Rund ist die Welt
Revue-Operette in 2 Teilen (7 Bildern)
Musik von Wolfram Heicking
Text von Klaus Eidam
Inszenierung
Uraufführung: 1. Juni 1961
Kleines Haus Dreilinden, Leipzig, DDR
- Musikalische Leitung: Walter Hessel
- Regie: Erhard Fischer
- Bühnenbild: Bernhard Schröter
- Kostüme: Eleonore Kleiber
- Tänze: Gisela Walther
- Chor: Andreas Pieske
Besetzung:
- Lowel Bruce, Reporter der "Evening Times", Liverpool: Achim Wichert
- Hans Heinz Schmitt: Reporter der "Sportrevue" Berlin: Dieter Scholz
- Lydia Holiday, Multimillionärin aus Cincinnati: Lisa Thomas-Muscha
- Jarmila Kavlovska, Schriftstellerin aus Prag: Brigitte Kreuzer
- Ropati Aroa, ein polynesischer Händler: Curt Hertsch
- Ilja Fomitsch Krukow, 2. Hafenkapitän aus Leningrad
- Kollege Funk, vom Rat des Bezirkes
- Lundström, Kapitän der "Nordstjerne"
- Neumüller, Kapitän der "Freundschaft"
- Sorgebauer, Brigadier, Funktionär im "Bund Deutscher Segler"
- Hinrichs, Suezkanal-Lotse
- Trudy, Angestellte bei Lydia Holiday
- Virpane, Streikleiter der Hafenarbeiter in Bombay
- Shima, Hafenarbeiter in Bombay
- Cooligan, Kapitän der "Disdaine"
- Al, ein amerikanischer Matrose
- McLean, Dispatcher der "Union World Lines"
- Bessy, seine Sekretärin
- Der Kapitän der "Conqueror"
- Jedgor
- Chor und Ballett
Premierenchronik
DDR | UA | 1. Juni 1961 | Kleines Haus Dreilinden, Leipzig |
Anmerkung: Die Rollenbezeichnungen wurden dem Textbuch entnommen und wurden ergänzt mit den in der Presse erwähnten Darsteller.
Inhaltsangabe
"Mr. Lowell Bruce, Journalist an der 'Evening Times' aus Liverpool trifft im Jahr 1965 mit Hans Heinz Schmitt von der 'Sportrevue' Berlin bei der Einweihung des Rostocker Ostseehafens zusammen. Um festzustellen, wer von ihnen mehr Ansehen und Freunde in aller Welt hat, schließen die beiden eine nicht alltägliche Wette ab. Hans Heinz Schmitt verpflichtet sich, schneller um die Welt zu reisen als Mister Bruce. Die beiderseitige Weltreise geschieht ohne Verwendung von eigenen Geldmitteln, unter Verzicht auf Einnahmen aus beruflicher Tätigkeit sowie unter Ausschluß des Flugzeuges, zur Überprüfung des eigenen Ansehens, allein angewiesen auf die Hilfe von Freunden in fremden Ländern. Sieger ist, wer zuerst wieder in Rostock eintrifft. Schmitt aus Berlin stützt sich auf die Hilfe der Arbeiter und gewinnt seine Wette."
Bernd Pachnicke: Rund ist die Welt. Eine Operette von Klaus Eidam und Wolfram Heicking in Leipzig uraufgeführt. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), Nr. 157, 9. Juni 1961, Seite 4.
Kritiken
"Wenn die Operette tatsächlich die Gattung des heiteren und unterhaltenden, des satirischen und tänzerischen Musiktheaters ist, dann konnte eine solche Fabel auf dem Operetten-Theater nur damit enden, daß der bescheidene, hoffnungslos verliebte und überall sich als hilfreich erweisende Berliner (sozusagen wider eigenes Erwarten) das 'Rennen' gewann; und das nicht etwa, weil er ein Nachkomme des vielgesuchten 'positiven Helden' dieser Gattung wäre, sondern umgekehrt, weil am persiflierten Exempel der tenoralen Siegesgewißheit des Engländers die dekadenten Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen einer alten Welt mit den Mitteln der Satire ad absurdum geführt werden sollten und könnten. Leider werden sie aber letztlich nur zu Requisiten des herkömmlich bekannten Operetten-Milieus: denn tatsächlich siegt (was auch der Berichterstatter bis kurz vor Schluß nicht vermutete) der Engländer, um sich dafür sogleich voller Fairness zu entschuldigen: 'Ich wollte nicht -, aber ich bin von den Amerikanern an die Sowjetunion ausgeliefert worden und da mußte ich einfach gewinnen."
