Paradise City
Ein Shoppingmall-Musical
Musik von diversen
Buch von Cihan Inan
Musikalisches Arrangement / Komposition: Kai Titjen
Bühnenfassung: Malte Wirtz / Stefan Huber / Kai Titjen / Cihan Inan
Inszenierung
Uraufführung: 26. September 2020
Stadttheater, Bern, Schweiz
- Musikalische Leitung: Inga Hilsberg
- Regie: Stefan Huber
- Bühnenbild: Stephan Prattes
- Kostüme: Heike Seidler
- Choreografie: Danny Costello
- Licht: Christian Aufderstroth
- Video: Dennis Siebold / Monja Lalotra
- Ton: Bruno Benedetti / Braendan Davey / Urs Haller
Besetzung:
- Hannah: Florentine Krafft
- Mahmut: Luka Dimic
- Walter: Tobias Bonn
- Martin: Diego Valsecchi
- Kiki: Christoph Marti
- Vreni: Heidi Maria Glössner
- Eva: Chantal Le Moign
- Carola: Irina Wrona
- Sergio: Stefano Wenk
- Werner: Peter Zimmermann
- Felicitas: Millie Vikanis
- Kevin: Oliver Günter
- Tara: Lena Perleth
- Statisterie: Christina Iturrizaga / Sarah Meyer / Alexandra Rudolf / Pablo Conca / Dario Florez / Finnigan Inan / Benjamin Paul / Yonas Teklhaimanot / Daniel Wenger
- Sprecherstimme Intro: Cihan Inan
Muscal-Ensemble:
- Off-Chor / Kundin 1 / Mann im Frack / Mickey Mouse / Frau 1 im Lady Fit / Alte Kundin 1 / Badegast: Ronja Borer
- Off-Chor / Kundin 2 / Mann im Frack / Alte Frau im Lady Fit / Fred Astaire / Frau 3 im Lady Fit / Alte Kundin 2 / Badegast: Yael de Vries
- Off-Chor / Kundin 3 / Spanische Mutter / Mann im Frack / Alice im Wunderland / Frau 3 im Lady Fit / Alte Kundin 3 / Badegast: Anina Rosa
- Off-Chor / Kunde 4 / Mann im Frack / Charlie Chaplin / Mann in Rot / Alter Kunde 1 / Badegast: Tim Hunziker
- Off-Chor / Kunde 6 / Mann im Frack / Buster Keaton / Mann in Rot / Alter Kunde 3 / Zeitungsleser / Bodyguard / Badegast: Luciano Mercoli
- Off-Chor / Kunde 5 / Mann im Frack / Peter Pan / Mann in Rot / Alter Kunde 2 / Bodyguard / Badegast: Nicolo Soller
Premierenchronik
CH | UA | 26. September 2020 | Schauspielhaus, Bern |
Inhaltsangabe
"In der Shoppingmall Paradise City, kurz pc genannt, läuft der Countdown – noch vier Tage bis Gründonnerstag. Die Osterwoche ist traditionell das Highlight im pc- Jahreskalender. Der Osterhase «Paradiesli» begeistert Kinder und Kund*innen, und auf zahlreichen Flatscreens werden die aktuellsten Osterschnäppchen angepriesen. pc bietet alles, was das Kund*innen-Herz höherschlagen lässt: von Fitnesscenter und Beautysalon über Weinhandlung, Condomeria und Textilreinigung bis hin zu einem Bistro. Es ist wie ein kleines Dorf: eine Begegnungsstätte für Kleinfamilien, Rentner*innen, Schüler*innen, Menschen mit Migrationserfahrung, Arbeitslose und natürlich treue und kaufkräftige Kund*innen. Unter den Angestellten gibt es feste Grössen, die sich im positiven Sinne zum pc -Inventar zählen. Man arbeitet nicht nur in pc , man lebt hier. Und sämtliche Mitglieder dieser modernen Grossfamilie haben ihre Träume, Sehnsüchte, Ängste und Nöte. Doch die einst schillernde Shoppingmall scheint ihre besten Zeiten hinter sich zu haben. Die Umsätze sinken und dubiose Investoren liegen bereits auf der Lauer, um den Betrieb aufzukaufen. Aber noch besteht Hoffnung, den drohenden Untergang der Mall und ihrer kunterbunten Kund- und Belegschaft abzuwenden: Die gross angekündigte Präsentation des Parfüms «Gimme More» am Gründonnerstag. Der glamouröse Höhepunkt dieses Events ist der Starauftritt des Models der «Gimme More»-Werbekampagne – eine ehemalige Mitarbeiterin des «Beauty Palace» und (nicht unumstrittene) Gewinnerin der letztjährigen Miss-Paradise-Wahl. Da müssen die Verkaufszahlen ja in die Höhe schnellen! Wären da nur nicht die wiederholten Demolierungen der «Gimme More»-Plakate, welche die Mitarbeitenden zu gegenseitigen Verdächtigungen veranlassen.
