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Parade

Musical in zwei Akten


Musik und Songtexte von Jason Robert Brown
Buch von Alfred Uhry
Mitkonzipiert und am Broadway inszenniert von Harold Prince
Deutsche Übersetzung von Wolfgang Adenberg  

 

 

Inszenierung


Deutschsprachige Erstaufführung: 15. April 2023
Theater, Regensburg, Bundesrepublik Deutschland

  • Musikalische Leitung: Alistair Lilley
  • Regie und Choreografie: Simon Eichenberger
  • Bühne und Video: Sam Madwar
  • Kostüme: Aleš Valášek
  • Licht: Martin Stevens, Simon Eichenberger
  • Chöre: Alistair Lilley, Matthias Schlier

 

  • in Kooperation mit dem Cantemus-Chor Regensburg

 

Besetzung:  

  • Leon Frank: Alejandro Nicolás Firlei Fernández
  • Lucille Frank: Fabiana Locke
  • Junger Soldat / Britt Craig: Paul Kmetsch
  • Alter Soldat / Tom Watson / Wächter: Michael Daub
  • Frankie Epps / Wächter: Felix Rabas
  • Mary Phagan: Robin Elisabeth Wühl
  • Newt Lee / Riley: Mario Mariano
  • Iola Stover: Julia Bothschafter
  • Monteen: Johanna Pfaffel
  • Essie: Olivia Ramsteiner
  • Mrs. Phagan / Sally Slaton: Kathrin Berg
  • Hugh Dorsey: Benedikt Eder
  • Minola (Minnie) McKnight / Angela: Louisa Heiser
  • Jim Conley: William Baugh
  • Gouverneur Slaton: Seymur Karimov
  • Richter Roan / Officer Starnes: Jonas Atwood
  • Luther Rosser: Lennart Gottmann
  • Officer Ivey / Mr. Peavy: Felix Scharff

 

 

Parade 1

Alejandro Nicolás Firlei Fernández (als Leo Frank), Ensemble

© Theater Regensburg / Foto: Marie Liebig

 

 

 

Premierenchronik

USA UA 17. Dezember 1998 Vivian Beaumont Theater at Lincoln Center, New York
GB EA 24. September 2007 Donmar Warehouse, London
D Dspr. EA 15. April 2023 Theater, Regensburg

 

 

 

Inhaltsangabe

 

"Nach einer wahren Begebenheit: Atlanta, Georgia. 1913. Leo Frank, ein in Brooklyn geborener Jude, wird fälschlicherweise beschuldigt, Mary Phagan – ein junges Mädchen, das in der von ihm geleiteten Fabrik arbeitet – vergewaltigt und getötet zu haben. Der öffentliche Aufschrei über den Tod des Mädchens wird zusätzlich von politischen Opportunisten und einer tollwütigen Presse geschürt. Leo Frank wird durch einen 'Jahrhundert-Prozess' getrieben, für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Durch den Nachweis von Falschaussagen und dem Fehlen von Beweisen überzeugt seine heldenhafte Frau Lucille den Gouverneur, das Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe umzuwandeln. Trotz dieser Revision erhängt ein Lynchmob Leo Frank in Mary Phagans Heimatstadt Marietta, Georgia."

(aus: Programmheft des Theaters Regensburg)

 

 

Parade 2

Ensemble

© Theater Regensburg / Foto: Marie Liebig

 

 

Kritiken

 
"In diese Neubewertung reiht sich nun die Erstaufführung der deutschsprachigen Fassung von Wolfgang Adenberg am Theater Regensburg ein, und – dies vorweg – viel besser kann man das an einem Stadttheater wohl nicht machen. Vor dem Hintergrund der stets präsenten Bleistiftfabrik (Leo Franks Arbeitsplatz als Direktor und Ort des Verbrechens) finden mittels Dreh- und Hebebühne reibungslose Szenenwechsel statt. Was hier von Regisseur Simon Eichenberger bestens koordiniert in Sachen Bühnenraffinesse (Sam Madwar), Kostümvielfalt (Aleš Valášek) und Lichtstimmung (Martin Stevens) aufgefahren wird, wäre eines spezialisierten Musicaltheaters jederzeit würdig.