[...] ...denn der Lebenswandel des Engländers Bruce im Verlauf des Stücks berechtigt zu allen möglichen Vermutungen, nur nicht zu seiner plötzlichen Verwandlung zum Freund der Sowjetunion; und ausgerechnet der DDR-Bürger Schmitt berührt auf seiner Weltreise die Sowjetunion überhaupt nicht, beendet sie mit Hilfe eines westdeutschen Matrosen - aber fünf Minuten zu spät. Hier liegt offensichtlich ein Trugschluß vor - auch im musikdramaturgischen Sinne übrigens -, der sich zwangsläufig im musikalischen Anteil der Hauptgestalten am Geschehen widerspiegelt: Schmitts Lied (Musik-Nummer 13) und zwei kleine Duette mit Jarmila stehen einem Vielfachen von Musiknummern des viel gewichtiger gestalteten englischen Weltenbummlers und seiner mondänen Reisebegleiterin gegenüber, auf die wohl auch die musikalische Konzeption des Werkes insgesamt zugeschnitten ist."
Heinz Krause-Graumnitz: Eine Weltreise von 1965. Operetten-Uraufführung "Rund ist die Welt" in Leipzig, In: Theater der Zeit, Heft 8/1961, Seite 36-38.
"Der Librettist schuf einige Verwicklungen - manche etwas unwahrscheinlich - aber er verstand zu schildern, wie unterschiedlich die Geisteshaltung und Lebensauffassung beider Partner ist. [...] Problematischer ist der musikalische Teil des Werkes. Bezieht sich die Frage nach Neugestaltung im weitesten Sinne auf eine sinnvolle Handlung, so gilt gleiche Forderung selbstverständlich auch für die Musik, wenn es auch hier erfahrungsgemäß schwieriger ist, den neuen Weg zu finden. Der Komponist Dr. phil. Wolfram Heicking ließ sich in der musikalischen Gesamtkonzeption des Werkes zu sehr vom Genre des Schlagers leiten. Es gibt zwar zahllose Beispiele, wo Operettenmelodien schlagerartige Popularität erlangten, doch der umgekehrte Fall, daß der musikalische Gehalt von Schlagern schlechthin für eine erfolgreiche Operette ausreichte, dürfte wohl kaum zu finden sein.
...] Die Inszenierung lag in den Händen Erhard Fischers, der in unermüdlicher Proben- und Detailarbeit eine Aufführung erarbeitete, die ohne Einschränkung vorbildlich war. Die im Spiel und Gesang ausgezeichnete Ensembleleistung sowie die ausgeglichene Solistenbesetzung führten die Aufführung zum Erfolg. Wesentlichen Anteil hatte Walter Hessel, dessen musikalische Leitung geschickt und einfühlsam Bühne und Orchester verband."
Bernd Pachnicke: Rund ist die Welt. Eine Operette von Klaus Eidam und Wolfram Heicking in Leipzig uraufgeführt. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), Nr. 157, 9. Juni 1961, Seite 4.
"'Rund ist die Welt' von Eidam/Heicking ist schon insofern bemerkenswert, als hier ein Schritt in Richtung auf die musikalische Revue neuen Inhalts, oder, anders ausgedrückt, auf die Nutzung der Revueelemente für einen möglichen Typus der Gegenwartsoperette getan wurde. Eidams in sieben Bildern, die in den Rahmen zweier in Rostock spielenden Szenen mit dem Publikum von Port Said über Bombay, Tahiti, Panama und Leningrad kühn einmal um die Erde sausen, verzichten weitgehend auf sorgsame Durchführung von Charakteren und eine ausgebaute, ständig sich entwickelnde Fabel. Das kann schmerzlich sein. Aber was tauschen sie dafür ein! Anlässe zum operettengemäßen Musizieren die Fülle, so daß selbst sich völlig verselbständigende Tanz- und Chorensembleszenen vom Milieu und von der Situation her glaubhaft erscheinen, und andererseits, in Rückwirkung dieses Umstandes, die Chance, im einzelnen Bild in der Aussage ungleich konkreter zu sein, als es bei der strengen Bindung an die übliche Fabelführung möglich wäre.
[...] Der Gattung Operette sind mit 'Rund ist die Welt' neue Möglichkeiten erschlossen, die ohne Schwierigkeiten weiter ausgebaut werden könnten."
H. Seeger: Bei aller Verehrung für Offenbach...Die neue Operette wird gebraucht / "Rund ist die Welt - ein geglückter Versuch. In: Neues Deutschland, Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), Nr. 192, 14. Juli 1961, Seite 4.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Rund ist die Welt". Melodienfolge, Orchester Gerhard Kneifel. Amiga 540 196. (1xEP).
- "Rund ist die Welt". Melodienfolge, Orchester Gerhard Kneifel auf "Im Zauberreich der Operette" Nr. 4, Seite B. Amiga 84023. (1xLP).
Kommentar
Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt.
Empfohlene Zitierweise
"Rund ist die Welt". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 23. April 2023.