Schlemihl
Ein Berliner Musical
Buch und Gesangstexte von Hartmann Schmige und Christian Rateuke
nach Motiven von Adelbert von Chamisso und E.T.A. Hoffmann Musik von Wilhelm Dieter Siebert
Inszenierung
Uraufführung: 12. April 1987
Theater des Westens, Berlin, Bundesrepublik Deutschland
- Regie: Winfried Bauernfeind
- Musikalische Leitung: Peter Keuschnig
- Choreographie: Jürg Burth
- Ausstattung: Martin Rupprecht
- Chöre: Ludwig de Ridder
- Lichtdesign: Heinrich Brunke
Besetzung:
- Schlemihl: Felix Martin
- Mina: Daniela Strietzel
- Rascal: Claus-Peter Schweikart / Paul Wolfrum
- Fanny: Celia Jeffreys
- Der Graue: David Knutson
- Sarah Förster: Margot Dörr
- Franz Förster: Gerd Duwner
- Leopold von Schmidt, Regisseur: Dieter Wagner
- Thalheim, Stummfilmstar: Manfred Tümmler
- John, Filmproduzent: Eric Vaessen
- Frl. Holz, Sekretärin: Monica Solem
- Hotte, Arbeitsloser: Lothar Köster
- Max, Arbeitsloser: Wolfgang Kühne
- Otto, Arbeitsloser: Harry Tchor
- Strumpfband-Olga: Caroline Ochse
- Tanzensemble: Diana Braun / Donna Cohn / Theresa Crumb / Maggie Jagger / Friederike Nebel / Gundula Petrovska / Julia Schirazi / Ekoué Codjovi / Klaus-Peter Damrau / Matthias Merget / Anthony Sands / Antoine Sengers / Gregory Shand / Sigolf Stahl / Wolfgang Wadewitz / Helmut Awege / Wolfgang Andres / Sven Bonni / Manuel Bullinger / Johannes Egeling / Harvey Friedmann / Jörg McGlynn / Dirk Jungmann / Galus Müller / Christian Müller-Elschner / Thorsten Philipp / Carsten Richert / Peter Schlake / Thilo Veil / Christian Wessel
Premierenchronik
D | UA | 12. April 1987 | Theater des Westens, Berlin |
Inhaltsangabe
"[...] im Berlin der 20er Jahre. Peter Schlemihl, Philosoph und Gelegenheitsarbeiter, verliert mal wieder seinen Job, diesmal als kleiner Arbeiter beim Stummfilm. Völlig enttäuscht geht er zu seiner Freundin Mina, die in der Arbeiterkneipe ihrer Eltern im Wedding ab und an schmissige und deftige Schlager zum Besten gibt. Auf dem Weg dorthin macht er die Bekanntschaft eines in Grau gekleideten Herrn, der ihm unvermittelt sein Spiegelbild abkaufen will. Schlemihl hält das zunächst nur für einen Scherz, doch 'Der Graue' spielt ihm eine Einladung zu einem Empfang beim bedeutendsten Filmproduzenten der Stadt zu, die Schlemihl dann annimmt. Auch dort erscheint der Graue und gibt Kostproben seines magischen Könnens. Danach gelingt es ihm, Schlemihl dessen Spiegelbild gegen unendlichen Reichtum abzukaufen. Der Handel wird von Rascal, einem aufstrebenden Filmschaffenden, belauscht, der seine Chance wahrnimmt und Schlemihls Kompagnon im neuzugründenden 'Luna'-Filmkonzern wird.
Über den plötzlichen Ruhm und Reichtum vergißt Schlemihl seine große Liebe zu Mina, nicht zuletzt durch die Intrigen Rascals, der dann auch beim Aufkommen des Tonfilms im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Angelangt auf dem geschäftlichen Höhepunkt, entzweien sich Rascal, der nun seine eigene Filmgesellschaft gründet und Mina zum Star macht, und Schlemihl, der nur noch umherirrt auf der Suche nach seinem Spiegelbild. Dabei gelangt er in den Strudel des politischen Geschehens: Weltwirtschaftskrise, Rascal wird von der Gestapo verhaftet, die Kneipe von Minas Eltern, deren Mutter Jüdin ist, von Nazis verwüstet. Mina flieht ins Ausland - ohne Schlemihl, der völlig gebrochen am Ende allein zurückbleibt, ohne sein Spiegelbild, und damit sein eigenes Ich, wiedergefunden zu haben."
(Donato Plögert / Michele Barricelli: Von allem ein bißchen - das Berlin-Musical "Peter Schlemihl". In: Das Musical, Heft 5, Juni/Juli 1987, Seite 16-17)
Kritiken
"Eigentlich hätte, trotz Anleihen aus 'Cabaret' und 'Singin in the Rain', nur wenig schiefgehen können, wenn die Story nicht von den Textern auf der einen Seite mit viel zu viel unnötiger Tiefsinnigkeit überladen worden wäre, während sie andererseits den Darstellern oftmals nichtssagende Banalitäten in den Mund gelegt haben. Das Ganze wirkte weit weniger märchenhaft und künstlerisch als aufgesetzt und künstlich."
Donato Plögert / Michele Barricelli: Von allem ein bißchen - das Berlin-Musical "Peter Schlemihl". In: Das Musical, Heft 5, Juni/Juli 1987, Seite 16-17.
"Ihr Musical geriet zu einem sentimentalen und wenig inspirierten Blick auf jene in der Stadt noch heute so viel beschworene Epoche, da Berlin Metropole war. Der Schlußapplaus war deutlich durch Buh-Rufe getrübt."
Claudius Crönert: Sentimentaler Rückblick auf "goldene Epoche' - Musical "Schlemihl". Ein Pechvogel zu Berlins 750-Jahr-Feier / Weder Fleisch noch Fisch. In: Iserlohner Kreisanzeiger, 16. / 17. April 1987.
"Vor allem aber wollen die Schöpfer des "Schlemihl" und die Leiter der Einstudierung zu viel auf einmal. Sie wollen Musical und Revue, Satire und romantische Tragikomödie, Unterhaltung und Aufklärung, nicht zuletzt ein Panorama der Stadt Berlin zwischen Inflation und Naziherrschaft.
[...] Sieberts Partitur, die spielerisch zwischen sogenannter U- und E-Musik wechselt und mit brillanter Instrumentierung aufwartet, klingt am interessantesten in den für Opernsänger geschriebenen Partien wie der des geheimnisvollen "Der Graue" genannten Herren."
Ingevelde Geleng: Schlager für Schlemihl - Die Schöpfer des Berliner Musicals wollten Revue und Romantik und Satire: zu viel. In: Neue Zeit, Nr. 88, 15. April 1987, Seite 23.
Kommentar
"Schlemihl" war ein Auftragswerk der Berliner Festspiele anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins.
Empfohlene Zitierweise
"Schlemihl". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 20. August 2020.