[...] Die handwerkliche Musical-Geschmeidigkeit, mit der sich das alles abspielt, die gekonnte Stilvielfalt mit Folk-, Swing- und Rhythm & Blues-Anklängen und die farbige Instrumentation können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich Brown allzu oft auf Broadway-Konventionen verlässt. Bis auf das Finale des ersten Aktes, einer dissonanten Überlagerung diverser Schichten à la Charles Ives, vermisst man in der Partitur jene schmerzhaften Widerhaken, die dem Stoff adäquat wären. Statt gezielte Schläge in die Magengrube zu verteilen, kippt Brown immer wieder beschwichtigende Streicher-Hörner-Soße über die bittere Grundsubstanz. Besonders mutlos ist die Lynchszene, für die Brown nach dem wahrhaft ergreifenden Moment, da Leo Frank mit der Schlinge um den Hals das einsame Gebet 'Sh’ma Yisrael' anstimmt, nicht mehr einfällt, als zu den Trommeln der rahmen- und titelgebenden Konföderierten-Parade einen Allerweltsakkord zu wiederholen.

[...] Vor dem Theater am Bismarckplatz waren am Premierenabend Streifenwagen postiert. Wie die Mittelbayerische Zeitung berichtet, hatte ein Anrufer Störungen angekündigt und dem Theater vorgeworfen, einem jüdischen Kinderschänder eine Bühne zu bieten. Dies und die Tatsache, dass auch die Wiederaufnahme am Broadway von Nazi-Protesten gestört wurde, zeigt, wie notwendig die Erinnerung an diesen Fall ist, der zur Gründung der Anti-Defamation League führte. Ob die künstlerische Form, die Jason Robert Brown und Alfred Uhry dafür gefunden haben, eine angemessene ist, darüber kann man sich nun anhand der beinahe exemplarischen Regensburger Produktion seine eigene Meinung bilden."

Juan Martin Koch: Ernster Stoff, geschmeidiges Musical – das Theater Regensburg stellt „Parade“ zur Diskussion. In: nmz, Neue MusikZeitung online, 16. April 2023.

 

"Ein 18-köpfiges Ensemble, dazu Chor und Statisterie, 40 Orchestermusiker, historische Kostüme, ein sich ständig änderndes Bühnenbild - ein Kraftakt für das Theater Regensburg. Doch bei aller Gigantomanie ist ´Parade´ vor allem eins: ein sehr gutes Stück. [...]

Die musikalischen Wurzeln von Browns Komposition liegen in der Südstaaten-Musik des frühen 20. Jahrhunderts: Blues, Dixie, der typische Klang der Marschmusik-Kapellen. Er erweitert um einen bedrohlichen Unterton, scheut weder große Hymnen noch zarte Melodien. ´Parade´ war das erste ´richtige´ Musical des bei der Uraufführung gerade mal 28-Jährigen und brachte ihm einen Tony Award ein. [...] Es ist schlicht grandios, wie Brown mit den Stilen spielt. Er schafft große pathetische und filigrane transparente Momente. Dabei verlangt er durch knifflige Rhythmen und Partien mit ordentlichem Tonumfang Ensemble und Orchester einiges ab. Das Philharmonische Orchester Regensburg stellt sich der Herausforderung. Dirigent Alistar Lilley kitzelt aus seinen Musikerinnen und Musikern feinstes Pianissimo heraus und schwingt sie zu massiven Fortissimo auf. Leider ist deswegen nicht immer jeder Darsteller richtig gut zu verstehen. [...]

`Parade´ ist ein Musical-Meisterwerk, auch wenn die Figurenzeichnung nicht immer überzeugt. [...] Es sollten sich mehr deutschsprachige Bühnen an ´Parade´ wagen. Die Auswüchse populistischer Hetze zu zeigen, ist heute aktueller und wichtiger denn je."

Ingo Göllner: Parade, Am Tag der Parade zum Memorial Day. Online-Portal "musicalzentrale.de", ohne Datum.

 

 

Parade 3

Michael Daub (als Wächter), Lennart Gottmann (als Luther Rosser) und Alejandro Nicolás Firlei Fernández (als Leo Frank)

© Theater Regensburg / Foto: Marie Liebig

 

 

Medien / Publikationen


Audio-Aufnahmen

  • "Parade". Original Broadway Cast, 1999. RCA 09026-63378-2. (1xCD)
  • "Parade". Original London Cast, 2007. First Night Records 99. (2xCD)

 

 

Kommentar

 

Bereits 2017 wurde vom Freien Musicalensemble in Münster in eigener Übersetzung eine erste deutschsprachige Aufführung gezeigt. In Regensburg lief die erste professionelle Aufführung des Werks in deutscher Übersetzung.

 

 

 

Empfohlene Zitierweise

 
"Parade". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 22. Mai 2023.