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Doktor Schiwago (Doctor Zhivago)

Musical in zwei Akten


Musik von Lucy Simon 
Buch von Michael Weller, nach dem gleichnamigen Roman von Boris Pasternak
Gesangstexte von Michael Korie und Amy Powers  
Deutsche Übersetzung von Sabine Ruflair (Gesangstexte) und Jürgen Hartmann (Buch)

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 27. Januar 2018
Musikalische Komödie, Leipzig, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Musikalische Leitung: Christoph-Johannes Eichhorn
  • Regie: Cusch Jung
  • Choreographie: Mirko Mahr 
  • Bühne / Kostüme: Karin Fritz  
  • Choreinstudierung: Mathias Drechsler

 

Besetzung:

  • Jurij Schiwago: Jan Amman
  • Larissa Guichard (Lara): Hanna Mall
  • Antonina Gromeko (Tonia): Julia Lißel
  • Pavel Antipov (Pascha) / Strelnikow: Blörn Christian Kuhn
  • Viktor Komarovskij: Patrick Rohbeck
  • Anna Gromeko / Olga: Sabine Töpfer
  • Alexander Gromeko: Michael Raschle
  • Markel / Gints: Milko Milev
  • Janko: Stephen Budd
  • Liberius: Georg Führer
  • Kubaricha: Konstanze Haupt
  • Lara (Kind): Joy Murphy / Adele Bauer
  • Tonia (Kind) / Katharina (Kind): Anne Wurrke / Lara Friedrich
  • Jurij (Kind) / Sascha (Kind): Friedrich Flämig / Paul Weber

 

 

Premierenchronik

USA UA 21. April 2015 Broadway Theatre, New York
D Dspr. EA 27. Januar 2018 Musikalische Komödie, Leipzig
A EA 11. April 2019 Stadttheater Gmunden

 

 

Inhaltsangabe

 
"Anfang des 20. Jahrhunderts auf einem Friedhof in Moskau: In eleganter Trauerkleidung versammelt sich die russische Aristokratie um einen kleinen Jungen und einen großen Sarg. Altertümliche Laternen strahlen nur ein wenig gedimmtes Licht aus und legen eine dunkle, schwermütige Atmosphäre über die Szenerie. Paukenschläge, dramatische Streicher und Bläser untermalen den Schrecken und die dramatischen Szenen, die die nächsten fast dreieinhalb Stunde die Bühne der Musikalischen Komödie der Oper Leipzig erfüllen. ´Doktor Schiwago´, im Original ´Doctor Zhivago - A New Musical´ [...].

Der eingangs beerdigte Vater des kleinen Jurij Andrejewitsch Schiwago beging Selbstmord, nachdem er seine Millionen durch Spekulationen verloren hat. Jurij kommt daraufhin in eine Pflegefamilie und wächst dort behütet auf. Die leibliche Tochter Tonia ist seine Spielgefährtin, die zunächst zu einer engen Bezugsperson und später zu seiner Ehefrau wird. Jurij ist leiderschaftlich in Dichtung vernarrt und beginnt, auch selbst zu dichten. Im realen Leben zieht er jedoch ein Medizinstudium der ´brotlosen Kunst´ vor, auch weil es ihm wichtig ist, seinen Dienst an der Menschheit zu leisten. Jahre später begegnet der Arzt auf einer Weihnachtsfeier Lara Guichard, die ein Attentat auf Viktor Komarovskij verübt. Er ist ein Mitschuldner am Tod von Schiwagos Vater und Laras eigener dunkler Schatten. Als Liebhaber ihrer Mutter hat er Lara vergewaltigt. Der junge Doktor Schiwago ist von ihr fasziniert und sucht nach dem Attentat erfolglos nach ihr. Währenddessen zieht Lara mit ihrem Ehemann Pavel Antipov in den Ural, um Komarovskij zu entgehen. Nachdem der Erste Weltkrieg ausgebrochen ist, wird Jurij an die Front gerufen, um als Arzt im Lazarett zu dienen. Dort trifft er nach einiger Zeit die geheimnisvolle Lara wieder, die dort freiwillig als Krankenschwester arbeitet, um ihren Mann, den nun berühmten Revolutionär Strelnikov, zu suchen. Während Jurij und Lara gemeinsam Patienten behandeln und die Auswirkungen des Krieges erleben, kommen sie sich näher.

