Sorbas (Zorba)
Musical
Musik John Kander
Gesangstexte von Fred Ebb
Buch von Joseph Stein
Nach dem Roman von Nikos Kazantzakis
Deutsche Übersetzung von Robert Gilbert und Gerhard Bronner
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 28. Januar 1971
Theater an der Wien, Wien, Österreich
- Musikalische Leitung: Johannes Fehring / Robert Opratko
- Regie: Rolf Kutschera, Michael Maurer
- Bühnenbild: Gerhard Hruby nach Boris Aronson
- Kostüme: Birgit Hutter nach Patricia Zipprodt
- Chöre: Xaver Meyer
- Choreographie: Michael Maurer nach Ronald Field
Besetzung:
- Sorbas: Yossi Yadin
- Nikos: Peter Fröhlich
- Madame Hortense: Luise Ullrich
- Konstantinos: Hans Brandtner
- Polizist: Dieter Schreer
- Efterpi: Elfriede Knapp
- Panayotis: Rudolf Brom
- Manolakos: Rudolf Wasserlof
- Lukas: Alexandru Grozav
- Konstandi (Vater Zacharias): Peter Göller
- Witwe: Olivia Molina / Dany Sigel
- Vasilis: Ivan Jakus
- Marulja: Helga Lorenz
- Kanakis: Walter Schiefer / Friedrich Ozmec
- Erzählerin: Dagmar Koller
- Alexis: Jörg Maria Berg
- Irini: Sylvia Sehner
- Katapolis: Franz Hillebrand
- Marina: Ingrid Olofsson
- Fivos: Klaus Gerboth
- Athena: Ursula Raunacher
- Kyriakos: Hans Holyst
- Georgi: Herwig Erb
- Sumelina: Johanna Graupe
- Thanos: Hans-Jörg Hammerer
- Tasso: Christa Ertl / Karin Ertl / Ragenhild Kerst / Susanne Stockinger
- Lenjo: Giselhaid Zimmerl
- Sofia: Waltraut Winsauer
- Alter Mann: Walter Varndal
- Vasilia: Karen Connolly
- Chryristo: Zdislav Zelinka
- Zacharias: Hans Gabriel
- Mavrodani: Tino Schubert
- Pavli: Walter Klinger
- Grigoris: Hubert Tscheppe
- Vatsures: Ted Gärtner
- Aristos: Bohdan Hutnik
- Meropi: Gerda Stingl
- Mimiko: Heinz Zuber
- Aliki: Lotte Blau
- Despo: Erika Reisinger
- Kostas: Gerhard Eder
- Bauchtänzerin: Eva Erb
Alternativbesetzungen:
- Madame Hortense: Grita Kral
- Nikos: Dieter Schreer
- für den Chor: Klara Siegenthaler / Lex Alport
- für das Ballett: June Guaricci / Helga Blaha / Dalibor Vesely / Henry Woljnicek
Premierenchronik
USA | UA | 17. November 1968 | Imperial Theatre, New York |
A | Dspr. EA | 28. Januar 1971 | Theater an der Wien, Wien |
D | EA | 5. September 1971 | Bühnen der Hansestadt, Lübeck |
GB | EA | 27. November 1973 | Greenwich Theatre, London |
DDR | EA | 28. Mai 1982 | Deutsches Nationaltheater, Weimar |
CH | EA | 4. Januar 1986 | Theater, St. Gallen |
Inhaltsangabe
"In einem Café in Piräus lernt der Athener Universitätslehrer Nikos, der auf Kreta eine stillgelegte Grube geerbt hat, den Gelegenheitsarbeiter und Lebenskünstler Sorbas kennen. Immer auf der Suche nach Neuem und neugierig auf Menschen bietet Sorbas ihm seine Hilfe an, die Mine wieder in Betrieb zu nehmen.
