Rudolf - Affaire Mayerling
Musical
Musik von Frank Wildhorn
Buch und Liedtexte von Jack Murphy
Zusätzliche Liedtexte von Nan Knighton
Story von Phoebe Hwang
Konzept von Steve Cuden
basierend auf dem Roman "Ein letzter Walzer" von Frederic Morton
Deutsche Übersetzung von Julia Sengstschmidt (Dialoge) und Nina Jäger (Lyrics)
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 26. Februar 2009
Raimund Theater, Wien, Österreich
- Musikalische Leitung: Caspar Richter
- Orchestrierung, Arrangements und Musikalischer Supervisor: Koen Schoots
- Regie: David Leveaux
- Choreografie: John O'Connell
- Bühnenbild: Mike Britton
- Kostüme: Laura Hopkins
- Lichtdesign: Patrick Woodroffe
- Tondesign: Hendrik Maaßen
Besetzung:
- Kronprinz Rudolf: Drew Sarich
- Mary Baronesse Vetsera: Lisa Antoni
- Eduard Graf Taaffee, Ministerpräsident: Uwe Kröger
- Kaiser Franz Joseph: Claus Dam
- Marie Gräfin Larisch: Carin Filipčić
- Kronprinzessin Stephanie: Wietske van Tongeren
- Moriz Szeps, Zeitungsherausgeber: Kai Peterson
- Edward, Prince of Wales / 2. Besetzung Kaiser Franz Jospeh: Dennis Kozeluh
- Graf Gyula Andrássy / 2. Besetzung Kaiser Franz Joseph: Robert David Marx
- George Clemenceau / 2. Besetzung Rudolf: Sasha Di Capri
- Heinrich Vogelsang: Manuel Stoff
- Wilhelm II / 2. Besetzung Taaffee: Martin Pasching
- Willigut / 2. Besetzung Taaffee: Markus Neugebauer
- Meisner: Jan Hutter
- Mizzi / 2. Besetzung Stephanie: Kathleen Bauer
- 2. Besetzung Stephanie: Silke Braas-Wolter
- 2. Besetzung Marie Larisch: Claudia Wauschke / Adrienn Krékacs
- 2. Besetzung Mary Vetsera: Leigh Martha Klinger / Tineke Ogink
- Fürst Braganza / 2. Besetzung Rudolf: Rory Six
- Ensemble: Alexandra Farkic / Matilda Hansson / Anja von Geldern / Niklas-Philipp Gertl / Niran Straub
- Swing / Dance Captain: Liane Maynard-Schmid
- Swing: Katrin Mersch / Maxi Neuwirth / Max Niemeyer / Fritz Schmid / Marcus Tesch
Premierenchronik
HUN | UA | 26. Mai 2006 | Operettszinház, Budapest |
JPN | EA | 6. Mai 2008 | Imperial Theater, Tokio |
A | Dspr. EA | 26. Februar 2009 | Raimund Theater, Wien |
Anmerkung: Durch die umfangreichen Umarbeitungen nach der Budapester Uraufführung wird "Rudolf - Affaire Mayerling" 2009 auch als "Uraufführung der Wiener Fassung" bezeichnet.
Inhaltsangabe
"An Rudolfs politischen Ideen ist am Hof keiner ernsthaft interessiert. Seinem Vater Kaiser Franz Joseph ist der aufgeschlossene und vor allem selbstständig denkende Sohn fremd und suspekt. Rudolf muss den Wünschen seines Vaters entsprechen, will aber auch seine liberalen Freunde, die große Hoffnungen in ihn setzen, nicht enttäuschen. Umgeben von Spitzeln und Verrätern verschärft sich der Konflikt mit Franz Joseph und dessen Gefolgschaft unter dem streng konservativen Ministerpräsidenten Graf Taaffe zusehends. Der Kronprinz sieht sich zu einem zermürbenden Doppelleben gezwungen, Trost und Ablenkung sucht er in unstatthaften Etablissements und im Alkohol.
Die junge Mary, die von ihrer Tante Marie Gräfin Larisch in die Wiener Gesellschaft eingeführt und angemessen verheiratet werden soll, ist noch voller Neugier und Hoffnung. Sie schwärmt von der großen Liebe und findet Gefallen an den neuen gesellschaftlichen Ideen. Mit einem der von ihr bewunderten Journalisten verabredet sie sich auf ein Rendezvous am Eislaufplatz. Dort trifft sie auf niemand anderen als den unter einem Pseudonym schreibenden Rudolf. Er sehnt sich hinweg aus dieser Welt mit ihren politischen und höfischen Fesseln.
Prinzessin Stefanie, aber auch Taaffes Spitzeln ist nicht entgangen was zwischen Rudolf und Mary los ist. Stefanie kämpft um ihren Mann und zeigt sich unversöhnlich, am Hof versucht man die Liebschaft zu untergraben. Mary wird unter Druck gesetzt und bedroht, bleibt aber standhaft. Als man auch Rudolf nicht zur Räson bringen kann, verstrickt man ihn in eine höfische Verschwörung, die ihn endgültig von seinem Vater isoliert. Er möchte, dass Mary aus Wien abreist und sich in Sicherheit bringt, sie aber kann und will nicht gehen. Um Ruhe zu haben vor den unsäglichen Nachstellungen und Intrigen fliehen sie ins Jagdschloss von Mayerling. Hier sind sie endlich allein und ungestört.
Inhaltsangabe aus musicalvienna.at [https://www.musicalvienna.at/de/spielplan-und-tickets/spielplan/production/101/Rudolf-2009], aufgerufen 3. Juli 2023.
