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Die Rocky Horror Show (The Rocky Horror Show)

Musical


Musik, Buch und Texte von Richard O'Brien  
Deutsche Übersetzung von Horst Königstein

 


Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 20. Januar 1980
Theater derStadt Essen, Bundesrepublik Deutschland
 

  • Regie: Walter Bockmayer
  • Musikalische Leitung: Alfons Nowacki
  • Bühnenbild: Ekkehard Kröhn
  • Kostüme: Tabea Blumenschein


Besetzung:

  • Frank-n-furter: Decoven C. Washington
  • Janet: Rotraut Rieger
  • Brad: Detlev Greisner
  • Magenta: Jutta Bryde
  • Riff-Raff: Fritz Briesemeister
  • Columbia: Sue Hürzeler
  • Dr. Everett Scott: Manfred Hilbig
  • Rocky: Till Krabbe
  • Eddie: Yoyo Petit
  • Erzähler: Siegfried Wittig
  • Usherette: Helmut Fülberth
  • Chor und Backing Vocals: Ulrike Eschenbruch, Frank Malz, Dieter Scholz

 

 

Premierenchronik

GB UA 19. Juni 1973 Royal Court Theatre Upstairs, London
USA EA 10. März 1975 Belasco Theatre, New York
D Dspr. EA 20. Januar 1980 Theater der Stadt Essen
A EA 17. Dezember 1983 Schauspielhaus, Wien
CH EA 9. Februar 1989 Stadttheater Bern
DDR EA 17. Juni 1990 Theater des Friedens, Halle/Saale

 

 

Inhaltsangabe

 

Das Stück erzählt die Geschichte der verklemmten Verlobten Brad Major und Janet Weiss, die - in den 1950er Jahren - während eines nächtlichen Unwetters auf dem Weg zu ihrem väterlichen Freund Dr. Everett Scott sind. Mitten in einer verlassenen Gegend haben sie eine Autopanne und versuchen deshalb, irgendwo ein Telefon aufzutreiben. Dabei gelangen sie an ein Schloss, wo sie zwar nicht telefonieren können, jedoch Zeuge unglaublicher Geschehnisse werden. Der Herr und Meister Frank-n-Furter, ein extrovertierter, Straps und Korsett tragender Transsexueller, lässt die beiden nicht mehr aus seinen Fängen. So müssen sie der Entstehung des künstlichen Hominiden Rocky beiwohnen, der ganz auf die sexuellen Bedürfnisse seines Schöpfers hin konstruiert ist. Auch einen Mord müssen sie mit ansehen und einem Kannibalenmahl beiwohnen. Im weiteren stürmischen Verlauf der Nacht besucht der Hausherr nacheinander Janet und Brad in ihren getrennten Schlafzimmern, gibt sich jeweils als der andere aus und entjungfert beide. Irgendwann ertappt Brad seine Verlobte sogar mit Rocky, worüber auch Frank-n-Furter erzürnt ist. Schließlich lässt der Hausherr alle in erotischer Unterwäsche den freien Sex besingen, einschließlich des eingetroffenen, im Rollstuhl sitzenden Dr. Scott, der für die Regierung UFOs aufspürt. Dies wird Riff-Raff und Magenta, zwei Hausangestellten, zu viel. Sie unterbrechen die Feier. Es stellt sich heraus, dass sie alle von einem anderen Planeten kommen, doch Franks Mission ist irgendwie schief gegangen. Die beiden erschießen Frank, Rocky und aus Versehen die flippige Columbia, die ebenfalls zufällig in die Versammlung geraten ist. Janett, Brad und Dr. Scott entkommen dem Ort des süßen Schreckens unversehrt, doch nicht unverändert, während Riff-Raff und Magenta sich mit dem Schloss ins Weltall beamen.

(Wolfgang Jansen)

 

 

Kritiken

 

"Schwer zu sagen, was ein eher schwächliches Kunstprodukt wie Richard O´Briens ´Rocky Horror Show´ zu einem Kultstück der Alternativkultur werden läßt. Unsereiner vermag nur irrationale Gründe auszumachen, vielleicht auch nur eine Serie sich akkumulierender Zufälle. Als die ´Rocky Horror Show´ Anfang der siebziger Jahre in einem kleinen Kino mit schmaler Bühne auf der Londoner King´s Road zu sehen war, schien sie nichts zu ihrer späteren Karriere zu prädestinieren. Vor lange halbleerem Parkett spielte man ein ziemlich ähnliches, nicht ganz uncharmantes Musical, das aus Kinomanie, Rockmusik, homophilen und bisexuellen Neigungen einen Unterhaltungsbrei kochte, von dem niemand so recht wußte, ob er ernst oder parodistisch gemeint war, geschweige denn, daß sich absehen ließ, daß in ihm die nostalgischen Neigungen einer Vielzahl Jugendlicher wie gesellschaftlich Unangepaßter ein Identifikationsobjekt finden würden.

Mittlerweile ist aus der armen Rocky-Horror-Bühnenshow von der King´s Road ein Kinofilm geworden, dessen Aufführungen eine Gemeinde von Rocky-Horror-Süchtigen in speziellerm Aufputz feiert wie ein Fest: mit dem Abbrennen von Wunderkerzen, dem Werfen von Reiskörnern und Luftschlagen, nicht zu vergessen dem Mitsingen der zu Schlagern gewordenen Lieder. Die Eingeweihten kennen praktisch jedes Wort und jede Pointe, und ein Regisseur, der die ´Rocky Horror Show´ nun in Szene setzt, hat nicht einfach nur ein Stück zu inszenieren, sondern gleichsam ein Erinnerungsfeld für die Fans zu bestellen, die im anderen (nun wieder ursprünglichen) Medium das Kinoerlebnis nicht nur wiederholen, sondern auch mit den gewohnten Riten begleiten möchten - so bizarr sie sich auch ausnehmen in einem konventionellen Opernhaus wie dem Essener, wo der Kölner ´Enten´-Filmer Walter Bockmayer die deutsche Erstaufführung inszenierte."