Gemeinsam reisen sie auf die Insel; dort ist man erfreut über ihr Kommen, da die Ernte schlecht war und Arbeit dringend benötigt wird. Die im Charakter sehr unterschiedlichen Männer quartieren sich bei Madame Hortense ein, einer Französin, die vor langer Zeit ein Star des Cabarets und des Chansons war. Jetzt lebt sie nur noch ihren Erinnerungen, freut sich über die Abwechslung und erliegt im Handumdrehen Sorbas’ Charme.
Nikos und Sorbas suchen Arbeiter für die Mine und müssen bei der Besichtigung der ´Erbschaft´ feststellen, dass vor allem Material benötigt wird, um den Stollen wieder funktionstüchtig zu machen. Sorbas macht sich auf den Weg in die nächste Stadt. Dort vergisst er, warum er eigentlich gekommen ist, und gibt das Geld des Freundes für Frauen und nicht für Werkzeug und Ausrüstung aus; Nikos schickt er einen Brief, in dem er von seinen Liebesabenteuern berichtet. Der kann Hortense, die wegen Sorbas langer Abwesenheit misstrauisch geworden ist, nur noch mit Notlügen trösten. Mit seinen Gedanken ist er aber bei einer jungen schönen Witwe, die von allen Männern des Dorfes begehrt und dafür gehasst wird. Vor allem Pavli, ein armseliger Bursche um die 20, ist unglücklich in sie verliebt; verzweifelt stürzt er sich ins Meer, als er Nikos in ihr Haus gehen sieht.
Sorbas kommt ohne Geld und mit wenig Ausrüstung zurück. Völlig zerknirscht, von Hortense und Nikos in die Enge getrieben, lässt er sich aus schlechtem Gewissen sogar auf eine Verlobung mit ihr ein. Die Männer im Dorf sind erregt: Sie glauben, die Witwe sei schuld an Pavlis Tod. Als Nikos sie vor der Menge schützen will, wird er von den anderen schnell überwältigt, und auch Sorbas kann nicht verhindern, dass Pavlis Onkel sie ersticht.
Die Mine soll eröffnet werden. Sorbas hat ein Fest organisiert, wofür der über den Mord immer noch fassungslose Nikos kein Verständnis hat. Doch für den Lebenskünstler Sorbas muss das Leben weitergehen. Er will, dass die Mine durch eine Sprengung wieder zugänglich gemacht wird, erreicht aber durch die Explosion nur den Einsturz des Stollens. Gelassen nimmt Nikos das Ende seiner Träume hin; zwar hat er fast alles verloren, doch in Sorbas einen Freund gewonnen, auch wenn er dessen Lebensphilosophie nicht immer versteht. Zu allem Unglück ist Hortense schwer erkrankt und stirbt in Sorbas Armen, getröstet durch seine liebenswerten Schmeicheleien. Nun hält die beiden Männer nichts mehr auf der Insel. Gemeinsam gehen sie fort; Sorbas jedoch auf der Suche nach Neuem in eine andere Richtung als Nikos.
(Homepage des Bühnenverlags Felix Bloch Erben, Berlin, 2021)
Kritiken
"Daß 'Sorbas' kein großes Kunstwerk ist, steht außer Frage. John Kander, einem der ödesten Tonsetzer der Gilde, gelingt es auch durch die geschickteste 'griechische' Kolorierung nicht, über die Armut seiner Phanatsie hinwegzutäuschen. Nicht ein Song, von der peinigend oft repetierten Kennmelodie einmal abgesehen, haftet im Ohr. Die Trivialitäten der Musik sind längstens an der Garderobe vergessen.
Nicht jedoch der Stoff. Er fesselt. Selbst in der handelsüblichen Vergröberung durch Joseph Stein (Buch) und Fred Ebb (Gesangstexte) bewahrt er seine Tiefgründigkeit. 'Sorbas' wäre eine große Chance gewesen, an den 'Mann von La Mancha' anzuknüpfen, den bisher unerreichten Höhepunkt aller bisherigen Musical-Produktionen.
Daß die Chance vertan worden ist, liegt in erster Linie wohl an der Flüchtigkeit der Inszenierung. Rolf Kutschera und Michael Maurer haben sich bei ihrer Adaption des New Yorker Modells von Harold Prince allzu bemerkbar auf die beiden Stars verlassen. Sorglos ist die Dialogregie. In keinem Augenblick reden (oder schweigen) diese Kreter miteinander. Sie sagen Stichworte auf und sie lauern auf Stichworte."
