Non(n)sens (Nunsense)
Musical
Musik, Buch und Gesangstexte von Dan Goggin
Deutsche Fassung von Thomas Woitkewitsch
Inszenierung
Deutsche Erstaufführung: 8. Dezember 1989
Kammerspiele, Düsseldorf, Bundesrepublik Deutschland
- Regie: Gert Becker und Frank Croszey
- Musikalische Einstudierung: Peter Frass-Wolfsburg und Stephan Ohm
- Kostüme: Evi Drahozal
Besetzung:
- Schwester Maria Regina, die Mutter Oberin: Angèle Durand
- Schwester Marie Hubert: Natalie Reese
- Schwester Maria Robert Ann: Bettina Brockmann
- Schwester Maria Amnesia: Michaela Kametz
- Schwester Marie Leo: Mary C. Berner
- Schwester Maria Harmonika: Stephan Ohm
Premierenchronik
USA | UA | 12. Dezember 1985 | Cherry Lane-Theatre, New York |
GB | EA | 23. März 1987 | Fortune Theatre, London |
A | Dspr. EA | 1. Oktober 1989 | "Graumann Off Broadway"-Theater, Wien |
D | EA | 8. Dezember 1989 | Kammerspiele, Düsseldorf |
CH | EA | 30. Dezember 1989 | Kellerbühne, St. Gallen |
Inhaltsangabe
"Ursprünglich als Missionsorden gegründet, waren die ´Kleinen Schwestern von Hoboken´ in einer Leprakolonie auf einer kleinen Insel südlich von Frankreich tätig, mußten jedoch einer Gruppe protestantischer Missionare weichen und kehrten in ihr Kloster nach Hoboken zurück. Dort gerieten sie bald in Vergessenheit und wären wohl auch nie wieder aufgefallen, wenn nicht eines Tages die Köchin des Ordens, Schwester Marie Julia - ein Kind Gottes - die unglückliche Idee gehabt hätte, ein neues Rezept für Fischsuppe auszuprobieren...
Die Mutter Oberin und vier ihrer Mitschwestern waren an jenem Tag in der Stadt - beim Bingo. Als sie ins Kloster zurückkehrten, fanden sie alle 52 Schwestern des Ordens mit dem Gesicht im Suppenteller - tot! Da es dem Orden an Geld ermangelte, um die verblichenen Schwestern zur letzten Ruhe betten zu können und auch der Verkauf von Ansichtskarten mit Nonnenportraits nur 48 Beerdigungen ermöglichte - vor allem, weil sich Mutter Oberin verkalkuliert und aus dem Erlös einen Videorecorder für das Kloster gekauft hatte, war guter Rat teuer. Doch schließlich hatte sie eine Idee: sie würde mit ihren noch lebenden Mitschwestern eine Show im Festsaal der Klosterschule auf die Beine und Bühne stellen... NUNSENSE."
(aus: Programmheft der deutschsprachigen Erstaufführung von "Nonsense" im Graumann Off Broadway, Wien)
Kritiken
"´Geht mit Gott, aber flott!´ Noch deutlicher konnte Mutter Oberin wirklich nicht werden, um die ihr und ihren fünf Nonnen zujubelnden Zuschauer schließlich an die Luft zu setzen. Mehr als zwei Stunden war der Teufel im Kloster los, hatten die mit schwarzem Ornat versehenen Schwestern singend, tanzend und herumalbernd ihren ´Non(n)sense´-Abend abgezogen. Denn es mußte - laut Drehbuch - für einen guten Zweck, der nicht verraten werden darf, Geld in die heiligen Mauern geschafft werden. Wenn es nach dem Gelächter und Schlußapplaus geht, wird in den kommenden Wochen die Kasse ständig klingeln. Solch ein Vergnügen hat man in den Kammerspielen noch nicht erlebt.
[...] Mit seiner Show im Kloster, von ebenso frommen wie aufgeschlossenen Nonnen gestaltet, hat er [Dan Goggin], ohne abgedroschene Klischees einzusetzen, herzerfrischende Fröhlichkeit auf die Bühne gezaubert. Die Konstellation ist menschlich verständlich, sie bricht komisch und unerwartet über die Zuschauer herein. Wenn dann noch fünf verschiedene Charaktere unter den Kutten sichtbar werden, ihr Verhältnis zum aufopfernden Beruf nicht vergessen wird, aber auch die Machtverhältnisse unter den frommen Frauen liebevoll karikiert werden, dann erhält selbst ein leichtes Musical auf einmal Tiefgang."
