Mary und Max und Irgendwo ein Licht (Mary and Max)
ohne Gattungsbezeichnung
Musik und Gesangstexte von Bobby Cronin
Buch von Crystal Skillman nach einem Film von Adam Elliot
Deutsche Übersetzung von Jana Mischke
Inszenierung
Deutschsprachige Erstaufführung: 8. November 2019
Landestheater (BlackBox), Linz, Österreich
- Musikalische Leitung und Orchestrierung: Juheon Han
- Regie: Andy Hallwaxx
- Choreografie: Jerôme Knols
- Bühne: Kaja Dymnicki
- Kostüme: Julia Klug
- Licht: Ivo Iossifov
Besetzung:
- Max: David Arnsperger
- Vera, Marys Mutter / u.a.: Daniela Dett
- Noel, Marys Vater / Len, Marys Nachbar / u.a.: Christian Fröhlich
- Ivy, Max' Vermieterin / u.a.: Hanna Kastner
- Lilys Vater: Karsten Kenzel
- Mary / u.a.: Sanne Mieloo
- Damian, Marys Freund / u.a.: Gernot Romic
- Ethel, ein Hahn / Kleiner Damian / Kleiner Max / u.a.: Lukas Sandmann
- Kleine Mary / Lily: Celina dos Santos
- Dr. Hazelhoff / Dr. Long / u.a.: Lynsey Thurgar
- Die 'Ethel and the Aspies'-Band
Premierenchronik
CAN | UA | 16. Oktober 2018 | Theatre Calgary, AB Calgary |
A | Dspr. EA | 8. November 2019 | Landestheater (BlackBox), Linz |
Anmerkung: Die Linzer Inszenierung war gleichzeitig die Europäische Erstaufführung von "Mary und Max".
Inhaltsangabe
". .. handelt von Mary Daisy Dinkle, einem achtjährigen Mädchen, das 1976 einsam in Melbourne lebt; seine Mutter ist kleptomanische Alkoholikerin, der Vater stellt Teebeutel her und präpariert tote Vögel. Mary hat gehört, daß Babies am Boden von Biergläsern auf die Welt kämen. Freilich ist sie sich des Wahrheitsgehaltes dieser großväterlichen Erzählung nicht ganz sicher, und beschließt, sich woanders, am besten „inAmerika“, Gewißheit zu holen. Sie findet ein New Yorker Telefonbuch und darin per Zufall Max Jerry Horowitz – 44 Jahre alt, Asperger-Autist („Aspie“), übergewichtig, ebenso wie Mary mit dunkler Familiengeschichte; er hält sich mehrere,eher defekte, Haustiere, und seine einzigen menschlichen Kontakte vor dem Briefwechsel sind seine Weight-Watchers-Runde sowie sein Psychiater. Bemerkenswerterweise lautet Max‘ Wissensstand zu Marys Frage, daß Menschenkinder in Wirklichkeit aus Eiern erbrütet würden: Macht das ein Rabbi, würden jüdische Kinder schlüpfen, wenn eine Nonne brütet, christliche – und ungläubige Kinder, wenn eine Prostituierte das Ei zum Reifen bringt. Es ist also alles für eine extrem schräge, hinter- wie tiefsinnige (Tragi)Komödie angerichtet, [...] Die Musicalversion hatte am 16. Oktober 2018 in Calgary/Kanada Uraufführung. Dabei erhielt die leicht vereinfachte Filmstory statt des Erzählers eine Rahmenhandlung mit einer pubertierenden 13-jährigen Lilly und ihrem tragisch-komplizierten Verhältnis zum Vater; dieser erzählt ihr die Geschichte von Mary und Max als menschliches Lehrstück, was zu einem doch etwas klebrigen Ende führt, verglichen mit dem lakonisch-düsteren Filmfinale – auch wenn letzteres nicht ausgespart wird, aber eben durch einen nachgeschobenen mahnenden Zeigefinger aufgeweicht."
Petra und Helmut Huber: LINZ/ Landestheater/ Black Box: MARY UND MAX. Musical nach dem claymation-Film „Mary & Max“ von Adam Elliot.Premiere. In: Online Merker, Die Internationale Kulturplattform, 9. November 2019.
Kritiken
"Ein Stop-Motion-Film als Bühnenstück? Ein solches Musical würde man sich wohl am ehesten von Disney erwarten. [...] Doch 'Mary und Max' - 2018 beim MUT-Wettbewerb für neue Musicals am Gärtnerplatztheater München mit dem Medienpreis ausgezeichnet - könnte gar nicht weiter davon entfernt sein.
