Martin L.
Musical
Musik von Gisle Kverndokk
Orchestration von Frank Hollmann
Liedtexte und Libretto von Østein Wiik
Übersetzung von Carola Schiefke und Stephan Kopf
Inszenierung
Uraufführung: 5. Juli 2008
DomStufen-Festspiele (Theater), Erfurt, Bundesrepublik Deutschland
- Regie: Matthias Davids
- Musikalische Leitung: Philip Tillotson
- Choreografie, Musical Staging: Kurt Schrepfer
- Ausstattung: Knut Hetzer
- Chor: Andreas Ketelhut
Besetzung:
- Martin: Yngve Gasoy-Romdal
- Jörg: Carsten Lepper
- Ursula Schalbe: Petra-Madita Kübitz
- Bunz, Martins Freund: Fernand Delosch
- Steffen, Martins Freund: Frank Josef Winkels
- Caspar, Martins Freund: Máté Sólyom-Nagy
- Frau Cotta, Ursulas Tante: Anna Baranowska / Veselina Teneva
- Herr Schalbe, Ursula Vater: Reinhard Becker / Andreas Bomeier
- Georg Kieritz, Ursulas Verlobter: Jörg Rathmann
- Herr Kieritz, Georgs Vater: Ralph Heiligtag
- Hans Luther, Martins Vater: Axel Meinhardt
- Abt eines Erfurter Klosters: Heiko Mauchel / Christian Schlegel
- Äbtissin eines Erfurter Klosters: Anna Baranowska / Veselina Teneva
- Johann Staupitz, Theologe in Wittenberg: Michael Tews
- Andrea Karlstadt, Theologe in Wittenberg: Frank Josef Winkels
- Papst Leo X.: Charlie Serrano
- Hieronymus Aleander, päpstlicher Gesandter: Jörg Rathmann
- Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen: Axel Meinhardt
- Georg Spalatin, Vertrauter des Kurfürsten: Frank Logemann
- Johann Tetzel, Mönch und Ablasshändler: Fernand Delosch
- Thomas Müntzer: Matthias Sanders
- Kaspar Sturm, Reichsherold: Heiko Mauchel / Christian Schlegel
- Philipp Melanchthon, Professor in Wittenberg: Máté Sólyom-Nagy
- Johannes von der Ecken, Theologe: Michael Tews
Premierenchronik
D | UA | 5. Juli 2008 | DomStufen-Festpiele (Theater), Erfurt |
Inhaltsangabe
"Im Mittelpunkt des Musicals Martin L. steht der Mensch Martin Luther in seiner Widersprüchlichkeit, geprägt von den Extremen seiner Zeit. In einem spannenden Bilderreigen sehen wir den jungen Erfurter Studenten, hin und her gerissen zwischen Liebe, politischen Intrigen, einem starken Willen auf der einen und ebenso starken Zweifeln auf der anderen Seite. Langsam entwickelt er sich zum Revoluzzer, aus dem später der Reformator wird.
Was war er für ein Mensch - Martin L., noch ohne den ´großen´ Namen? Die wenigen bekannten historischen Fakten aufgreifend, nutzt das Musical die direkte und emotionale Wirkungsmöglichkeit des Genres, um eine eigene, teils fiktive Geschichte zu erzählen:
Martin, ein lebenslustiger und verliebter Student, zieht sich plötzlich in die Einsamkeit des Klosters zurück. Von dort aus beginnt er für seine Überzeugung zu kämpfen: Martin L. erklärt der Weltmacht Kirche den Krieg und wird selbst zum Spielball der Politik. Auf dem Weg zum Kaiser nach Worms gelingt es ihm, die Massen in bisher nie gesehener Weise zu begeistern. Nun ist er Störenfried und Retter in einem: Luther, der, politisch verfolgt, ins Exil auf die Wartburg fliehen und zusehen muss, wie seine Ideen missbraucht werden – bis hin zur Begründung für einen Krieg. Doch Martin Luther, der ´Showstopper der Weltgeschichte´, wie ihn Christoph Diekmann nannte, bleibt sich trotz aller Zweifel treu: ´Hier stehe ich und kann nicht anders!´"
(aus: Verlagsangaben von Felix Bloch Erben GmbH Co. KG, Berlin, 2021)
Kritiken
"Das laut Programmheft ´derzeit produktivste und erfolgreichste europäische Autorengespann´ arbeitet handwerklich sauber, aber eben nicht überzeugend. Ein Hit wird ´Martin L.´ nicht.
[...] Matthias Davids muss auf den Domstufen zwangsläufig ohne Schnürboden und Versenkungen auskommen, was ihm bestens gelingt. Seine Personenführung ist mustergültig, er nutzt alle Möglichkeiten, lässt die Cast immer wieder aus der Dunkelheit über Treppen, Stege, Türen, Nischen auftreten. Mal effektvoll als Mönchsprozession mit Kerzen in der Hand, dann wieder als Volk hoch oben am Dom.
[...] Ausstatter Knutz Hetzer greift die Domarchitektur auf. Für das Musical wurden 14 überdimensionale Nägel zwischen Mariendom und der Kirche St. Severin aufgerichtet. Der höchste Nagel misst 16 Meter. Sie sind scheinbar in die aufgesplitterte Treppe gerammt. Die Nägel erinnern an den Kreuztod Jesu, aber gleichzeitig auch an den Thesenanschlag Luthers und an eine Zeit, die tiefe Wunden in die Gesellschaft gerissen hat."
Marcus C. Leitschuh: Martin L., Grandiose Atmosphäre - prominente Besetzung - schwaches Stück. In: musicals, Das Musicalmagazin, Heft 132 August/September 2008, Seite 26-28.
"Man präsentiert dem thüringischen Publikum ´seinen´ Martin Luther in einem auch kommerziell erfolgreichen Musical-Sommerspektakel und hofft anschließend darauf, das Stück im gesamten deutschsprachigen Raum bei Staats- und Stadttheatern an den Mann bringen zu können.
Der Haken: ´Martin L.´ wird ohne Überarbeitung wohl kaum erfolgreich an anderen Spielorten laufen. Wiiks Buch krankt an vielem, zunächst an der vom Autor hinzugedichteten, viel zu langatmigen und vorhersehbaren Liebesgeschichte zu Beginn.
[...] Komponist Kverndokk mixt seine Partitur aus einer Fülle unterschiedlicher Stilrichtungen, zitiert Oper und Operette, bedient sich bei Claude-Michel Schönberg und Sylvester Levay, lässt Elemente aus der mittelalterlichen Kirchenmusik einfließen und verzichtet auch nicht auf hymnische Rocknummern. Viele Ideen sind für sich genommen richtig gut, das Liebesduett zwischen Luther und Ursula taugt gar als Ohrwurm, insgesamt entsteht aber ein konfuses, eher skizzenhaft wirkendes Potpourri. Eingängigkeit: meist Fehlanzeige."
Daniel von Verschuer: Martin L., Martin ist der Mann, er führt uns an! In: musicalzentrale, onlinemusicalmagazin, [ohne Datum].
Empfohlene Zitierweise
"Martin L.". In: Musicallexikon. Populäres Musiktheater im deutschsprachigen Raum 1945 bis heute. Herausgegeben von Wolfgang Jansen und Klaus Baberg in Verbindung mit dem Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. www.musicallexikon.eu
Letzte inhaltliche Änderung: 23. März 2021.