Jochen Schmidt: Zwittrige Eleganz der Dessous, "Roky Horror Show" in Essen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. Januar 1980. 

 

"Essen feiert im Stadttheater die ´deutsche´ Version der ´Rocky Horror Picture Show´. Als Inszenator dieses zur ´Oper´ avancierten Rock´n´-Grusel-Spektakulums fungiert kein Geringerer als Walter Bockmayer (´Flammende Herzen´). 

Doch dem Meister der Trivialkunst aus Köln gelang es nicht, wie jetzt die Premiere zeigte, die ohnehin dürftige Rahmenhandlung um einige Gangs, um eine Spur höheren Blödsinns (wie ansonsten bei ihm gewohnt) zu bereichern. So blieb denn die Filmversion als Gerippe, mit ungleichmäßig geringeren Mitteln auf die Bühne übertragen, und eine Handvoll Akteure, die, bis auf Decoven C. Washington (Frank-n-furter) den Moviestars gemessen an Ausstrahlung und stimmlicher Präferenz hinterherhinkten.

Nicht der bunte Mythologien-Zirkus aus Genre-Bildern des Kintopps - Frankenstein-Monster, Gruselkabinett, Slapstick-Einlagen und unheilvollen Figuren der Science-fiction-Welt - enttäuschte in erster Linie, sondern die abgespulte Mechanik des Geschehens. [...]

Fazit: Eine vollkommene Inszenierung war diese Essener Aufführung gewiß nicht. Ob sie indes trotz aller Mängel denselben Kult-Effekt wie der Film oder die Bühnenfassung des Londoner ´Dury Lane Theatres´ erzielen wird, bleibe dahingestellt."

Martin Woltersdorf: Eine Seifenkiste rast ins Orchester, Jetzt eine Oper: "Rocky Horror" in Essen. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 22. Januar 1980.

 

"Schon Wochen vor der Premiere wurde die deutsche Erstaufführung der ´Rocky Horror Show´ als Sensation der Theatersaison gefeiert. Die Bühnen der Stadt Essen, die das englische Erfolgsstück [...] jetzt herausgebracht haben, brauchen sich nicht über mangelnde Vorschußlorbeeren zu beklagen. Tatsächlich ist es sensationell, daß ein solch schwaches ´Werk´ wie dieses Grusical von Richard O´Brien seit nunmehr sieben Jahren im Kino und Theater Furore macht. 

Der ´Rocky Horror Show´ fehlt eigentlich alles, was ein gutes Bühnenstück ausmacht. Die Story von den grausigen Abenteuern des biederen Brautpaares Brad und Janet ist eine ziemlich wirre Mischung aus Transvestitenklamauk, plumpen Sex, Horrorschnulze und Science-fiction-Melodram. Auch durch die Musik wird sie nicht aufgemöbelt. Höchstens ein Song, ´Sidewalk´, hat Ohrwurmqualitäten. [...]

In anderen Passagen bekommt seine [Walter Bockmayer] Version gegenüber dem Film sogar parodistische Anklänge. Etwa bei der Erweckung von Rocky Horror. Leider unterstützt der deutsche Text von Horst Königstein diese Tendenz nicht konsequent. Zumal das Team Bockmayer/Nowacki dort, wo´s schwierig wurde, das englische Original beibehielt. Außerdem ist die Gesangstechnik der meisten Akteure so schwach, daß der Text der Songs oft kaum verständlich wird. [...]

Wenn die Premiere am Schluß dennoch leidlich bejubelt wurde - aber auch etliche Buhrufe waren zu hören -, dann vielleicht deshalb, weil zum Teil abenteuerlich maskierte Zuschauer von Anfang an fröhlich mitgemischt hatten und sich selbst endlich mindestens ebensoviel Beifall spedenten wie den Akteuren auf und hinter der Bühne."

Hans-Jörg Hussong: Charlyes teuflische Tante, Essen: O´Briens Musical "Rocky Horror Show" erstaufgeführt. In: Westdeutsche Allgemeine, 22. Januar 1980.

 

 

Medien / Publikationen

 

Audio-Aufnahmen

  • "The Rocky Horror Show". Original Cast London, 1973, Rhino R2 70792. (1xCD)
  • "The Rocky Horror Show". Original Cast, Roxy Los Angeles, 1974, Rhino R2 700 90. (1xCD)
  • "Die Rocky Horror Show". Original Cast Essen, 1980, Ariola 202 146-315. (1xCD)

 

Video / DVD

  • "The Rocky Horror Picture Show". US-Film aus dem Jahr 1975, 20th Century Fox. (1xDVD)

 

Literatur

  • James Harding: The Rocky Horror Show Book. London: Sidgwick & Jackson 1987.
  • Bill Henkin: The Rocky Horror Picture Show Book. The Twentieth Century-Fox Film Corporation, USA 1979.

 

 

Empfohlene Zitierweise


"Die Rocky Horror Show" ("The Rocky Horror Show") [Essen]. In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 31. Mai 2024.