[...] Als größtes Problem der Inszenierung entpuppt sich die Raumaufteilung und damit die Sichtlinien. Das Bühnenbild von Kaja Dymnicki erstreckt sich über die komplette Länge der BlackBox wie ein simultan aufgebautes TV-Set. Da dadurch oft verhältnismäßig nah am Publikum gespielt wird, ist es schwer, allen Szenen optisch zu folgen. Regisseur Andy Hallwaxx kostet den Humor mit viel Liebe zum Detail aus. [...] Dies wird noch durch die Kostüme von Julia Klug und vor allem die Perücken verstärkt. [...] Die mittig platzierte Band unter der Leitung von Juheon Han setzt die Partitur zwischen Off-Broadway-Sound, Showmusik und Pop gekonnt um und lässt vergessen, dass es der Musik trotz einiger schöner Melodien auf Dauer etwas an Abwechslung fehlt."
Thomas Thalhammer: Mary und Max. Wer oder was ist "normal"?. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 200, Dezember 2019/Januar 2020, Seite 22-23.
"Auch die Musik hält die von Adam Elliot erschaffene Stimmung nicht durch, obwohl das siebenköpfige Orchester interessante Kombinationen aus Violine, Cello, Saxophonfamilie/Flöte, Schlagzeug incl. u. a. Röhrenglocken, Kontra-/e-Bass und Gitarre bietet; Juheon Han leitet diese im Bühnenhintergrund agierenden „Ethel and the Aspies“ vom Klavier/keyboard aus mit Verve, Gefühl und Präzision. Nicht nur, wenn Max‘ ängstlich austariertes Koordinatensystem wieder einmal durcheinandergebracht wird („Störung! Störung!! Störung!!!“), ertönen zwar interessant mokante und schräge Melodien und Arrangements, die man wohl zwischen Sergej Prokofiev und Tom Waits einordnen könnte – dannaber wird es wieder lyrisch, meist klischeehaft und mitunter klebrig. Nur ein Liebesduett von Mary und Damian hebt sich da positiv ab.
Bühne (Kaja Dymnicki) und Kostüme (Julia Klug) hingegen verweisen, z. B. mit absurd-plastikhaft überdrehten Perücken und viel mehr Buntheit als der Film, auf die Plastilin-Herkunft der Gestalten und schufen eine zwischen kleinstbürgerlich und diskret makaber changierende Simultanbühne, die durchaus im Geist des Originals steht, ohne dieses zu kopieren. In diesem Cinemascoperaum, der immerhin die Strecke zwischen Melbourne und New York abdecken soll, irgendwo dazwischen das Orchester, läßt Andy Hallwaxx eine meist temporeiche, oft schrille Handlung ablaufen, die aber auch zum passenden Zeitpunkt reflexive Ruhepunkte erhält. Zusammen mit der Choreografie von Jerôme Knols hat das Ensemble da genügend Gelegenheiten, in vielfältiger Weise zu brillieren."
Petra und Helmut Huber: LINZ/ Landestheater/ Black Box: MARY UND MAX. Musical nach dem claymation-Film „Mary & Max“ von Adam Elliot.Premiere. In: Online Merker, Die Internationale Kulturplattform, 9. November 2019.
"Das Stück wird aus der Perspektive des Vaters erzählt, aber immer wieder treffen die beiden Erzählebenen aufeinander, wie etwa ganz am Anfang, wenn Lilys Zimmertür aufgeht und Mary zum allerersten Mal erscheint. Dort erscheint es etwas unlogisch. Wenn die Hauptdarstellerin einzelne Sätze vervollständigt, die der Vater beginnt, wirkt das zwar kindlich, funktioniert aber gut. Generell wird das gesamte Stück auf sehr kindliche Weise erzählt, was vielleicht daran liegt, dass es aus der Perspektive eines Vaters gegenüber seiner Tochter erzählt wird. Die kindliche Erzählweise macht das Ganze besonders berührend und teilweise auch humorvoll."
Ludovico Lucchesi Palli: Ein musikalisches Märchen, das zum Nachdenken anregt. 'Mary und Max' in der Blackbox des Landestheater Linz. In: blickpunkt musical, Ausgabe 104, 01/2020, Seite 32-33.
Medien / Publikationen
DVD / Video
- "Mary und Max oder Schrumpfen Schafe wenn es regnet?". Ein Film von Adam Elliot. Alive - Vertrieb und Marketing/DVD, 2010. (1xDVD).
Empfohlene Zitierweise
"Mary und Max". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 9. November 2021.