Nach Ende des Dienstes kehren beide jedoch in ihr altes Leben zurück. Jurij findet sein Zuhause in Moskau in den Händes des Staates wieder und wird verhört. Mehrere schlimme Winter bringen Not und Krankheit nicht nur über ihn und seine Familie. Im Frühling ziehen die Schiwagos auf ein Anwesen in Varykino. In der nächsten Stadt Jurjatino will Schiwago in der Bibliothek Studien betreiben, als er Lara zum ersten Mal nach dem Frontdienst wiedersieht. Beide beginnen ein Verhältnis. Doch Jurij wird während des Russischen Bürgerkriegs von einem Hauptmann der Rotgardisten entführt, gefangen  gehalten und später für medizinische Dienste benutzt. Erst nach Jahren gelingt ihm die Flucht. Als er zurückkehren kann, ist seine Familie aus Sicherheitsgründen weggezogen. Lara nimmt ihn auf, pflegt ihn und sie lieben einander. Schließlich fällt Laras Mann bei der kommunistischen Bewegung in Ungnade und wird zum Tode verurteilt. Er kehrt ein letztes Mal zu Lara zurück, führt ein langes Gespräch mit Jurij, um sich anschließend zu erschießen. Komarovskij, Lara Peiniger, tritt erneut auf den Plan und klärt die Liebenden über die prekäre Lage im Land auf. Er will Lara zur Flucht verhelfen, diese will jedoch nur mit ihrem Geliebten gehen. Jurij bittet sie daraufhin, um ihrer Sicherheit willen mit Komarovskij in die fernöstliche Republik zu reisen. Er würde nachkommen, doch das tut er nicht. Schiwago kehrt zurück nach Moskau und vermisst Lara schmerzlich ... Der Kreis schließt sich. Nur ist es diesmal Jurij Schiwago, der beerdigt wird."

(aus: Rosalie Rosenbusch: Zwischen zwei Welten, "Doktor Schiwago" in der Musikalischen Komödie Leipzig als deutschsprachige Erstaufführung. In: blickpunkt musical, Ausgabe 93 (02/18), März-Mai 2018, Seite 4-6)

 

 

Kritiken

 
"Michael Weller, der das Buch für das Musical schrieb, hat Pasternaks Roman geschickt für die Bühne adaptiert, ohne die wichtigen Handlungsstränge zu verändern. Entstanden ist ein großes Zeitengemälde, das in seiner zupackenden Art den Vergleich mit Boublils/Schönbergs ´Les Misérables´ nicht scheuen muss. Leider schafft es Lucy Simons Musik nicht, es der Vorlage gleichzutun. Dabei betont Simons Musik die opernhafte Attitüde, die sich trotz allem wohltuend von der musikalischen Stangenware mancher Broadway-Ergüsse abhebt. Man muss lange warten, bis dann nach all den Balladen, Romanzen und Märschen etwas Originäres wie ´It comes as no suprise´- das Duett der beiden ´Kontrahentinnen´ Tonia und Lara - zu hören ist, die beide ihre Liebe zu ein und demselben Mann gestehen und doch nicht eifersüchtig aufeinander sind. Aber es fehlt eben der ´musikalische Enterhaken´, der Showstopper,

Die Faszination der Aufführung geht denn auch nicht vom Orchestergraben aus, sondern von den Darstellern auf der Bühne. [...] Dieser ´Doktor Schiwago´: Ein Triumpg für alle Beteiligten!"

