Moses - Die 10 Gebote
Musical
Musik von Dieter Falk
Buch und Liedtexte von Michael Kunze
Orchestration und Arrangements von Michael Reed
Inszenierung
Uraufführung: 23. Februar 2013
Theater St. Gallen, Schweiz
- Musikalische Leitung: Robert Paul
- Regie: Martin Duncan
- Choreographie: Nick Winston
- Bühne: Francis O´Connor
- Kostüme: Joan O´Clery
- Videodesign: Sven Ortel
- Lichtdesign: Michael Grundner
- Tondesign: Stephan Linde, Christian Scholl
- Chor: Michael Vogel
Besetzung:
- Moses: Lukas Hobi
- Ziporah: Sophie Berner
- Naroch: Thomas Borchert
- Ramses: Stefan Poslovski
- Aaron: Frank Winkels
- Hotcheb: Kerstin Ibald
- Miriam / Ensemble: Sophia Gorgi
- Pyron / Ensemble: Patricia Meeden
- Sethos / Jethro / Ensemble: Andreas Kammerzelt
- Haremhab / Ensemble: Siegmar Tonk
- Gottes Stimmer: Wolfgang Pampel
- Israeliten, Ägypter und in weiteren Rollen: Natalya Bogdanis, Ilse La Monaca, Rachel Marshall, Heidy Suter, Simon Eichenberger, Stefan Stara, Robert Johansson, Sebastian Smulders
Stefan Poslovski (als Pharao), Ensemble © Theater St. Gallen / Foto: Toni Suterg |
Premierenchronik
CH | UA | 23. Februar 2013 | Theater St. Gallen |
Inhaltsangabe
"Die Israeliten verrichten in Ägypten Slavendienste und träumen vom Gelobten Land. Aaron prophezeit, dass sein Bruder Moses sie alle retten wird. Doch Naroch, der Oberpriester, schenkt ihm keinen Glauben, denn nur Gott könne das Volk retten. Unterdessen stirbt der Pharao Sethos und übergibt die Krone seinem Sohn Ramses, der von nun an gottgleich über Ägypten herrscht. Moses, der im Palast aufgewachsen ist, soll dem neuen Pharao als Ratgeber zur Seite stehen. Doch Ramses ist von dem Wunsch seines Vaters nicht begeistert und offenbart Moses seine wahre Herkunft.
Moses sucht im Steinbruch bei den Israeliten Antworten auf seine Fragen und trifft tatsächlich auf seinen Bruder Aaron und seine Schwester Miriam. Als Moses Zeuge wird, wie ein Aufseher eine schwangere Israelitin misshandelt, eilt er ihr zur Hilfe und tötet den Ägypter. Er soll verhaftet werden, doch Moses gelingt die Flucht.
In Midian trifft er auf Ziporah und ihre Familie, verbringt sieben Jahre bei ihnen und nimmt Ziporah zu seiner Frau. Beide verlassen Midian, um eine eigene Familie zu gründen. Doch Moses wird von Gott berufen, sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei zu befreien. Als Ziporah von seinem Auftrag erfährt, steht sie an seiner Seite und ermutigt ihn, das zu tun, was das Herz befiehlt. Für sie ist es keine Frage, Moses nach Ägypten zu begleiten. Fortan ist auch Aaron an der Seite seines Bruders und unterstützt ihn als sein Wortführer.
Natürlich möchte Ramses seine Sklaven nicht einfach ziehen lassen. Die Warnung vor den schrecklichen Konsequenzen schlägt er in den Wind und verschärft die ohnehin schlechten Arbeitsbedingungen für die Israeliten. Moses zweifelt, ob er dem Auftrag Gottes wirklich gewachsen ist. Gott schickt ihn erneut zum Pharao, denn er werde diesen und ganz Ägypten mit schrecklichen Plagen bestrafen. Doch Ramses reagiert nicht und wirft beide Brüder ins Verlies. Ziporah besticht einen Wächter, um Moses besuchen zu können. Er erzählt ihr von der letzten und schlimmsten Plage, die Gott über Ägypten bringen wird. Das Volk der Israeliten könne sich nur retten, wenn es das Blut eines Opferlammes an die Türpfosten streiche. An jenen Häusern würden die Todesengel vorübergehen und die Erstgeborenen verschonen. Letztendlich lässt Ramses die Israeliten ziehen, sinnt jedoch auf erbitterte Rache.