Gerhard Brunner: Falsche Töne, wohin man hört. Zur deutschsprachigen Erstaufführung von 'Sorbas' im Theater an der Wien. In: Krone, 30. Januar 1971.
"Die bunte Melange à la Broadway berührt uns nur sehr bedingt. Aber einer fegt alle (oder zumindest fast alle) Einwände hinweg: Yossi Yadin als Sorbas. Seine Vitalität, seine Fülle an Gefühlsvaleurs, die Kraft und die feinen Schwingungen seiner Diktion sind hinreißend. An ihm wirkt alles echt, er beherrscht die Bühne. Als Madame Hortense steht ihm Luise Ullrich zur Seite, auch sie ist eine Persönlichkeit, auch sie über echte Herzenstöne verfügend, wobei man ihr die zweifelhafte Vergangenheit weit weniger glaubt als die Sehnsucht, doch noch einmal reines Glück zu finden.
Peter Fröhlich gibt dem jungen Intellektuellen, der das geerbte Bergwerk reaktivieren will, aber dabei nicht Erfolg hat, mit der zurückhaltenden Liebenswürdigkeit. Dagmar Koller weiß als Erzählerin hintergründige Töne anzuschlagen und wirkt auch optisch gut. Die Witwe, deren Existenz für einige dramatische Akzente in der Milieuschilderung sorgt, erhält durch Olivia Molina eine exotische Erscheinung, ihr Organ aber produziert sich auf eine wenig schöne Weise, so daß man ein dickes Hair in der Suppe findet. Die Revue der übrigen Mitglieder, darunter etlicher amüsanter und gut gezeichneter Typen, muß sich wohl oder übel mit einem Pauschallob begnügen."
t.: Tingeltangel ist das Leben. 'Sorbas' - die neueste Musical-Premiere im Theater an der Wien. In: Wiener Zeitung, Nr. 24, 30. Januar 1971.
"Die Aufführung am Broadway habe ich nicht gesehen, aber ich bin sicher, daß die Wiener Version, die deutschsprachige Erstaufführung in der guten Übersetzung Gerhard Bronners, sich genau an das amerikanische Vorbild hält. Ein Loslösen davon hätte sich in diesem Falle vielleicht gelohnt. Nichts in den Bühnenbildern von Boris Aronson (die Gerhard Hruby nachformte) suggeriert Griechenland, Helligkeit, Sonnenglast ist ausgetrieben, Nacht über Hellas. Das bekannt-bewährte Personal des Theaters an der Wien mimt griechische Folklore, ohne überzeugen zu können. Michael Maurer hat die Originalchoreographie von Ronald Field exakt einstudiert, aber niemand reißt es von den Sitzen. Die Protagonisten haben Direktor Rolf Kutschera und Maurer nicht aus den Klischees ihrer Rollen lösen können, alles läuft glatt ab, aber nirgends springt der zündende Funke über. Johannes Fehring dirigiert.
Enttäuschend vor allem die Leistung Yossi Yadins, des unvergeßlichen Tewje, in der Titelrolle."
Gotthard Böhm: Temperament auf Sparflamme, Langweliger Bericht von einer langweiligen Premiere im Theater an der Wien: In: Die Presse, Wien, 30. Januar 1971.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Zorba". Original Broadway Cast, 1968. Capitol 92053. (1xCD).
- "Zorba". Original Broadway Cast, 1983 mit Anthony Quinn. RCA Victor 68377-2. (1xCD).
- "Sorbas". Original Wien Cast, 1971. Preiser PR 90-444. (1xCD).
Literatur
- Nikos Kazantzakis: Alexis Sorbas. Roman. Deutsche Übersetzung Alexander Steinmetz. Anaconda Verlag, München, 2008.
Empfohlene Zitierweise
"Sorbas" ("Zorba") [Wien]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 25. Juli 2022.