Hanna Sangemark
  • Lisa / Doktor: Claudia Wauschke
  • John / Victor Mature: Jerry Marwig
  • Sammy / Jonesy: Walter Dixon
  • Schuldeneintreiber / Filmschauspieler: Ulrich Talle
  • Schuldeneintreiber / Partygast: Drew Pulver
  • Junger Autor / De Milles Assistent: Kurt Schrepfer
  • Cliff / Verkäufer: John Derekson
  • Choreograph / Verkäufer: Orlando Pelaez
  • Morino / Hog-Eye: Jody Hall

 

  • Swings: Becky Adams, Wilma Bakker, Francois Stéphane Brunet, Jacqui Graziano, Martin Ryan, Stephan Wapenhans

 

  • In Vertretung von Helen Schneider wird bei deren Verhinderung die Rolle der Norma Desmond von Sue Mathys übernommen.

 

 

Premierenchronik

GB UA 12. Juli 1993 Adelphi Theatre, London
USA EA 17. November 1994 Minskoff Theater, New York
D Dspr. EA 8. Dezember 1995 Rhein-Main-Theater, Niedernhausen
A EA 28. März 2013 Stadttheater Klagenfurt
I Dspr. EA 16. Mai 2019 Vereinigte Bühnen Bozen

 

 

Inhaltsangabe


Die Geschichte spielt in den Jahren 1949/50 in Hollywood. Der junge, erfolglose Drehbuchautor Joe Gilles kommt durch Zufall auf ein Villengrundstück am Sunset Boulevard, das von Norma Desmond und ihrem Butler Max bewohnt wird. Sie ist ein ehemaliger Stummfilmstar und zog sich nach Einführung des Tonfilms zwanzig Jahre zuvor in ihre Traumwelt zurück, unterstützt von Max, der sich als ihr früherer Regisseur und Ehemann herausstellt. Er unterstützt die ältere Norma, in dem er jede Wirklichkeit außerhalb der Villa von ihr fernhält.

Norman hat ein Drehbuch für einen Stummfilm verfasst, in dem es um die junge Salome und deren Verführungskünste geht. Sie selbst will die Rolle verkörpern und wartet auf den Anruf aus den Filmstudios, dass mit den Arbeiten begonnen werden kann.

Gilles wird von ihr für die Überarbeitung engagiert. Schon bald beginnt das ungleiche Paar ein erotisches Verhältnis, das Gilles aufgrund des Reichtums von Norma zunächst genießt, das ihm jedoch durch ihre Besitzansprüche zunehmend lästig wird. Schließlich kommt es zur Eskalation, als er seine Kollegin Betty Schaeffer, die sich in ihn verliebt hat, in die Villa einlädt und mit der weltfremden Norma konfrontiert. Als Betty entsetzt das Haus verlässt, packt auch Gilles seine Sachen, wird aber von Norma, die endgültig verrückt geworden ist, erschossen. 

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken


"In Trevor Nunns unumschweifig drastischer Regie geht die Post ab. Gleich von Anfang wird aufs Tempo gedrückt. Knappe Szenen, blitzartige Verwandlungen, gekonnte Simultan-Perspektiven. Die Geschichte wird klar und robust erzählt. 

Dabei hält Webber haus mit dem melodischen Vorrat; im zweiten Akt wird überwiegend wiederholt, so daß die Hörer kein zu schweres Gepäck heimtragen müssen (gleichwohl hat der szenisch-musikalische Gesamteindruck etwas infernalisch Betäubendes). Als Melodiker hat Webber ohnehin seine Grenzen. [...] Eher im Ohr bleibt ein süffiges musikalisches Allgemein-Klima."

Frankfurter Rundschau, 11. Dezember 1995. Zitiert nach: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 57, Februar/März 1996, Seite 7.

 

"Während die anderen Protagonisten - allen voran, stimmlich und darstellerisch auf der Höhe, Uwe Kröger (aus der Stuttgarter ´Miss Saigon´) als smarter Joe Gillis - während sie alle also ihre Rollen professionell darstellen, lebt Helen Schneider die Desmond. Obwohl sie eigentlich noch zu jung ist für die Rolle des abgehalfterten Stars, verkörpert sie die Hysterie, ihr Leben am Rande des Wahnsinns in einer Weise, die schon fast den Rahmen eines Musicals sprengt. Zudem stellt sie stimmlich, was Intonation und Expressivität angelangt, ihre Kollegen weit in den Schatten. Dies ist auch deshalb so frappierend, weil die Musik Lloyd Webbers den Facettenreichtum, der in dieser Rolle angelegt ist, in keiner Weise ausschöpft. Im Gegenteil.