Dieter Westecker: Im Nonnenkloster ist der Teufel los, Musical "Non(n)sens" in den Kammerspielen erstaufgeführt. In: Westdeutsche Zeitung, 11. Dezember 1989.
"Um es vorweg zu sagen: Diese spritzige Revue ist umwerfend komisch, beste Unterhaltung. Die Mittel sind dabei denkbar einfach. Fünf Darstellerinnen in Nonnentracht, die singen, spielen, tanzen, Fitniss-Übungen betreiben, auf dem Besen reiten oder im Pinguin-Schritt stolzieren, werden von einem einzigen männlichen Mitstreiter - als Schwester Monika Harmonika ebenfalls in weiblicher Tracht - auf dem Klavier musikalisch (bestens) betreut. Ohne jede Unterbrechung reihen sich Sketch an Sketch, Song an Song. Die temperamentvollen Nonnen legen ein tolles Tempo vor. [...]
´Keine Feier ohne Schleier!´, ´Sag immer Ja und Amen!´, ´Nonnen haben keine Ohren´ - mit Nonsensversen dieser Art ist die Revue in der Übertragung von Thomas Woitkewitsch reich gespickt. Musikalisch macht man Zitat-Anleihen bei Vorbildern von ´Porgy and Bess´ bis ´My Fair Lady´. [...]
Das geschmacklich immerhin prekäre Unternehmen gelingt durch Takt und Können und ohne, daß die Nonnen-Mission lächerlich gemacht würde."
Heidrun Pieper: Beschwingte Schwestern - ohne Peinlichkeiten, Premiere "Non(n)sens in den Kammerspielen. In: Rheinische Post, 12. Dezember 1989.
"Dieses Musical von Dan Goggin, das u.a. schon erfolgreich in New York, London und Wien gelaufen ist bzw. noch läuft, wird nun in Düsseldorf in einer deutschen Fassung von Thomas Woitkewitsch präsentiert.
Auch an eben dieser deutschen Fassung mag es liegen, daß mich zumindest im ersten Teil des Abends die Nonnendarbietungen recht kalt gelassen haben. Zu gezwungen wirkt vieles und zu sehr kommt man sich vor, wie in einer richtigen Wohltätigkeitsshow und nicht wie in der Parodie einer solchen.
Da gibt es (gegenüber der Londoner Fassung) unverständliche Striche wie z.B. die Erzählung über die Missionstätigkeit des Ordens mit anschließendem Zuschauerquiz. Ebenso bedauerlich sind die teilweise grässlichen Reime Mamma/Hammer und Mutter/Butter. Daneben stehen allerdings auch sehr komische Einfälle wie ´Bevor Du in Dein Kissen beißt, nimm´ Klosterfrau Melissengeist!´
Insgesamt aber ist der Text im ersten Teil bei weitem nicht so frech wie in der Originalfassung. So heißt es in der Szene mit der Bauchrednerpuppe an einer Stelle: ´Du darfst ES nicht machen´ als Übersetzung von ´You can´t screw around´.
Nach der Pause wird dann alles besser [...]. Am Ende ist man so begeistert von dem ganzen Nonsens, daß man nur ungerne befolgt, was die Mutter Oberin befiehlt: ´Geht mit Gott, aber flott!´
Diese Begeisterung ist im Wesentlichen auf die Einsatzfreude der fünf tapferen Schwestern zurückzuführen."
T. Heilandt: Düsseldorf: Non(n)sense. In: Musicals, Das Musicalmagazin, Heft 21, Februar/März 1990, Seite 11.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Nunsense", Musical von Dan Goggin, Original Cast Recording, The Nunsense Theatrical Company, Studio-Einspielung, New York 1986, CDSBL 12589 (1xCD).
- Non(n)sense" Musical von Dan Goggin, Original Cast Recording, Live-Aufnahme, Musical Theater Ensemble, Hanau 1996, (ohne Bestellnummer) (1xCD).
- "Non(n)sens", Musical von Dan Goggin, Original Cast Recording, Theater Tribüne, Berlin 2003, Tribüne CD 2702 2003 (1xCD).
Literatur
- C.-P. von Maldghem: Allein unter Nonnen: Mr. Nunsense Dan Goggin. In: Musicals, Das Musicalmagazin, Heft 60, August/September 1996, Seite 14-15.
Kommentar
Die bundesdeutsche Textbuchfassung von Thomas Woitkewitsch wurde schon bald nach der Premiere überarbeitet. Insofern finden sich in späteren Fassungen auch als Übersetzer Markus Weber und Benjamin Baumann angegeben.
Empfohlene Zitierweise
"Non(n)sense" ("Nunsense"). In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 3. Juli 2020.