Matterhorn
Musical
Musik von Albert Hammond
Text von Michael Kunze
Orchestrierung von Koen Schoots
Inszenierung
Uraufführung: 17. Februar 2018
Theater, St. Gallen, Schweiz
- Musikalische Leitung: Bernd Steixner
- Arrangements & Musical Supersision: Koen Schoots
- Regie: Shekhar Kapur
- Mitarbeit Regie: Angus Wilkinson
- Choreographie: Jonathan Huor
- Bühne: Peter J. Davison
- Kostüme: Franz Blumauer
- Lichtdesign: Michael Grundner
- Video: fettFilm
Besetzung:
- Edward Whymper: Odeo Kuipers / Rune Høck Møller
- Olivia Buckingham: Lisa Antoni / Veronica Appeddu
- Orka: Sabrina Weckerlin
- Antoine Carrel: Benjamin Oeser
- Luc Meynet: Luigi Schifano
- Alexander Seiler: Ramin Dustar
- Catharina Seiler: Patricia Hodell
- Felice Giordano: Reinwald Kranner
- John Buckingham: Dean Welterlen
- Marcella Favre: Juliane Bischoff
- Josef Ruden: Jon Geoffrey Goldsworthy
- John Tyndall: André Bauer
- Charles Hudson / Joseph Anton Clemenz: Samuel Tobias Klauser
- Robert Hadow: Marco Toth
- Michael Croz: Michael Souschek
- Lord Francis Douglas: Timo Verse
- Peter Taugwalder sen.: Martin Kiuntke
- Peter Taugwalder jun.: Nicolo Soller
- Rosina: Stéphanie Signer
- Emil: Max Meister
- Ensemble: Silke Braas-Wolter / Anna burger / Jil Clesse / Klaudia Dodes / Gabriela Ryffel / pamela Zottele
Premierenchronik
CH | UA | 17. Februar 2018 | Theater, St. Gallen |
Inhaltsangabe
"Das Musical Matterhorn verfolgt die Spuren des jungen ehrgeizigen Engländers Edward Whymper, der im Sommer 1865 das Unmögliche schafft, indem er als erster Mensch den Gipfel des Matterhorns besteigt. Edward Whymper ist kein betuchter Gentleman wie die anderen englischen Alpinisten und deshalb in ihren Kreisen nicht wirklich willkommen. Und auch auf die örtlichen Bergführer kann er nur bedingt zählen, denn es gibt auf der anderen Seite des Berges noch das ehrgeizige junge Königreich Italien. Und viele Einheimische lehnen den Versuch der Bezwingung des Berges grundsätzlich ab. Es geht im Musical aber nicht nur um Felsen und Seile, Träume und Rivalitäten, menschlichen Ehrgeiz und wilde Natur, sondern auch um Liebe: Edward Whymper verliebt sich in Olivia, die Tochter des Seilfabrikanten John Buckingham, die jedoch nach dem Willen ihres Vaters den wohlhabenden jungen Bergsteiger Robert Hadow heiraten soll."
Medienmitteilung der Geschäftsleitung des Theaters St. Gallen, 5. Februar 2018
Kritiken
"Ein Alpsegen für ein uramerikanisches Genre? Gemischte Gefühle machen sich breit. Aber die Bedenken werden bald zerstreut. Die Musicalmacher haben gut daran getan, kein Heimat- oder gar Mundartstück daraus zu machen. Es wäre ohnehin schief gegangen, wenn ein deutscher Textschreiber (Michael Kunze), ein englischer Komponist (Albert Hammond), ein holländischer Arrangeur (Koen Schoots) und ein indischer Regisseur (Shekhar Kapur) Schweizer Befindlichkeiten hätten treffen wollen.
Und so gibt es außer einigen diskret eingestreuten Alphörnern, ein paar Akkordeonklängen aus den Keyboards und universell überformten Trachten (Kostüme: Franz Blumauer) nur weniges, das das Stück in der Schweiz verorten würde. Außer dem Matterhorn selbst natürlich.
[...] Was für ein Potential für einen Bühnenkonflikt! Eine Art Dreiecksbeziehung, eine verbotene Liebe, Missverständnisse, die sich zu Intrigen hätten auswachsen können und mit dem Geschehen am Berg verknüpfen ließen. Dass Librettist Michael Kunze dieses Potential so komplett unausgeschöpft lässt und einfach nur stumpf eine Chronologie nacherzählt – das ist fast schon wieder eine Kunst. [...] Das verschenkte Potential des Stoffs ist das große Manko dieser Produktion.