Die Israeliten sind unterwegs in Richtung Meer und werden vom ägyptischen Heer verfolgt. Moses teilt mit der Hilfe Gottes das Meer und so gelangen die Israeliten trockenen Fußes hindurch. Nur das Heer wird von den Fluten verschluckt. Naroch zweifelt daran, dass Moses dem Volk Heil bringen kann, und mahnt die Israeliten unterdessen zur Gottesfurcht. Doch alle folgen Moses weiterhin durch die Wüste und werden von Durst und Hunger geplagt. Erneut kann Moses mit Gottes Hilfe Wunder wirken und so das Volk mit Wasser und Brot versorgen. Moses erzählt seiner Schwester von seiner Zeit in Ägypten und wer ihn aufgezogen hat. Ramses wird inzwischen von der Hexe Hotcheb vorgegaukelt, dass Moses und alle, die ihm folgten, den Tod gefunden haben.
Doch Moses hadert erneut mit seinem Schicksal und sieht keinen Ausweg aus der Wüste. Und wieder ist es Ziporah, die ihm seine Stärke und seinen Glauben an Gott vor Augen führt. Moses erfährt von Gott, dass die Israeliten sein auserwähltes Volk sind. Moses bittet Gott um sein Gesetz, um ein gerechtes und gottgefälliges Leben führen zu können. Am Fusse des Berges Sinai bekommen die Israeliten einen Vorgeschmack auf die Macht Gottes. Moses entscheidet sich, allein auf den Gipfel zu steigen, um die Gebote zu empfangen.
Die Tage vergehen, Naroch glaubt Moses tot und mahnt zur Umkehr nach Ägypten. Doch Aaron versucht die Zweifel zu zerstreuen und sie errichten einen goldenen Altar - das goldene Kalb. Ganz zum Unmut von Naroch tanzen die Israeliten um das goldene Kalb.
Als Moses zurückkommt, ist auch er entsetzt, dass die Isaeliten um ein Götzenbild tanzen, und zerschmettert die beiden Gesetzestafeln. Das erwählte Volk sei nun verflucht und nur ein Blutopfer könne Gott jetzt noch besänftigen. Ziporah will nicht Zeugin dieses Blutbades werden, wenn Moses den Götzendienst mit dem Tod bestraft. Selbst vor seinem eigenen Bruder macht er nicht Halt. Ziporah kann ihn dann doch zur Einsicht bewegen und Moses lässt von seinem Vorhaben ab. Moses möchte den Bund mit Gott erneuern und beschliesst, noch einmal auf den Berg zu steigen. Nach vierzig Tagen kehrt er zurück und überbringt den Israeliten die Zehn Gebote. Alle erkennen, dass Liebe das wichtigste Gebot der Stunde ist. Ziporah macht sich auf den Weg zurück zu ihrem Vater, da sie erkennt, dass Moses seinen Weg, den Gott ihm so bestimmt hat, ohne sie weitergehen muss.
Nach einer lange währenden Wanderung durch die Wüste erreichen die Israeliten das Jordantal. Ob das das Gelobte Land ist, liegt nun ganz an ihnen."
(aus: Programmheft des Theater St. Gallen)
Die Teilung des Meeres, Ensemble © Theater St. Gallen / Foto: Tina Edel |
Kritiken
"[...] das Oratorium ist tatsächlich einer umfassenden und grundlegenden Überarbeitung unterzogen worden, sodass man jetzt mit Fug und Recht von einem szenischen Bühnenwerk reden kann. Nach der nun vorliegenden Theaterfassung lässt sich im Nachhinein auch sagen, dass schlimme Geschmacksunsicherheiten, was die Qualität der Songtexte des Oratoriums anbetraf und mit denen Kunze regelrecht erschreckte, wohl der anvisierten Massentauglichkeit des in großen Arenen aufgeführten Chorstückes geschuldet waren. Diese sind nun größtenteils ausgemerzt, glücklicherweise auch der zum Gotterbarmen schlechte ´Wasserloch´-Song, der vollständig gestrichen wurde. Im Musical ist es nun eine versuchte Vergewaltigung, bei der Moses Ziporah zu Hilfe eilt. Textzeilen wie ´Seid ihr besoffen?´ wandelt Kunze in ein ´Seid ihr von Sinne?´ um, das klingt schon eleganter. Während das Oratorium vordergründig die Verkündigungsgeschichte der Zehn Gebote thematisiert, stellt Kunze nun die biblische Figur des Moses in den Mittelpunkt seiner Erzählung.
