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Das Paradies der Schwiegersöhne (Vök iskolája)

Operette in sechs Bildern


Musik von Ferenc Farkas
Buch von Rudolf Török
Liedtexte von Ernst Innocent-Vincze
Deutsche Bearbeitung von A. E. Möhwald
Liedertexte von Mauricy Janowsky
Deutsche Fassung von Karl-Heinz Siebert

 

 

Inszenierung


DDR-Erstaufführung: 22. Januar 1965
Volkstheater, Halberstadt, DDR

  • Musikalische Leitung: Egon Reichel
  • Regie: Hans-Peter Eichhorn
  • Choreographie: Brigitte Reinhardt
  • Bühnenbild und Kostüme: Siegfried Rennert
  • Chöre: Wolfgang Huth

 

Besetzung:  

  • Frau Fisch: Elisabeth Hoffmann
  • Vilma, eine ihrer Töchter: Christiane Hofmann
  • Sari, eine ihrer Töchter: Ulrike Buhlmann
  • Panni, eine ihrer Töchter: Waltraud Bartelt / Anne-Marie Lautenbach
  • Döme, Vilmas Mann: Karl-Heinz Müller-Walther
  • Michael Joe, Steuermann auf einem Donaudampfer: Hans-Peter Eichhorn / Helmut-Michael Kraus
  • Martin Maczonya, Fischeinkäufer: Günter Osterburg
  • Buzas, Bürgermeister: Hermann Rohne
  • Takaros, Stationsvorsteher: Darius Mudra / Fritz Wenzel
  • Olga, eine junge Dame aus Budapest: Waltraud Hieber
  • Ein Arzt: Bruno Müller
  • Chor / Tanzgruppe / Orchester des Volkstheaters Halberstadt

 

 

 

 

Premierenchronik

HUN UA 31. Mai 1958 Fővárosi Operettszínház, Budapest
DDR Dspr. EA 22. Januar 1965 Volkstheater, Halberstadt

 

 

 

Inhaltsangabe


"Wie andere Dörfer auch, hat Dunaszilvas einen Bürgermeister. Er heißt Buzas. Dunaszilvas hat aber, und damit unterscheidet es sich allerdings rein äußerlich von vielen anderen Dörfern, einen Bahnhof. Der Stationsvorsteher heißt Takaros. Auch in Dunaszilvas wohnen junge und alte Leute, Verliebte und Verheiratete, Witwen und Junggesellen. Jeder hat seine großen und kleinen Sorgen und Freuden -  wie überall. Die Bewohner feiern Kirchweih, Geburtstag, Hochzeit - wie überall. Es gibt Schwiegersöhne und Schwiegermütter - wie überall. Doch halt! Eine Besonderheit hat Dunaszilvas: man nennt es seit einigen Jahren 'Das Paradies der Schwiegersöhne‘, und darauf sind alle Bewohner, besonders aber die Schwiegersöhne und die Schwiegermütter, stolz!

Touristen, wissensdurstig und entdeckerfreudig wie sie sind, bzw. es sein sollten, würden - kämen sie doch einmal von Budapest mit dem kleinen Bummelzug oder mit einem Donaudampfer nach Dunaszilvas - von den Einwohnern erfahren, warum es ein Paradies der Schwiegersöhne ist und weshalb alljährlich zur Zeit der Weinlese der traditionelle 'Schwiegermütterball‘, Höhepunkt der festlichen Ereignisse in diesem Dorf, stattfindet. Hat man Glück und trifft sogar noch Bürgermeister Buzas oder Stationsvorsteher Takaros, so kann man aus erster und bester Quelle folgendes erfahren: Der Schwiegermütterball wird hier anläßlich des Abschlusses des Friedensvertrages von Dunaszilvas gefeiert, mit dem ein langjähriger erbitterter Streit zwischen den Schwiegersöhnen und den Schwiegermüttern im Dorfe beendet wurde. Nach einem alten Gesetz gehörte nämlich der ganze Grund und Boden den Schwiegermüttern, denn bei einer Heirat der Töchter wurde der Grundbesitz auf den Namen der jungen Frau in das Grundbuch eingetragen. So waren - in der Praxis - die Schwiegersöhne schließlich nichts weiter als 'angeheiratete Knechte‘, die von den Schwiegermüttern auf Grund ihrer 'Machtposition‘ auf vielerlei Art schikaniert und tyrannisiert wurden. Das ging jahrelang so. Besonders die resolute, verwitwete Frau Fisch, Mutter von zwei reizenden, unverheirateten Töchtern, die den Namen Panni und Sari trugen, sowie Schwiegermutter von Döme, der ihre Tochter Vilma heiratete, war ein Musterbeispiel der (glücklicherweise selten gewordenen) tyrannisierenden Schwiegermutter und hieß daher (bei den Männern) nicht zu Unrecht 'Schwiegermuttergeneral von Dunaszilvas‘. Eines Tages war es nun soweit: die Revolte der Schwiegersöhne brach los. Zuerst fing es natürlich im Hause von Frau Fisch an, aber der Funke  zündete schnell: ging es doch um die Durchsetzung der Gleichberechtigung und Achtung des Mannes im allgemeinen und des Schwiegersohnes im besonderen. Wie es schon der vor langer Zeit (um 445 - 386 v. u.  Z.) lebende griechische Dichter Aristophanes in seiner Komödie 'Lysistrata‘ erzählte, daß nämlich die kluge Lysistrata gemeinsam mit den Frauen von Athen in den Ehestreik trat, um damit ihre kriegslüsternen Männer zur Vernunft zu bringen, so handelten rund 2350 Jahre später, nunmehr im umgekehrten Sinne, die Männer von Dunaszilvas, ganz gleich ob Ehemann oder Schwiegersohn. Sie wollten durch die Unzufriedenheit ihrer Frauen die an den Zuständen alleinschuldigen Schwiegermütter ebenfalls zur Vernunft bringen. So zog also die 'Herrlichkeit‘ des Dorfes unter Führung von Döme und Takaros hinaus in den Wald, die Frauen und Schwiegermütter mit aller Arbeit zurücklassend. Noch heute ist, als Spottlied allerdings, der Kampfgesang bekannt, der einst durch das Dorf schallte:

Lysistrata, Lysistrata,
genau wie einst die Männer
müssen sich die Weiber fügen,
und wir werden siegen.
Lysistrata, Lysistrata,
so klingt es durch die Lande,
wir wollen los vom Schürzenbandel!
Schluß mit dieser Schande!

Während die Männer im Walde einer ehrsamen Arbeit nachgingen, bahnte sich im Dorfe selbst eine Katastrophe an: die Arbeit mußte bewältigt werden - ohne Mann, auf der Kirchweih mußte man tanzen - ohne Mann - alles ohne Mann! Mit List und Tücke, mit allen weiblichen Verführungskünsten, die den Schwiegermüttern einfielen und deren die jungen Frauen fähig waren, versuchte man, die Männer zurückzuholen. Doch hier bewiesen die Männer, daß sie Männer waren - sie blieben, wenn es auch verständlicherweise besonders den jungverheirateten schwerfiel - standhaft und zwangen schließlich, ebenfalls mit List und Tücke, die Schwiegermütter (allen voran Frau Fisch) zur Unterzeichnung eines vom Bürgermeister Buzas verfaßten und von allen Männern beschlossenen Friedensvertrages. Dieser lautet: In der Familie gibt es weder Herr noch Knecht. Das neue Leben beginnt, die alten Gewohnheiten müssen aufhören. Der Boden und der Besitz gehört den Schwiegermüttern und den Schwiegersöhnen, allen, dem ganzen Dorf.

Somit wurde die Alleinherrschaft der Schwiegermütter in Dunaszilvas beseitigt. Na, und ist das etwa kein Grund zum Feiern des Schwiegermütterballes? Alle Einwohner sind seitdem glücklich und zufrieden, insbesondere die Schwiegersöhne mit ihren Schwiegermüttern und die Schwiegermütter mit ihren Schwiegersöhnen. Ganz besonders glücklich wurden aber drei Paare, die ersten, die unter den neuen Lebensbedingungen die Ehe schlossen: Sari und der Steuermann Michael, Panni und  Martin, Einkäufer bei einer Budapester Fischhandelszentrale;  ja und sogar Frau Fisch, die dem alten Junggesellen Takaros ihre Hand nicht versagte!“

aus dem Programmheft zur UA, 1965

 

 

 

 

Kritiken

 
"Da ist die herkömmliche Operettenkonstruktion aus Liebe - Eifersucht - Happy End, da findet sich das alte Schema der Operettenpaare, unglaubhafte, mit dem Augenzwinkern 'es ist ja eine Operette', angebotene Situationen, kalauernde Dialoge mit vielen Längen (die man ja streichen kann) und schließlich die zum großen Teil arg zurechtgezimmerten Liedertexte [...]. Die Musik von Ferenc Farkas, der für seine Operette 'Heiße Herzen im Ungarnland' dereinst den Kossuth-Preis erhielt, bringt auch nur wenig aufregende Reprisen. Natürlich Csárdás-Klänge, auch Walzer und Marsch - Folklore wird großgeschrieben. Alles in allem: konventionelles ungarisches Operettenkolorit."

Ingrid Seyfart: Paradies der Schwiegersöhne. In. Theater der Zeit, Heft 5 / 1965, Seite 27.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Das Paradies der Schwiegersöhne (Vök iskolaja)". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 25. Januar 2024.