Lutz Hesse: Doktor Schiwago, Am Broadway ein Flop, bei uns ein Erfolg. In: musical, Das Musicalmagazin, Heft 190, April/Mai 2018, Seite 14-15.

 

"´Doktor Schiwago´ hat ein angenehm ausgeglichenes Verhältnis aus Songs und Dialogen. Das macht es zwar einfacher, die Komplexität der Handlung verständlich zu vermitteln, hält aber andererseits auch andere schauspielerische Herausforderungen für die Darsteller bereit als ein durchkomponiertes Musical. Nicht zuletzt deswegen ist es zu einem großen Teil den hervorragenden Darstellern zu verdanken, dass ´Doktor Schiwago´ in Leipzig so gut funktioniert. Von den Hauptrollen bis zum Ensemble hatte man bei der Besetzung rundum ein goldenes Händchen: Jede Gefühlsregung, jede innere Wandlung der Charaktere, jede Zeile, ob gesprochen oder gesungen, wirkt authentisch. Die Chornummern sind kraftvoll, die Solo-Parts auch der Nebenrollen gesanglich durchgängig auf hohem Niveau.

Der schauspielerische Mammut-Part fällt dabei Titeldarsteller Jan Ammann zu, der nicht nur mit seiner beeindruckenden Stimmgewalt überzeugen kann, sondern auch die innere Zerrissenheit von Schiwago subtil und ganz ohne Hang zu übertriebenen Gesten herausarbeitet. Er zeichnet glaubhaft das Porträt eines Mannes, dessen Leben komplett auf den Kopf gestellt wird – gesellschaftlich wie privat. Das Zusammenspiel mit seinen beiden Mitstreiterinnen Lisa Habermann (Lara) und Hanna Mall (Tonia) gelingt wunderbar, weit abseits von klischeehaften Dreiecksbeziehungen." 

Claudia Leonhardt: Doktor Schiwago, Die Welt ist geteilt in zwei. In: www.musicalzentrale.de (ohne Datum).

 

"Liebe in Zeiten des Krieges ist ein ebenso wenig veraltetes Thema, wie es die sozialen Gefälle in Russland oder anderswo sind. In eine spannende Geschichte verpackt und mit anspruchsvoller Musik weiß ´Doktor Schiwago´ zu überzeugen. Eine weitere Verbreitung des Stücks im deutschsprachigen Raum wäre wünschenswert."

Rosalie Rosenbusch: Zwischen zwei Welten, "Doktor Schiwago" in der Musikalischen Komödie Leipzig als deutschsprachige Erstaufführung. In: blickpunkt musical, Ausgabe 93 (02/18), März-Mai 2018, Seite 4-6.

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahme

  • "Doktor Zhivago". A New Musical, Original Broadway Cast Recording, 2015, Broadway Records BR-CD02915. (1xCD)
  • "Doktor Schiwago". Gesamtaufnahme der deutschsprachige Erstaufführung, Musikalische Komödie/Oper Leipzig 2019, Original Leipzig Cast, Studioeinspielung, Hitsquad Records. (2xCD)
  • "Doktor Schiwago". Gesamtaufnahme der österreichischen Erstaufführung, Live aus dem Stadttheater Gmunden, Original Gmunden Cast, 2020. (2xCD)

 

Literatur

  • Boris Pastanak: Doktor Schiwago. Roman. Aus dem Russischen von Thomas Reschke, Frankfurt a.M.: Fischer 2014.
  • Peter Finn, Petra Couvée: Die Affäre Schiwago: Der Kreml, die CIA und der Kampf um ein verbotenes Buch. Aus dem Englischen von Jutta Orth und Jörn Pinnow, Darmstadt: Theiss 2016.

 

 

Kommentar

 

In Gmunden wurde "Doktor Schiwago" vom Verein ´Musical-Frühling in Gmunden´ produziert.

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Doktor Schiwago" ("Doctor Zhivago"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 4. Oktober 2020.