Für die relevante Bühnenumsetzung einer dermaßen bekannten Geschichte bedarf es einer neuen Sicht auf das Thema - der Vorlage muss neues Leben eingehaucht werden. Michael Kunze reichert den Stoff mit dem Freiheitsgedanken an, den er hier in seiner Urform verankert sieht. Moses strebt nach Freiheit, infiziert das israelitische Volk mit ihr, hadert mit ihr und leidet unter ihr, was ihn schließlich die Erkenntnis erlangen lässt, dass es eines Regelwerkes braucht, um mit ihr umgehen zu können, sodass das Volk Israel schließlich die Zehn Gebote erhält. ´Ich bin frei´ lässt er Moses im Gefängnis singen, nachdem ihn der Pharao wegen der Androhung weiterer Plagen dort einsprerren ließ. ´Was mich zum Menschen macht, bleibt frei´ gerät damit zum Kernsatz des Stückes, die ´Ich gehör nur mir´-Hymne von Moses.
Mit Dieter Falk präsentiert sich ein neuer Komponist an Michael Kunzes Seite - in Sachen Musicaltheater ein Neuling, in Sachen Musikgeschäft jedoch als Musikproduzent und Komponist mit so ziemlich allen Preisen ausgezeichnet, die das deutsche Musikbusiness zu vergeben hat. Seine Musik zu diesem Moses-Musical zeichnet sich durch beide Komponenten aus - die geradezu ungestüme Heransgehensweise des Newcomers, der es allen zeigen will, gepaart mit der routinierten Abgeklärtheit des Vollprofis, der mit einem Gespür für Melodik und Songaufbau genau weiß, wie er sein Publikum packen kann. Dass Falk darüber hinaus allen Anschein nach noch eine Affinität zum Gospel hat, die er in diesem Sujet weidlich ausleben kann, dürfte seine Lust am Projekt noch gesteigert haben. Am wohlsten fühlt sich Falk nach wie vor in der chartüblichen Dreieinhalbminutentaktung - es sind die Einzelstücke, die glänzen, nicht das Werk in seiner Gesamtheit."
Markus Zeller: Moses - Die 10 Gebote, Der Exodus als Bühnenspektakel. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 160, April/Mai 2013, Seite 8-11.
"Das Theater St. Gallen stemmt ´Moses´ als opulentes Musical mit schmissigen Songs. Die Geschichte um den biblischen Anführer, der sein Volk in die Freiheit führt, ist vielfältig und unterhaltsam. [...] Michael Kunze, der Buch und Liedtexte schrieb, Regisseur Martin Duncan und Dramaturgin Susanne Schemschies ist es gelungen, das Geschehen mit prallen Figuren, lebhaften Szenen und kräftigen Dialogen zum Leben zu erwecken. [...] Die Botschaft ´Tu, was dir das Herz befiehlt´ mündet in eine allzu süßssliche Hymne an die Liebe; gemildert wird das jedoch von einer musical-untypischen Trennung des Hauptpaares. Die ist allerdings folgerichtig, haben die Macher doch mit Ziporah für Moses eine sehr heutige, sehr selbstbewusste Gatting erfunden, die viel mehr Raum bekommt als in der Bibel, in der kaum mehr als ihr Namen erwähnt wird. [...] Dafür blitzt in dieser Musical-Uraufführung der Humor immer wieder auf. Er ist das Salz in der Suppe, das dem per se eher süsslichen Genre die rechte Würze gibt. Komponist Dieter Falk hat seine Musik frisch gewürzt; er mixt rockig-poppige Rhythmen mit gospelartigen Songs, streut aber auch Disco, Folklore und Hymnen ein."