Wett gemacht wird es durch die Musik Albert Hammonds. Hat man erst mal den Schrecken der ersten Nummer verdaut, in der sich uns ein deutsch rappender Edward Whymper reimend vorstellt, reihen sich etliche Nummern aneinander, die Albert Hammonds Heimat als Hitproduzent der Achtzigerjahre nicht verleugnen. Prominente Keyboards, perkussiv geslappter E-Bass, dann wieder soulige Gesangslinien und ein pathetisch aufgeladener Sound – wenn jetzt Whitney Houston auf die Bühne treten würde, um ihren Hit 'One Moment in Time' zu singen, den Hammond ihr einst in die Kehle schrieb, würde man sich wohl nur kurz wundern, so perfekt darf man sich musikalisch in die Vergangenheit gebeamt fühlen (musikalische Leitung: Bernd Steixner). Das wird vor allem diejenigen freuen, die in den Achtzigerjahren musikalisch sozialisiert sind.
Und Hammonds Melodien gehen ins Ohr – das kann man auch nicht von allen Musicals behaupten."
Elisabeth Schwind: Der Berg singt: So ist das Matterhorn-Musical in St. Gallen. In: Südkurier (Konstanz), 18. Februar 2018.
"Albert Hammond nahm die Herausforderung, erstmalig Musik für ein Musical zu erarbeiten an. Seine Kompositionen für 'Matterhorn' sind eine Mischung von Rock- und Popmusik, Hip-Hop, Volksmusik und Klassik, die Koen Schoots arrangierte und orchestrierte.
[...] Franz Blumauers detailreiche Kostüme der Bergsteiger, der Bewohner Zermatts. sowie der ausländischen Touristen spiegeln die Mode um 1865 wider. Dabei orientierte er sich an historischen Originalfotografien. Zugleich dienten die Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die Edward Whymper von Zermatt anfertigte, als Grundlage der Bild- und Videoprojektionen von fettFilm. Im Hintergrund der schrägen Bühne ist die eindrückliche Bergwelt von Zermatt mit dem Matterhorn zu sehen, die je nach Szene von Videoprojektionen mit dahinziehenden Wolken umrahmt wird oder stimmungsvoll beleuchtet ist.
[...] Das durchkomponierte, balladenreiche Musical enthält wenige Tanzszenen (Choreographie: Jonathan Huor). Neben folkloristischen Elementen in Momenten, in denen die Zermatter oder das Hotelpersonal tanzen, sticht am Anfang des Musicals eine Szene mit indischen Tanzelementen heraus, die an den Erfahrungshorizont des Mumbai-Regisseurs Shekhar Kapur erinnern. [...] Die melodramatische, philosophische Inszenierung von Shekhar Kapur sowie die hervorragende Leistungen des internationalen Kreativteams, der Band und Cast faszinieren von der ersten bis zur letzten Szene das Publikum, welches die Uraufführung von 'Matterhorn' zu Recht jubelnd feiert."
Martina Friedrich: Erfolg um jeden Preis? Uraufführung von "Matterhorn" am Theater St. Gallen. In: blickpunkt musical, Ausgabe 93, 02/2018 März - Mai 2018, Seite 60-63.
"Wer gerne und häufig selber kocht, der kennt das: Zwar hat man die besten Zutaten herbeigeschafft, alles nach Rezept und mit Liebe zubereitet, jeden Schritt sorgfältig getan – und doch fällt das Ergebnis nicht aus wie erwartet oder erhofft. Irgendetwas fehlt, ist zu viel, vielleicht falsch. Aber was?
Ähnlich verhielt es sich bei der Weltpremiere des Musicals 'Matterhorn', die das Theater St. Gallen am Samstag feierte. Der bekannte deutsche Librettist Michael Kunze ('Elizabeth', 'Mozart!') schildert darin zur Musik von Songwriter Albert Hammond ('It Never Rains in Southern California', 'One Moment in Time') und zusammen mit dem Oscar-prämierten Regisseur Shekhar Kapur die Geschichte rund um die Erstbesteigung des Matterhorns – und vereinigt damit Stoff und Talente, die auf einen Welthit hoffen liessen.
Die Ereignisse von 1865 scheinen wie gemacht für ein dramatisches Musical; sie sind so besonders wie universell, so schweizerisch wie international. Ein Sieg über die Natur, der Opfer fordert. Blinder Ehrgeiz, der Helden gebiert – und sie ins Unglück stürzt. Fortschritt, der an tödliche Grenzen stösst. Das ruft nach Vertonung.
[...] Michael Kunze macht in der künstlerischen Umsetzung dieser Ereignisse fast alles richtig. Er zeigt die Konfliktlinien und die damaligen Umstände, eröffnet die Zeitgeschichte und die Beweggründe der Beteiligten. Das Wettrennen der Nationen wird ebenso thematisiert wie der Gegensatz zwischen englischem Hochadel und mittellosem Illustrator, die Nöte der Einheimischen ergründet Kunze am Schicksal eines behinderten Lastenträgers. Zugleich bleibt unklar, was im Zentrum stehen soll."
Manuel Müller: Ein Musical will hoch hinaus: In: Neue Zürcher Zeitung, 18. Februar 2018.
Medien / Publikationen
Audio-Aufnahmen
- "Matterhorn". Original Cast St. Gallen, 2018. HitSquad. (1xCD).
Kommentar
Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt.
Empfohlene Zitierweise
"Matterhorn". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 13. Januar 2023.