Montague und Capulet
Musical
Musik von Osmar Siegler
Texte von Karl-Heinz Bischoff
Inszenierung
Uraufführung: 13. April 1969
Theater Stralsund, DDR
- Musikalische Leitung: Osmar Siegler
- Regie: Gerd Ahrends
- Ausstattung: Christian Gätjen
- Chöre: Helmut Gerber
- Choreographie: Harald Dietz-Laursonn
Besetzung:
- Montag / Montague: Martin Kliefert
- Capusta / Capulet: Günter Schreiber
- Jule: Ingeborg Otto
- Robert: Klaus Dickhoff
- 1. Herr: Walter Währ
- 2. Herr: Gerd Piepenhagen
- 3. Herr: Siegfried Carno
- 4. Herr: Hugo Schult
- 5. Herr: Hermann Mertes
- 6. Herr Manfred Lorenz
- 7. Herr: Günther Kowski
- Beschädigter Teufel: Siegfried Hallmeyer
- Blonde Frau: Ruth Daniel
- Rothaarige Frau: Gerdy Baumgärtel
- Gregor: Rolf Böhm
- Suhl: Gerd Piepenhagen
- 1. Polizist: Hugo Schult
- Pförtner: Gerd Ahrens
- Reporter: Günter Selke
- Ballettsolisten: Rosemarie Heidenreich, Woyazeck, Manfred Fischer, Peter Lessmann
- Chor und Ballett des Theaters Stralsund
Premierenchronik
DDR | UA | 13. April 1969 | Theater, Stralsund |
Inhaltsangabe
Montague und Capulet, die verfeindeten Väter von Romeo und Julia, fristen seit Jahren ein Leben in der Hölle, als Strafe für ihre Taten, die sie ihren Kindern und ihrer Familie angetan haben - so wie es William Shakespeare einst beschrieben hat. In der Hölle sind sie in der Abteilung ´Chemische Produktion´ tätig, dort aber ziemlich erfolglos. So kommt der ´Oberste Rat´ auf die Idee, die beiden im Jahre 1949 in die DDR zu schicken, wo gerade ein modernes neues Chemiezentrum aufgebaut werden soll. Dieses Knowhow sollen sie auskundschaften und anschließend wieder mit in die Hölle bringen. Als die beiden Streithähne nun den Weg auf die Erde antreten, fallen ihnen zwei Säuglinge in die Hände. Kurzerhand nehmen sie den kleinen Jungen und das Mädchen mit.
Nach 19 Jahren haben sich Robert und Jule, so heißen die beiden Findelkinder, ineinander verliebt. Sie arbeiten mit ihren Vätern, die sich nun Montag und Capusta nennen, zusammen in der Chemiefabrik. Die alten Herren sind sich noch immer nicht grün und statt miteinander an ihren Forschungen zu arbeiten, um endlich zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen, forscht jeder allein vor sich hin. Die Kinder sind diese Streitereien leid, verlassen ihre ´Väter´ und ziehen in ein Zelt im Stadtpark. Capusta und Montag sind inzwischen von den Vorzügen des irdischen Daseins so beigeistert, dass sie gar nicht mehr in die Hölle zurückwollen und sogar ihre beiden Pudel, die sich auf einmal als attraktive Höllendamen entpuppen, die sie zur Rückkehr bewegen wollen, zum Teufel jagen.
Während Jule und Robert sich nach einiger Zeit in ihrem kleinen Zelt streiten, finden ihre ´Väter´ endlich in der Forschung zueinander. Dies überzeugt auch die jungen Leute, dass man trotz anfänglicher Gegensätze, zwischenzeitlicher Meinungsverschiedenheiten, letztlich doch zueinander finden kann. Alle vier bleiben glücklich in ihrem VEB Chemiekombinat.
(Klaus Baberg, 2020)
Kritiken
"Dem Regisseur Gerd Ahrends gelang eine ansprechende Inszenierung, die die technischen Möglichkeiten der rekonstruierten Bühne und der Beleuchtung gut ausnutzte. Er wurde aufs beste durch die sehr wirkungsvollen Bühnenbilder und Kostüme von Christian Gätjen unterstützt. Die Musik des Komponisten Osmar Siegler, der auch die musikalische Leitung hatte, ist rhythmisch betont, besitzt musikalischen Einfallsreichtum und geht ins Ohr."
-ea.: Streit wird beigelegt - "Montague und Capulet" - Musical in Stralsund uraufgeführt. In: Norddeutsche Zeitung, Nr. 113, ? 1969.
"Beide Autoren gehören dem Ensemble des Stralsunder Theaters an, Osmar Siegler als 1. Kapellmeister und Karl-Heinz Bischoff früher als Schauspieler und dramaturgischer Mitarbeiter. In gemeinsamer Arbeit entstand dieses Musical, das als Geburtstagsgeschenk zum 20. Jahrestag der DDR gedacht ist.
[...] Der Text von Karl-Heinz Bischoff ist stilistisch nicht immer ganz geglückt. Die Handlung ist ein bißchen dünn und bringt im 2. und 3. Akt kaum noch Überraschungen - dafür aber eine Fülle von hübschen Situationen und lustigen Einfällen."
(ul).: Heute keine Tragödie mehr. In: Norddeutsche Neuste Nachrichten, Nr. 96, 24. April 1969.
"Dieses Musical betrachten die Autoren Karl-Heinz Bischoff (Buch) und Osmar Siegler (Musik) als Fortsetzung der Shakespeareschen Tragödie ´Romeo und Julia´ mit den Mitteln der musikalischen Komödie. Man staunt über die Kühnheit der Autoren, die menschlich tief anrührende literarische Vorlage behende umzuorganisieren zu einem Stück bodenloser Lustspielerei. Wann kam es Librettisten, Szenaristen, Filmregisseuren in den Sinn, den dichterischen Urstoff seines humanistischen, sittlichen Ernstes, seiner tragischen Elemente zu berauben, um ein Komödchen daraus zu zimmern?! Diese Stralsunder Geschichte berührt peinlich und sie nimmt sich in der Reihe würdiger Uraufführungen zum 20. Jahrestag unserer Republik nicht glücklich aus."
Wolfgang Lange: Kontraste von der Küste - "Montague und Capulet" im Theater Stralsund. In: Theater der Zeit, Heft 9, 1969, Seite 51-54.
Empfohlene Zitierweise
"Montague und Capulet". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 21. Juni 2020.