St. Galler Tageblatt (zitiert nach Pressemappe des Theater St. Gallen von 2013)
"Das neue Musical im Schweizer St. Gallen wartet zwei Stunden mit mitreißenden Gospel- und Soulmelodien, Balladen und rhythmisch stampfendem Pop-Rock aus der Feder von Komponisten Dieter Falk auf, der hier sein erstes Musical schrieb; unterstützt von dem erfahrenen Arrangeur Michael Reed. Obwohl manche Melodie im Pop-Oratorium ´Die 10 Gebote´ ihre Zukraft bewies [...], ist das Musical ´Moses´ eine echte Uraufführung.
Die Texte stammen von Michael Kunze [...], der mit Ausnahme der Gottesworte keine Bibeladaption geschrieben hat. Vielmehr wird die biblische Geschichte der Befreiung der Israeliten aus Äpypten, des Marsches durch die Wüste, der 10 Gebote und des Gelobten Landes Grundlage eines Plädoyers für den verantwortungsvollen Umgang mit Freiheit als Basis eines menschlichen Miteinanders. Doch das Ganze kommt nicht belehrend daher, sondern die Lehre ist verpackt - im Grunde sehr biblisch und zugleich modern - in einer Art Gleichnis - nämlich der Geschichte des Menschen Moses. Dieser Moses (Lukas Hobi) ist keine übermenschliche Heldenfigur, sondern ein Zerrissener, der sich mit seiner Herkunft auseinandersetzen muss, vor Gottes Auftrag zittert und sich mit mächtigen Gegnern konfrontiert sieh. [...]
Am beeindruckendsten sind zweifellos der Brennende Dornbusch, in dem Gott Moses in Licht und Feuer erscheint, und die Teilung des Meeres: Der Übergang vom ägyptischen Thronsaal in die Meeresenge ist ein Geniestreich. Wenn der Thron aufklappt und die Furt sichtbar wird, durch die die Israeliten ziehen, entsteht mittels sechs Projektionen, die von vorne, hinten und erstmals im Theater St. Gallen auch von oben belichten, auf der Bühne ein dreidimensionales Bild der sich hebenden und senkenden Wassermassen, sodass das Volk Israel buchstäblich durch das Meer zieht, während der fluchende Pharao und seine Hexe hinter der Peojektion sichtbar bleiben. [...]
Dem Theater St. Gallen ist eine erstklassige Inszenierung dieser Uraufführung gelungen, die biblische Geschichte mit Augenzwinkern und zugleich als engagiertes Freiheitsplädoyer auf die Bühne bringt. Man wünscht dem Stück deshalb insbesondere auch ein junges Publikum."
Barbara Kern: Mitreißendes Freiheitsplädoyer, Moses - Die 10 Gebote uraufgeführt im Theater St. Gallen. In: blickpunkt musical, Ausgabe 63, März - Mai 2013, Seite 4-6.
Lukas Hobi (als Moses), Ensemble © Theater St. Gallen / Foto: Toni Suter |
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Die 10 Gebote". Ein Musical von Michael Kunze & Dieter Falk. Studio-Einspielung im Vorfeld der Uraufführung in der Dortmunder Westfalenhalle. GerthMedien 2009, 939 410. (1xCD)
- "Moses - Die 10 Gebote". Von Michael Kunze, Dieter Falk und Michael Reed. Studio-Einspielung, Deluxe Edition mit CD und DVD, Theater St. Gallen 2013. (1xCD/1xDVD)
DVD / Video
- "Die 10 Gebote". Ein Pop-Oratorium von Michael Kunze und Dieter Falk, Live aus der Westfalenhalle Dortmund, Creative Kirche Medien in Kooperation mit Bibel TV 2010. (1xDVD)
- "Moses - Die 10 Gebote". Von Michael Kunze, Dieter Falk und Michael Reed. Deluxe Edition mit CD und DVD, Theater St. Gallen 2013. (1xDVD/1xCD)
Literatur
- "Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments". Nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers. Stuttgart: Württembergische Bibelanstalt 1965.
Kommentar
Das Musical geht auf das Chorwerk "Die 10 Gebote" von Michael Kunze und Dieter Falk zurück, das mit nahezu 3000 Mitwirkenden am 17. Januar 2010 vor zehntausend Besuchern in der Westfalenhalle Dortmund uraufgeführt wurde.
Empfohlene Zitierweise
"Moses - Die 10 Gebote". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 19. April 2024.