Kritiken
"Sollte Rudolf den Versuch darstellen, bei uns die Sehnsucht nach Elisabeth zu wecken, dürfen wir enttäuschen. Da müsste man uns schon unter Drogen setzen. Sehr wohl jedoch ist dem alten Musical (vom Duo Kunze/Levay) gegenüber der Neuheit 'Rudolf - Affaire Mayerling' ein Vorsprung zu attestieren: Mit Schnulzen wie 'Ich gehör nur mir' hätte Elisabeth beim Songcontest einen der ersten drei Plätze belegt. Sohn Rudolf hinzuschicken wäre fahrlässig. Außer man würde - mit der Absicht, ein paar Monarchisten zu demütigen - den letzten Platz anstreben.
Das Faszinierende an dieser (in Ungarn schon gezeigten) nun auf Deutsch präsentierten Schöpfung ist nämlich, mit welch märchenhafter Sicherheit Tonsetzer Frank Wildhorn in ariosen Augenblicken, also an jenen Stellen, an denen ein Musical quasi sein melodiöses Herz öffnen müsste, an allem Eingängigen vorbeikomponiert hat. Es gibt natürlich reichlich hitlose Genrebelege, die von einer eleganten Stückearchitektur und einer substanzvollen Geschichte leben. Doch 'Rudolf' will zu viel sein. Tragical wie Schnulzical. Drama mit ein bisschen Romeo und Julia. Nicht zu banal und doch naiv-romantisch.
Andererseits fehlt der Story (von Jack Murphy nach dem Roman Ein letzter Walzer von Frederic Morton erdacht) jene musikalische und dramaturgische Klammer, welche diese stückimmanente Sprunghaftigkeit zur Ganzheit geformt hätte. Sprunghaft ist ja die Musik selbst: Sie erinnert an 'Cabaret', an 'My Fair Lady', doch auch das Flair einer Anneliese-Rothenberger-Show der 70er Jahre muss sein. Zudem mangelt es auch nicht an rockigen wie schwermetalligen Gitarren, wodurch das solide Orchester unter Caspar Richter mitunter als Dezibelbelästigung Wirkung entfaltet.
Auch eine andere Balance fehlt: So hoffnungsvoll - also effektvoll durchkomponiert - 'Rudolf' beginnt, so schnell kippt der ersten Teil in Richtung reines Sprechstück. Und bäumt sich das Ganze im zweiten Akt musikalisch auf, bricht es dann szenisch auseinander und schreitet als immer düsterer werdende Nummernrevue, deren Teile ohne bindende Übergänge auskommen müssen, dem immerhin eleganten Ende entgegen: Rudolf und Mary begeben sich in die Horizontale, dämpfen alle Kerzen aus. Dunkelheit herrscht. Es fallen zwei Schüsse."
Ljubisa Tosic: Töne mit dem gewissen Nichts. Uraufführung der deutschsprachigen Fassung des Musicals "Rudolf - Affaire Mayerling": Das solide inszenierte Stück leidet an unscheinbarer Musik und dramaturgischen Schwächen. In: Der Standard, 28. Februar/1. März 2009.
"Die Budapester Show wurde gründlich überarbeitet. In Wien erleben wir einen anderen 'Rudolf'. Beginnen wir bei der Orchestrierung, den Arrangements, der Inszenierung. Man vermeint fast zu spüren, wie das Leading Team darauf bedacht war, die 'Bigger than life'-Balladen Frank Wildhorns vor allem im ersten Akt dezent, 'smaller than life' auf die Bühne zu bringen. Gerade der Vorwurf, sentimentale, mit Gewalt auf Showstopper arrangierte Schnulzen zu servieren, wollte man sich offensichtlich nicht machen lassen. Ein riskantes Spiel, denn eines war klar: Die lokale Tagesjournaille würde die Show sowieso großteils vernichten.
[...] Kein Wort über Kim Sharnberg (Orchestrierung) oder Koen Schoots (Arrangements). Kein Wort aber vorallem über die wahre Genialität des Underscores, der 'Rudolf' wie Filmmusik unterlegt ist und bis ins kleinste Detail durchdacht Stimmungen leitmotivartig tarnsportiert. [...] Gelungenes Musiktheater. Vielleicht zu gut, zu raffiniert, aber kann man das ernsthaft als Vorwurf gelten lassen?
[...] Fazit: 'Rudolf' hat alles, was eine moderne Popopera braucht: grandioses Lichtdesign, ein durchdachtes Bühnenbild, eine fähige Cast, geführt von einem einfühlsamen Regisseur - und vor allem eines: Hits, Hits, Hits, eine Melodie schöner als die andere."
Martin Bruny: Rudolf. Die Liebe ist es, die alle Fäden in der Hand hält - aber was braucht ein Musical mehr? In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 136, April/Mai 2009, Seite 4-9.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Rudolf – Affaire Mayerling". Original Cast Wien, 2009. HitSquad Records, 2009. (1xCD).
- "Rudolf – Affaire Mayerling". Live aus dem Raimund Theater. HitSquad Records, 2009. (2xCD).
DVD / Video
- "Rudolf – Affaire Mayerling". Live aus dem Raimund Theater. HitSquad Records, 2009. (1xDVD).
Literatur
- Frederic Morton: Ein letzter Walzer. Roman. Wien 1888/89. Deuticke; 1. Edition, 1997.
Empfohlene Zitierweise
"Rudolf - Affaire Mayerling". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 3. Juli 2023.