Musikalisch ist ´Sunset Boulevard´, nicht zuletzt aufgrund der ständigen Wiederholungen, ein ziemlich fades Stückchen, dem überdies, anders als etwa ´Cats´, die richtigen Ohrwürmer fehlen. [...] Beim Tod Gillis´ kommt man sich dagegen vor wie beim Kasperletheater: Tragik, gar Irrsinn vermag die Musik nämlich überhaupt nicht darzustellen, und so haben die Schüsse, die Norma Desmond am Ende auf ihn abgibt, nebst seinem anschließenden Plumpsen in den Pool etwas unfreiwillig Komisches - das Publikum reagierte mit Heiterkeit. Vielleicht hätte ein Leonard Bernstein diese Szene musikalische retten können. Ein Komponist seines Ranges ist freilich am Musicalhimmel weit und breit nicht in Sicht. Lloyd Webber kann´s nur recht sein."

Stuttgarter Zeitung, 12. Dezember 1995. Zitiert nach: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 57, Februar/März 1996, Seite 7.

 

"Das Theatergebäude an sich macht deutlich, daß zwischen dem Starlight Theater in Bochum (als dem ersten speziell für ein Musical gebauten Theater) und dem Rhein-Main Theater in Niedernhausen acht Jahre Erfahrung liegen. Das Foyer ist nicht mehr ein viel zu enger, liebloser Betonverschlag, sondern ein großer, lichter Raum von kühler Designer-Eleganz. Das in rot gehaltene Auditorium (mit zwei Rängen) für rund 1.500 Zuschauer zeichnet sich durch gute Sicht und eine ausgezeichnete Akustik aus. Der im Gegensatz zum Adelphi-Theatre in London vergleichsweise groß wirkende Zuschauerraum in Niedernhausen läßt das opulente Bühnenbild von John Napier allerdings erstaunlich unspektakulär wirken (oder liegt es daran, daß man sich auch daran schon wieder gewöhnt hat und insgeheim bereits auf den nächstgrößeren bühnentechnischen ´Nervenkitzel´ wartet?).

Ansonsten steht das Rhein-Main Theater bedauerlicherweise ´in the middle of nowhere´; es gibt zwar gleich nebenan das ´Taunushotel Micador´, das für ein neues Hotel in einer derart unattraktiven Lage (erlebnis-)architektonisch leider so absolut gar nichts zu bieten hat. Man tut also gut daran, sich nach der Vorstellung gleich wieder in etwas großstädtischere Gefilde abzusetzen."

Kl.-D. Kräft: Sunset Boulevard, Deutschlands "Sunset Boulevard" im Taunus. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 57, Februar/März 1996,Seite 4-6.

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • Sunset Boulevard. World Premiere Recording, Studioaufnahme mit den Darstellern der Uraufführung. London  1993, Polydor 519 767-2 (2xCD)
  • Sunset Boulevard. Deutsche Originalaufnahme, Studioaufnahme der deutschsprachigen Erstaufführung im Rhein-Main-Theater, 1996, Polydor 531 178-2 (CD)

 

Literatur

  • Michael Walsh: Andrew Lloyd Webber, Der erfolgreichste Komponist unserer Zeit. Mainz: Schott 1989.
  • Jonathan Mantle: Fanfare, The Unauthorised Biography of Andrew Lloyd Webber. London: Sphere 1989.
  • George Perry: Sunset Boulevard, From Movie to Musical. London: Pavillon 1993.
  • Keith Richmond: Die Musicals von Andrew Lloyd Webber. Berlin: Henschel 1996.
  • Ulrich Müller (unter Mitarbeit von Peter Back-Vega): Andrew Lloyd Webbers Musicals. München: Beck 2008.

 

 

Kommentar


Die Besetzung wurde dem Booklet der Toneinspielung entnommen. Nach Vorliegen des Programmhefts werden die Angaben verglichen und notfalls ergänzt.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Sunset Boulevard" [Niedernhausen]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 31. Juli 2022.