Martyr! Ratgeb - Maler, Mensch und frei

Inszenierung

Uraufführung: 14. Mai 2022 
Theater, Pforzheim, Bundesrepublik Deutschland

• Musikalische Leitung: Philipp Haag
• Regie: Thomas Münstermann
• Ausstattung: Ruth Groß / Thomas Münstermann / Karel Spanhak / Ulrike Wenk
• Videoprojektionen: Philippe Mainz

Besetzung:  

• Jörg Ratgeb: Mischa Mang
• Barbara: Fabiana Locke
• Hiltrud: Lilian Huynen
• Ruprecht: Jon Geoffrey Goldsworthy / Lukas Schmidt-Wedekind
• Kunz: Klaus Geber / Jon Geoffrey Goldsworthy
• Neidhardt: Steffen Fichtner / Philipp Werner
• Herzog: Paul Jadach
• Albrecht Dürer: Jon Geoffrey Goldsworthy / Lukas Schmidt-Wedekind
• Meister / Vogt: Santiago Bürgi / Dirk Konnerth
• Vater / Haushofmeister: Lukas Schmidt-Wedekind / Spencer Mason
• Erster Scherge: Karel Pajer / Ingo Wagner
• Zweiter Scherge: Lothar Helm / Rigobert Störkle
• Erstes Kind / Zweites Kind: Isabel Grimm / Anna Hansen / Amelié Kühlmann / Anna Lotte Krystek / Amelie Kunzmann / Elin Schindler / Nicola Teßmer
• Chor und Extrachor / Statisterie des Theaters Pforzheim

Premierenchronik

Anmerkung: Die Musical-Oper war ein Auftragswerk des Theater Pforzheim.

Inhaltsangabe

"Der Maler Jörg Ratgeb hat genug von verstaubten Konventionen und vom Anbiedern an Obrigkeiten. Er verlässt die Werkstatt in Schwäbisch Gmünd, um sein eigener Meister zu werden. Denn genauso wie die Kunst soll auch der Mensch frei sein! Als er die Leibeigene Barbara vor der Willkür des Junkers Neidhardt rettet, beginnt seine persönliche Verstrickung in die politischen Fäden der Neuzeit: Am Stuttgarter Hof lehnt Herzog Ulrich zwar alle Bittgesuche Ratgebs für Barbaras Freiheit ab, ist aber daran interessiert, die kraftvolle Bildsprache des begabten Malers gegen das Habsburger Herrscherhaus einzuspannen. Die Wirren der Württemberger Bauernaufstände führen Ratgeb schließlich nach Pforzheim."

Inhaltsangabe des Theater Pforzheim, 2022.

Kritiken

 
"Münstermann erzählt die Biografie klar und verständlich, er fügt ein paar dramaturgische Kniffe ein wie die Schicksalsfigur Kunz, der als Wanderer, Fährmann oder Scharfrichter wiederkehrt. Das Libretto zitiert alte Mythen, es gibt eine große, bedrohliche Albtraumszene mit der lüsternen Kunstmäzenin Hiltrud, immer wieder sieht man starke Bilder und Szenen.

[...] In Frank Nimsgern erstaunlicher Partitur sitzen die Songs sehr oft an Wendepunkten, in denen Figuren zu sich selbst finden oder sich zu etwas entschließen, oft gibt es eine große Steigerung am Ende. [...] In Pforzheim [...] erklingt eine große, romantisch-symphonische Partitur mit voll besetztem Orchester, ohne E-Gitarren-Wummern oder elektronische Beats, ein Musical im lyrisch-opernhaften Ton mit aufblühenden Balladen, ariosen Melodien und großen Chören.

[...] Die Musik wurde von Matthias J. Suschke und Dirigent Philipp Haag farbenreich instrumentiert: im Volkstanzton, mit alten Rhythmen oder im Jahrmarktsound, mit gltzernden Flötenkaskaden oder mächtigen Bläserfanfaren à la Wagner. Es gibt Nonnenchöre, Rachearien, Aufbruchsongs und große Hymnen, ein chorgewaltiges Dies Irae oder eine nächtliche Ballade Barbaras nur zur Akustik-Gitarre - ein Song, in dem sie sich zu sich selbst findet."

Angela Reinhardt: Martyr! Ratgeb - Maler, Mensch und frei. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 214, August/September 2022, Seite 46.

"Das Ende bei dieser Musical-Oper wirkt wie ein neuer Anfang. Mit frohem, fast erleuchtet wirkendem Gesichtsausdruck geht der Protagonist des 'Martyr Ratgeb – Maler, Mensch und frei' vorbei an himmelblauen Bildern und durch Holzquadrate, die wie ein Tor in eine andere Welt wirken. Kein Wunder: Jörg Ratgeb, gespielt von Mischa Mang, krankheitsbedingt stimmlich unterstützt von Philipp Werner (beide ausdrucksstark und überzeugend), geht dem Tod und für ihn bildlich gesprochen einem Neuanfang, entgegen. Stolz bekräftigt er am Ende, im Sinne und kraft seiner Kunst gestorben zu sein, die nach ihm weiterleben wird. Das tut sie ganz bestimmt, wie die Aufführung am Stadttheater Pforzheim, Inszenierung: Thomas Münstermann, Dramaturgie: Christina Zejewski und Chorleitung von Johannes Antoni, beweist.

In 17 unterschiedlichen Bildern erlebt das Publikum nicht nur das Leben und Sterben des Protagonisten, Jörg Ratgeb (geboren 1480 in Schwäbisch Gmünd; gestorben 1526 in Pforzheim), sondern auch die Entwicklungen der Frühen Neuzeit, die zum Beispiel der Reformator Martin Luther (geboren 1483 in Eisleben, gestorben 1546 ebenda) entscheidend geprägt hat.

[...] Gekonnt und passend eingespielte Videoprojektionen von Philippe Mainz unterstützen die einzelnen Szenarien und Bilder und lassen die Vorstellung einer Welt zu, in der das Freiheitsstreben des Einzelnen teils noch mit körperlicher Gewalt oder Todesstrafe unterdrückt bzw. unmöglich gemacht wurde."

Jennifer Warzecha: Vom Leben zwischen zwei Welten. In: Titel Kulturmagazin, Online Kulturmagazin, 15. Juni 2022 [https://titel-kulturmagazin.net/2022/06/15/buehne-musical-martyr/], aufgerufen 11. Juli 2023.

Kommentar

 
Da das Programmheft zur Uraufführung aktuell noch nicht vorliegt, stammen die Angaben aus den seinerzeitigen Presseveröffentlichungen. Die Angaben werden ggf. ergänzt oder geändert, wenn das Originalprogrammheft vorliegt. 

Empfohlene Zitierweise

 
"Martyr! Ratgeb - Maler, Mensch und frei". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu

Letzte inhaltliche Änderung: 11. Juli 2023.