Für den kauzigen Head of Security ist dies eine willkommene Gelegenheit, sich zu profilieren. Für ihn steht schnell fest, dass hinter diesem skrupellosen Vandalismus jemand aus der PC-Crew steckt. Mit verbissenem Übereifer versucht er, den*die Täter*in zu stellen. Die Angestellten haben nicht nur alle Hände voll damit zu tun, ihre Unschuld zu beweisen, sondern nebenbei auch ihre Alltagssorgen zu bewältigen. Denn es gilt, einen anonymen Rosenkavalier ausfindig zu machen, Verkupplungsversuche auszuhecken oder ihnen zu entgehen, Schönheits- und Talentshows zu gewinnen und ein Berufsethos zu verteidigen."
(Programmheft der UA)
Kritiken
"Zur Saisoneröffnung liess das Publikum seine Bedächtigkeit fahren und feierte die Uraufführung des Musicals «Paradise City» mit Ovationen und frenetischem Applaus. Denn wer hat so etwas schon einmal gesehen? Auf der historischen Stadttheater-Bühne lassen zum Finale alle Männer die Hüllen fallen. «The Full Monty» wie im Film von Peter Cattaneo ist es zwar nicht, es kommt hier nicht zum Letzten wie bei den bankrotten Stahlarbeitern in Sheffield. In Bern bleibt das Feigenblatt stehen. «Paradise City» macht es möglich: ein Musical aus filmischen und musikalischen Zitaten – aber auch aus biografischem Material des Autors und Schauspieldirektors Cihan Inan. Seine türkischen Wurzeln durchziehen die Geschichte vom ersten bis zum letzten Bild.
[...] Für ihre gemeinsame Inszenierung ziehen Inan und der Regisseur Stefan Huber als sein Sparringspartner alle Register. Vor allem aber hat man ein hinreissendes Ensemble mit auffälliger Tanzbegabung verpflichtet. Auffallend ist allerdings auch der hohe Anteil an Gästen, etwa die Publikumslieblinge Tobias Bonn und Christoph Marti, besser bekannt als Geschwister Pfister.“
Daniele Muscionico: Ein bißchen Frieden und ganz viel Sex. Der Worte sind genug gewechselt, das Musical boomt - jetzt auch in Bern mit der Uraufführung von "Paradise City". In: Neue Zürcher Zeitung, Nr. 337, 28. September 2020.
"Wer gefährdet hier auf der Bühne des Berner Stadttheaters die anstehende Werbeveranstaltung, von der man sich im Kaufhaus Kundschaft und letztlich Investorengelder erhofft? Diese Frage zieht sich wie bei einer Detektivgeschichte durch den Abend, der gleich heisst wie der Konsumtempel selbst. Und doch ist «Paradise City», geschrieben von Cihan Inan, dem Schauspielchef von Konzert Theater Bern, keine blosse Kriminalstory, sondern verfügt über ein paar inhaltliche Stockwerke mehr. Und: Es wird ausgiebig gesungen und getanzt.
[...] Cihan Inan hat seine Shoppingmall-Geschichte mit insgesamt dreizehn Songs angereichert, mit denen die Schweiz in den Jahren 1963 bis 2008 beim Eurovision Song Contest angetreten war. Klar, dass da vor allem ein älteres Publikum selig mitwiegt, wenn das Ensemble «Cinéma» von Paola oder «Vivre» von Carole Vinci schmettert. Musikalisch ist da wenig zu bemängeln: Das Berner Symphonieorchester in reduzierter Formation, aber verstärkt mit einem Schlagzeuger, einem Stromgitarristen und einem Bassisten, lässt die gefühlsduseligen Chansonmelodien voller Süsse aufwallen und beweist immer wieder stilsicheren Schunkel-Groove (musikalisches Arrangement und Komposition: Kai Tietje; Leitung: Inga Hilsberg)."
Lena Rittmeyer: Es brennt im Einkaufsparadies. Alles auf Unterhaltung gebügelt. Das Musical "Paradise City" von Cihan Inan dreht sich um eine Shoppingmall und ihr Personal. Ein spektakulärer Abend mit Hits und Kitsch - und etwas platten Figuren. In: Der Bund, 28. September 2020, Seite 25.
"Zum krönenden Schluss kommt es dann doch noch.«Iosenzate» von Peter, Sue & Marc darf nicht fehlen, wenn die Schweizer Eurovision-Song-Contest-Hits gesungen werden. Mit dem letzten Ton entfährt in der 6. Reihe des Stadttheater-Parketts einem Pensionär ein «Yeah!». Es ist Marc «Cuco» Dietrich, der 1981 mit Sue Schell und Peter Reber in Dublin auf der Bühne stand und den 4. Platz holte. Nicht nur Dietrich ist begeistert. Zur Premiere des Musicals «Paradise City» gibt es Standing Ovations. Im Musical von Cihan Inan stimmt vieles. Der Schauspieldirektor, der Ende Saison abtreten wird, verknüpft im zweieinhalbstündigen Stück eine Liebeskomödie mit dem ESC-Liedgut. Dramen, Missverständnisse, ein Verbrechen und viel Sehnsucht und Liebe gibt es – also alles, was das Herz begehrt."
Michael Feller: "Paradise City" 12 Points. Das Musical vom Schauspielchef Cihan Inan sorgt bei der Premiere für Standing Ovations. Kein Zufall: Konzert Theater Bern scheut für die ESC-Hommage keinen Aufwand. In: Berner Zeitung, 28. September 2020, Seite 27.
Empfohlene Zitierweise
"Paradise City". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 10. November 2020.